Sonntag, September 23, 2007

Das Wort zum Sonntag #31

Thema heute:
Warum werden Ungläubige so stark verfolgt?

Jede Religion kennt Leute die nicht glauben, sei es, weil sie nicht glauben wollen oder weil sie die abgedrehten und hanebüchenen Geschicht(ch)en nicht glauben können. So liest man z.B. in der Bibel:

Wenn dich dein Bruder, deiner Mutter Sohn, oder dein Sohn oder deine Tochter oder deine Frau in deinen Armen oder dein Freund, der dir so lieb ist wie dein Leben, heimlich überreden würde und sagen: Lass uns hingehen und andern Göttern dienen, die du nicht kennst noch deine Väter, von den Göttern der Völker, die um euch her sind, sie seien dir nah oder fern, von einem Ende der Erde bis ans andere, so willige nicht ein und gehorche ihm nicht. Auch soll dein Auge ihn nicht schonen, und du sollst dich seiner nicht erbarmen und seine Schuld nicht verheimlichen, sondern sollst ihn zum Tode bringen. (5. Mose 13, 7ff)
Doch auch im Neuen Testament ist es nicht besser:

Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. (Mk 16,16)
Also ewige Höllenqualen, für alle die, die nicht glauben. Weiter geht es im Koran, der ebenfalls voll von Grausamkeiten gegenüber Ungläubigen ist:

Und wenn ihr es aber nicht tut - und ihr werdet es bestimmt nicht tun - so fürchtet das Feuer, dessen Brennstoff Menschen und Steine sind; es ist für die Ungläubigen vorbereitet. (Sure 2,2)

D.h. die ganzen Wahrheitsverkünder scheinen ein irrsinniges Problem damit zu haben, dass jemand anderes etwas anderes glaubt. Doch warum ist das so?

Der Glaube kommt immer dann ins Spiel, wenn kein Wissen vorliegt. So kann ich z.B. im Kino sitzen und glauben, dass ich den Herd eingeschaltet ließ (und mir deswegen Sorgen machen), jedoch kann ich nicht mehr glauben, dass der Herd eingeschaltet ist, wenn ich vor diesem in meiner Küche stehe. Insofern wimmelt es in allen Religionen nur so vor Dingen die man nicht weiß, nicht wissen kann oder auch prinzipiell nie wissen können wird - denn diese müssen eben geglaubt werden. Somit steht aber auch dieser Glauben auf sehr tönernen Füßen, denn er kann durch einen Gegenglauben außer Gefecht gesetzt werden.

Wenn ich an ein unsichtbares rosa Einhorn glaube und jemand anderer nicht an ein solches glaubt, so sind unsere beiden Positionen zunächst gleichwertig, zumindest solange bis Ockhams Rasiermesser zuschlägt und mein rosa Einhorn als zusätzliche aber unnütze Entität abrasiert.

D.h. der Glaube an Götter, Geister und Dämonen muss zusätzlich etwas verwenden um sich gegen derartige Rasiermesser zu schützen. Hier gibt es mehrere Mittel, die in Kombination angewendet werden:
  • Heilige Bücher (fast jede Religion kennt eines)
  • Indoktrination der Kinder (fast alle Religionen machen das)
  • Verfolgung von Andersdenkenden (wenn alle das gleiche denken, gibt es keine Kritik)
Somit ist die Ausrottung der Ungläubigen (der meist Missionierungsverbote vorangehen) die logische Konsequenz aus einem Glauben, der nicht mit der Realität übereinstimmt aber trotzdem überlebensfähig sein will.
Es bedarf nichts als Geschwätz, um beim Volke Eindruck zu machen. Je weniger es begreift, desto mehr bewundert es. Unsere Väter und Lehrer haben oft nicht das gesagt, was sie dachten, sondern was ihnen die Umstände und das Bedürfnis in den Mund legten.
(Gregor von Nazianz, Kirchenlehrer * um 390)

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