Montag, April 27, 2009

Damals beim Zipferlaken...

Der Zipferlake

Verdaustig war's, und glaße Wieben
rotterten gorkicht im Gemank.
Gar elump war der Pluckerwank,
und die gabben Schweisel frieben.

»Hab acht vorm Zipferlak, mein Kind!

Sein Maul ist beiß, sein Griff ist bohr.
Vorm Fliegelflagel sieh dich vor,
dem mampfen Schnatterrind.«

Er zückt' sein scharfgebifftes Schwert,
den Feind zu futzen ohne Saum,
und lehnt' sich an den Dudelbaum
und stand da lang in sich gekehrt.

In sich gekeimt, so stand er hier,
da kam verschnoff der Zipferlak
mit Flammenlefze angewackt
und gurgt' in seiner Gier.

Mit Eins! und Zwei! und bis auf's Bein!

Die biffe Klinge ritscheropf!
Trennt' er vom Hals den toten Kopf,
und wichernd sprengt' er heim.

»Vom Zipferlak hast uns befreit?

Komm an mein Herz, aromer Sohn!
Oh, blumer Tag! Oh, schlusse Fron!«
So kröpfte er vor Freud'.

Verdaustig war's, und glaße Wieben

rotterten gorkicht im Gemank.
Gar elump war der Pluckerwank,
und die gabben Schweisel frieben.

(Christian Enzensberger nach einem Original von Lewis Carroll)

Sonntag, April 26, 2009

Neulich beim Sieg der Vernunft...

Die Initiative für ein Wahlpflichtfach Religionsunterricht, das dem Ethikunterricht gleichgestellt wird und zwischen denen sich die Eltern / SchülerInnen entscheiden müssen, hat im Volksentscheid keine Mehrheit bekommen und ist damit abgelehnt worden.




(Bild geklaut beim Feuerbringer)

Freitag, April 24, 2009

Neulich bei der Realsatire...

Wie eine Satire liest sich dieser Artikel, welcher aber vollkommen ernst gemeint ist:

Die Einnahmen des Bundes
Nichts kommt von selbst. Straßen, Schulen, Arbeitslosengeld — alles kostet. Die Mittel muss sich der Staat bei Bürgern, Unternehmen und Organisationen besorgen. Die oberste Verpflichtung des Parlamentes: Dass es bei den Steuergesetzen so gerecht und nachvollziehbar wie eben möglich zugeht.
"Besorgen" ist in diesem Fall ein Pseudonym für "mit Gewalt nehmen" oder auch "rauben", "stehlen" oder "abpressen". Die "oberste Verpflichtung" scheint ebenfalls ein schlechter Witz zu sein, denn weder ist das deutsche Steuersystem gerecht (gibt es überhaupt ein "gerechtes" Steuersystem?), noch ist es nachvollziehbar - Stichwort hierzu: Steuerklassen, Mehrwertsteuer (7%, 19%) usw.usf.. Doch es geht ja noch weiter:

Größter „Brocken“ aus Sicht des Bundes ist die Umsatzsteuer. Sie funktioniert im Prinzip ganz einfach: Diese Steuer begleitet jedes Produkt, ganz gleich, wie oft es weiterverarbeitet oder veredelt wird, bis es vom Endverbraucher gekauft wird. Weil es von Stufe zu Stufe mehr an Wert gewinnt, wird die Steuer auch Mehrwertsteuer genannt.
Klar, warum nur einmal kassieren, wenn man sich blutegelartig an die gesamte Wertschöpfungskette hängen kann. Der letzte in der Kette (i.d.R. der Verbraucher, denn der Einzelhandel hat normalerweise die höchsten Aufschläge) hat dann wieder die Arschkarte gezogen, denn der Löwenanteil der MwSt. wird von diesem erbracht - alle anderen können nämlich gegenrechnen. Mit "gerecht" hat auch das nichts zu tun. Doch der Artikel ist ja noch nicht zu Ende:
Die Steuerschätzer dürfen nie vergessen, dass Steuern auch das Verhalten der Bürger lenken. Häufig setzt der Staat die Steuerschraube ein, um anderes zu bewirken als nur mehr Einnahmen. So freute sich die Gesundheitsministerin über eine wachsende Nichtraucherquote in der Folge höherer Tabaksteuer und die Drogenbeauftragte über einen sprunghaft wachsenden Konsumverzicht von Jugendlichen bei den sogenannten Alcopops durch eine drastische Besteuerung.
Abgesehen davon, dass hier ganz unverblümt davon gesprochen wird, was man seitens der Politik wirklich will, nämlich Leuten mit DaumenSteuerschrauben zu etwas zu zwingen, freut sich die Gesundheitsministerin zu früh. Raucher beanspruchen das Gesundheitssystem weniger als Nichtraucher. D.h. das nächste, was nach der erhöhten Tabaksteuer angepasst werden muss, sind die Krankenkassenbeiträge... und zwar nach oben, weil Mdm. Schmidt in ihrer gesundheitlichen Allmachtsphantasie wieder nicht bis 3 zählen kann. Und wenn die Jugendlichen halt keine Alcopops mehr kaufen können (oder wollen), dann trinken sie halt wieder Bier oder besorgen sich den Schnaps aus dem Supermarkt - Prohibition soft also.

