Sonntag, November 24, 2019

Das Wort zum Sonntag #66

Thema heute: Gut & Böse

Wer mag es nicht, diese Geschichten oder Filme in denen die Rollen klar verteilt sind. Gut gegen Böse, moralisch gegen unmoralisch und am besten gewinnt zum Schluss "das Gute". Ok, evtl. etwas zu langweilig für den heutigen Geschmack... der Gute/die Gute ist nicht mehr zu 100% gut (aber zu 80%) und kommt in der Geschichte/dem Film an einen Punkt an dem er/sie "das Richtige" machen muss - was er/sie dann auch tut. Klar ist es toll, wenn man als Wonder Woman, Super- oder Spiderman die Welt retten, aber die Probleme mit der gut/böse Bewertung fangen schon im Kleinen an.

Schauen wir uns mal folgende Szenarien an:

A:
Ich kann einem Kind
  1. eine Ohrfeige geben
  2. über die Wange streichen
1) ist in diesem Fall offensichtlich die böse Tat, wohingegen 2) die gute, die zu präferierende Handlungsalternative darstellt.

B:
Ich kann einem schlafenden Kind
  1. eine Ohrfeige geben
  2. über die Wange streichen
  3. seinen Schlaf gönnen und es in Ruhe lassen
Offensichtlich ist jetzt Handlungsalternative 3) besser als die beiden anderen.

C:
Ich kann einem schlafenden Kind in einem brennenden Haus
  1. eine Ohrfeige geben und es damit aufwecken um es zu retten
  2. über die Wange streichen
  3. seinen Schlaf gönnen und es in Ruhe lassen
In diesem konstruierten Fall, wäre ggf. 1) die bessere Alternative.

Was ich damit aufzeigen will ist, dass schon kleine Änderungen der Eingangsparameter zu anderen Ausgangsparametern bzw. anderen ethischen Bewertungen führen kann. Im Fall C wäre es ggf. strafbar wegen unterlassener Hilfeleistung, wohingegen in Fall A ein anderer Strafrechtsparagraph (Gewalt gegen Kinder) zur Anwendung käme.

Es ist schon schwer genug, mit einer modernen Gesetzgebung dagegen anzukämpfen und diese so gerecht wie möglich zu gestalten, quasi unmöglich ist es, diese, ohne exegetische Verrenkungen, aus alten Büchern über irgendwelche eingebildete Götter herzuleiten. Entweder man landet dann auf Allgemeinplätzen wie "du sollst nicht töten" (was jedem unmittelbar einleuchtet, für das es aber auch etliche Ausnahmen gibt wie z.B. finaler Rettungssschuss, Notwehr, militärischer Konflikt) oder in irgendeinem Mikromanagement, das heute aus der Zeit gefallen ist (Essens- und Sabbat-Vorschriften des Judentums, Verdammung der Homosexualität usw.). Wie belastbar können auch solche Vorgaben in einer sich stetig ändernden Welt sein? 

Weil es kein Schwarz oder Weiß gibt, weil niemand hier auf der Erde die Moral für sich gepachtet hat und alle Wertvorstellungen oder ethischen Verhaltensweisen immer einen Konsens darstellen, der sich aus dem aktuell besten Wissen herleitet (und nicht aus dem aktuell vorherrschenden Glauben!) und der argumentativ erstritten werden muss, deswegen kann es keinen moralischen Leitfaden geben, der sich ausschließlich aus einem alten Buch herleitet.

Unsere Handlungen müssen auch immer vor uns selbst auf den Prüfstand gestellt werden. Nicht irgendein Gott hat die Sklaverei abgeschafft, sondern wir als Menschheit haben diese (zumindest auf dem Papier) geächtet. Nicht irgendein Gott hat für die Gleichberechtigung der Frauen gestritten, sondern die Frauen selbst haben das getan - angesichts der schreienden Ungerechtigkeit, die 2000 Jahre Bibelgläubigkeit in Europa hinterlassen hat. Die UN Menschenrechtskonvention wurde nicht von einem religiösen Spinner aufgeschrieben oder durch irgendein Medium von einem Gott diktiert, sondern wir Menschen haben dies auf Grund unseres Intellekts geleistet.

Wir sind heute bedeutend weiter, als es die angeblichen Götter in ihren Schriften je waren und wir sollten uns das nicht mehr von irgendwelchen reaktionären Gottesfürchtigen kaputt machen lassen, deren einzige Argumentationsgrundlage zirkuläre Logik und ein altes Buch ist.
Das Gute, dieser Satz steht fest,
ist stets das Böse, das man lässt.
(Wilhelm Busch)

Mittwoch, November 20, 2019

Neulich im Quark...

