Sonntag, Februar 25, 2007

Neulich beim Lästern...

Aber nicht bei irgendeinem Lästern, nein, beim Gotteslästern. Wir haben es weisen Gesetzgebern zu verdanken, dass seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts (also noch keine 50 Jahre her), Blasphemie nicht mehr ein Straftatbestand ist. D.h. man kann jetzt ganz offen - z.B. hier in diesem Blog - sagen, dass Gott ein Arschloch ist und muss dafür nicht mehr in den Knast.

In Amerika läuft gerade die "Blasphemy-Challenge" (also die blasphemische Herausforderung) in der man sich auf Markus 3,29 beruft. Dort heißt es:
"wer aber den Heiligen Geist lästert, der hat keine Vergebung in Ewigkeit, sondern ist ewiger Sünde schuldig."
Und landet somit auch mit Sicherheit in der Hölle (sofern man dem christlichen Glaubenskonzept folgt). Folglich werden alle, die daran teilnehmen wollen aufgefordert, in einem Kurzen Video den HeiGei zu lästern und dieses in youtube.com hochzuladen.
Es sind so viele Videos, dass ich hier nur die Suche verlinke (beispielhaft sei nur dieses Video herausgegriffen). Wenig verwunderlich, dafür umso aufschlussreicher darüber, wer die Sender lenkt ist dieser Fox-Bericht mit Interview. Der Nachrichtensprecher schafft es nicht, eine einigermaßen neutrale Position zu beziehen und macht das, was man in the USofA immer wieder gerne macht: Atheistenbashing... widerlich.

Natürlich ließen auch die christlichen Antworten darauf aus Deutschland nicht lange auf sich warten und man bekennt sich hier, hier und hier ganz offen zum heiligen Schwurbel. In einem Video haben sie sogar (wie rechts zu sehen ist) Gott selbst als Protagonisten gewinnen können...

Anzumerken wäre noch, dass, da man sich den HeiGei immer als weiße Taube vorstellte und lange Zeit dessen Federn und sogar dessen Eier (also Taubeneier!) als heilige Reliquien in der kath. Kirche (u.a. Bistum Mainz) verehrt wurden.

Dabei ist der HeiGei ein Hirngespinst in frommen Köpfen, ein Konstrukt von Kirchenlehrern aus den Anfängen des Christentums. Er ist genauso wahr wie der Osterhase oder der Klabautermann, genauer, es gibt ihn nicht.
So, und jetzt cu in hell ;-)

12 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Atheisten-bashing ist also widerlich? Die zentralen Glaubensinhalte vieler Menschen aber per "Blasphemy-Challenge" zu bashen, ist ok? und vielleicht gar lustig (ich habs mir versagt, nachzuschaun^^)?

Invictus hat gesagt…

Man basht (jaja, tolles Deutsch) also die Glaubensinhalte anderer Menschen, wenn man sich selbst davon distanziert? Beleidige ich einen Buddhisten, wenn ich ihm sage, dass ich kein Buddhist bin?

Po8 hat gesagt…

Ich habe "Atheistenbashing" deswegen gegnannt, weil Amerikaner Atheisten als die schlimmste Bedrohung sehen, noch vor muslimischen Selbstmordattentätern oder Schwarzen. Noch dazu stellen die Atheisten (mit ca. 10% Bevölkerungsanteil) immer noch die Minderheit dar.

Es geht bei der Blasphemy-Challenge v.a. um das Öffentlichmachen. Viele Leute (so wie ich auch die längste Zeit) können mit dem 2000 Jahre alten Krams nichts anfangen und können sich aber andererseits gegen das Pachten der "höchsten Moral" von klerikaler Seite nicht wehren.

Wenn z.B. jemand glaubt, dass ihm ein rosa Schwammerl auf dem Kopf wächst (was natürlich unsichtbar ist), so liefern wir ihn in die Nervenheilanstalt. Wer aber glaubt, dass ein heiliger unsichtbarer Geist einem Baby ein Mal auf die Seele drückt, wenn ein Mann im Röckchen es mit Wasser übergießt und dabei eine Zauberformel spricht, der geht frei aus. Absurd, oder?

