Mittwoch, Oktober 31, 2007

Neulich im Rechts-Staat...

In einem Spiegel Interview "erdreistete" sich der Grüne Abgeordnete Volker Beck den Bischof von Köln, Kardinal Meisner betreffend folgender Äußerung einen "Hassprediger" zu nennen:

Alle so genannten alternativen Modelle des menschlichen sexuellen Zusammenlebens sind aber unwahr und darum für den Menschen im Kern verderblich. Die Menschheit richtet sich hier selbst zugrunde.
Erschwerend kommt hier hinzu, dass Beck selbst bekennender Homosexueller ist und sich somit durch Meisners sinn- und geistlose Äußerung auch direkt angesprochen fühlen muss.

Da man seitens des Erzbistums sich gerne in Schweigen hüllt (wie auch ich schon an dieser Stelle selbst erfahren konnte) und somit die Sache nicht argumentativ aus der Welt schaffen wollte (oder konnte?), fühlte man, bzw. Meisner, sich ganz fürchterlich von dem Ausdruck "Hassprediger" beleidigt, da unter allgemeinem Verständnis - so das Bistum - darunter Personen zu verstehen seien "die unter religiöser Verbrämung volksverhetzende Aktivitäten entfalten und zu Gewalt aufrufen". So sah der Kardinal bzw. das Bistum keinen anderen Ausweg, als vor Gericht zu ziehen.

Das Haus- und Hofgericht zu Köln urteilte mit seiner Einstweiligen Verfügung ganz zu Gunsten Meisners und verdonnert Beck im Wiederholungsfall zu einer viertel Million Euro Schmerzensgeld. Insofern hätte Beck den Kardinal wohl eher einen Kinderficker nennen sollen, denn das finden deutsche Gerichte, speziell das in Köln (!), weit weniger schlimm (wie man hier lesen kann).

Doch wer mit gesundem Menschenverstand könnte denn in Meisners folgenden Äußerungen der Liebe Hasspredigten erkennen?

"Dort, wo die Kultur von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, erstarrt der Kultus im Ritualismus und die Kultur entartet. Sie verliert ihre Mitte."

"Der europäische Mensch muss, um nicht unterzugehen, Gifte wie Homosexualität auschwitzen."

"Kirche ist keine Demokratie."

"Nächstenliebe ist kein Freundlichkeitsbrei"

"Es gehört zu den größten Häresien, zu glauben, das Ziel der Christen sei die Selbstverwirklichung ... Der Selbstverlust ist unsere Berufung."

"In betenden Händen ist die Waffe vor Missbrauch sicher."
Ich würde mir wirklich wünschen, dass Herr Beck das nächste mal nicht zu vorschnell über den ehrwürdigen Hassprediger Bischof von Köln, seine Eminenz Kardinal Meisner urteilt.

"Auch in einem gerechtfertigten Verteidigungskampf ist nicht jedes Kampfmittel schlechthin erlaubt. Wenn das Kampfmittel sich der Kontrolle des Menschen völlig entzöge, müßte seine Anwendung als unsittlich verworfen werden. Daß die Wirkung der atomaren Kampfmittel sich dieser Kontrolle völlig entzieht, muß nach dem Urteil gewissenhafter Sachkenner als unzutreffend bezeichnet werden. Ihre Verwendung widerspricht darum nicht notwendig der sittlichen Ordnung und ist nicht in jedem Fall Sünde."
(Kath. Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln, 1958)

Dienstag, Oktober 30, 2007

Neulich bei der Premiere...

Es gab nicht viele Premieren, bei denen ich zugegen sein durfte, umso mehr freut es mich natürlich, dass ich Augenzeuge der ersten "Emanzipationsfeier" im Rahmen und Namen des Humanismus wurde.

Der hpd hat ein ausführliches Interview mit dem Emanzipator (?) oder Emanzipationisten (?) geführt, das den ganzen Sachverhalt, samt verlinkter Rede so dezidiert dargelegt, dass ich mir eigentlich weitere Kommentare sparen kann. Wie für Humanisten üblich war die Feier (abgesehen von der etwas besseren Garderobe) angenehm zwanglos, Eikes Rede (abgesehen von ein paar präsentatorischen Unwägbarkeiten) großartig und bei den anschließenden Gesprächen war von tiefgründig bis erfrischend alles dabei.
Ein Mensch bekennt sich zu den humanistischen Idealen. Das kommt häufig vor, wird jedoch selten gefeiert. Dieses Bekenntnis geht oft mit der Abkehr von anderen traditionellen Bräuchen und Normen einher und zuweilen reagiert das persönliche Umfeld des nun bekennenden Humanisten zurückweisend.
Ja, es wertet Selbsterklärungsversuche sogar als nicht angebrachte Missionierungsversuche. In der Konsequenz führt das dazu, dass nicht nur eine gute Gelegenheit zu Feiern ungenutzt bleibt, sondern es wird auch nicht diskutiert und ein Dialog findet nicht statt. Das hat zur Folge, dass die Gedanken der Humanisten keinen weiteren Bekanntheitsgrad erlangen. So kommt es, dass man als Humanist seine Positionen immer und immer wieder darstellen muss. Gleichzeitig wird es Fundamentalisten anderer Weltanschauungen erleichtert, den Humanismus zu diskreditieren. Ja, selbst im beginnenden 21 Jahrhundert muss der Humanist zuweilen gegen ein Stigma der Gottlosigkeit ankämpfen, welches eigentlich längst überwunden sein sollte.Diese Problematik will ich mit dieser Feier angehen.

Gerne hätte ich mit dem Emanzipanten (?) noch gestritten, aber das fällt natürlich schwer, wenn man ihm vernünftiger Weise in allen Punkten recht geben muss... ;-)

Montag, Oktober 29, 2007

Neulich beim Abprotzen...

Tja, B16 hat jetzt seinen ersten Superlativ. 498 Faschisten (oder zumindest faschistophile Katholiken) hat er jetzt heilig selig gesprochen (siehe hier und hier) und damit wieder einmal unter Beweis gestellt, wo die Catholica steht - nämlich ganz weit rechts. Denn entgegen der landläufigen (und so gut zum Märtyrertum passenden) Meinung wurden diese Menschen nicht deswegen umgebracht, weil sie Christen, oder genauer, Katholiken waren, sondern deswegen, weil sie einen faschistischen Diktator unterstützten, der zusammen mit der Papstkirche das Land noch fast 40 Jahre in seinen Klauen haben sollte. Der Atheist fragt sich natürlich sofort, wieso er nicht noch zwei gefunden hat um das halbe Tausend voll zu machen. Bei 55 Millionen Toten im zweiten Weltkrieg sollte das ja nicht so schwierig sein.

Aber andererseits kann man sich als Außenstehender und Ungläubiger natürlich fragen, warum er z.B. nicht die Millionen Menschen selig sprach, die völlig unschuldig von den Nazis im KZ abgeschlachtet wurden? Nun, die Antwort ist recht einfach: weil sie keine Katholiken waren!

Doch die katholische Doktrin hört hier noch nicht auf. Da ca. nur ein Viertel der Menschen Katholiken sind (alle Kuschel-Katholiken miteingerechnet), werden die restlichen Dreiviertel, also ca. 4.500.000.000 Menschen in der Hölle schmoren und ewige Qualen erleiden - eine Art KZ hoch 10 - weil sie nicht an den richtigen Gott glauben. Folglich - sofern die katholische Lehre richtig ist - foltert (oder lässt foltern) deren Gott der Liebe den größten Teil der Menschheit auf bestialische Weise bis in alle Ewigkeit und das alles weil (oder obwohl?) er gütig und gerecht sein soll!

Wie erbarmungslos ist doch die Lehre Jesu, die Menschen auf ewig zur Hölle gehen läßt, weil sie es nicht fertiggebracht haben, zu glauben, daß er der Sohn des arabischen Gottes Jehovah sei. Weder er noch sein Gott(-Vater) könnte als gnädig bezeichnet werden ... Kein liebender Gott würde zahllose Millionen auf ewig zur Hölle senden, selbst wenn er die Macht dazu hätte.
(Anagãrika Dharmapãla)

PS: Das Bild habe ich hier geklaut.

Sonntag, Oktober 28, 2007

Das Wort zum Sonntag #33

Thema heute:
Warum ist ein allmächtiger Gott ein gefährliches Konzept?

Alle Religionen (naja, fast alle) haben einen allmächtigen (Schöpfer)Gott in der Hinterhand, der sich lediglich gegenüber Ungläubigen hartnäckig weigert, seine Allmacht unter Beweis zu stellen. Da nützt auch alles Beten nichts, Gott lässt sich nicht dazu bewegen z.B. den Atlantik von Portugal bis New York zu teilen, alle Atomsprengköpfe weltweit auf einen Schlag zu deaktivieren oder zur Abwechslung mal den Krebs abzuschaffen. D.h. bis jetzt haben wir lediglich die immer wieder vorgebrachte Behauptung von Gläubigen, dass ihr Gott eben sowas von allmächtig sei, einen empirischen Beweis dafür blieb bis jetzt jede dieser (erfundenen) Gottheiten schuldig.

Doch ist das mit der Allmächtigkeit wirklich so eine einfache Sache? Scheitert Gott nicht am Allmächtigkeitsparadoxon, das in etwa besagt:
Kann Gott einen Stein erschaffen, der so schwer ist, dass er ihn nicht hochheben kann?
Und hier teilt sich jetzt die Spreu vom Weizen. Denn ein allmächtiger Gott, der logisch konsistent sein will, wird durch das Allmächtigkeitsparadoxon widerlegt (ebenso ein Gott, dessen "Allmacht" an unser Universum gebunden ist). Man kann jedoch noch weiter gehen und sagen, dass das was wir für logisch halten, einen Gott nicht juckt, d.h. Gott setzt sich einfach über die menschliche Logik hinweg und kann einen Stein erschaffen, der so groß ist, dass er ihn nicht heben kann und kann ihn trotzdem gleichzeitig hochheben. Wem dieser Satz blöd vorkommt, der hat das Problem verstanden.

D.h. nur in diesem zweiten Fall, in dem sich Gott über die Gesetze des Universums und der Logik hinwegsetzt, kann man von wirklicher Allmacht sprechen. Nur folgt aus dieser Allmacht eben auch, dass Gott einfach alles machen kann und das was er macht muss noch nicht mal logisch oder rational verstänlich sein. D.h. bei einem wirklich allmächtigen Wesen haben wir es mit einem - aus unserer Sicht - komplett Verrückten zu tun, denn weder kann man generell eine Logik, die Gesetzmäßigkeiten unseres Universums oder gar menschliche Ratio voraussetzen.

Seltsamerweise benutzen aber (fast) alle Religionen gerade die Logik um ihre abstrusen Thesen zu begründen. So landet man z.B. christlicherseits bei Begehung von Sünden quasi per Gesetz in der Hölle (also ein Ursache-Wirkungs-Prinzip, das bei einer allmächtigen Entität eigentlich so nicht zwangsläufig gelten kann). Weiters ist ein Allmächtiger nicht wirklich an Gesetze gebunden, auch nicht an solche, die er sich selbst auferlegt, da er damit seine eigene Allmacht ad absurdum führt.

Somit wäre die einzig richtige Reaktion, wenn man einem allmächtigen Wesen begegnet, sich so schnell wie möglich ganz weit weg zu verpissen entfernen, z.B. in den äußeren Spiralarm einer unbedeutenden Galaxie wie der Milchstraße. Und dann versucht man größtmöglichen Abstand zu halten, denn dieses Wesen könnte alles Mögliche (und Unmögliche) tun und es besteht kein Grund zur Annahme, dass uns das immer gefällt.
Es ist ungefährlicher, die Macht Gottes in Frage zu stellen, als die Macht des Papstes.
(Ein Opfer der Inquisition um 1300)

Freitag, Oktober 26, 2007

Das po8ische Bilderrätsel #54

Diesmal auch wieder ein kurzes Rätsel, das evtl. schwerer aussieht als es in Wirklichkeit ist...
po8-54

Donnerstag, Oktober 25, 2007

Neulich im Kindergarten...

Nichts ist für die Catholica so schlimm wie der Sex. An zig Stellen des Katechismus wird darauf hingewiesen, dass dieser - sofern er überhaupt erfolgt um die Menschheit nicht aussterben zu lassen - nur unter Gottes bzw. priesterlichem Segen zu erfolgen hat und auch dann nur, wenn die prinzipielle Möglichkeit auf ein Kind besteht.

Seit dem Mittelalter mit dessen inhumaner und schon fast pathogener Sexualmoral erheben die Röckchenträger Prälaten immer wieder den Anspruch genau zu wissen welche Stellung gottgefällig und welche Technik bzw. Partnerkombination geradewegs in die Hölle führt.

So verwundert es freilich wenig, dass Bischof Algermissen ein Kindertheater, das sich der Sexualaufklärung verschrieben hat kritisiert und zu dessen Boykott aufruft (wie man hier oder hier lesen kann). Dabei fallen ihm so schlaue Sätze ein wie:

Nach Auffassung der Kirche hat Sexualaufklärung der Kinder ihren originären Platz im Elternhaus und kann nicht Aufgabe einer Theatergruppe sein. Sexualaufklärung und ethische Wertevermittlung gehören nach katholischem Selbstverständnis untrennbar zusammen.
Was ja auch Sinn ergibt, so nämlich die Eltern nur die Missionarsstellung kennen, vorehelichen Geschlechtsverkehr gem. kirchlicher Doktrin verdammen und Homosexuelle (zumindest mental) zur Steinigung freigeben, so bekommen Kinder genau diese sexualfeindlichen Werte der katholischen Kirche weitervermittelt, der Kreis schließt sich und die Machtausübung seitens der Kuttenträger über die körperliche Zuwendung ist gesichert.

Doch die pure Hetze und Boykottierung einer vom Staat autorisierten Aufklärungsveranstaltung (die bestimmt auch von vielen Eltern begrüßt wird, die sich mit den Bienchen und den Blümchen schwer tun) reicht dem Lila-Launebär noch nicht und so ventiliert er noch folgendes in die Öffentlichkeit:

Eltern, die ihre Kinder unseren katholischen Kindertagesstätten anvertrauen, können sicher sein, dass diese Form der Sexualaufklärung als Kinderspiel nicht Gegenstand der pädagogischen Arbeit mit den Kleinsten ist.
Zum einen sind diese "katholischen Kindertagesstätten" nicht seine bzw. die der Catholica, denn diese tragen zur Finanzierung durchschnittlich 7-8% bei. Und zum zweiten können Eltern sicher sein, dass sie in diesen Tendenzbetrieben, in denen Mitarbeiter systematisch diskriminiert werden, ihre Kleinsten noch mit einem viel größeren Schund vollgepumpt werden, nämlich der Wahnidee, dass auch sie schon eine Erbsünde auf sich hätten, Sünder für ewige Zeiten in die Hölle kämen und irgendein arbeitsloser Zimmermann, der zugleich Gottes Klon gewesen sein soll, sich dafür hat barbarisch abschlachten lassen.

Nicht die Sexualkunde verdirbt die Minderjährigen - der Religionsunterricht!
(Karl-Heinz Deschner)

Mittwoch, Oktober 24, 2007

Gerade beim Erzählen...

Hoffmann hat erzählt - und wie! Man könnte natürlich, wie immer, über so vieles dieser Aufführung trefflich streiten, denn die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Wer jedoch vor einer modernen Inszenierung nicht zurückschreckt und gegen eine Besetzung mit sehr guten bis hervorragenden Sängern nichts einzuwenden hat, der sollte einen der noch folgenden 8 Termine wahrnehmen und sich eine Karte besorgen.

8 von 8 möglichen Punkten
Wer mir nicht glaubt, der kann mit dem verlinkten Video auf dem o.a. Link mal hineinschnuppern...

Dienstag, Oktober 23, 2007

Die po8ische Rezension #7

Oper für Dummies - David Pogue, Scott Speck
(ISBN: 978-3-527-70099-8)

Nunja, nachdem ich morgen das Vergnügen habe mir meine Lieblingsoper anzusehen, was ist da naheliegender, als einen Opernführer zu rezensieren. Der Opernführer für Dummies ist - wie jedes Buch aus der Dummy-Reihe - erfreulich einfach aufgemacht und nimmt so die erste Hürde auch den Nicht-Opernfreund bzw. -kenner zum Lesen zu animieren. Durch geschicktes Verbinden von Geschichtlichem und Wissenswertem rund um das Thema Oper mit den in 14 Teile gegliederten Hauptthemen (von "Vorhang auf!" bis "Zehn Möglichkeiten für 'Oper lebenslänglich'"), hat man nach ca. 300 Seiten einen so großen Überblick über das klassische Theaterstück mit Gesang, dass man - je nach eigenem Gedächtnis - in (fast) jeder Opernrunde mitreden kann. Es fallen sowohl die wichtigsten Namen der Operngeschichte als auch die "50 Überflieger" als Inhaltsangabe sowie das beste vom Rest, was in dem Fall die übrigen Opern meint, die die Autoren nicht zu den 50 besten zählen.


Leseprobe:
Hoffmanns Erzählungen

Originaltitel: Les Contes d'Hoffmann. Musik von: Jacques Offenbach. Libretto (französisch) von: Jules Barbier und Michael Carré, nach Geschichten von E.T.A. Hoffmann. Uraufgeführt: Paris, 1881.

Auf was sie sich freuen dürfen: Drei bizarre, aufeinanderfolgende Geschichten über bittere Enttäuschung, plus ein Vorspiel und ein Nachspiel.

Hintergründiges: Wie Sie in Kapitel 6 nachlesen können, war Offenbach der Satirekönig. Er schrieb lustige Operetten, in denen er sich über bedeutende französische Institutionen lustig machte. Bevor er starb, wollte Offenbach aber wenigstens eine ernste Oper geschrieben haben. Dies gelang ihm schließlich mit Hoffmanns Erzählungen. Leider hat er sein Werk nie aufgeführt gesehen, da er während der Proben starb. Jemand anderes übernahm die Proben, veränderte einige Stellen, ließ einen Akt weg, und hat im Allgemeinen ziemlich viel Durcheinander angerichtet. Offenbachs Originalwerk wird inzwischen häufig wieder aufgeführt. Es kann aber auch sein, dass sie die eine oder andere Variante sehen.

Vorspiel: Der böse Lindorf (Bass) und ein Diener kommen in eine Bar. Der Diener hat einen Brief von einer Sängerin namens Stella, die nebenan in der Oper auftritt. Lindorf kauft ihm den Brief für 40 Taler ab (40 Taler waren damals natürlich viel mehr Geld als heute...). In dem Brief lädt Stella den Dichter Hoffmann nach der Aufführung auf ihr Zimmer ein. Lindorf grinst hämisch.

Eine Schar Studenten singt "Drig! drig! drig! à nous ta bière, a nous ton vin" ("Drig! drig! drig! Wir wollen Bier, wir wollen Wein"). Sie schauen zwischen zwei Akten von Don Giovanni mal eben in dre Bar nebenan rein. Hoffmann (Tenor) tritt mit seinem Freund Niklaus auf (Mezzosopran, die Figur ist aber ein junger Mann). Hoffmann lässt durchblicken, dass er es leid ist, seine alte Flamme Stella auf der Bühne zu sehen.

Als die Studenten ihn bitten, etwas zu singen, stimmt Hoffmann das Lied von Kleinzack an, einem buckligen Narren. Nachdem Hoffmann noch mehr getrunken hat, gibt er dem Drängen der Studenten nach, ihnen etwas von seinen letzten drei Verflossenen zu erhählen (das geht auch genau auf: je eine pro Akt). Den STudenten ist es egal, dass sie deswegen den Rest von Don Giovanni verpassen. (In jedem Akt taucht auch der böse Lindorf in unterschiedlichen Rollen auf, er ist aber immer böse, deswegen nennen wir ihn der Einfachheit halber immer Lindorf.)

1. Akt (Olympia): Der Physiker Spalanzi (Tenor) hat eine lebensgroße, aufziehbare und wirklich niedliche Puppe geabut. Sie heißt Olympia. Unser Freund Hoffmann verliebt sich in sie, trotz Niklaus Warnungen. Der fiese Lindorf, hier ein Verkäufer von Wunderbrillen, verkauft Hoffmann eine Röntgenbrille, deren Gläser alle Dinge in verklärender Schönheit erscheinen lassen. So wirdOlympia für ihn noch anziehender. Spalanzi hat er ein paar Augen für Olympia verkauft. Spalanzi bezahlt den ganzen Schnickschnack mit einem Scheck.

Als die Partygäste erscheinen, singt die Puppe Olympia ziemlich mechanisch die berühmte Arie "Les oiseaux dans la charmille" ("Phöbus stolz im Sonnenwagen"). In Liebe zu ihr entbrannt, singt Hoffmann für Olympia, er umwirbt sie. Als sie zusammen tanzen, wird sie plötzlich immer schneller, wie verrückt rennt sie durch die Gegend, dabei verliert Hoffmann seine Brille. Niklaus warnt Hoffmann, dass Olympia nicht nur wie eine echte Puppe aussieht, sondern auch eine echte Puppe ist.

Der böse Lindorf platzt herein - Spalanzis Scheck war nicht gedeckt! Olympia tanzt immer noch völlig unkontrolliert, sie singt immer höher und schneller, bis sie schließlich in ein anderes Zimmer geführt wird. Plötzlich hören wir von nebenan ein Knirschen wie von einer zerberstenden Maschine. Lindorf kommt böse lachend aus Olympias Zimmer. Hoffmann rennt panisch in ihr Zimmer und kommt einen Moment später mit ein paar zerstörten Maschinenteilen wieder heraus. Olympia ist kaputt. Hoffmann ist betzrübt und entsetzt, dass er Opfer dieser Täuschung geworden ist. Die Gäste lachen ihn aus.

