(ISBN: 978-3-8334-8033-1 - über BoD oder Buchhandlung)

Dies übernimmt Hubertus Mynarek mit Bravour, kennt er doch den Ratzinger-Papst persönlich und ist seines Zeichens Theologe, dem man allerdings nach seinem Kirchenaustritt 1972 die Lehrerlaubnis entzog und ihn noch mit allerlei anderen profanen Methoden gängelte, wie z.B. mit etlichen Prozessen überzog, die Mynarek nach zähem Ringen gewann oder sein Fahrzeug sabotierte.
Dezidiert zeigt er an Ratzingers Enzyklika "deus caritas est" (Gott ist die Liebe), dass sich der alte Dogmatiker und
Bewundernswert ist nicht nur Mynareks Eloquenz, die jedoch so "volksnah" ist, dass es auch einen Normalsterblichen nicht abschrecken sollte, sondern auch sein gezieltes Abschweifen vom Hauptthema, das den Leser mit dem nötigen Hintergrund ausstattet, ohne jedoch zu langweilen oder den roten Faden zu verlieren. Ebenso bemerkenswert ist Mynareks theologisches Wissen und seine Insiderkenntnisse von denen der aufgeschlossene Leser an vielen Stellen profitiert.
Leseprobe:
Sind die überaus positiven Benotungen der ersten Enzyklika [Anm.: "deus caritas est"] des neuen Papstes berechtigt? Lassen wir uns zur Beantwortung dieser Frage auf eine nüchternere Betrachtung ein. Eigentlich musste es so kommen, dass das erste große Rundschreiben des neuen Papstes eine Predigt über die Liebe wurde. Leute, die Ratzinger kennen, wissen: Der Mann ist unter dem Mantel einer demutsvollen Bescheidenheit außerordentlich ehrgeizig und nach Anerkennung strebend, zugleich äußerst empfindlich. Jahrelang litt er darunter, dass ihn die kritischere Presse nur als ultrakonservativ und erzreaktionär, als Großinquisitor und gestrengen Glaubenskontrolleur, als Bestrafer abweichlerischer Theologen und Verfasser vatikanischer Schreiben gegen die Befreiungstheologie, gegen die Gleichberechtigung der Frauen, gegen die Kirchenvolksbegehren etc.pp. einstufte. Daher wollte er es jetzt - als Papst - wissen! Mit einem Schlag sollte dieses negative Image weggewischt werden: Der in Glaubensdingen unnachgiebige, eiskalte Inquisitor präsentierte sich mit seiner ersten Enzyklika als Liebender und als Künder eines liebenden Gottes. Die Wandlung vom Saulus zum Paulus in puncto Liebe war perfekt inszeniert! Und große Teile der Presse nahmen ihm das auch kritiklos ab. Ein modernes Märchen schien wahr geworden zu sein. "Aus dem Glaubenswächter ist endgültig ein Hirte geworden", jubelte ein Provinzblatt.Auf Grund des Mutes Mynareks, sich fast als einziger gegen die neu ausgebrochene Papsthysterie zu stellen, der Tatsache, dass 30 Verlage dieses Buch ablehnten, obwohl diese auch sonst nicht davor zurückschrecken wesentlich weniger fundierte, und teilweise unwissenschaftliche "Werke" herauszugeben, und letztendlich auch Mynareks Art über die volle Länge des Sachbuches den Leser trotzdem gut unterhalten zu können, gibt es die volle Punktzahl.
Die Wirklichkeit sieht ganz anders aus. Der neue Papst ist der alte Glaubenswächter geblieben! Was er uns über dieLiebe auftischt, ist die übliche scholastisch-dogmatische Lehre über sie, ein langweiliger Katechismus, "in einfacher Sprache katechetischer Sprache" abgefasst. Die Eleganz, die den Stil manch anderer seiner theologischen Schriften auszeichnet, fehlt in seiner ersten Enzyklika fast gänzlich. Aber das ist ja auch nicht so wichtig. Viel wichtiger sind die inhaltlichen Mängel, die wir im Folgenden zur Sprache bringen wollen.
Bewertung: 8 von 8 möglichen Punkten
Ich möchte ausdrücklich sagen, dass ich gerade auch aus den kritischen Rezensionen viel gelernt habe. Am meisten bereichert und belehrt fühle ich mich durch die Ausführungen von Hubertus Mynarek.
(Joseph Ratzinger)
PS: Wer Mynarek erleben möchte, dem sei Tide 96.0 empfohlen, dort wird am Samstag, den 06. August um 14 Uhr, sowie am Montag, den 08. August um 22 Uhr ein einstündiges (aufgezeichnetes) Gespräch mit ihm über sein Buch ausgestrahlt. Weiters sollte die Sendung auch über den angebotenen Live-stream weltweit empfangen werden können.
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