Freitag, November 30, 2007

Gerade beim Deschnern...

Der neue Deschner ist erschienen. Wenn man nun allerdings Band 9 der "Kriminalgeschichte des Christentums" erwartete (wie ich.. grml), so ist man evtl. vorerst etwas enttäuscht, was man aber eigentlich nicht sein muss, denn obwohl es hier "nur" um Literaturkritik geht, ist die Sache wie immer spannend und lehrreich zugleich. Etwas ausführlicher ist das auf hpd-online dargestellt, so dass ich eigentlich gleich zur Leseprobe kommen kann:

Aus der Rezension zu "Gutes Deutsch in Schrift und Rede" von Professor Mackensen
"Wer sprechen kann, der kann auch schreiben - sollte man meinen", lautet der erste Satz des Werkes. Doch warum man das meinen sollte, bleibt angesichts all der Millionen Analphabeten und Kinder, die sämtlich zwar sprechen, doch nicht schreiben können, das Geheimnis von Prof. Mackensen, der bereits zwei Sätze weiter äußert: "Die deutsche Rechtschreibung ist gewiß (!) schwer zu meistern" - und damit zwar nicht gegen unser Sprachgefühl, wohl aber gegen seine eigene Regel verstößt: "Keine Flickwörter!" "Sie gilt es vor allem zu tilgen. Da sind zuerst die Beteuerungen, mit denen wir dem Leser eine vorgefaßte Meinung aufzudrängen suchen: unzweifelhaft, sicher, durchaus, gewiß (!) und ihre Artgenossen. Sie sind eigentlich nur Zeugen unserer Hilflosigkeit ... Streichen wir also unseren Satz durch!" Aber zu streichen wäre nicht der Satz, sondern allenfalls das Flickwort. Doch auch das vergaß Prof. Mackensen und nötigte uns derart mit seiner Behauptung vom "gewiß" schwierigen Meistern deutscher Rechtschreibung nicht nur ein Feindwort, nicht nur eine "vorgefaßte Meinung auf", sondern machte uns auchnoch, un schon mit seinem vierten Satz, zu "Zeugen" seiner "Hilflosigkeit"! Und das eben in der Sache, die er lehrt.
Freilich kann er gleich darauf versichern, dass Deutsch "schwierig" sei - was er vortwährend beweist! - Es "reizt auch unablässig zu Fehlschritten", gesteht er. Es führt - dies wieder auf Seite eins - "oft zu Spannungen: dann leiden Rede und Schreibe (!) ... Das läßt sich nicht auf Anhieb heilen (!). Unser Denken, unser Wortschatz und die Fähigkeit (!), ihn voll zu nutzen (!) ..., werden herausgefordert, wenn wir alle Möglichkeiten unserer Muttersprache nutzen (!) wollen. Am meisten wird unsere (sic) Fähigkeit (!) zu kritischer Selbsterkenntnis abverlangt ... Dieses (!) Buch weist (!) dem willigen Leser einige erprobte Wege zu diesem (!) Ziel." "Es (!) läßt ihn in das Gefüge der Sprache hineinsehen, gibt ihm Hinweise (!) ..." Eine Seite Vorspann - wir stehen noch nicht einmal auf dem Titelblatt - und schon ahnen, nein, wissen wir, was jemand, der im ersten Satz Unsinn redet, im vierten gegen seine eigne Regel verstößt, darauf mit einem Hieb "heilen" will und aufs schlampigste wiederholt, an Gutem Deutsch bieten wird.
Also einen Punkt ziehe ich ab, weil ich die Kriminalgeschichte weiterlesen wollte ;-)

7 von 8 möglichen Punkten

Den größten Erziehungsfehler nennt Gotthold Ephraim Lessing, "dass man die Jugend nicht zum eigenen Nachdenken gewöhnet ..." Das ist kein Fehler. Das ist Absicht!
(Karlheinz Deschner)

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