Der Quantenquark hat einen, imho sehr lesenswerten, Artikel veröffentlicht, der mit dem Argument aufräumt, mit Impfungen würde die böse Pharmaindustrie nur Reibach machen wollen:

[…] Bei 80 Millionen Einwohnern ergäbe das einen Gesamtumsatz mit allen Impfstoffen von 2,4 Milliarden Euro im Jahr. Ich habe diese Zahl nicht gegenrecherchiert, aber ich bin mir sicher, diese Abschätzung ist noch zu hoch. 2,4 Milliarden Euro klingt nach einem Haufen Geld, aber wenn man bedenkt, dass allein die gesetzlichen Krankenversicherungen in diesem Jahr rund 40 Milliarden Euro für Arzneimittel ausgeben werden, wozu ja noch die privaten Versicherungen und die Selbstzahler kommen, wird deutlich, dass die Pharmaindustrie, wenn sie uns mit unnützen Medikamenten vollpumpen wollte, bei anderen Themenbereichen weitaus bessere (und zudem weniger umkämpfte) Aussichten hätte. [...]





Freitag, November 15, 2019

Damals beim Wasserstoffbombenstandpunkt...


"Die Anwendung einer Wasserstoffbombe ist vom christlichen Standpunkt aus nicht einmal eine so schreckliche Sache, da wir alle dem ewigen Leben zustreben. Und wenn zum Beispiel eine einzelne Wasserstoffbombe eine Millionen Menschen töte, so erreichen die Betroffenen umso schneller das ewige Leben."
Otto Dibelius, , CDU-Gründungsmitglied und 1949-1961 erster EKD-Ratsvorsitzender

"In solch einem Krieg ist es christlich und ein Werk der Liebe, die Feinde getrost zu würgen, zu rauben, zu brennen und alles zu tun, was schädlich ist, bis man sie überwinde. Ob es wohl nicht so scheint, daß Würgen und Rauben ein Werk der Liebe ist, weshalb ein Einfältiger denkt, es sei kein christliches Werk und zieme nicht einem Christen zu tun: so ist es doch in Wahrheit auch ein Werk der Liebe"
 Martin Luther 


"Alle, die sich mit Waffengewalt bekämpfen und durch Streitigkeiten getrennt sind, sind in Unseren Augen Unsere geliebten Söhne."

Pius XII. am 7.7.1952


"Mit Genugtuung verfolgen wir dne Kampf gegen die Macht des Bolschewismus."

Die deutschen katholischen Bischöfe am 10. Dezember 1941


"Ein Sieg über den Bolschewismus wäre gleichbedeutend mit dem Triumph der Lehren Jesu über die der Ungläubigen."

Die deutschen katholischen Bischöfe im Jahre 1942


"Alle Serben in möglichst kurzer Zeit zu töten. Das ist unser Programm."

Franziskanerpater Simic 


"Am Altarstein lässt sich so gut und scharf das Schwert schleifen"

Theologe G. Stipberger, 1914


"Jeder Krieg steht sogar in einem geheimen Zusammenhang mit dem blutigen Drama auf Golgatha. Er ist eine Fortsetzung des Kampfes, den unser Erlöser geführt hat. Liegt … darin nicht ein einzigartiges Motiv, das Heilige - ich meine den Krieg - heilig zu behandeln?"

Der Prior des Klosters Maria Laach, Hammenstade


"Deutschlands Krieg ist ein Kampf für die Christenheit"

Radiopriester Charles E. Coughlin über den Überfall auf Russland


"... dass der Krieg gegen Russland ein europäischer Kreuzzug  ist... Dieses starke und verpflichtende Erlebnis eures Einsatzes im Osten wird euch zu Bewusstsein bringen, wie unsagbar groß das Glück ist, dass wir Deutsche sein dürfen"

Der deutsche Feldbischof Rarkowski


"Pius XII. habe freundschaftliche Gefühle für das Reich. Er wünsche dem Führer nichts sehnlicher als einen Sieg..."

Erklärung der Päpstlichen Nuntien in Madrid und Vichy


"Es ist keine Sünde mehr, ein siebenjähriges Kind zu  töten, wenn es gegen die Gesetzgebung der Ustaschen verstößt. Obwohl ich das Kleid des Priesters trage, muss ich oft nach dem Maschinengewehr greifen."

