(ISBN: 3-933037-01-8)
Wenn ein Autor etwas Interessantes zu sagen hat und dies noch dazu etwas Brisantes ist, so wählt er in der Regel ein Pseudonym, um etwaigen Repressalien im Alltag aus dem Weg zu gehen. So auch "Theo Logisch", der in seinem Buch die Strukturen des Bösen im Dogma der katholischen Kirche aufzeigt. Er wählt mit Absicht die kath. Kirche, denn deren Wesensteile lassen sich - mutatis mutandis - auch auf alle anderen christlichen Sekten übertragen. Die Verfügbarkeit über den normalen Buchhandel ist etwas schlecht (ich musste 2 Wochen warten), jedoch kann man es auch direkt beim Verlag bestellen.
Logisch verbindet geschickt die Aussagen der diversen Konzilien und Synoden und weist eindeutig nach, dass die Kirche prinzipiell immer noch so fortschrittsfeindlich, so frauenfeindlich, so mitgliederfeindlich und so inhuman wie von etlichen hundert Jahren ist. Ebenso macht der Autor keinen Hehl daraus, dass er an einigen Stellen polemisch, ironisch oder auch sarkastisch wird, was aber meiner Meinung nach der Lesbarkeit des Buches keinen Abbruch tut, sondern im Gegenteil mich oftmals sehr amüsierte. Auch das oftmals von liberalen Katholiken zitierte II. Vatikanum wird zwar nicht en Detail auseinandergenommen, die aufgezeigten Stellen zeigen aber, dass man diese Veranstaltung eher als reaktionär denn als progressiv bezeichnen kann.
Leseprobe (Quellen und Fußnoten von mir entfernt):
Worin besteht nun das "Wesen" des Weihesakraments? Das Priesteramt ist "skaramentaler Natur". Nur so schafft es der Priester, weine "übernatürliche Wirksamkeit" zu entfalten. Doch warum muss der Priester ein Mann sein? Weil er "in persona Christi" handelt, als "Abbild und Zeichen Christi selbst". Und warum kann die Frau weder Abbild noch Zeichen Christi sein? "Wenn die Stellung und Funktion Christi in der Eucharistie skramental dargestellt werden soll, so liegt diese "natürliche Ähnlichkeit", die zwischen Christus und seinem Diener bestehen muss, nicht vor, wenn die Stelle Christi dabei nicht von einem Mann vertreten wird: andernfalls würde man in ihm schwerlich das Abbild Christi erblicken. Christus selbst war und bleibt nämlich ein Mann". Das also ist es Pudels Kern: die Männlichkeit.
Die Frau hat nicht genügend "natürliche Ähnlichkeit" mit Christus, dem männlichen ERlösergott. Sie mag zwar in Treue, Aufopferungsbereitschaft, Frömmigkeit und Unterwürfigkeit gegenüber dem göttlichen Vater sogar den Mann übertreffen - doch in einem wichtigen Punkt ist sie eben nicht "christusförmig". Eine operative Geschlechtsumwandlung dürfte hier wohl auch nicht weiterhelfen. Das Argument, einem mit Frauenkleidern vermummten Priester könne man ohnehin das Geschlecht nicht ansehen, ist pietätlos, da Gott den offenbar gar nicht so kleinen Unterschied auch durch mehrere Kutten diagnostizieren kann. Außerdem hat die Seele selbst ein Geschlecht. Die Frau weicht nun einmal in ihrem Wesen so sehr von der für die Priesterweihe geforderten Norm ab, dass man in ihr "schwerlich das Abbild Christi erblicken" kann. Bei aller Phantasie des gläubigen Volkes wird keiner beim Anblick einer Frau an Christus erinnert werden!
Dies sind harte Worte, für viele Katholiken so peinlich, dass sie sich von der kirchlichen Autorität desolidarisieren. Freilich nicht, um sich von der Kirche abzuwenden, sondern um sie zu retten: als Wischi-waschi-Kirche, die sich allen modernen und pseudo-modernen Ideen anpasst, die sich von allen Zeitgeistern inspirieren lösst, weil die Kraft des Heiligen Geistes lange nicht mehr ausreicht, um auf dem modernen religiösen Markt konkurenzfähig zu bleiben. Ein Argument dieser Fraktion gegen den Ausschluss der Frauen vom Priesteramt könnte etwa so lauten: Christus ist doch der Erlöser der gesamten Schöpfung, nicht nur der Männer, auch der Frauen! Und heißt es nicht: Gott ward Mensch? Gewiss doch - nur ist 'Mensch' ein sehr vages Ziel für die göttliche Inkarnation. Denn genau besehen "ist die Menschwerdung des Wortes in der Form des männlichen Geschlechtes erfolgt". Gott ward Mann! Diese spezifisch christliche Tatsache ist "unlösbar mit der Heilsökonomie verbunden: sie steht in der Tat im Einklang mit dem Gesamtplan Gottes". Etwas mystischer, abuer in gleichem Sinne feiert die Enzyklika Mulieris dignitatiem Christus als "Bräutigam". Und: "Das Symbol des Bräutigams ist männlichen Geschlechts".
Das Buch ist leider nichts für den praktizierenden Katholiken (deswegen auch der Punktabzug), da diese sich von diesen offensichtlichen Wahrheiten dermaßen vor den Kopf gestoßen fühlen müssen und zwangsläufig in eine Rechtfertigungshaltung verfallen, die die scharfe Kritik nicht mehr zu ihnen durchdringen lässt. Für alle Zweifler aber, und auch für alle Kritiker, ist es eine sehr lesenswerte, kurzweilige Lektüre, die einen mit vielen Argumenten bzgl. der Zwänge und Dogmen v.a. der alleinseligmachenden, katholischen Kirche versorgt.
Bewertung: 7 von 8 möglichen Punkten
Arthur Schnitzler sagte einmal:
Ein Hauch von Zweifel schon macht den Glauben zum Unsinn, ja hebt ihn gewissermaßen auf, während gelegentliche Anfälle von Gläubigkeit dem Zweifel im Wesentlichen kaum etwas anhaben können, ja ihn eigentlich erst recht zu bestätigen scheinen.
und dieses Buch ist wahrlich dazu geeignet einen Sturm von Zweifeln zu entfachen.
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