2. Akt (Antonia): Die schöne Antonia Crespel (gespielt von der gleichen Spüranistin, die auch Olympia gespielt hat) stirbt gerade, wie so viele andere Opernheldinnen, an Tuberkulose. Als sie ein trauriges Lied zu Ende gesungen hat, herrscht ihr Vater (Bariton) sie an, sie solle das Singen sein lassen, da es sie zu sehr schwäche. Herr Crespel versucht dem alten tauben Diener Franz zu erklären, dass niemand Antonia sehen darf.

Hoffmann tritt auf und singt mit Antonia ein Liebesduett, was sie natürlich noch kranker macht. Ihr Vater tritt in Begleitung des bösen Dr. Lindorf ins Zimmer, der Antonia wie verzaubert ganz hohe Noten singen lässt. Hoffmann bittet sie, damit aufzuhören. Aber Dr. Lindorf schnappt sich die Geige und begleitet Antonia, die sich in immer ausgeflippteres Singen steigert - natürlich stirbt sie daran.

3. Akt (Giulietta): Auf einer Party in Venedig, die hinter der Bühne stattfindet, hören wir eine Melodie, die inzwischen von Generationen von Klavierschülern gespielt wurde, die Barkaole, "Schöne Nacht, du Liebesnacht".

Hoffmanns Freund Niklaus kommt mit einer fabelhaft aussehenden Frau herein (in der Sie vermutlich Olympia und Antonia wiedererkennen werden). Sie heißt Giulietta. Sie ist, öh, eine Dame der Nacht. Als sie sich neben Hoffmann setzt, wird ihr Freund Schlemil (Bass) fürchterlich eifersüchtig.

Der Zauberer Lindorf tritt auf und erzählt uns seinen Bösen Plan: Hoffmann soll sich in Giulietta verlieben, und sie wird später für Schlemils Tod verantwortlich sein. Damit das gelingt, benutzt Lindorf einen großen Zauberdiamanten: "Strahle Diamant, du Spiegel"

Lindorf verlangt von Giulietta, mit diesem Diamanten Hoffmanns Spiegelbild einzufangen, das ihm in seiner Sammlung noch fehlt. Trotz seiner anfänglichen Proteste verliebt Hoffmann sich in Giulietta und gibt ihr sogar sein Spiegelbild, nur damit sie ein weiteres Liebesduett singen können.

Schlemil und Hoffmann streiten sich um den Schlüssel zu Giuliettas Zimmer. Weil Hoffmann das Schwert des bösen Lindorf benutzt, gelingt es ihm, Schlemil zu töten. Er bekommt den Schlüssel. Leider ist es aber schon zu spät: Giulietta sitzt bereits mit einem anderen Freund in einer Gondel und fährt davon.

Nachspiel: Wir befinden uns wieder in der Bar. Hoffmann sagt den Studenten, dass dies nun das Ende der Geschichte sei. ("Voilà quelle fut l'histoire"). Niklaus findet heraus, dass Hoffmanns drei Geliebte in Wirklichkeit alle ein und dieselbe Person sind, nämlich Stella, die Opernsängerin.

Plötzlich erscheint die Muse der Dichtung (Sopran) - das ist eigentlich auch Niklaus, der sich für ein paar Minuten in ein Mädchen verwandeln muss - und gebietet Hoffmann, sich ausschließlich der Muse und seiner Kunst zu widmen.

Eine sterngleiche Schönheit, Stella, kommt in die Bar. Es handelt sich hier um die Frau, die Hoffmann auch in allen drei Akten vor Augen hatte. Aber Hoffmann ist so betrunken, dass er schon nichts mehr mitbekommt. Als der böse Lindorf mit Stella aus dem Zimmer geht, wirft sie Hoffmann noch eine Blume zu - aber der ist schon völlig in sich zusammengesunken und kann nicht mehr reagieren.

Obwohl dieser "Opernführer" an manchen Stellen etwas ungenau und amerikanisch daherkommt und auch nur eine Lektüre für jemanden darstellt, der sich näher mit der Materie des Singspiels befassen will, so ist es doch dasjenige Buch seiner Gattung, in dem ich bis jetzt am meisten gelesen habe.

6 von 8 möglichen Punkten

Freitag, Oktober 19, 2007

Neulich beim Onlinefernsehen...

Der humanistische Pressedienst hat jetzt sein Werbevideo ins Netz gestellt. Dieses wurde zum ersten mal bei der Deschner-Preisverleihung gezeigt. Ich finde das Anschauen lohnt sich. Um jedoch in den vollen Genuß zu kommen, sollte man den Player auf Vollbildmodus schalten:

Das po8ische Bilderrätsel #53

Hmpf.. schon wieder keine Lösung. Naja, wenigsten hat Fischer zu erkennen gegeben, dass er weiß, dass er nichts weiß und somit wusste er evtl. mehr als alle anderen ;-)
Doch neues Spiel, neues Glück, hier ist das Rätsel für heute:
po8-53



Und hier die Auflösung des letzten Rätsels:

Drum (gesprochen 'dram') + A ~ Drama

Donnerstag, Oktober 18, 2007

Neulich in Turin...

In Turin liegt ein Tuch, das die Catholica nur alle 25 Jahr an das Licht der Öffentlichkeit zerrt. Gem. deren Reliquienverehrung soll es sich dabei um das Grabtuch Jesu handeln, wie auch dieser wenig kritische Artikel auf wikipedia darlegt.

Doch wiewohl das Gezänk um dessen Echtheit bis jetzt nicht zur Ruhe gekommen ist, kann sich derjenige, der zwar über keinerlei naturwissenschaftlichen Analysemethoden besitzt, dafür aber einen scharfen Verstand, gemütlich zurücklegen. Denn es gilt immer noch, dass etwas erst dann echt ist, wenn seine Echtheit bewiesen wurde und nicht, wenn diese fortlaufend behauptet wird.