Der katholische Geistliche Dionis Juricev


"... Mut, unter Aussicht auf millionenfache Zerstörung menschlichen Lebens in der heutigen Situation das Opfer atomarer Rüstung zu bejahen..."

Der Jesuit Hirschmann

"Die Anwendung des atomaren Krieges ist nicht absolut unsittlich"
"Denn wir haben erstens sichere Gewissheit, dass die Welt nicht ewig dauert, und zweitens haben wir nicht die Verantwortung für das Ende der Welt."
Der Jesuit Gundlach


Wenn man genau aufpasst, dann kann man sowas wie einen roten Faden erkennen...




Montag, November 11, 2019

Neulich im Bayrischen Landtag...


Unter Gesichtspunkten des gesunden Menschenverstands müsste man jetzt 120 Abgeordnete nach Hause schicken. Auch zeigt sich hier wieder sehr schön, was Fraktionszwang bewirkt. Durch diesen wissen wir leider auch nicht, wie viele Abgeordnete der Nein-Stimmen Fraktion für Ja gestimmt hätten, umgekehrt auch nicht, wie viele Abgeordnete der Ja-Stimmen kein großes Loch im Kopf haben.

Allen kann ich nur meinen Homöopathietest ans Herz legen...

Dienstag, November 05, 2019

Neulich beim Dauerzocken...

Eigentlich wäre das eher was für Erichs Kategorie, aber ich bin Erster 😉

Ein 17jähriger ist anscheinend an einem Schlaganfall gestorben, nachdem er (wer weiß wie lange) am PC gezockt hat - wie man hier nachlesen kann.

Ok, man kann beim Computerspielen sterben, andere Leute sterben in ihren Stiefeln, im Bett, im Büro, beim Autofahren, vor, während oder nach dem Sex (letzteres wäre vorzuziehen) usw.usf.. Auch ein Schlaganfall bei einem 17jährigen ist zwar sehr selten, jedoch bei einer Anzahl von ca. 100 Millionen 17jährigen weltweit durchaus im Rahmen der Wahrscheinlichkeit. Korrelation bedeutet jedoch auch hier nicht Kausalität. Auch wenn die Bedingungen (wenig Schlaf, ungesundes Essen, stundenlanges Zocken) hinreichende Voraussetzungen sein könnten, so muss dies keine notwendige Ursache für einen Schlaganfall sein.

Leider wird so ein "black swan" immer überbewertet, wie auch der Vater im Artikel das als Warnung an andere Eltern ausgeben will. Gaming, auch exzessives Gaming, stellt ein weit geringeres Risiko für Leib und Leben dar, als z.B. der Straßenverkehr - oder tödliche Haushaltsunfälle.

Umgekehrt bedeutet das aber auch, dass exzessives Zocken in 99,9999999% aller Fälle bei einem 17jährigen KEINEN Schlaganfall auslöst, also als extrem sichere Freizeitbeschäftigung gelten kann.

Samstag, November 02, 2019

Neulich im Jahr 2028...

T minus 38 Tage. Wir hatten es erst vor circa 2 Jahren bemerkt und erst vor 14 Monaten Gewissheit bekommen. In etwas mehr als einem Monat wird die Erde von einem anderen Planeten getroffen werden, der in etwa die Größe des Merkur besitzt. Anscheinend irrt dieser Planet schon seit Millionen von Jahren durch den Weltraum, man vermutet, dass er durch irgendeinen Umstand aus seinem Sonnensystem geschleudert wurde und jetzt bahnlos durch den Raum geistert.

Die letzten 400 Tage waren äußerst interessant. Zunächst wurde versucht, den faktischen Weltuntergang - denn nichts anderes bedeutet ein Einschlag dieser Größenordnung - seitens der Regierungen geheim zu halten, was jedoch schief ging, da die Information geleaked wurde.

Danach passierte folgendes, wenn auch nicht gleichzeitig:
die Börsenkurse weltweit befanden sich im freien Fall
...


Diesmal ein Post zum mitmachen. Welche weiteren Auswirkungen würde das oben beschriebene und natürlich fiktive Szenario noch nach sich ziehen? Was würde man selbst in den letzten 400 Tagen seiner Existenz machen? Das Abitur nachholen? Ein Apfelbäumchen pflanzen? Würden wir alle Kriege beenden? Ein Generationenraumschiff bauen? Oder Verbrechen nach Lust und Laune begehen, weil lebenslänglich nur 400 Tage bedeutet? Würde man gläubig werden und beten, weil nur noch ein allmächtiger Gott die Katastrophe verhindern könnte?