Sonntag, Juni 03, 2007

Das Wort zum Sonntag #17

Thema heute:
Warum ist die Hölle so fürchterlich?

An vielen Stellen im hl.Märchenbuch ist zu lesen, dass es ja zum einen das wunderbare Leben nach dem Tod an der Seite Gottes geben wird, zum anderen aber, für alle diejenigen, die sich, ob der schlechten Beweislage oder wasauchimmer, nicht bekehren lassen wollten, ein warmen Plätzchen in der Hölle reserviert ist. So liest man z.B. bei Lukas 42,41f:
Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alles, was zum Abfall verführt, und die da Unrecht tun, und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein.

"Heulen und Zähneklappern", man schmort in einem "Feuerofen" und das in Ewigkeit. Und warum? Weil man nicht geglaubt hat, weil man gegen irgendein lächerliches Gebot verstoßen hat (z.B. am Samstag nicht arbeiten), Sex außerhalb der Ehe hatte oder sich mal einen von der Palme gewedelt hat, ohne diese Geschichte dem Haus- und Hofpfaffen zu beichten.

Doch ist es überhaupt nötig, dass die Hölle so unglaublich furchtbar dargestellt wird? Würde nicht jeder vernünftig denkende Mensch, so er die wahl zwischen zwei Himmeln hätte, den besseren bevorzugen, wenn der schlechtere Himmel nur marginal schlechter wäre (also z.B. keine Cornflakes zum Frühstück)? Vergleichbar mit einem Autokauf, bei dem man zwischen zwei gleichen Autos wählen kann, beide gleich teuer, nur bei einem funktioniert das Beifahrerfenster nicht elektrisch. Welches Auto würde man wählen? Wieso müssen von klerikaler Seite statt dem nicht-perfekten Auto ein Paar Wanderschuhe angeboten werden, die noch dazu Nägel und Steine im Fußbett haben?

Eine vernünftige Erklärung hierfür ist, dass Menschen sich seit je her von Monstrositäten beeinflussen ließen. D.h. ist eine Sache schon schwer zu glauben, so wird sie noch potenziert um das Unglaubwürdige zu verschleiern. Aktuelles Beispiel dafür mag die "Raubkopiererkampagne" sein, die Filesharern mit einer Gefängnisstrafe und der dazugehörigen Vergewaltigung durch die Mitgefangenen drohen. Anstatt den Sachverhalt vernünftig zu durchdenken und zu bemerken, dass einem handelsüblichen Filesharer solcherlei Strafen erspart bleiben, hat man schon beim Runterladen von Share- und Freewareprogrammen ein schlechtes Gewissen.

Weiters ist auch ein solches Höllenszenario mit einem allgütigen und gerechten Gott logisch unvereinbar. Denn dieser verhinge sonst Strafen die unverhältnismäßig und noch dazu ungerecht, da unendlich, sind.
Ein Gott, der die Hölle gemacht, verdient als einziger darin zu braten.
(Karlheinz Deschner)

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Alle Achtung!!! ein sehr guter Blogeintrag, leider zu hoch für all die Schäflein die lieber ein einfacheres Drebuch lesen wollen

Anonym hat gesagt…

Man beachte: Im Alten Testament taucht die Hölle nicht auf. Das ganze ist nur ein Marketing-Gag der Christen.

Das Christentum ist eine Religion der Angst. Da passt die fehlende Antwort auf deine Fragen perfekt hinein: Wer glaubt, fürchtet am meisten die Ungewissheit.

Po8 hat gesagt…

@Ali
Ich halte die Bibel nicht für ein einfaches Drehbuch, aber für ein beliebiges. Diejenigen, die es einfach machen sind Ratzinger & Co.. Sie erzählen immer nur das, was die Leute (oder sie selbst) hören wollen und nicht das, was dasteht.

Vielen Dank auch für die positive Kritik :-)

@Fischer
Ich sehe das NT als Verschlimmbesserung des AT an, da der normale Tod als Strafe nicht mehr ausreicht, und der Gott der Liebe Leute (wie z.B. mich) auf ewig auf irgendeinem Grill durchbrät.

Interessant in diesem Zusammenhang fand ich auch mal die These, dass man zwar von "Glück" oder "Freude" irgendwann genug haben, man aber das Leid ins Unendliche steigern kann. Insofern müssen alle mystischen Weltanschauungen diese Leidkomponente (Hölle, Reinkarnation usw.) beinhalten.

Ansonsten volle Zustimmung.