Dienstag, Juli 23, 2019

Neulich beim Kindersitzen...

Der Fahrradhelmproblematik hatte ich ja einigen Raum eingeräumt und mich damit auch eingehender beschäftigt. Umso erschreckender ist es, wenn man den Ausführungen dieses TED-Talks folgt:



Gesetzt den Fall, dass das so stimmt, dann hat uns die Kindersitzindustrie (mit Hilfe der Politik) über die letzten Jahr(zehnt)e etliche Millionen Euro für eine gefühlte Sicherheit raus geleiert, die mit Sicherheit aber eines geschafft hat, nämlich die Kindersitzproduzenten vor der Armut zu bewahren. Mit teilweise bis zu 700 Öcken teuren Modellen müssen die Erziehungsberechtigten ihre Fahrzeuge ausstatten, da ansonsten staatlicherseits ein saftiges Bußgeld droht (denn wenn man nicht glaubt, dann muss man halt Buße tun - logisch oder?).

Wie man hier sehen kann, übersteigen die Anzahl der Verkäufe an Kindersitzen die der Kinderwagen ca. um den Faktor 3 (2,3 Mio Kindersitze vs. knapp 800.000 Kinderwagen), d.h. Eltern kaufen 3x so viele Kindersitze wie Kinderwagen. Das hat v.a. zwei Gründe. Der eine ist, dass Kinder so ab 3-5 Jahren keinen Kinderwagen mehr benötigen. Der andere ist, dass "Kinder bis zum vollendeten 12. Lebensjahr, die kleiner als 150 cm sind" (§21 1a StVO), nur dann mitgenommen werden dürfen, wenn geeignete Rückhaltevorrichtungen vorhanden sind. D.h. man hat hier mittels einer wenig bis schlecht begründeten Gesetzgebung (der Kindersitz sieht zwar sicher aus, aber gem. der obigen Darstellung ist er in etwa gleichwertig zu normalem Anschnallen) eine Gelddruckmaschine geschaffen, über die sich die Produzenten noch so lange freuen werden, solange es Autos gibt...

Mittwoch, Juli 17, 2019

Gerade beim Kommissionieren...

Aus aktuellem Anlass mal ein schneller Einwurf. Wie man hier lesen kann, hat es ja Zensursula in die Europäische Kommission geschafft bzw. ist jetzt Präsidentin derselben. Parallel ist dann natürlich der Posten des/der Verteidigungsministers/in vakant, welcher, wie hier zu lesen ist, von AKK (nicht zu verwechseln mit AKW! außer vielleicht der Frisur...) ausgefüllt wird.

Das lässt für mich natürlich folgende Schlussfolgerungen zu:
Scheinbar befähigt einen ein abgeschlossenes Studium der Politik- und Rechtswissenschaften auf dem Gebiet der Landesverteidigung kompetent zu sein, obwohl man sonst eigentlich sein ganzes Leben in der Politik verbracht.
Scheinbar befähigt ein skandalumwittertes Engagement im Verteidigungsministerium dazu, sich für die Spitze der EU zu qualifizieren.

Der Basislohn eines EU-Kommissars beträgt 112,5 % des höchsten EU-Beamten (Grad 16), 19.909,89 Euro im Monat ohne Zulagen. Der Präsident erhält 138 % (24.422,80 Euro), Vizepräsidenten 125 % (22.122,10 Euro) und Hohe Vertreter 130 % (23.006,98 Euro). (siehe hier)
 Mich erinnert das fatal an den Spruch, dass ein Experte jemand ist, der immer mehr und mehr von immer weniger und weniger weiß, bis er zum Schluss alles von nichts weiß, wohingegen ein Politiker jemand ist, der immer weniger und weniger von immer mehr und mehr weiß, bis er zum Schluss nichts von allem weiß...

Montag, Juli 15, 2019

Neulich in Alabama...

Zum Thema Abtreibung habe ich ja wahrlich genug verfasst.

Erwähnenswert an dieser Stelle sei lediglich der Sachverhalt (der in diesem bezahl-Artikel des Spiegels dargelegt ist) den ich hier kurz zusammenfassen möchte:

Alabama hat sein Gesetz gegen Abtreibung verschärft (u.a. können einem Arzt der diese vornimmt 99 Jahre Haft drohen) mit dem Hintergedanken, dass dieses Gesetzt, das im übrigen im Gegensatz zu der Supremecourt Entscheidung Roe v. Wade auf Bundesebene steht, dann eben auch in nächster Zeit im Supremecourt entschieden wird. Hierin steckt die Hoffnung, dass die beiden konservativen, von Donald Duck Trump eingesetzten Richter eine Entscheidung gegen Abtreibung fällen werden.

Das Erschreckende ist, dass dies auch durchaus noch Erfolg haben könnte, was wiederum bedeutet, dass Frauenrechte mit Füßen getreten werden - aber hier haben wir Herren der Schöpfung ja schon eine jahrtausendealte Tradition.

Wenn man sich dann noch diesen Artikel im katholischen Witzblättchen anschaut, dann bekommt man langsam ein Gefühl dafür, wie "fake News" entstehen. Hier sprechen sie davon, dass "Immer mehr US-Bürger […] pro-life" seien, jedoch zeigt fowid, dass es sich bei diesem Statement um nichts anderes als Schönfärberei handelt. Die Zahl der Befürworter und Gegner sind in den USA in den letzten 25 Jahren erstaunlich stabil. Somit lese ich daraus, dass zwar im letzten Vierteljahrhundert etliche Ewiggestrige weggestorben sind, aber in den USA hier steter Nachschub besteht.
"Die Männer verbieten die Abtreibung im Allgemeinen, akzeptieren sie aber im Einzelnen als eine bequeme Lösung. Sie können es sich leisten, sich mit leichtfertigem Zynismus zu widersprechen, aber die Frau spürt diese Widersprüche in ihrem Fleisch." - Simone de Beauvoir

Montag, Juli 08, 2019

Neulich beim beitragen können...

Frage nicht, was Deine Medien für Dich tun können, frage lieber, was Du zu ihnen beitragen kannst... Dieses paraphrasierte Kennedy-Zitat bildet imho ganz sinnig ab, wie sich die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (ÖR) gerieren, ist doch fast all das, was ich schon hier vor 13 Jahren geschrieben habe eingetreten.

Man hat mittlerweile die "freie Wahl" einen festen Wohnsitz zu haben und den ÖR zwangsweise zu bezuschussen oder man ist obdachlos und zahlt nichts. Die Gebühr... pardon... der Beitrag hat steuerlichen Charakter, d.h. Grundsteuer oder Rundfunkbreitrag lassen sich von einem Außenstehenden nicht wirklich unterscheiden. Auch ist die Frage, was eigentlich eine Grundversorgung sei, niemals erschöpfend beantwortet worden.

Doch eines der ad nauseam angeführten Argumente ist die "Unabhängigkeit". Ohne eine von der Politik unabhängige Finanzierung des ÖR könnte dieser nicht kritisch berichten, sondern wäre (wenn werbefinanziert) von den Werbekunden abhängig und würde diese schonen oder (wenn steuerfinanziert) von der Politik abhängig und schonte eben diese. Schön, dass man mit einer unabhängigen Finanzierung dann quasi machen kann, was man will - im Fall von ARD und ZDF bedeutet das, einfach alle mal zu schonen. Kritische Berichterstattung muss man mit der Lupe suchen, tendenziöse, weichgespülte und unterschwellig meinungsbildende Formate findet man an jeder Ecke.

So wie man es in einer Partei zu nichts bringt, wenn man nicht "linientreu" ist, so hat man auch im ÖR keine Chance, wenn die Schere im Kopf nicht groß genug ist, eine ausreichende Vorzensur zu betreiben (die natürlich nicht so genannt werden darf). Wenn man jetzt noch Carsten Frerks Buch im Hinterkopf hat und sich dann den Bayrischen Rundfunkrat anschaut, dann wundert man sich eigentlich über gar nichts mehr. Die Politik ist kirchengesteuert (oder wenigstens stark beeinflusst) und das Fernsehen politikgesteuert (oder wenigstens stark beeinflusst).

Den Bayrischer Rundfunkrat in seiner ganzen Pracht kann man hier bestaunen. Wichtiger aber noch die Zugehörigkeit der Mitglieder. Der Einfachheit halber, habe ich mich auf die Bereiche Politik und Religion bzw. Kirche beschränkt. Auch Muslime oder Juden zähle ich zur Fraktion der Gläubigen. Sollte ein Vertreter ein offensichtliches tendenziöses Amt Innehaben (z.B. Marcel Huber, der als Politiker noch Vorsitzender des "Katholischen Männervereins Tuntenhausen" (difficilam est, satiram non scribere…) ist), so bringt das natürliche eine Stimme auf der einen und anderen Seite. Nicht berücksichtigt habe ich die persönlichen Glaubensvorstellungen, selbst wenn sie angegeben waren. Zum Schluss sehen wir folgendes Ergebnis:

Politiker oder der Politik nahestehende Mitglieder: 37
Vertreter der Glaubensfraktion oder dieser nahestehend: 10
Mitglieder ohne eindeutige Zuordnung: 9

