Mittwoch, Mai 23, 2007

Let the Sunshine...

Ein Regisseur dreht einen abgedrehten Film über Drogenkonsum, nennt ihn Zugauskundschaften und liefert einen Klassiker ab. Der gleiche Regisseur dreht einen Zombiefilm im menschenleeren London und liefert eine klaustrophobische Endzeitstimmungsgeschichte ab. Dann jedoch dreht derselbe Kerl einen Science-Fiction Film, nämlich "Sunshine", und langweilt damit ganz schön. Wären da nicht tolle Bilder und stimmige Musik, er wäre kurz hinter dem europäischen Gigolo gelandet, anstatt auf der Sonne. Den Trailer dazu kann man sich hier ansehen.

Sry, ich spoilere jetzt ein bisschen, also wer den Film noch sehen will, bitte nicht weiterlesen. Also, man schickt ein Raumschiff mit einer riesigen Atombombe zur Sonne, um diese wieder zu entzünden. Jeder der schon mal ein bisschen was von Astrophysik gehört hat (oder der nur einen Blick in wikipedia geworfen hat), kratzt sich schon hier am Kopf, denn die Sonne hat einen Durchmesser von 1,3925 Millionen km (was dem 109-fachen Erddurchmesser entspricht), sämtliche "Außenaufnahmen" zeigen die Sonne aber als niedlichen roten Ball, der nicht mehr ganz so stark glüht und vielleicht 4-5mal so groß ist, wie die Erde. Das nächste ist, dass die Sonne z.Zt. eine Leistung von 3,846·1020 Megawatt erbringt, was in Etwa 3.800.000.000.000.000.000, also 3,8 Quatrillionen der stärksten irdischen Atomkraftwerke entspricht. Und diese soll mit dem größten atomaren Sprengkörper, der alle verbliebenen spaltbaren Ressourcen der Erde enthält und der eine Kettenreatktion auslösen soll, wieder "entzündet" werden. Das ist ungefähr vergleichbar mit einem Knallfrosch, den man in Peking zündet und sich daraus eine globale Erwärmung von 5 Grad erhofft. D.h. die Verhältnisse stimmen hinten und vorne nicht, aber naja, es ist ja schließlich Fiction. Der unentbehrliche Physiker (wieso hat man nicht 2 mitgenommen, denn bei einer jahrelangen Reise könnte der doch einfach wegsterben?) geht natürlich auf jede Außenmissionen mit und verhält sich genau so, als hätte er noch nie StarTrek gesehen. Überhaupt scheint Sicherheit bei dieser höchst wichtigen Mission keine Rolle zu spielen, wie es z.B. nur einen einmal vorhandenen Hauptcomputer gibt, der dann wunderbar vom bösen Typen außer Gefecht gesetzt werden kann. Selbst ein modernes Flugzeug ist besser mit Computersystemen ausgestattet, andernfalls würde da keiner einsteigen. Die Schauspieler verhalten sich nicht viel besser, denn kaum wird ein Thema kurz angespielt (z.B. ethisches Dilemma, wer sich für die Gruppe opfern soll), schon wird es auch wieder fallengelassen, als gäbe es kein Backup - wenigstens haben sie da etwas mit der Technik gemeinsam. Ab der Hälfte entscheidet sich der Film dafür ein Weltraum-Horror-Film zu sein, aber das auch wieder recht unausgegoren. Der Killer wird nicht richtig eingeführt, ein halbherziges religiöses Motiv angerissen und das war's auch schon. Was ich aber am nervigsten empfand waren die unscharf-scharf Blenden in dem Film. Teilweise wird einige sekundenlang ein unscharfes Bild gezeigt, was wohl den Einfluss der Sonne auf das Raum-Zeit-Kontinuum darstellen oder einfach nur die hohe Helligkeit versinnbildlichen soll. Ein schöner Effekt, der aber bei allzuhäufigem Gebrauch aber ganz schön nervt.

Den ganzen Film hindurch musste ich an ein Zitat aus "Per Anhalter durch die Galaxis" denken:
Mostly harmless!

Keine Kommentare: