Samstag, Mai 19, 2007

Das Wort zum Sonntag #15

Thema heute:
Wozu braucht Gott die Menschen?

Gemäß den meisten Schöpfungsgeschichten, v.a. aber auch der des Christentums und des Islams hat Gott ja alles erschaffen, speziell eben auch den Menschen:
Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.
(1 Mose 1,26)


Da an anderer Stelle aber Gottes Allmacht und seine Allwissenheit angeführt wird, er als das vollkommene Wesen schlechthin behauptet wird, stellt sich zwangsläufig die Frage, warum er den ganzen Quatsch gemacht haben soll, also genauer, was "bekommt" Gott von den Menschen?

Er kann von den Menschen nichts lernen wie z.B. ein Wissenschaftler, da er selbst schon alles weiß. Die Geschehnisse auf der Erde sind uninteressant, denn er kennt die Ergebnisse ja schon vorher. Wenn es nur um das Angebetetwerden geht, das könnte man auch durch eine Gruppe spontan erschaffener Menschen hinbekommen.

Auch die Begründung er habe alles für uns erschaffen greift nicht, denn vor unserer Existenz wussten wir von all dem nichts. Weiters gibt es genügend Menschen die frei von Gott, also atheistisch, ein reiches und erfülltes Leben führen. Denn wäre Gott eine notwendige Bedingung für unser Leben, so dürfte es keinen einzigen Atheisten geben bzw. dieser wäre nicht lebensfähig.

D.h. objektiv erschließt sich keinerlei Nutzen, denn bilanztechnisch gesehen hat Gott 0 auf der Habenseite, aber einen immensen Aufwand, nämlich das Erschaffen des Universums inkl. der Welt in der wir leben + alles was so kreucht und fleucht. Kurz, es gibt keinen guten Grund, warum Gott den Menschen erfunden haben soll, denn alle Gründe kratzen entweder an den göttlichen Eigenschaften (Allmacht, Allwissen u.a.) oder sind nicht in Übereinstimmung mit der Realität.

Auf der anderen Seite hingegen, welcher Nutzen ergäbe sich für einen Menschen, wenn er einen Gott erschüfe?

Als erstes wäre einmal die Zeitersparnis zu nennen, die man dadurch erlangt, über Unerklärliches nicht mehr Tage oder Wochen nachgrübeln zu müssen. Als zweites wäre da die Legitimation für Handlungen gegen die Überzeugung der Gruppe (z.B. Opferrituale, Kriege u.ä.). Als drittes schließlich auch die Sicherung der Stellung der Mit-Gott-Kommunizierer innerhalb der Gruppe und deren materielles Auskommmen.

Dies wiederum blianztechnisch betrachtet ergibt ein dickes Plus auf der Habenseite. Der Aufwand für die Erschaffung eines Gottes ist minimal (man muss ihn sich nur ausdenken und evtl. ein paar Schriften verfassen), der Nutzen ist hingegen enorm.
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, nicht selbst zu existieren braucht.
(Charles Baudelaire)