Anonym hat gesagt…

Glauben die Katholiken das? Keine Ahnung, bei uns eher nicht. ;)

Im Ernst: Ich hab nichts gegen Atheismus (das ist auch nur eine Religion), ich hab auch weder etwas gegen Religions- und schon gar nichts gegen Kirchenkritik. Sie sollte nur nicht verunglimpfend (im Sinne einer pauschalen Beleidigung aller irgendwie Gläubigen) sein. Und bei Youtube gehe ich Wetten drauf ein, dass sie genau das ist.

Das im Namen der Religion viel Un- und Wahnsinn getrieben wurde und wird, bestreite ich gar nicht. Ich kenne aber eine ganze Menge tiefgläubige (vor allem Christen), die daran nicht den geringsten Anteil haben (und ihn auch in keinster Form unterstützen), weil für sie die Friedensbotschaft der Bergpredigt das zentrale Dokument ihres Glaubens ist (und sie sich von den Kirchen so weit wie möglich entfernt halten).
Aber auch deren Gefühle verletzt man mit einem "Gotteslästerungs-Wettbewerb" zutiefst, und das überschreitet meiner Meinung nach eine Grenze. Hat für mich prinzipiell dieselbe Qualität wie die Leugnung des Holocausts.

Letzten Endes ist das dasselbe wie diese unsäglichen Mohamed-Karikaturen aus Dänemark. Man muss den islamistischen Terrorismus als das bennenen dürfen, was er ist. Das macht den Islam insgesamt noch lange nicht zu einer terroristischen Religion.

In allen diesen Fällen stößt meiner Meinung nach zu Rechtdie Meinungsfreiheit an ihre Grenzen. Das aber das eine (Holocaust-Leugnung) verboten ist, die andern beiden Sachen aber prinzipiell erlaubt sein sollen (gotteslästern darf man ja), halte ich keineswegs für weise, sondern im Gegenteil für äußerst fatal.

Ich halte es übrigens für absurd, dass es so viele "aufgeklärte" Atheisten gibt, die der Religion entfliehen, nur um sich stante pede irgendwelchen esoterischen Ersatzriten (Astrologie, New Age, Buddhismus light) an den Hals zu werfen. ;)

P.S. Ich hoffe, das kam jetzt nicht böse rüber, ich respektiere deine Meinung, auch wenn ich sie nicht unbedingt teile. Und amüsant zu lesen sind deine Texte allemal, da "verzeih" ich dir die eine oder andere satirische Überspitzung gerne. :)

Anonym hat gesagt…

@patrick: Sich vom Glauben anderer Menschen zu distanzieren ist aber etwas völlig anderes (und natürlich vollkommen legitimes), als zur öffentlichen Lästerung dieses Glaubens aufzurufen(meine Meinung dazu steht oben).

Po8 hat gesagt…

Ich schätze es sehr, dass Du Dich hier so einbringst und mit Leidenschaft Deine Position vertrittst. Vielen Dank dafür.

Nachdem wir uns ja ein bisschen kennen, würde ich ohne zu zögern behaupten, dass Du ein "guter Mensch" bist und ich würde sogar weitergehen und behaupten, Du bist ein guter Mensch trotzdem Du einer monotheistischen Religion anhängst (das mit dem Anhängen vermute ich jetzt mal). Man begeht leider immer wieder den Fehler gute Menschen bzw. gute Christen mit dem Christentum zu verwechseln.

Ich verachte Religionen mit der gleichen Intensität, wie ich die guten Menschen in ihnen schätze. Religionen sind imho die Hauptursache für das Schlechte in der Welt und das sage ich nicht, weil ich Atheist bin, sondern das bin ich erst so richtig geworden, nachdem ich über diese nachgeforscht und nachgedacht habe.

Es gibt Religionen, die sind von ihrer Anlage her zutiefst pazifistisch (z.B. Janaismus), d.h. je stärker ein Janaist glaubt, umso friedlicher wird er. Umgekehrt jedoch bei den großen Drei. Je stärker einer an Allah, Jahwe oder Gott glaubt, umso größer ist die Gefahr, dass er gewalttätig wird. Warum? Nun, es ist in dieser Religion angelegt. Die ganzen Hass-Suren im Koran, die vielen Menschenopfer und Todesstrafen im AT (hier können sich auch die Juden angesprochen fühlen), die Höllendrohungen im NT, ja es besteht sogar die Gefahr, dass der tiefgläubige Christ seinen Nächsten nur deswegen Leid zufügt, weil er ihn vor der Hölle retten will, als Akt der Nächstenliebe sozusagen.

Somit war z.B. die Inquisition kein "Ausrutscher" des Christentums, sondern die logische Konsequenz tiefer Gläubigkeit, deswegen ist der Atheist auch der "schlimmste Feind", denn er sucht (angeblich) das zu verhindern, was der Gläubige am meisten anstrebt, nämlich Erlösung und Vereinigung mit seinem Gott. Das wecken von Zweifeln, die Kritik an Dogmen, all das kann dazu führen, dass der Gläubige sein Ziel aus den Augen verliert. Diesem Ziel gilt es alles unterzuordnen und so werden offensichtliche Unmenschlichkeiten zur Liebe der Gottheit umgedeutet, gleich als halte man sich das Auge zu, dass den inhumanen Dreck im heiligen Buch doch sehen müsste.

Nehmen wir doch mal ein zentrales Element, sowohl vom Christentum als auch vom Islam, nämlich die Stelle, als Gott von Abraham/Ibrahim fordert seinen Sohn am Altar zu opfern. So eine Stelle verletzt z.B. meine humanistischen Gefühle zutiefst, denn obwohl es sich nachher als eine "Prüfung" Gottes herausstellt, so ist es aus ethischen Gesichtspunkten weder für einen Menschen und schon gar nicht für einen (vermeintlich) höherstehenden Gott angebracht an ein solches Opfer auch nur zu denken. Insofern kann ich eine Gottheit die sich so verhält nicht als moralische Instanz betrachten, geschweige denn diese anbeten. Im Gegenteil, für so ein Verhalten habe ich nur Verachtung übrig.

Nur wenn man erkennt, dass wir als Menschen kein Vorrecht auf diesr Erde haben, wenn wir die Schönheit der Natur erkennen, obwohl diese alles andere als perfekt ist, wenn wir ihr blindes evolutionäres Vorgehen nachvollziehen und realisieren, dass unsere Spezies vielleicht die einzige ist, die diese atemberaubenden Vorgänge erkennen und verstehen kann, nur dann können wir auf ein friedliches Miteinander hoffen.

Solange wir uns aber um eine Stadt streiten, aus der einer mit einem geflügelten Pferd in den Himmel geritten sein soll und ein anderer angeblich ans Kreuz genagelt wurde, damit sein Vater uns vergeben kann, solange wir solche infantilen Mythen zum Sinn unseres Lebens erheben, habe ich wenig Hoffung für den Homo (nicht ganz so) Sapiens...

Anonym hat gesagt…

Sir Legolas:

----Aber auch deren Gefühle verletzt man mit einem "Gotteslästerungs-Wettbewerb" zutiefst, und das überschreitet meiner Meinung nach eine Grenze. Hat für mich prinzipiell dieselbe Qualität wie die Leugnung des Holocausts.-----


Könnten Sie ihre Ansichten hierzi ausführen, Sir Legolas?
Und wäre es möglich dass Sie kurz erklären was Ihnen so aufstößt?

- Die Videobotschaften per se ?
- Die Organisation die dazu aufruft?

Herzlichst;

Solly

Anonym hat gesagt…

Arrgg, vergessen:

Und welchen Straftatbestand würden Sie denn gerne verletzt sehen wenn ich zur Kamera greife und auf Youtube
den Christengott verneine ?

Anonym hat gesagt…

@Po8: Ich bin nicht gläubig, wenn ich mich selbst einordnen müsste, würde ich mich wohl als Agnostiker mit Tendenz zum Atheismus bezeichnen. Allerdings bin ich in einem sehr religiösen Umfeld aufgewachsen und kenne daher auch die andere Seite ein wenig. Und für viele dieser Christen gilt genau das, was du dem Christentum eigentlich absprichst: Sie sind nicht trotz, sondern wegen ihres Glaubens sehr friedliche Menschen (und leiden übrigens sehr unter dem Unfug, den religiöse Menschen in Machtpositiionen anstellen). Der Klammerinhalt ist auch eigentlich mein Punkt: Religion ist nicht per se gewalttätig, sie kann aber - genügend kriminelle Energie vorausgesetzt - so interpretiert werden. Das man aber Religion nicht benötigt, um die schlimmsten Untaten der Menschheitsgeschichte zu begehen,haben der Große Dikator und sein sowjetischer Antagonist sehr eindrucksvoll bewiesen.