Folgende Behauptung wird seitens der Kirche Vorgetragen:

Es handelt sich dabei um das Grabtuch Jesu Christi
Nun, hier steckt schon mehr als eine Behauptung drin, denn bei Licht besehen sind das folgende:
  • Das Tuch stammt aus dem Jahr 32 u.Z.
  • Ein gewisser Jesus von Nazareth war darin eingewickelt
  • Dieser Jesus ist Gottes Sohn
Bis jetzt fehlt jegliche Datierung des Grabtuchs völlig. Die einzige durchgeführte Radiocarbondatierung verwies auf das Mittelalter. Solange die christlichen Behaupter diesen ersten Claim nicht belegen, ist das alles eine Luftnummer.

Noch dazu dürfte es äußerst schwer fallen, selbst wenn sich das Alter als gesichert diesen Zeitraum betreffend herausstellt, es als das Grabtuch von Jesus von Nazareth nachzuweisen, da es außerhalb der Bibel noch nicht mal schriftliche Aufzeichnungen über den jüdischen Revoluzzer und arbeitslosen Zimmermann gibt.

Aber gänzlich unmöglich ist, die Gottessohnschaft des Feigenbaumverfluchers aus eben diesem Tuch zu belegen. Hier steht man nämlich vor einem logischen "non sequitur", d.h. es folgt nicht daraus.

Hätte man doch wenigstens ein Fitzelchen DNA an dem Grabtuch, so könnte man dieses evtl. mit einer der vierzehn (!) Vorhäute Jesu vergleichen, die ebenfalls von den Katholiken über die Jahrhunderte gefälscht gefunden wurden.
Die Fälschungen beginnen in neutestamentlicher Zeit und haben nie aufgehört.
(Carl Schneider, ev. Theologe)

Mittwoch, Oktober 17, 2007

Neulich in PISA...

Ok, in der 3. Klasse sollte man noch nicht allzuviel erwarten, aber der folgende Aufsatz kommt mir doch etwas unterdurchschnittlich vor:



Weil es immer wieder forkomt, das Menschen einfach sterben, mus es neue geben. Das ist der Beischlaf.

Eigendlich schläft man aber nicht, sondern ist mit dem Herzen und mit seinem Penis und seiner Wagina ganz doll am machen. Ich habe meine Eltern im Wohnzimmer gesehen, wo sie gebleischlaft haben. Mein Papa hat furchtbar gestönt und meine Mami hat geheult, dabei ist von uns noch gar keiner tot. Filleicht haben sie aber geübt, weil meine Oma schon zimlich alt ist. Und weil ich gemerkt habe, das sie dreimal in der Woche üben stirbt die Oma filleicht bald. Im Nachttisch von meiner Mutter habe ich Tableten gefunden. Papa fragt sie immer, ob sie die Pille schon genommen hat. Bestimt ist sie auch krank aber sie geht nicht zum Arzt. Aber wenn sie so doll am üben sind kommt bestimmt bald ein neues Wesen auf die Welt.

Ich wünsche mir ein Kaninchen.

Die Pfortpfalnzung des Menschen geschiet durch Samen. Die Blumen und Sträucher und Bäume müssen oft gegossen werden und meine mama duscht jeden Tag.

Dann wächst filleicht alles schneller.

Das neue Wesen wächst im Bauch, aber weil Mami krank ist, macht es diesmal filleicht mein Vater. Sein Bauch ist schon gröser geworden aber er hat uns noch nichts veraten.

Wenn das neue Wesen auf die Welt kommt, muß es zuerst durch die Wagina und ist ganz klein und weiss.

Die Neger kommen bestimmt durch den Popo.



Vielleicht unternehmen die Damen und Herren Bildungspolitiker jetzt etwas... und hoffentlich tun sie das schnell!

Po8's Worx #6

Lüge

jede lüge
die durch deinen mund
das licht der welt erblickt
lebt nur dafür
das kostbarste zu töten

vertrauen




Background:
Mir ist dieses Prosagedicht zu einer Zeit eingefallen, als man mir - wie könnte man es anders erwarten - einen Bären aufgebunden hatte. Wie es häufig vorkommt, war mir das lange nicht bewusst und ich vertraute länger auf diese Lüge, als dass ich die Wahrheit kennen konnte bzw. diese zu akzeptieren bereit gewesen wäre. Seit damals erachte ich das Vertrauen als die wichtigste Säule in einer Beziehung, mithin auch als das kostbarste Gut, zumal es schwer zu erwerben, dafür aber umso leichter zu zerstören ist.


Aktueller Anlass für die Veröffentlichung dieses po8ischen Ergusses ist das mehr als zweiwöchige Schweigen aus dem Bistum Regensburg, speziell von Bischof Müller, zu dessen Verantwortlichkeit bei der Einsetzung eines verurteilten Kinderschänders als Pfarrer. Doch hier halte ich es mal mit Papst Bonifatius VIII., der gesagt hat: "Wer schweigt, scheint zuzustimmen." - Danke, Herr Müller, für diesen klärenden Kommentar.

Montag, Oktober 15, 2007

Neulich beim Auspreisen...

Nunja, ich war am vergangenen Freitag beim Auspreisen dabei, genauer gesagt beim Deschnerauspreisen bzw. der Verleihung des ersten Deschnerpreises der Giordano-Bruno-Stiftung, einer mit 10.000 € dotierten Auszeichnung und diese ging an Richard Dawkins.

Wieder einmal wäre es müßig, würde ich mir die Finger wundschreiben, was da alles passiert ist, steht dies doch eloquent, sehr ausführlich und trefflich dargestellt auf hpd-online:

Das Besondere an dieser Preisverleihung war nicht nur die Erstmaligkeit des Ereignisses, sondern auch die Tatsache, dass dieser Preis den Namen eines Lebenden trägt: „Wir sind dem Diesseits verpflichtet", meinte Herbert Steffen, Vorstandsmitglied und Stifter der Giordano Bruno Stiftung. Da auch der Namensgeber anwesend war, brachte die Stiftung das Kunststück fertig, mit einem Preis zwei lebende Persönlichkeiten und ihr Werk zu ehren.
Besonders ergreifend - im wahrsten Sinne des Wortes - war es für mich, dass ich zwei Menschen die Hand schütteln durfte (und jeweils ein Autogramm einheimsen), die mich unter vielen anderen zu diesem Blog inspirierten und weiterhin inspirieren. Nach dem einen ist der Preis benannt, der andere hat ihn erhalten. It was a pleasure to meet you.

Nachtrag:
Mittlerweile gibt es hier auch einen kurzen Videoausschnitt.

Freitag, Oktober 12, 2007

Das po8ische Bilderrätsel #52

Wieder Freitag und wieder ein neues Rätsel. Diesmal ist es recht kurz und wie ich hoffe auch nicht allzu schwer...
po8-52


Leider muss ich (mal wieder) das letzte Rätsel selbst lösen, da anscheinend niemand den österreichischen Heimatdichter kennt:

Peter Alexander - Alexander + Ross + Schwarzenegger - Schwarzer ~= Peter Rosegger

Donnerstag, Oktober 11, 2007

Die po8ische Rezension #6

Dalai Lama, Fall eines Gottkönigs - Colin Goldner
(ISBN: 978-3932710216, z.Zt. anscheinend vergriffen bzw. in Neuauflage)

Ähnlich wie Mynareks Papstentzauberung ist Goldners Buch eines der wenigen Juwele auf dem deutschen Buchmarkt, das sich nicht in endloser Lobhudelei über seine Scheinheiligkeit, den Vorturner der tibetischen Gelbmützen, Tenzin Gyatso oder, wie er mit seinem Geburtsnamen heißt, Lhamo Dhondrub auslässt. Goldners Sachverstand (er besitzt m.W. eine psychotherapeutische Hochschulausbildung) sowie seine lockere Art zu schreiben ohne dabei eine dezidierte Quellenarbeit zu vernachlässigen machen das Buch zu einem Genuß und einem Augenöffner zugleich.

Leseprobe (Quellenangaben entfernt):

Die Macht des buddhistischen Klerus über Tibet kannte bis zum Einmarsch der Chinesen im Jahre 1950 praktisch keine Einschränkung. Mittels eines enggespannten Netzes an Klöstern - laut Propaganda der exiltibetischen Regierung habe es mehr als 6.000 davon gegeben -, wurde das tibetische Volk gnadenlos unterdrückt und ausgebeutet. Ein Riesenheer ordinierter Mönche (die Zahlen für die Zeit vor 1959 schwanken zwischen 114.000 und 500.000) machten Tibet zu einer absolutistischen Theokratie, die sämtliche Belange des Lebens durchherrschte: praktisch jede Familie stellte zumindest ein männliches Mitglied an den Klerus ab (in der streng patriarchalen Kultur des tibetischen Buddhismus spielten und spielen Frauen bzw. Nonnen nur eine untergeordnete Rolle).

Um monastischen Nachwuchs heranzuziehen, wurden und werden kleine Jungen, oft schon im Alter von zwei bis drei Jahren, ihren Müttem weggenommen (bzw. von diesen weggegeben, um für sich selbst ,,spirituelles Verdienst'' zu erlangen; getrennt von ihrer Familie leben die Jungen hinfort in einer ausschließlich von Männern geprägten, äußerst repressiven Klosterwelt, in der sie, ohne jeden Kontakt zu realen Frauen, einer überdies extrem frauenfeindlichen Erziehung unterworfen sind. Einer der meistzitierten tibetischen Lehrer, mit dem die Mönchsschüler konfrontiert werden, ist der Mystiker Milarepa (1040-1123 u.Z.), dessen gesammelte Erkenntnis auch außerhalb der Klöster weit verbreitet ist. Laut Milarepa ist ,,die Frau immer eine Unruhestifterin (...) die primäre Ursache des Leidens (...) im besten Fall kann sie anderen dienen, im schlimmsten Fall bringt sie Mißgeschick und Unglück''. Sie sei, karmisch bedingt, ein prinzipiell übles und minderwertiges Wesen, aufgrund ihrer ,,Neigung zu schlechten Gewohnheiten, die in der Vergangenheit entstanden ist, (...) in der niederen Form einer Frau geboren''. Der Abscheu Frauen gegenüber wird systematisch gesteigert durch Meditationstexte, die die Mönchsschüler auswendig zu lernen haben: So sei etwa die ,,Gebärmutter [gemeint ist vermutlich die Vagina, d. A.] äußerst unrein und übelriechend. Denn diese ist mit Eiter, Blut, Getier und anderem völlig angefüllt. Diese sehr beengende dunkle Höhlung ist ein Sammelpunkt größter Schrecken.''
Leider ist das Buch aus dem Jahr 1999, so dass die letzten 8 Jahre im Leben des tibetischen Grinsebärs fehlen, was aber wahrscheinlich mit einer aktualisierten Auflage wettgemacht wird.

