Mittwoch, November 07, 2007

Neulich auf dem Bahnhofsklo...

Höllendrohungen sind nicht nur das Handwerkszeug von Pfaffen, nein, auch die deutsche Führungselite wie z.B. der Sprachpanscher und Deutsche Bahn Vorstand Hartmut Mehdorn hat diese auf dem Kasten. Wie mittlerweile hinreichend bekannt sein sollte, hat Hartmut ein Problem im Unternehmen und dieses Problem heißt Gewerkschaft.

Wie schön könnte doch die Welt des freien Unternehmertums sein, wenn sich diese nimmersatten Arbeitnehmer nicht immer zu Interessensgemeinschaften zusammenschlössen und dann die Gesellschaft (und hier meint er nicht nur seine eigene!) unter Druch setzten. Anscheinend weiß Hartmut jetzt nicht mehr aus noch ein - Verhandlungen mit der Lokführergewerkschaft kommen für ihn schließlich nicht in Frage - und wendet sich an seine große Schwester Merkel. In diesem Brief soll nun die Vorbeterin der Nation unter Ausübung ihrer leviathanischen Rechte den kleinen Streikern den Gar ausmachen. Das liest sich hier ungefähr so:
Durch die Forderungen der Lokführer drohe eine "schwer zu beherrschende Tarifvielfalt", schrieb Mehdorn an die Kanzlerin. Die Bahn könne dem Drängen der Gewerkschaft daher "aus grundsätzlichen Erwägungen nicht nachgeben", heißt es in dem Brief, der der Nachrichtenagentur AFP vorliegt. "Andere Berufsgruppen der Bahn würden umgehend ebenfalls eigene Gewerkschaften gründen und ihre Interessen mit gleicher Begründung durchzusetzen versuchen". Eine solche Entwicklung bliebe aber nicht auf sein Unternehmen beschränkt: "Im Ergebnis könnte die in Deutschland seit Jahrzehnten bewährte Sozialpartnerschaft und damit ein bedeutender Standortvorteil Schaden nehmen."
Doch schauen wir seine "Argumente" mal etwas genauer an. Wenn man aus prinzipiellen Erwägungen etwas nicht machen will, so handelt man dogmatisch, da man nicht bereit ist, seine Weltanschauung zu ändern. Insofern schießt sich hier unser kleiner Hartmut selbst ins Knie, zeigt er doch, dass wir die bisherigen Streiks seiner fundamentalisitschen Position verdanken.

Anschließend kramt er noch seine Höllendrohungen hervor, dass dann sofort alle noch mehr wollten und ebenfalls Gewerkschaften gründeten und streikten (Belege dafür muss klein Harmut ja nicht bringen, ist er doch Chef der Bahn), was dann nicht nur sein Unternehmen, sondern die "seit Jahrzehnten bewährte Sozialpartnerschaft" in Deutschland gefährde. Seltsam nur, wie die Süddeutsche gerade berichtet, dass sich zwei Drittel des Vermögens in .de auf 10% der Bevölkerung verteilen. Die Hälfte aller Deutschen besitzt quasi nichts. Somit wendet sich auch diese Begründung Hartmuts für das staatliche Eingreifen eigentlich gegen ihn, denn diese "Sozialpartnerschaft" ist seit Jahrzehnten Makulatur. Im Gegenteil, der Staat sollte die Bildung von Interessensverbänden der Arbeitnehmer eher fördern, als diesen den Hahn abzudrehen.
Die Gemeinschaft darf keine Maske sein, unter der der eine lächelt und der andere weint.
(Georges Pompidou, frz. Politiker)
Also bitte keine Krokodilstränen, Herr Mehdorn, der Zug ist abgefahren!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

lieber po8,
warum packt niemand das übel an der wurzel? herr mehdorn zeigt das volle syndrom (sprüche, handlungen, physiognomie) des altersstarrsinn. also muss der aufsichtsrat der bahn wegen grob fahrlässiger unterlassung des rausschmiss von mehdorn oder gar wegen bewusster schädigung des unternehmens (das heißt dann untreue) strafrechtlich belangt werden. möglicherweise haben die staatsanwaltschaften weisung wegzuschauen.das heißt dann rechtsstaat. oder nur rechtslastiger staat?

Po8 hat gesagt…

Ich denke wir steuern auf eine moderne Version des Feudalismus zu bzw. eine Oligarchie der Wohlhabenden über den Rest. Insofern halte ich das für kein Problem eines rechtslastigen Staats, sondern vielmehr für ein systemimmanentes Problem des Kapitalismus.