@Solly: Wenn jemand den Holocaust leugnet, ist das eigentlich ein sehr blödsinniger Akt, da die Beweise für dessen Existenz erdrückend und für jeden leicht erkennbar sind. Dennoch wird die Leugnung des Holocausts zu Recht in Deutschland strafrechtlich verfolgt (der Straftatsbestand lautet , glaube ich, Volksverhetzung).
Gotteslästerung ist ganz allgemein gesprochen eine Beleidigung der zentralen Existenzgrundlage sehr vieler Menschen (Christen, Moslems, Juden etc.), und da sie absolut jedes wissenschaftlichen Fundaments entbehrt (man kann die Nichtexistenz Gottes nicht beweisen), ist dieser Zweck - die Beleidigung - auch der einzige Grund, warum sie überhaupt begangen werden sollte. Ich weiss nicht, welches Strafmass man dafür ansetzen sollte, aber ich halte es durchaus nicht für ein Kavaliersdelikt.

Im übrigen möchte ich noch einmal eines klarstellen. Die Existenz Gottes zu verneinen, halte ich nicht für gotteslästerlich (auch wenn die Kirchen das anders sehen mögen), sondern für einen Ausdruck der persönlichen Meinungsfreiheit.
Gott aber zu verhöhnen und zu beleidigen (zu lästern eben) hat mit Meinungsfreiheit nichts mehr zu tun. Ich darf ja auch niemanden beleidigen, nur weil mir seine Nase nicht passt (kann ganz schön teuer werden, btw.)

P.S. sry, dass das so spät kommt, war krank^^

Po8 hat gesagt…

Sry, Sir Legolas, dann habe ich Dich in die falsche Ecke gestellt und übersehen, dass Du mal wieder nur den Advocatus Diaboli spielst ;-)

Zu den "guten Christen" möchte ich mal auf diesen Artikel verweisen, der das Thema aus aktueller Sicht betrachtet und die Frage anschließen, ob Deine Bekannten/Verwandten auch gute Menschen wären, wenn sie Buddhisten oder Muslime wären?

Und zum Thema Gotteslästerung noch kurz:
Der einzige, der sich bei einer richtigen Gotteslästerung beleidigt fühlen darf ist Gott. Beleidigung ist in .de ein Straftatbestand. Wenn sich Gott also ausreichend beleidigt fühlt, kann er mich gerne verklagen ;-)

Anonym hat gesagt…

Nuja, nur "A.D." bin ich bei dem Thema auch nicht. Aber das wäre eine völlig andere Diskussion, an dieser Stelle mag genügen, dass ich eben keinen wirklichen Zusammenhang zwischen Religion und irgendwelchen in ihrem Namen begangenen Untaten sehe.
Woran letztlich auch der von dir angegebene Artikel scheitert, der, um die Verdienste des Christentums als Religion zu schmälern, ständig (zu Recht) die Kirchen kritisiert, was zugegebenermassen Organisationen sind, die nicht weiter von den Aussagen der Bibel entfernt handeln könnten.

Wahrscheinlich hast du Recht, und meine "guten" Bekannten wären auch dann gut, wenn sie einer anderen Relgion anhängen würden. Ich geb dir sogar recht, dass Religion keine notwendige Bedingung ist, um gut zu sein.
Allerdings wenden sich die weitaus meisten Menschen deswegen von den großen Religionen ab, weil diese ihnen zu verbindlich vorschreiben, was gut ist und was nicht. Die meisten wollen keine Masstäbe, sie wollen einfach nur machen, was sie wollen. Da kann ich nun gar nichts gutes dran erkennen, und im Vergleich zu den religiös eingestellten Gemeinschaften meines Umfelds erlebe ich meine "gottlose" Umgebung als ziemlich trostlos. Es ist ja schön und gut, wenn der von dir angegebene Artikel feststellt, dass das Christentum keinen Universalanspruch auf die von ihm vertretenen Werte hat. Nur blöd, dass mit dem Verschwinden des Christentums aus der Mitte der (in diesem Fall: deutschen) Gesellschaft diese oft durchaus positiven Werte gleich mitverschwunden sind.

Po8 hat gesagt…

Verstehe ich das richtig, dass sich eine "gottlose", speziell "unchristliche" Gesellschaft schlechter verhält als eine christliche? Und v.a. welche Werte verschwinden dann aus unserer Mitte, die originär christlich sind, so doch dass Christentum nur ein Sammelsurium der damaligen Weltanschauung darstellt?