Sonntag, Juli 08, 2007

Das Wort zum Sonntag #21

Thema heute:
Theodizee & freier Wille

Die Theodizee, die bislang ungelöste Frage des Christentums, lautet in kurzer Form so:
Wenn es einen allgütigen, allmächtigen und allwissenden Gott gibt, warum gibt es dann das ganze Leid auf der Welt?

Die Frage ist berechtigt, denn es ergeben sich daraus folgende Widersprüche:
  • Gott weiß nichts von dem Leid, würde aber was dagegen unternehmen
    -> nicht allwissend
  • Gott weiß von dem Leid, kann aber nichts dagegen unternehmen
    -> nicht allmächtig
  • Gott weiß von dem Leid, will aber nichts dagegen unternehmen
    -> nicht allgütig
So, und jetzt kommt bei einigen Rettungsversuchen - deus ex machina - der "freie Wille" des Menschen ins Spiel, der Gott aus dem oben geschilderten Dilemma heraushelfen soll. Weil Gott uns einen freien Willen verpasst hat, ist so viel Leid in der Welt. Mal ganz abgesehen davon, dass es auch ohne menschliches Eingreifen zu Flutkatastrophen, Vulkanausbrüchen oder Erdbeben kommt und ein nicht unerhebliches Leid wird auch durch Parasiten, die der barmherzige Gott ja auch geschaffen haben soll, hervorgerufen wird, rettet ein freier Wille gar nichts, denn ein allwissender Gott hätte auch wissen müssen wozu der freie Wille führt.

Wenn am Anfang nur Gott dagewesen sein soll, so ist alles, wirklich alles, das Gute wie das Schlechte, das Glück und das Leid, alles ist auf seinem Mist gewachsen und er ist voll dafür verantwortlich. Jetzt im Nachhinein den Menschen verantwortlich zu machen, zeugt nicht nur von einer gewissen Feigheit, sondern auch von absoluter Verantwortungslosigkeit.

Meist besteht dann der letzte Strohhalm darin, alles ganz mysteriös zu machen und dass wir ja gar nicht verstehen würden, was hinter dem Geheimnis des Glaubens und letztendlich hinter Gott steckt. Doch darauf hat Sigmund Freud schon schon eine schöne Antwort gegeben, die ich nicht vorenthalten möchte:
Auch die Religion kann ihr Versprechen (des Glücks) nicht halten. Wenn der Gläubige sich endlich genötigt findet, von 'Gottes unerforschlichem Ratschluß' zu reden, so gesteht er damit ein, daß ihm als letzte Trostmöglichkeit und Lustquelle im Leiden nur die bedingungslose Unterwerfung geblieben ist. Und wenn er zu dieser bereit ist, hätte er sich den Umweg wahrscheinlich sparen können.

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