Sonntag, September 02, 2007

Das Wort zum Sonntag #28

Thema heute:
Warum werden kleine Kinder getauft?

Ein Blick in den kath. Katechismus hilft hier schon mal weiter:

258. Warum tauft die Kirche Kinder?
Weil die Kinder, die mit der Erbsünde geboren werden, der Taufe bedürfen, um von der Macht des Bösen befreit und in das Reich der Freiheit der Kinder Gottes versetzt zu werden.
Ok, mal abgesehen davon, dass sich dieser Satz nicht wesentlich von irgendwelchen anderen Sekten untscheidet ("Macht des Bösen"), so kann man doch klar ersehen, dass selbst ein Neugeborenes schon als Sünder auf die Welt kommt und das nur, weil es die "Erbsünde" gibt.

D.h. wir müssen auch noch betrachten, was denn diese ominöse Erbsünde denn nun wieder ist. Doch auch hier kann der Katechismus helfen:

76. Was ist die Erbsünde?
Die Erbsünde, in der alle Menschen geboren werden, ist der Zustand des Mangels an der ursprünglichen Heiligkeit und Gerechtigkeit. Sie ist eine Sünde, die wir „miterhalten“, nicht aber „begangen“ haben. Sie ist ein Zustand von Geburt an, nicht eine persönliche Tat. Wegen der Einheit des Ursprungs aller Menschen überträgt sie sich auf die Nachkommen Adams mit der menschlichen Natur, „nicht durch Nachahmung, sondern durch Fortpflanzung“. Diese Weitergabe ist ein Geheimnis, das wir nicht völlig verstehen können.

77. Welche weiteren Folgen verursacht die Erbsünde?
Infolge der Erbsünde ist die menschliche Natur zwar nicht durch und durch verdorben, aber in ihren natürlichen Kräften verletzt, der Unwissenheit, dem Leiden und der Herrschaft des Todes unterworfen und zur Sünde geneigt. Diese Neigung heißt Konkupiszenz.
D.h. Gott hat alle Menschen mit einer Sünde belegt, die diese "nicht ... begangen" haben? Und nachdem man dies wiederum schwerlich mit einem Allgütigen Gott in Einklang bringen kann spricht hier der Vatikan von einem "Geheimnis, das wir nicht völlig verstehen können".

Wie weithin bekannt sein sollte, ist der Sündenfall für das alles verantwortlich. Somit haben nach biblischer Vorstellung zwei Leute von einem verbotenen Baum genascht, woraufhin Gott sie und alle ihre Nachkommen wie folgt verfluchte:

Adam: "verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.
Eva: "Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären. Und dein Verlangen soll nach deinem Mann sein, aber er soll dein Herr sein."
Super Sache. Ich meine Gott hätte ja seinen Drecksbaum auch irgendwo anders hinstellen können, als den beiden direkt vor die Nase, oder er hätte ein unüberwindbares Kraftfeld (wieso kommt solch technischer Schnickschnack eigentlich im hl.Buch nicht vor?) installieren können - kurz, er hätte zig Präventivmaßnahmen ergreifen können. Doch er tat dies nicht obwohl jedes kleine Kind weiß, dass wenn etwas verboten ist, dieses Verbot mit Sicherheit irgendwann übertreten werden wird. Und selbst nach der Übertretung hätte er sich redlicherweise selbst die Schuld geben müssen, denn wer hat die beiden eigentlich so mangelhaft geschöpft?

So, aber damit war die Erbsünde geboren. (Anzumerken sei noch, dass das frühe Christentum keineswegs die kleinen Kinder taufte. Selbst Konstantin, der diesen Wahn als Staatsreligion im römischen Reich manifestierte, ließ sich erst auf seinem Sterbebett taufen, galt doch damals die Taufe als die Möglichkeit sich ohne Probleme von allen Sünden reinzuwaschen - also ein Akt, den man so spät wie möglich vornehmen sollte. Erst etliche Jahrhunderte später ging man dazu über den Babies die Taufe zu spenden.)

Und aus dieser Diskrepanz zwischen einem (angeblich) gerechten Gott, der aber so etwas ungerechtes wie eine vererbbare Strafe verhängt und der Tatsache, dass das frühe Christentum (und auch heute noch einige kleinere christliche Gruppen, z.B. Baptisten) nie Kinder taufte, bleibt eigentlich nur folgender Schluss übrig. Die Erbsünde war ein willkommener Einfall dem Menschen von Geburt an ein schlechtes Gewissen einzureden, von klein auf ihm mit der Hölle drohen zu können (wohlgemerkt, für ein Vergehen das er gar nicht begangen hat!) und von klein auf diesen mit frommen Sprüchen und klerikalen Gängelungen bei der Stange halten zu können.

Insofern bliebe nur mein Wunsch, dass Eltern ihre Kinder nicht dann in ein Glaubenssystem hineintaufen, wenn diese noch keine vernünftige Willenserklärung abgeben können (eigentlich tun sie das ja, denn sie schreien meist ganz fürchterlich - nur das beachtet keiner), sondern damit solange warten, bis der Kleine so groß ist, um sich selbst ein Bild machen zu können. Bis dahin können sich diese Eltern ja mal die folgenden Worte von Ludwig Feuerbach verinnerlichen:
Wahre Religion ist gebaut auf das Wahre, das Gute in der Menschennatur, nicht auf der Sünde Morast.

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