8 von 8 möglichen Punkten

Mittwoch, Oktober 10, 2007

Neulich in der Servicewüste...

Deutschland soll ja eine Servicewüste sein und der Kunde eher ein Leibeigener, denn ein König. Umso erfreulicher ist es, dass es inmitten dieser Wüstenei doch die eine oder andere Oase gibt.

Eine dieser Oasen ist mitten in Hamburg zu finden, genauer gesagt in der Spitalerstraße bzw. hier. Denn obwohl ich nur ein kleines Uhrenproblem hatte und nicht das Diamantencollier für zigsundfufzigtausen Euronen kaufen wollte, wurde mir kompetent und generös geholfen. Ich war kein Kunde zweiter Klasse (obwohl leicht underdressed) sondern genoss einen first-class-Service. Leider ist ein solches Geschäftsgebaren selten geworden, umso mehr sollte man die verbliebenen Juwelen dieser Gattung unterstützen (und ein bisschen Schleichwerbung machen ;-) ).

Folgender PR-Spruch steht auf deren Homepage:
Höchste Ansprüche an Qualität und Tradition, an Zuverlässigkeit und Kompetenz sind unsere Handlungsmaximen, die Ihnen die Welt von Wempe erlebbar machen. Wir laden Sie herzlich ein und freuen uns auf Ihren Besuch in unserer Niederlassung.
und das ist eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen kein Wort gelogen ist.

An dieser Stelle ein dickes und ehrliches Dankeschön für den vorzüglichen Dienst am Kunden!

Sonntag, Oktober 07, 2007

Neulich beim Rattenfänger...

Es gibt Filme, da stimmt einfach alles. Da stimmt die Story, die Charaktäre sind glaubwürdig, die Kameraführung atemberaubend und man kann genau an den Stellen lachen, an denen man lachen soll. Besonders beeindruckend ist das dann, wenn es sich bei dem Film um einen Animationsfilm handelt (früher Zeichentrick, heute computeranimiert).

Und genau so ein Film ist Ratatouille - doch warum soll ich mir die Finger wundschreiben, so es doch schon sooo viele gute Kritiken zu diesem Film gibt? Hier mal ein Auszug einer solchen, zu der ich nur sagen kann "je suis d'accord pour tout":

"Ratatouille" ist eine einzige Parodie auf die kulturellen Eigenheiten der Franzosen und ihre Bohème geworden, ohne daß der Fehler gemacht wurde, mittels defunèsker Überdrehtheit das Ziel erreichen zu wollen. Vielmehr wird von Bird, Regisseur und Drehbuchschreiber in Personalunion, auch noch der uramerikanische Traum des Tellerwäschers, der zum Millionär wird, auf äußerst amüsante und kreative Art liebevoll durch den Kakao gezogen und so ein vielschichtiger, für alle Altersschichten überaus unterhaltsamer Animationsfilm aus dieser Melange. Allein schon die absolut nicht zu toppenden Sympathiewerte für die Hauptfigur Remy sorgen dafür, daß diese neue Speerspitze des Animationsfilms haften bleibt und die Erinnerung sogar an die bisher gelungensten Genrevertreter unweigerlich verblassen lassen wird.
8 von 8 möglichen Punkten

Freitag, Oktober 05, 2007

Das po8ische Bilderrätsel #51

Mmh.. das letzte Rätsel war anscheinend nicht po8isch genug. Mal sehen ob es mit dem heutigen klappt:
po8-51


Die Auflösung des letzten Rätsels:

Hale Berry - Hale-Bopp - Bob + white ~
Barry White

Mittwoch, Oktober 03, 2007

Neulich bei der Fürstin...

Die katholische Realsatireseite hat sich mit Gloria Fürstin von Thurn und Taxis unterhalten. Geistesblitze gabe es - wie zu erwarten war - keine, jedoch scheint die Fürstin under einer seltsamen Art von Amnesie und/oder geistiger Verwirrung zu leiden, denn bzgl. den berechtigten Angriffen auf Eva Herrmann und Kardinal Meisner ventilierte sie folgendes:
Heute wird man öffentlich angeklagt und vors Medientribunal gezerrt, ohne sich adäquat verteidigen zu können. Ob zu Recht oder nicht – der Angeklagte ist gebrandmarkt und gesellschaftlich out. All das erinnert an die Zeit vor der Inquisition. Also an eine Zeit, wo es noch keine geregelte Rechtsprechung gab und ein Beschuldigter ohne Verfahren verurteilt werden konnte.
Interessant, dass hier der öffentliche Diskurs über öffentliche Äußerungen von Prominenten mit einer barbarischen und menschenverachtenden Praxis des Mittelalters verglichen werden. Noch dazu impliziert ihre dümmliche Fürstlichkeit, dass es zur Zeit der Inquisition eine "geregelte Rechtsprechung" gab! Denn das einzig "öffentliche" an der Inquisition war die Hinrichtung der Delinquenten, deren einziges Vergehen es war, etwas anderes geglaubt zu haben!

Noch dazu sollte man sich an dieser Stelle die Äußerung der fürstlichen Taxifahrerin in Erinnerung rufen, die sie dieses Jahr im April tätigte und die ihr in obigem Interview anscheinend völlig entfallen war:
Ich finde, wir bräuchten wieder eine Inquisition für die Leute, die immer unseren Bischof angreifen, oder für die, die Frauen als Priester wollen.
Bei so einem intellektuellen Armutszeugnis und offensichtlichem Geschichtsunverständnis kann man eigentlich nur noch tiefes Mitleid empfinden. Ernst nehmen sollte man die Frau jedoch nicht mehr.