Warum funktioniert Gott als "erste Ursache" nicht?
In vielen Religionen, so auch im Christentum oder dem Islam, hört man immer wieder die gleiche Leier. Die Wissenschaft kann nicht erklären woher wir kommen, was sozusagen der erste Grund für das menschliche Leben, das Leben überhaupt, die Erde oder das Universum wäre, da es aber einen solchen Grund bzw. Ursache geben müsse, weil schließlich alles eine Ursache habe, so müsste eben letztendlich das Universum auch einen solchen besitzen und dieser sei nun eben Gott.
Mal abgesehen davon, dass man, selbst wenn man eine "erste Ursache" für das Universum unterstellte, nicht zwangsläufig auf einen Gott, geschweige denn auf einen bestimmten Gott schließen kann, so ist die weit wichtigere Frage, die sich sofort anschließen muss, diejenige, was denn dann die Ursache für Gott wäre. Denn wenn nichts ohne Ursache existieren kann (infinite Regression), so kann dann per definitionem auch Gott nicht ohne Ursache, also unverursacht existieren, da man ansonsten eine Ausnahme für die zuvor aufgestellte Regel definiert hätte.
Dies wird aber alle Nase lang gerne gemacht. Diverse Kleingeister sprechen dann gern vom "unbewegten Beweger" oder vom "unverursachten Verursacher" (einer der Fehler Aristoteles, die aber dann bereitwillig von Thomas von Aquin, dem Kirchenlehrer, auf den sich noch der Wojtyla-Papst stützte, aufgenommen und zu einem seiner "fünf Gottesbeweise" verwurstet wurde), was aber letztendlich nichts anderes ist, als die zuvor eingeführte unendliche Kausalkette an einer Stelle willkürlich abzubrechen.
Als weitere Folge, nämlich wenn Gott unverursacht existieren könnte, so liegt der Verdacht nahe, dass es evtl. noch mehr Dinge gibt, die "unverursacht" existieren und somit könnte man mit derselben Gültigkeit behaupten, dass z.B. das Universum ohne Ursache zu existieren begann.
D.h. gerade wenn die Gottheit der Gläubigen dafür herhalten muss, den Anfang (noch dazu ohne jeglichen empirischen Beleg!) zu erklären, kommt nichts weiter als Geschwurbel dabei heraus, denn der Scheinerklärer steckt in einem Dilemma (bzw. genauer im Münchhausen-Trilemma, das z.B. Hans Albert in seinem "Traktat der kritischen Vernunft" darstellt). Entweder er landet bei einer infiniten Regression, also alles hat eine Ursache, somit hätte auch Gott eine Ursache z.B. den Ur-Gott und dieser wiederum eine Ursache, nämlich den Ur-Ur-Gott usw., oder er bricht die Kausalkette willkürlich an einem bestimmten Punkt ab ("Gott sei die erste Ursache"), widerlegt aber damit zugleich seine Ausgangsbasis ("nichts geschieht unverursacht") und hat somit hauptsächlich heiße Luft produziert.
Wenn die meisten sich schon armseliger Kleider und Möbel schämen, wieviel mehr sollten wir uns da erst armseliger Ideen und Weltanschauungen schämen.
(Albert Einstein)