Sonntag, August 19, 2007

Das Wort zum Sonntag #27

Thema heute:
Warum eigentlich 10 Gebote?

Viele (darunter auch führende Politiker wie v.d.Leyen oder Beckstein, Beckstein, alles muss versteckt sein) meinen ja, mit den 10 Geboten wäre schon so ziemlich das höchste an Ethik und Moral erreicht, was die Menschheit so hervorgebracht hat. Dies liegt meines Erachtens an der Unkenntnis darüber, was in diesen Geboten wirklich drinsteht und wie dürftig diese eigentlich gestrickt sind. Im Übrigen gibt es im Alten Testament weit mehr als diese 10 Gebote (über 600 wenn ich mich richtig erinnere), die Bücher Leviticus oder Deuteronomium sind voll davon (wer des Englischen mächtig ist, und das ganze bebildert sehen will, sollte diesbezüglich mal bei "The Brick Testament" reinschauen, es lohnt sich!), denn nicht umsonst "liest" man heute noch "die Leviten".

Aber zum besseren Verständnis will ich diese noch mal auflisten (Exodus 20,3ff):

  1. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
  2. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen
  3. Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest.
  4. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren
  5. Du sollst nicht töten.
  6. Du sollst nicht ehebrechen.
  7. Du sollst nicht stehlen.
  8. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
  9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.
  10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat.
Nachdem das geklärt ist, schauen wir doch mal, ob es in Gottes Wort noch Optimierungspotential gibt. Gebote 1-3 wären unnötig, so Gottes Existenz eindeutig wäre. In einer pluralistischen Gesellschaft mit mehr als einer Weltanschauung haben diese schon gar nichts zu suchen und einen freien Tag (nämlich den Sonntag) hatten auch die Heiden (deswegen wurde er ja vom Christentum geklaut).

Somit bleiben noch sieben für eine ernsthaftere ethische Betrachtungsweise übrig. Aus Gebot 4 wird erst umgekehrt ein Schuh, denn Vater&Mutter sind nicht bedingungslos zu ehren, sondern haben sich diesen Respekt (wie jeder andere Mensch) zu verdienen. Ansonsten führt dieses Gebot zu nichts anderem als die Kleinsten der Kleinen schon von anfang an zu unterdrücken - unter ethisch-moralischen Gesichtspunkten also mangelhaft -> weg damit!

Gebot 7 und 8 lassen sich ebenfalls prima zusammenfassen unter dem Begriff "sei nicht unredlich" oder positiv formuliert: "sei aufrichtig".

Gebot 6 und 9 haben ebenfalls ein solches Potential. Zum einen wird hier ein Gedankenverbrechen postuliert (wer kann denn ernsthaft etwas gegen eine Pamela Anderson oder Brad Pitt Fantasie haben?), zum anderen ist das Verbot des Ehebruchs u.U. doch etwas, was zum sozialen Frieden beitragen kann. Doch wiederum können wir das positiv formulieren und in der Aussage zusammenfassen "sei treu".

Somit ließen sich die gerade genannten vier Gebote in "sei aufrichtig und treu" zusammenfassen und es verbleiben noch zwei.

Gebot 10 ließe sich auch mit dem Ausdruck "du sollst nicht streben" zusammenfassen, denn das Begehren einer Sache heißt ja noch nicht, dass man diese mit Gewalt zu nehmen bereit ist (ok, im AT heißt es das meist - aber das waren ja auch Gottes auserwählte Barbaren). Gerade dieses Streben ist es ja, was uns als Menschheit weitergebracht hat und weiter bringt. Ugluk hat einen tollen Faustkeil geschnitzt, also will Kuglug auch so einen haben und übt Faustkeilschnitzen. Wie oft hat uns schon ein schönes Gedicht, ein Lied, ein Bild usw. zu der Aussage genötigt, "so möchte ich auch schreiben/komponieren/malen/etc. können"? Das Streben zu verbieten bedeutet sozialen und wissenschaftlichen Stillstand (und ist noch dazu ein "Gedankenverbrechen"), insofern -> weg damit.

Bleibt noch das 5. Gebot, dass man nicht töten soll. Naja, eigentlich eine gute Sache, jedoch zeigt die Religionsgeschichte, dass nichts so relativ war, wie dieses Gebot. Die eigenen Leute sollte man nicht töten (außer der Sohn ist ungehorsam, dann darf gesteinigt werden - 5.Mos 21,21 - oder man kommt gerade vom Berg mit den Gesetzestafeln zurück und die Zurückgebliebenen tanzen ums goldene Kalb, dann darf man gleich 3000 niedermetzeln - Ex 32,28) aber bei Fremden wird dieses Gebot noch lascher gehandhabt und ist allezeit Verhandlungssache (meist zwischen dem fanatischen Gläubigen und seinem Gott - also für Außenstehende nicht nachvollziehbar). Nichtsdestotrotz ist die Herangehensweise möglichst wenig zu töten während man seine Zeit auf der Erde verbringt eine gute Sache, doch auch das ließe sich positiv und allgemeiner formulieren mit: "vermeide unnötiges Leid" oder "verursache so wenig wie möglich Leid".

Resüme:
Ohne großen Aufwand gelingt es die berühmten 10 Gebote mit ein bisschen gesundem Menschenverstand auf zwei Aussagen zu reduzieren:

  • sei aufrichtig und treu
  • verursache so wenig wie möglich Leid
Viel witziger hat das natürlich George Carlin rübergebracht, den ich an dieser Stelle mit dem dazugehörigen Video zitieren will:

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Lieber Po8,
Dein Traktat über die 10 Gebote ist so unnütz wie ein Kropf. Würde man alle kanonischen Schriften auf das wesentliche reduzieren, käme man mit einem Satz aus: Am Anfang gab es eine göttliche Protuberanz auch Urknall genannt, danach lief die ganze Angelegenheit aus dem Ruder, weil es Jahwe 14 Milliarden Jahre lang nicht gelang, Ordnung in den Sauhaufen zu bringen.
So was zu lesen ist doch nicht erbaulich.

Po8 hat gesagt…

Im Prinzip muss ich Dir recht geben, Anonym, jedoch denke ich, dass der Urknall eher aus einer göttlichen Flatulenz resultierte und die "Erbaulichkeit" der kanonischen Schriften bezweifle ich in ihrer inflationären Version doch sehr stark ;-)