D.h. bei 50 Mitgliedern beobachtet man eine extreme Schlagseite seitens der Politik (74%), wohingegen sich die Glaubensfraktion zumindest offiziell nicht allzu stark vertreten ist (20%). Lediglich knapp 20% konnte ich keinem Lager zuweisen, was jedoch bedeutet, so sich Kirche und Staat einig sind, diese immer mit 80% dagegen halten können. Eine unabhängige vierte Gewalt in Form der ÖR kann ich nicht erkennen. Damit das nicht allzu trocken wird, hier noch ein kleiner Clip dazu:


Man kann jetzt natürlich einwenden, dass der ÖR nicht alles ist und dass es doch jede Menge private Sender und Print-/Onlinemedien gäbe, jedoch möchte ich an dieser Stelle Volker Pispers zu Wort kommen lassen...

Mittwoch, Juli 03, 2019

Neulich beim Gruseln...

Wer kennt es nicht, dieses Gefühl gruseligen Schauderns, das einen z.B. bei einem gut gemachten Horrorfilm überfällt. Oder auch bei Filmen wie "Fight Club" oder "Inception", die zum Schluss noch einen schönen Twist in die Geschichte bringen, so dass man das gerade Gesehene noch einmal hinterfragen zu müssen glaubt.

Ein vergleichbarer Grusel befällt einen, wenn man Carsten Frerks Buch "Kirchenrepublik Deutschland - Kirchlicher Lobbyismus" liest. Viele irreale Verschwörungstheorien bzgl. "Lügenpresse" oder ähnlichen, unbegründeten Behauptungen verblassen gegen die real existierende Einflussnahme auf politischer Ebene v.a. durch die beiden Großkirchen. Hatte man diesen (zumindest von meiner Seite) immer schon das Übelste unterstellt, so ist das tatsächliche Ausmaß der Einflussnahme wahrlich angsteinflößend.

Akribisch hat Carsten Frerk hier auf Bundes- und Landesebene all die Fakten zusammengetragen, die letztlich keinen anderen Schluss zulassen, als dass jedes Gesetz, jede Regelung nur dann Erfolg haben kann, wenn es auch das Plazet der beiden Kirchen erhält. Auf Bundes- wie Landesregierungen wird eindrücklich Einfluss genommen, wobei diese Art von Lobbyismus noch nicht einmal offengelegt werden muss. Wen wundert es da noch, dass man sich in Deutschland mit dem selbst bestimmten Sterben so schwer tut, wohingegen Länder wie die Niederlande oder die Schweiz schon vernünftige Regelungen geschaffen haben. Wen wundert es noch, dass die Zahlungen staatlicherseits an die Kirchen nicht eingestellt werden (Forderungen die teilweise 200 Jahre alt sind), wenn doch diejenigen, die diese Zahlungen abstellen könnten mit denjenigen, die dagegen intervenieren zusammen im Beichtstuhl sitzen, Empfänge besuchen, von der Politik in kirchliche Unternehmungen wechseln und umgekehrt - kurz, mich wundert seit der Lektüre nichts mehr. Deutschland ist massiv mit kirchlicher Einflussnahme durchseucht und Carsten Frerks großer Verdienst in dieses Hinsicht ist, dass dies nun schwarz auf weiß veröffentlicht ist.

Vergleichbar minutiös wie in seinen Büchern zum Finanzwesen der Kirchen bzw. deren caritativen Einrichtungen stellt Carsten Frerk auch hier die Verflechtungen zwischen Politik und Kirche dar. Das bedingt - und das ist imho die einzige Schattenseite des Buches - dass die Ausführungen über manche Strecken trocken wirken. Nur ist die Beweisaufnahme in einem Gerichtsprozess, mit dem man das hier durchaus vergleichen könnte, nun auch nicht gerade eine Ausgeburt an sprühender Phantasie und Kurzweil. Es muss halt erst mal (um mit Augstein zu sprechen) "gesagt werden, was ist". Und diese Klüngelei, fast schon Vetternwirtschaft, ist über Jahre gewachsen und kann per se nicht in 5 Sätzen dargestellt werden.

Fazit: Wer keine oder wenig (kirchenkritische) Sachbücher liest, sollte vielleicht eher die Finger davon lassen (und sich eher mal "Kirche im Kopf" zu Gemüte führen). Wer aber die Büchse der Pandora öffnen möchte, wer erfahren möchte, wie stark religiöses Denken die Geschicke der Bundesrepublik prägt, der kommt an diesem Buch nicht wirklich vorbei.

7,5 von 8 möglichen Punkten