Montag, Juli 08, 2019

Neulich beim beitragen können...

Frage nicht, was Deine Medien für Dich tun können, frage lieber, was Du zu ihnen beitragen kannst... Dieses paraphrasierte Kennedy-Zitat bildet imho ganz sinnig ab, wie sich die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (ÖR) gerieren, ist doch fast all das, was ich schon hier vor 13 Jahren geschrieben habe eingetreten.

Man hat mittlerweile die "freie Wahl" einen festen Wohnsitz zu haben und den ÖR zwangsweise zu bezuschussen oder man ist obdachlos und zahlt nichts. Die Gebühr... pardon... der Beitrag hat steuerlichen Charakter, d.h. Grundsteuer oder Rundfunkbreitrag lassen sich von einem Außenstehenden nicht wirklich unterscheiden. Auch ist die Frage, was eigentlich eine Grundversorgung sei, niemals erschöpfend beantwortet worden.

Doch eines der ad nauseam angeführten Argumente ist die "Unabhängigkeit". Ohne eine von der Politik unabhängige Finanzierung des ÖR könnte dieser nicht kritisch berichten, sondern wäre (wenn werbefinanziert) von den Werbekunden abhängig und würde diese schonen oder (wenn steuerfinanziert) von der Politik abhängig und schonte eben diese. Schön, dass man mit einer unabhängigen Finanzierung dann quasi machen kann, was man will - im Fall von ARD und ZDF bedeutet das, einfach alle mal zu schonen. Kritische Berichterstattung muss man mit der Lupe suchen, tendenziöse, weichgespülte und unterschwellig meinungsbildende Formate findet man an jeder Ecke.

So wie man es in einer Partei zu nichts bringt, wenn man nicht "linientreu" ist, so hat man auch im ÖR keine Chance, wenn die Schere im Kopf nicht groß genug ist, eine ausreichende Vorzensur zu betreiben (die natürlich nicht so genannt werden darf). Wenn man jetzt noch Carsten Frerks Buch im Hinterkopf hat und sich dann den Bayrischen Rundfunkrat anschaut, dann wundert man sich eigentlich über gar nichts mehr. Die Politik ist kirchengesteuert (oder wenigstens stark beeinflusst) und das Fernsehen politikgesteuert (oder wenigstens stark beeinflusst).

Den Bayrischer Rundfunkrat in seiner ganzen Pracht kann man hier bestaunen. Wichtiger aber noch die Zugehörigkeit der Mitglieder. Der Einfachheit halber, habe ich mich auf die Bereiche Politik und Religion bzw. Kirche beschränkt. Auch Muslime oder Juden zähle ich zur Fraktion der Gläubigen. Sollte ein Vertreter ein offensichtliches tendenziöses Amt Innehaben (z.B. Marcel Huber, der als Politiker noch Vorsitzender des "Katholischen Männervereins Tuntenhausen" (difficilam est, satiram non scribere…) ist), so bringt das natürliche eine Stimme auf der einen und anderen Seite. Nicht berücksichtigt habe ich die persönlichen Glaubensvorstellungen, selbst wenn sie angegeben waren. Zum Schluss sehen wir folgendes Ergebnis:

Politiker oder der Politik nahestehende Mitglieder: 37
Vertreter der Glaubensfraktion oder dieser nahestehend: 10
Mitglieder ohne eindeutige Zuordnung: 9

D.h. bei 50 Mitgliedern beobachtet man eine extreme Schlagseite seitens der Politik (74%), wohingegen sich die Glaubensfraktion zumindest offiziell nicht allzu stark vertreten ist (20%). Lediglich knapp 20% konnte ich keinem Lager zuweisen, was jedoch bedeutet, so sich Kirche und Staat einig sind, diese immer mit 80% dagegen halten können. Eine unabhängige vierte Gewalt in Form der ÖR kann ich nicht erkennen. Damit das nicht allzu trocken wird, hier noch ein kleiner Clip dazu:


Man kann jetzt natürlich einwenden, dass der ÖR nicht alles ist und dass es doch jede Menge private Sender und Print-/Onlinemedien gäbe, jedoch möchte ich an dieser Stelle Volker Pispers zu Wort kommen lassen...

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