Letztlich werden auch noch ein paar Zahlen geliefert, die deutlich aufzeigen, wohin das Ganze gehen soll:
In den ersten 50 Jahren der deutschen Nachkriegsgeschichte finanzierte sich der Bund mehr aus direkten Steuern (wie der Einkommensteuer) als aus indirekten Steuern (wie der Umsatzsteuer). 1950 betrug dieses Verhältnis 50,6 zu 49,4 Prozent (5,3 zu 5,2 Milliarden Euro). 1989 war das Verhältnis auf 59,5 zu 40,5 Prozent (159,5 zu 121,6 Milliarden Euro) auseinander gedriftet.
In nicht ganz 40 Jahren hat der Staat seinen Diebstahl so verfeinert, dass sich die Einnahmen verdreißigfacht (!) haben.

Dabei ist das Problem offensichtlich: so wie es die Aufgabe des Bäckers ist, Brote zu produzieren, so ist es die Aufgabe des Sozial- oder Wohlfahrtsstaats, Wohlfahrtsempfänger zu produzieren. Fehlten diese nämlich und ginge es allen Leuten einigermaßen gut, so würde die Berechtigung für diese gigantische Umverteilungsmaschine wegfallen.

Montag, April 20, 2009

Neulich bei der Buskampagne...

Wie man z.B. in diesem Artikel sehen kann, sträuben sich die deutschen Verkehrsbetriebe atheistische Werbung an oder in ihren Fahrzeugen anzubringen.


Um so ärgerlicher, wenn man dann z.B. gestern mit so einem Scheiß in der Hamburger U-Bahn belästigt wird:

Sonntag, April 12, 2009

Neulich bei den Länderspielen...

Youtube zensiert jetzt anscheinend auf Länderebene. Nicht dass das jemanden davon abhalten könnte die Videos zu sehen, nein, es ist lediglich ein höherer Aufwand nötig. Seltsam irgendwie, dass man aus dem dritten Reich und zig Diktaturen, welche immer als erstes dazu übergehen, freie Meinung zu verbieten oder einzuschränken, nichts gelernt hat.

Samstag, April 11, 2009

Neulich bei den Zynikern...

Also ich stelle mir mal so vor, mein ganzes Hab und Gut ist gerade bei einer Naturkatastrophe draufgegangen, die halbe Familie ist gestorben und ich überlege mir jetzt, was ich am dringendsten brauche bzw. was man am ehesten spenden sollte. Daraus erstelle ich dann eine Liste in der Reihenfolge der Wichtigkeit. An welcher Stelle käme dann wohl das da:


Doch letztendlich hat er nicht nur Trost gespendet - hätte mich ja auch gewundert:

Difficile est satiram non scribere.

Sonntag, April 05, 2009

Neulich in Nordhessen...

Man erfährt gerade aus spiegel-online:
Vater schlug mit Hammer auf seine schlafenden Kinder ein

Familiendrama in Nordhessen: Ein geschiedener Vater hat versucht, seine drei kleinen Kinder im Schlaf mit einem Hammer zu erschlagen. Der drei Jahre alte Junge und seine fünf und sieben Jahre alten Schwestern erlitten lebensgefährliche Kopfverletzungen.

Jedoch sucht man jetzt vergebens den hessischen Innenminister Volker Bouffier, der die gefährlichen Tötungstrainingssoftware wie Super Mario Bros. u.ä. auf eine schwarze Liste setzen will und die Softwarehersteller dazu auffordert, derartige Killerspiele doch in Zukunft nicht mehr zu produzieren. Wieso sieht hier niemand das Offensichtliche??

Freitag, April 03, 2009

Neulich in London...

(für Anonym aus Österreich:
"Wissenschaft fliegt dich zum Mond
Religion fliegt dich in Gebäude)

Mittwoch, April 01, 2009

Neulich bei den bayrischen Betonschädeln...

Wie aus der Pressemitteilung des bayrischen Innenministeriums hervorgeht, hat sich ein weiterer merkbefreiter Politiker zu Computerspielen geäußert - und zwar der bayrische Innenminister Joachim Herrmann - was sich wie ein Aprilscherz anhört, aber offensichtlich ernst gemeint ist:

"Ich fordere die Computerspielbranche auf, den schönen Worten endlich Taten folgen zu lassen und auf Herstellung und Vertrieb von Killerspielen in Deutschland freiwillig zu verzichten. Killerspiele gehören bislang zu den intensiv beworbenen Hauptumsatzträgern der Branche. Mit derartiger Tötungstrainingssoftware, die zum Beispiel von der US-Army zur Vorbereitung von Soldaten auf Kampfeinsätze verwendet wird, dürfen in Deutschland keine Geschäfte mehr gemacht werden."

Selbst wenn die Software nicht mehr in .de produziert würde (was sie meines Wissens eh nicht wird) und auch nicht vertrieben würde, so bestehen doch (der EU sei dank) genügend Möglichkeiten dies auch über das Ausland zu besorgen - d.h. eine derartige Forderung ist nicht nur hirnrissig, sondern geht auch an der Realität vorbei.

Interessant auch, dass man private "Killerspiele" verbieten will, aber bei den globalen Killerspielen seitens der Politiker immer brav mitmischt. Sei es "nur" durch Waffenverkäufe oder aber durch Entsendung von Truppen. Doch der Schwachsinn hat, wenn es nach dem bayrischen Innenministerium geht, noch kein Ende gefunden... weiter steht da:

Für Herrmann ist es wissenschaftlich klar erwiesen, dass der andauernde Konsum derartiger Spiele, in denen Gewalt und Brutalität anders als bei Filmen aktiv ausgeübt und gesteuert wird, die Gewaltbereitschaft fördert und die Fähigkeit, Mitleid zu empfinden, verkümmern lässt. "Damit sind derartige Spiele eine der Ursachen für die erschreckende Jugendgewalt und auch für Amokläufe, in den Szenen aus Killerspielen in die Realität übertragen werden."

Soso, für Herrn Herrmann ist es also "wissenschaftlich klar erwiesen", was dem geübten Leser aber nur zeigt, dass man als bayrischer Innenminister keine Ahnung von Wissenschaft haben muss und anscheinend auch sonst nicht viel auf der Pfanne, denn seine "Schlussfolgerungen" sind nichts als billige Agitation. Doch der Tiefpunkt ist leider immer noch nicht erreicht:

"Immer mehr Kinder und Jugendliche versinken täglich stundenlang in dieser virtuellen Gewaltwelt. Für Schule und Ausbildung haben sie keine Zeit mehr und drohen, so für unsere Gesellschaft verloren zu gehen. Leider habe viele Eltern überhaupt keine Vorstellungen davon, welchen dauerhaften Schaden ihre Kinder hier nehmen." Killerspiele widersprechen dem Wertekonsens unserer auf einem friedlichen Miteinander beruhenden Gesellschaft und gehören geächtet. In ihren schädlichen Auswirkungen stehen sie auf einer Stufe mit Drogen und Kinderpornografie, deren Verbot zurecht niemand in Frage stellt.

Das einzige, was imho geächtet gehört, sind "christlich-soziale" Politiker, die meinen, sie müssten ihr verschrobenes Weltbild mittels Fehlschlüssen oder Scheinargumenten allen anderen Menschen als das Nonplusultra aufs Auge zu drücken. Interessant auch, dass der, der gegen "Killerspiele" eine Hetzjagd entfachen möchte, selbst in einer katholischen Studentenverbindung war und Hauptmann der Reserve ist, also dem echten Töten unter staatlicher Pseudo-Legitimation. Wasser predigen und Blut saufen - oder wie muss ich das verstehen, Herr Herrmann? Schön, dass Sie dem politischen Schwachsinn wieder ein Gesicht gegeben haben.

"Wenn man keine Ahnung hat: einfach mal Fresse halten!"
(Dieter Nuhr)