Ok, wir sollten zunächst klären, worüber wir sprechen. Hier die Definition von Agnostizismus (geklaut von wikipedia):
Agnostizismus [...] ist die philosophische Ansicht, dass Annahmen – insbesondere theologische, die die Existenz oder Nichtexistenz einer höheren Instanz, beispielsweise eines Gottes, betreffen – ungeklärt oder nicht klärbar sind.
Ich werde im Folgenden darlegen, warum Agnostizismus im Prinzip Schwachsinn ist und wir aufhören sollten uns selbst in die Tasche zu lügen.
Ich selbst bin Atheist, d.h. für mich ist die naturwissenschaftliche Erklärung der Welt ausreichend, ich muss nicht noch zusätzliche Einhörner oder Kobolde dazuerfinden, damit es für mich angenehmer wird. Nichtsdestotrotz lasse ich mich gerne vom Gegenteil überzeugen. Wenn jemand stichhaltige Beweise oder Belege für die Existenz (s)eines Gottes (oder Einhorns) vorlegen kann und mir schlüssig darlegen kann, warum sich die Welt mit seinem Einhorn besser erklärt als ohne, so bin ich gerne bereit mich "bekehren" zu lassen.
Ich bin zwar auch der Ansicht, dass die Existenz einer höheren Instanz (noch) "ungeklärt oder nicht klärbar" ist, mit dem was mir bislang aufgetischt wurde, hat das aber nichts mit einer unklärbaren höheren Instanz zu tun. Faktisch haben wir nur Behauptungen (z.B. es gäbe einen Gott) oder man habe mit ihm gesprochen (natürlich nur im Geiste, damit keiner mithören kann) oder man habe von ihm inspirierte oder selbstgeschriebene Bücher, die aber interessanterweise nur genau das Wissen der damaligen Zeit beinhalten und manchmal noch nicht mal das.
Somit stehe ich dem, was man mir bislang präsentiert hat, ablehnend gegenüber - ich brauche diese durchschaubaren Erklärungsversuche nicht und bin lieber Atheist als irgendeinem arbeitslosen Zimmermann oder einem Kopfwindelträger mit pädophilen Neigungen hinterherzurennen.
Wenn wir jetzt den Weihnachtsmann (oder das Christkind) betrachten. Hier handelt es sich offensichtlich auch um eine höhere Entität (wie sonst könnte er all die Geschenke ausliefern?), deren Existenz oder Nichtexistenz ungeklär oder nicht klärbar ist. Warum also sind wir nicht alle Weihnachtsmannagnostiker? Weil unsere Eltern zugegeben habe, dass sie uns verarscht haben? Was ist mit den Kindern, deren Eltern sie nie aufgeklärt haben, weil sie z.B. durch einen Unfall ums Leben kamen? Bleiben diese Kinder dann Weihnachtsmannagnostiker bis ins hohe Alter?
Wir verlieren den Glauben an den Weihnachtsmann, weil es ab einem gewissen Alter keinen Sinn mehr ergibt und mit der Welt nicht in Einklang zu bringen ist. Kinder lassen sich noch mit studentischen Hilfskräften, die man als Nikolaus verkleidet, verarschen, aber ab einem gewissen Reifegrad erübrigt sich das. Warum? Der Glaube an Satan Claus erklärt die Welt nicht besser. Im Gegenteil, es wirft etliche Fragen auf, zu denen die Santaclausiologen auch keine Antwort haben (wie schafft er es gleichzeitig Geschenke an Millionen Kinder zu verteilen? Wieso vergisst er so viele Kinder in Afrika? Ist es ihm dort zu heiß? usw.usf.). D.h. sobald konkrete und messbare (er kommt durch den Kamin!) Tatsachen behauptet werden, fällt diese Lüge in sich zusammen.
Das gleiche würde auch mit der Religion und deren behaupteten Göttern passieren, wenn, ja wenn zum einen diese frühkindliche Indoktrination nicht wäre. Und zum anderen sich Gott nicht immer genau dann irgendwie verbirgt, wenn es mal konkret wird, wenn mal Butter bei die Fische gebracht werden müssen. So weiß man ganz genau, dass der Gehirntumor nur mit Gottes Hilfe (und nicht mit der Chemotherapie) geheilt wurde, wohingegen ein beherztes Eingreifen bei dem schrecklichen Attentat an Ann-Marie Kürath wohl zu viel verlangt war. Wo war denn Gott damals? Oder haben Jahwe und Allah eins ausgefochten und letzterer hat gewonnen?
Wir lassen uns mit derlei Bullshit abspeisen und leisten dem auch noch Vorschub, indem man daraus eine "agnostische" Haltung rechtfertigt. Wenn man die Frage "Glaubst du an den Weihnachstmann? Ja oder nein?" eindeutig beantworten kann, so kann man dies in gleicher Weise mit Allah, Jahwe oder Fitzliputzli.
Wir hätten ja auch viel zu tun, wenn wir gegenüber allen 3.000 Göttern agnostisch wären, die sich die Menschheit bis jetzt ausgedacht hat. Und ja, Allah und Jahwe gehören da genauso dazu und unterscheiden sich durch nichts von Thor, Zeus oder Ometeotl.
Agnostizismus ist die Haltung ohne Arsch in der Hose. Das wasch-mich-aber-mach-mich-nicht-nass-Glaubensbekenntnis, es ist eine Nullhaltung, weil sie für nichts steht und auf alles angewandt werden kann - wie z.B. auf den Weihnachtsmann.
"Rather than say he's an atheist, a friend of mine says, 'I'm a tooth fairy agnostic,' meaning he can't disprove God but thinks God is about as likely as the tooth fairy."
Richard Dawkins
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