Mittwoch, April 01, 2009

Neulich bei den bayrischen Betonschädeln...

Wie aus der Pressemitteilung des bayrischen Innenministeriums hervorgeht, hat sich ein weiterer merkbefreiter Politiker zu Computerspielen geäußert - und zwar der bayrische Innenminister Joachim Herrmann - was sich wie ein Aprilscherz anhört, aber offensichtlich ernst gemeint ist:

"Ich fordere die Computerspielbranche auf, den schönen Worten endlich Taten folgen zu lassen und auf Herstellung und Vertrieb von Killerspielen in Deutschland freiwillig zu verzichten. Killerspiele gehören bislang zu den intensiv beworbenen Hauptumsatzträgern der Branche. Mit derartiger Tötungstrainingssoftware, die zum Beispiel von der US-Army zur Vorbereitung von Soldaten auf Kampfeinsätze verwendet wird, dürfen in Deutschland keine Geschäfte mehr gemacht werden."

Selbst wenn die Software nicht mehr in .de produziert würde (was sie meines Wissens eh nicht wird) und auch nicht vertrieben würde, so bestehen doch (der EU sei dank) genügend Möglichkeiten dies auch über das Ausland zu besorgen - d.h. eine derartige Forderung ist nicht nur hirnrissig, sondern geht auch an der Realität vorbei.

Interessant auch, dass man private "Killerspiele" verbieten will, aber bei den globalen Killerspielen seitens der Politiker immer brav mitmischt. Sei es "nur" durch Waffenverkäufe oder aber durch Entsendung von Truppen. Doch der Schwachsinn hat, wenn es nach dem bayrischen Innenministerium geht, noch kein Ende gefunden... weiter steht da:

Für Herrmann ist es wissenschaftlich klar erwiesen, dass der andauernde Konsum derartiger Spiele, in denen Gewalt und Brutalität anders als bei Filmen aktiv ausgeübt und gesteuert wird, die Gewaltbereitschaft fördert und die Fähigkeit, Mitleid zu empfinden, verkümmern lässt. "Damit sind derartige Spiele eine der Ursachen für die erschreckende Jugendgewalt und auch für Amokläufe, in den Szenen aus Killerspielen in die Realität übertragen werden."

Soso, für Herrn Herrmann ist es also "wissenschaftlich klar erwiesen", was dem geübten Leser aber nur zeigt, dass man als bayrischer Innenminister keine Ahnung von Wissenschaft haben muss und anscheinend auch sonst nicht viel auf der Pfanne, denn seine "Schlussfolgerungen" sind nichts als billige Agitation. Doch der Tiefpunkt ist leider immer noch nicht erreicht:

"Immer mehr Kinder und Jugendliche versinken täglich stundenlang in dieser virtuellen Gewaltwelt. Für Schule und Ausbildung haben sie keine Zeit mehr und drohen, so für unsere Gesellschaft verloren zu gehen. Leider habe viele Eltern überhaupt keine Vorstellungen davon, welchen dauerhaften Schaden ihre Kinder hier nehmen." Killerspiele widersprechen dem Wertekonsens unserer auf einem friedlichen Miteinander beruhenden Gesellschaft und gehören geächtet. In ihren schädlichen Auswirkungen stehen sie auf einer Stufe mit Drogen und Kinderpornografie, deren Verbot zurecht niemand in Frage stellt.

Das einzige, was imho geächtet gehört, sind "christlich-soziale" Politiker, die meinen, sie müssten ihr verschrobenes Weltbild mittels Fehlschlüssen oder Scheinargumenten allen anderen Menschen als das Nonplusultra aufs Auge zu drücken. Interessant auch, dass der, der gegen "Killerspiele" eine Hetzjagd entfachen möchte, selbst in einer katholischen Studentenverbindung war und Hauptmann der Reserve ist, also dem echten Töten unter staatlicher Pseudo-Legitimation. Wasser predigen und Blut saufen - oder wie muss ich das verstehen, Herr Herrmann? Schön, dass Sie dem politischen Schwachsinn wieder ein Gesicht gegeben haben.

"Wenn man keine Ahnung hat: einfach mal Fresse halten!"
(Dieter Nuhr)

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