Samstag, März 17, 2007

Das Wort zum Sonntag #6

Es gibt dieses nette Rätsel, das u.a. im Film "Tin Cup" gleich zu Beginn vorkommt:
Ein Vater und sein Sohn verunglücken bei einem Autounfall und kommen mit der Ambulanz in verschiedene Krankenhäuser. Der Sohn muss operiert werden, doch als der Chirunrg den Raum betritt, sagt er, er könne nicht operieren, der Patient sei sein Sohn. - Was ist passiert?

Diese kleine Überleitung soll uns zu unserem heutigen Thema führen:
War Ahimelechs der Vater oder der Sohn Abjatars?

Eigentlich recht einfach, da wir es wirklich mit entweder-oder zu tun haben. Ein Vater kann nicht zugleich sein eigener Enkelsohn sein (außer man setzt einen Fehler im Raum-Zeit-Kontinuum voraus, doch von diesem hatten die Ziegenhirten damals noch keinen Schimmer).

So lesen wir in 1 Samuel 22,20 und 23,6:
"Es entrann aber "ein" Sohn Ahimelechs, des Sohnes Ahitubs, der hieß Abjatar, und floh zu David"

"Als aber Abjatar, der Sohn Ahimelechs, zu David geflohen war, zog er mit herab nach Keïla und brachte den Efod mit."
Hier ist es recht eindeutig, dass Abjatar der Sohn des Ahimelech war. Doch - wen wundert das schon bei meinem Wort zum Sonntag - gibt es auch folgende Stelle im 2. Buch Samuel 8,17 und in den 1. Chroniken 18,6 sowie 24,6:
"Zadok, der Sohn Ahitubs, und Ahimelech, der Sohn Abjatars, waren Priester; Seraja war Schreiber"

"Zadok, der Sohn Ahitubs, und Abimelech, der Sohn Abjatars, waren Priester. Schawscha war Schreiber"
"Und der Schreiber Schemaja, der Sohn Netanels, ein Levit, schrieb sie auf vor dem König und vor den Oberen und vor dem Priester Zadok und vor Ahimelech, dem Sohn Abjatars, und vor den Sippenhäuptern der Priester und Leviten, nämlich je zwei Sippen für Eleasar und eine für Itamar."
Jeder ernsthafte Autor prüft zumindest sein eigenes Werk auf Konsistenz. Dies war hier anscheinend nicht der Fall, obwohl es sich beim Inspirator um ein "Wesen" handeln soll, dass uns Menschen in allem übertrifft. Heiliger Geist, sechs setzten.

Das tragische ist aber, dass wenn die Bibel schon bei solchen Kleinigkeiten Fehler aufweist, wie präzise ist sie dann bei den großen metaphysischen Wahrheiten, die sie für sich in Anspruch nimmt? Wenn der HeiGei noch nicht mal Verwandtschaftsbeziehungen vernünftig inspirieren konnte, was gibt uns die Sicherheit, dass er bei der Auferstehung, bei den weisen Sätzen Jesu, kurz bei allem was den modernen Christen heilig ist nicht auch versagt hat? Sollte ein allmächtiger und allwissender Gott nicht ein besseres Buch zustande bringen?
Irrtümer haben ihren Wert;
jedoch nur hie und da.
Nicht jeder, der nach
Indien fährt,
entdeckt Amerika.

(Erich Kästner)

PS: Um das obige Rätsel noch aufzulösen: Der Chriurg war natürlich die Mutter :-)

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