Sonntag, Juni 24, 2007

Das Wort zum Sonntag #19

Nachdem meine trostspendenden Worte letztes Wochenende wegen Reisetätigkeit ausgefallen sind (ok, ich hätte was vorbereiten können, hatte aber dazu weder Zeit noch Muße), sind sie wieder da.

Thema heute:
Muss man als Christ die Gesetze des Alten Testaments befolgen?

Wie schon zu Beginn dieser Serie erwähnt betrachtet die kath. Kirche die gesamte Bibel (also Altes & Neues Testament) als Wort Gottes, es hat somit gleichermaßen viel Gewicht.

Nun liest man aber in folgenden Stellen:
  • 2. Mose 12, 24 "Darum so halte diese Ordnung [Anm.: der ungesäuerten Brote] für dich und deine Nachkommen ewiglich."
  • 3. Mose 23,31 "Darum sollt ihr keine Arbeit tun. Das soll eine ewige Ordnung sein bei euren Nachkommen, überall, wo ihr wohnt."
  • 5. Mose 7,9 "So sollst du nun wissen, dass der HERR [...] den Bund [...] hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten,"
  • 1 Chronik 16,15 "Gedenket ewig seines Bundes, des Wortes, das er verheißen hat für tausend Geschlechter,"
  • Psalm 119,160 "Dein Wort ist nichts als Wahrheit, alle Ordnungen deiner Gerechtigkeit währen ewiglich."
  • Maleachi 3,22 "Gedenkt an das Gesetz meines Knechtes Mose, das ich ihm befohlen habe auf dem Berge Horeb für ganz Israel, an alle Gebote und Rechte!"
  • Matthäus 5,18f "Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich. "
  • Lukas 16,17 "Es ist aber leichter, dass Himmel und Erde vergehen, als dass ein Tüpfelchen vom Gesetz fällt."
D.h. hier steht ziemlich eindeutig, dass das nicht so ein lari-fari Gesetz war, dass Gott höchstpersönlich erlassen hat, sondern eines das ewig hält, eines das "nichts als Wahrheit" ist.

Doch schauen wir noch mal, was ein paar Stellen im NT dazu sagen:
  • Römer 6,14 "die Sünde wird nicht herrschen können über euch, weil ihr ja nicht unter dem Gesetz seid, sondern unter der Gnade."
  • Römer 7,6 "Nun aber sind wir vom Gesetz frei geworden und ihm abgestorben, das uns gefangen hielt, sodass wir dienen im neuen Wesen des Geistes und nicht im alten Wesen des Buchstabens."
  • Galater 3,13 "Christus aber hat uns erlöst von dem Fluch des Gesetzes [...]"
  • Galater 5,18 "Regiert euch aber der Geist, so seid ihr nicht unter dem Gesetz."
  • Epheser 2,14-15 "[...] Durch das Opfer seines Leibes hat er abgetan das Gesetz mit seinen Geboten und Satzungen [...]"
Die übliche christliche Argumentation ist klar. Gott hat sich selbst bzw. seinen Sohn gesandt und seit dem ist man von dem Gesetz frei, dass der allmächtige, allwissende und ewige Gott kurz vorher selbst erlassen hat. Wem diese Begründung blöd vorkommt, der hat genau das richtige Gefühl. Es handelt sich hier um einen offensichtlichen Widerspruch.

Selbst bei so etwas unheimlich wichtigem wie den (angeblichen) Geboten Gottes ist das hl.Buch in sich widersprüchlich. Es lässt nämlich für eine willkürliche Interpretation Tür und Tor geöffnet. So hat man (obwohl das alte Gesetz ja angeblich nicht mehr gelten soll) die Stelle 2. Mose 22,17 ("Die Zauberinnen sollst du nicht am Leben lassen.") zur Legitimation für das Hexenbrennen genutzt. Im zweiten Weltkrieg haben die Militärpfaffen die Soldaten aller Lager mit Sprüchen aus dem AT aufgehetzt - immer so wie man's gerade braucht.
Des großen Alexander Reich zerfiel; das der alten Römer und das Napoleons ging in Trümmer; sie waren gebaut auf die Gewalt der Waffen. Aber das Reich von Neu-Rom besteht schon fast anderthalbtausend Jahre und wird wer weiß wie lange bestehen, denn es ruht auf dem solidesten Fundament - auf der Dummheit der Menschen.
(Otto von Corvin, "Der Pfaffenspiegel")

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