Montag, Oktober 23, 2006

Neulich in Worms...

Difficile est satiram non scribere!1 Mahnt doch hier Peer Steinbrück, allseits gehasster geäachteter Finanzminister, Mäßigung bei der Industrie an. Und das klingt so:
"Das ist keine Frage der absoluten Höhe [der Managergehälter], aber es gibt in Teilen der Wirtschaft eine gewisse Maßlosigkeit - und das in einer Zeit, wo weite Teile der Bevölkerung mit Zumutungen beladen werden. Es geht mir gegen den Strich, wenn Aufsichtsräte und Vorstände nicht mehr die Proportionen im Blick haben und nicht wissen, dass auch sie eine Vorbildfunktion haben."
Mal abgesehen davon, dass man den letzten Regierungen ebenfalls eine gewisse Maßlosigkeit vorwerfen könnte, so waren diese doch auch maßgeblich an den Zumutungen der Bevölkerung beteiligt, wenn nicht sogar Verursacher! Genausowenig scheinen mir die politischen Kasper Eliten die Proportionen noch richtig im Blick zu haben, geschweige denn, dass sie als Vorbild dienen könnten. Gibt es eigentlich einen Ausdruck für "sich-selbst-ins-Knie-schießen"?

Aber davon abgesehen hat ja Steinbrücks Partei (die u.a. den Gazprom-Kanzler hervorbrachte, den Boss Kanzler der Bosse) mit den berüchtigten C-Parteien koaliert, welche die Position der Wirtschaftsführer mit exzellenten historischen Zitaten begründen können, wie z.B. mit diesen:
"Schau auf den reichen Mann, der neben dir steht. Vielleicht hat er eine Menge Geld bei sich, aber keine Habsucht in sich, während du, der du kein Geld hast, eine Menge Habsucht in dir trägst"
(Augustinus, Heiliger und Kirchenlehrer)
Noch besser lässt sich aber die Ausbeutung und die Bereicherung mit folgendem begründen:
"Wegen der Sünde des ersten Menschen ist dem Menschengeschlecht durch göttliche Fügung die Strafe der Knechtschaft auferlegt worden, so dass [Gott] denen, für die, wie er sieht, die Freiheit nicht passt, in großer Barmherzigkeit die Knechtschaft auferlegt. Und obgleich die Erbsünde durch die Gnade in der Taufe allen Gläubigen genommen ist, hat der gerechte Gott das Leben der Menschen so unterschieden, indem er die einen zu Knechten, die anderen zu Herren einsetzte, damit die Möglichkeit zu freveln für die Knechte durch die Macht der Herren eingeschränkt würde"
(Bischof Burchard von Worms, Kirchenrechtler 11 Jh.)

Somit tut jeder Arbeitgeber, der ja gem. obiger Definition ein besserer Mensch als seine Angestellten ist, ja eigentlich nur etwas Gutes und Gottes Werk, indem er seine Knechte maßregelt, verkauft oder in die Arbeitslosigkeit treibt, so er sie doch damit vom freveln abhält. Religion ist schon was wunderbares...

1: Es ist schwer, keine Satire zu schreiben

Keine Kommentare: