Sonntag, August 31, 2008

Neulich beim christlichen Marketing #1

...oder wie die Kirche das Marketing erfand1. Theologische "Beweise" mit einem modernen Werbeslogan versehen:

Origines (185-254)

Unique selling proposition: Wahrhaft Gott ist also "der Gott".

Reason why: Die nach ihm geprägten Götter sind wie Bilder eines Urbildes.

Supporting evidence: An gewissen Stellen setzt Johannes die Bezeichnung "Gott" mit dem Artikel und meint damit den ungezeugten Urheber allen Seins. An anderer Stelle lässt er den Artikel weg und sagt einfach "Gott". Nämlich dann, wenn das "Wort" Gott genannt wird.

Gott. Das Original.
Nur echt mit Artikel. Garantiert vom heiligen Johannes.



Gregor von Nyssa (335-395)

Uniqute selling proposition: [...] dass überall bei der göttlichen Natur nur Vollkommenheit in Frage kommen kann [... führt] zur [zwingenden] Annahme eines einzigen Gottes.

Reason why: [...] weil der Begriff der Vollkommenheit eine Mischung ausschließt - noch eine Unterscheidung zwischen Untergeordnet- und Übergeordnetsein - denn der Begriff der Gottheit wäre da nicht mehr denkbar, wo der Begriff der Unterscheidung festgestellt werden kann.
Nobody is perfect. Nur Gott.


1: Zitiert aus "Jesus wäscht weißer - wie die Kriche das Marketing erfand", Bruno Ballardini

Freitag, August 29, 2008

Frosch reloaded...

Nachdem ich ja schon über den Frosch am Kreuz berichtete, hat sich doch jetzt auch noch der Pontifex Maximus, der größte Brückenbauer, aus Rom dazu eingeschaltet. So schreibt dazu das kath.net:
Das ganze habe "die religiösen Gefühle vieler Menschen verletzt, die im Kreuz ein Symbol der Liebe Gottes und unseres Heils sehen, das Anerkennung und religiöse Verehrung verlangt". Dies betont Benedikt in einem Brief an dem Vorsitzenden des Regionalrats von Südtirol Franz Pahl.
Also wenn eine Gruppe Menschen im Kreuz ein "Symbol der Liebe" des unsichtbaren rosa Einhorns sieht, welches "Anerkennung und religiöse Verehrung verlangt", so darf man einen Frosch daran nicht festnageln. Dass aber andere Menschen im Kreuz ein Symbol für eine menschenverachtende Folterstrafe der Antike sehen und weiters jahrhundertelange Unterdrückung des freien Geistes durch das Christentum, das schein jenen geistlichen Röckchenträgern nicht in den Sinn zu kommen.

Ich muss das christliche Kreuz auch an allen Ecken und Enden ertragen, also tolerieren, insofern ist es wohl nicht zu viel verlangt, wenn Christen, allen voran ihr Vorzeigetransvestit, ein einziges Kreuz mit einem Frosch daran erdulden, zumal sich dieses in einem Museum befindet und nicht an jedem Kirchturm.

Mittwoch, August 27, 2008

Neulich bei der Abzocke mit Armin & Andrea...

Ein gewisser Armin Mattich bietet "Hilfe aus der Geistigen Welt" für all jene, die gerne auf billiges Geschwätz und unbelegte Behauptungen hereinfallen. So veranstaltet er Kurse für 15 Euronen pro Person (25 bis 250 Teilnehmern kann geholfen werden - zumindest ihren Geldbeutel zu erleichtern - was dann nach Adam Riese in 375 bis 3.750 € als Einnahme aus so einer Veranstaltung resultiert), in denen

"die Heiler ... sodann intensiven Kontakt mit dem Unterbewusstsein der Teilnehmer auf[nehmen] und konzentrieren sich mit ihren stillen Gebeten auf das Wesentliche."
Ah ja, und wenn ein Teilnehmer den "Kontakt" nicht spürt, so liegt das einfach daran, dass dieser eben mit dem unbewussten Unterbewusstsein stattfand! Der Trick hätte mir mal in der Schule einfallen sollen: Aber Herr Lehrer, haben sie denn nicht gemerkt, dass ich in intensivem Kontakt mit ihrem Unterbewusstsein stand und dort die Frage korrekt beantwortet habe?

Aber es geht natürlich noch weiter.

In der Regel findet die Heiler/in genau das, was Menschen gegenwärtig benötigen, auch ohne ein Wort zu wechseln. Im ganzem Verlauf werden an Sie keine Fragen gestellt. Sie haben jedoch die Möglichkeit, besondere Hinweise zu notieren und vor Ihren Stuhl zu legen. Bereits in der Meditation lesen die Heiler/in die vorhandenen Notizen und beten nochmals für die Betroffenen. Weiterhin können Sie Bilder von Ihren Angehörigen auf einen dafür vorgesehenen Tisch mit der Bildfläche nach unten platzieren. Auch für diese Personen wird gebetet. Armin und Andrea arbeiten in Halbtrance und bringen die dabei frei werdenden Kräfte auf ihre eigene Weise zum Ausdruck. Des weiteren bittet die Heiler/in mit stillen Gebeten um himmlischen Beistand, Trost, Klarheit, Kraft und Hilfe für ihre Mitmenschen.
Und irgendwie haben sie ja auch recht mit dieser Beschreibung: "In der Regel findet der Heiler genau das, was Menschen (Anm.: eben dieser Heiler) gegenwärtig benötigen", nämlich das Geld der anderen. Wie sie dann ihre "tollen Erfolge" erzielen, schreiben sie ja fast ausführlich hin, denn die Opfer Patienten schreiben vorher alle Sorgen auf. Dann wird gebetet, meditiert, zwischen Halb-, Viertel- und Dreisechzehnteltrance hin- und hergeschaltet und den Leuten eine Show geboten, die nur knapp vom Testbild überboten wird (zumindest wenn man lange genug draufschaut).

Es wird leider immer gerissene Abzocker wie Armin & Andrea geben, die sich leichtgläubige Opfer suchen, ihnen etwas vom Pferd erzählen und mit Astralleibern, Kirlianphotographie und ähnlichem Schwachsinn Leute dazu verführen, ihr mühsam Erspartes für gequirlte Scheiße auszugeben.

Esoterik und Faschismus überschneiden sich in ihrem elitären Führerkult, ihrem Schicksals-, Karma- und Vorsehungsglauben; sie überschneiden sich in ihrer antisozialen und antiaufklärerischen Haltung. Und nicht zuletzt überschneiden sie sich auch im blinden Fanatismus ihrer Anhänger.
(Colin Goldner)

Sonntag, August 24, 2008

Das Wort zum Sonntag #54

Thema heute:
Warum Märtyrertum und -kult Blödsinn ist.

Interessanterweise investieren viele Glaubensrichtungen Energie und Zeit in das Märtyrertum bzw. den Märtyrerkult, d.h. die Verehrung von Leuten, die dabei gestorben sind, als sie ihren Glauben verteidigten.

Dabei ist oft der Wunsch Vater des Gedankens, dass die eigene Glaubensrichtung irgendwie mehr plausibel oder wahr würde, so sich jemand von gewisser (tatsächlich meist zweifelhafter) Reputation, für seinen Glauben opfert. Jedoch ist diese Ansicht genauso schwachsinnig, wie wenn Frau Merkel glauben würde, das Regierungsprogramm der CDU würde nur deswegen glaubwürdiger, weil sich Hr. Steinmeier Hr. Schäuble dafür am nächsten Baum aufknüpfen lässt.

Trotz dieses leicht verständlichen Zusammenhangs reißt dieser Kult nicht ab. So behaupten z.B. Christen alle Nase lang, dass im römischen Reich so unglaublich viele Christen verfolgt wurden, die dann (als Märtyrer versteht sich) in diversen Arenen ihr Leben lassen mussten. So schreibt z.B. Deschner in der Kriminalgeschichte des Christentums (Hervorhebung von mir):
Vor allem werden den Heiden nun, kurz nach der letzten Christenverfolgung, eben diese Verfolgungen vorgehalten und sogleich gigantisch übertrieben – bis tief ins 20. Jahrhundert hinein, wo man noch in dessen zweiter Hälfte das Christentum schon vom Ende des 1. Jahrhunderts an »in seinem eigenen Blute waten« sieht, mit der »ungeheuren Schar heroischer Gestalten« prahlt, »die, die Stirnen von Martyrerblut gezeichnet, das ganze zweite Jahrhundert durchziehen« (Daniel-Rops); wobei man gerade noch, 1956 (!), zugibt, es seien »nicht Millionen« gewesen (Ziegler). Seriösere Forscher schätzten die Zahl der christlichen Opfer gelegentlich, nicht unwidersprochen, auf 3000, auf 1500 – in allen drei Jahrhunderten! Wie problematisch diese Zahl sein mag: die Christen erschlugen in Mittelalter und Neuzeit mehr Juden häufig in einem einzigen Jahr, manchmal an einem einzigen Tag!
D.h. wollten jetzt die Christen ihren "Märtyrern" irgendeine Glaubwürdigkeit zubilligen, so müsste im Umkehrschluss das Judentum die einzig wahre Religion sein, da es am meisten Märtyrer vorzuweisen hat.

Doch dem nicht genug, so werden Märtyrer meist nur innerhalb der eigenen Weltanschauung bzw. innerhalb der eigenen Gruppe dieser Weltanschauung akzeptiert. Die Attentäter von 9-11 gelten bestimmt in div. fundamentalistischen muslimischen Gruppen als Märtyrer, die in einem heiligen Krieg ihr Leben gelassen haben, wohingegen gemäßigte Muslime sich davon distanzieren und ihnen damit auch den Märtyrerstatus absprechen. Somit ist nichts relativer, als der Anspruch Märtyrer zu sein, was jeden vernünftigen Menschen davon abhalten sollte einer zu werden (neben der Tatsache, dass es nichts beweist).

Ein weiterer tragischer Aspekt dieses Kultes ist, dass er nicht weniger, sondern eher mehr wird, und bei jedem noch so blöden Anlass hervorgekramt wird. So schrieb z.B. das kath.net "Pater Thomas ist ein Märtyrer". Doch was war passiert?
Auf seinem Motorrad war der Priester unterwegs in ein Dorf gewesen, wo er die Sonntagsmesse halten sollte, nachdem er mit den Schwestern des Lingapetta-Konvents in Burgida Eucharistie gefeiert hatte. Als man ihn fand, war er am ganzen Körper schwerst verwundet, die Augen waren ausgestochen.

Jetzt sollte man aber auch dazu sagen, dass es absolut nicht bekannt ist, ob Pater Thomas bitterlich um Gnade winselte und jeglichem Glauben abschwören wollte, so man ihn nur am Leben ließe, oder ob er mit stoischer Gelassenheit und der Gewissheit auf seinen Platz im Himmel den Tod nahm wie ein Mann. Abgesehen davon betreibt die katholische Kirche in Indien ein Missionierungsprogramm, d.h. man will Leute dazu bewegen, ohne vernünftige Beweise etwas anderes zu glauben, als sie es bisher getan haben (mit Religionsfreiheit hat das imho nicht viel zu tun, eher mit marktschreierischem Anbiedern: mein Gott wäscht weißer als der Gott von nebenan!). Dies erzeugt an allen Ecken und Enden Probleme mit anderen Ethnien, denn oftmals sind "humanitäre Einsätze" von Caritas, Diakonie usw. im Ausland nichts anderes, als verkappte Missionierung. Diesbezüglich (obwohl es schon fast zu weit führt) noch dieses schöne Zitat des Ethnologen Christian Adler:
Wer aber denkt, die christliche Missionierung hätte etwas gelernt aus ihren Fehlern der Vergangenheit, der hat weit gefehlt. In Neu-Guinea wurde am Grünen Tisch zwischen Katholiken und Protestanten eingeteilt und entschieden, wer wem welchen christlichen Glauben bringen darf. Eines Tages taucht dann ein Missionar mit großem Gefolge bei einem Stamm auf als der große Gönner und verschenkt reichhaltig Güter wie z.B. Salz oder Äxte aus Eisen, sowie Glasperlen. Nicht selten sind es Kinder, die gegen Entlohnung einen Landeplatz für Hubschrauber und eine Missionshütte bauen. Ab diesem Moment ist der Missionar unabhängig vom Stamm und beginnt seine Arbeit. Er sucht sich die sozial schwächsten Stammesmitglieder heraus, gewinnt sie durch Geschenke, und diese Außenseiter stellen dann auch die ersten bereitwilligen Täuflinge dar. Dann beginnt die Durchdringung der ganzen Bevölkerung, die sich darin äußert, daß der Stamm von westlichen Zivilisationsgütern abhängig gemacht wird und danach der Glaubensübertritt durch jene Güter erpreßt wird.
Ist erst einmal der ganze Stamm christianisiert, wird durch sinnlose Verbote (ein Mensch darf nicht nackt sein, rituelle Tänze sind unchristlich) das jahrhundertealte Gefüge der Bevölkerung zerstört, bricht die alte Ethik, die sich als überlebensnotwendig an die Umweltbedingungen angepaßt hat, zusammen, kommt der Stamm in arge Bedrängnis. Betrachtet man das soziale Gefüge der Stämme Neu-Guineas von der Küste Richtung Landesinnere, so läßt sich durchaus ein Gefälle des Zerfalls von Stämmen feststellen, die schon länger missioniert wurden und jenen, die erst vor kurzem mit dem christlichen Glauben und somit mit der westlichen Zivilisation in Kontakt traten. Durch das Auflösen aller Sozialstrukturen aber sind nicht wenige Stämme bereits ausgestorben! Traurig, aber wahr.

Nachdem sich an der christlichen Missionspraxis imho nichts wesentlich geändert hat (oder hat jemand bessere Informationen?), kann ich mir nur zu gut vorstellen, dass ein paar fundamentalen Hindus das Geseiere Pater Thomas (und die damit verbundene Spaltung der Glaubensgemeinschaft) im Dorf so auf den Keks ging (denn diese halten ja - wie Pater Thomas - auch nichts von Religionsfreiheit), dass sie am Priester ein Exempel statuieren wollten. Das macht diesen Pfaffen aber nicht zu einem Märtyrer, sondern man kann ihn wohl eher mit einem Aufwiegler vergleichen, der sich auch nicht baff zu wundern braucht, wenn ihm das Establishment eins vor den Latz knallt.

Wie dem auch sei, das Märtyrertum und dessen Kult ist Bullshit (wie übrigens Anglizismen auch), denn es beweist nichts, sondern dessen Glorifizierung fordert (wie bei den Missionierungsversuchen) nur zusätzliches Leid heraus. Wie es um den Märtyrerkult in Wahrheit bestellt ist, schreibt Deschner in seiner Kriminalgeschichte, mit der ich auch meinen sonntäglichen Sermon ausklingen lassen möchte:
Von einer allgemeinen und planmäßigen Christenverfolgung kann erst unter Kaiser Decius im Jahr 250 gesprochen werden. Damals starb, als erster römischer Bischof Opfer einer Verfolgung, Fabian – und er starb im Gefängnis; man hatte über ihn gar keine Todesstrafe verhängt. Bis dahin aber gab die alte Kirche von siebzehn römischen Bischöfen bereits elf als »Märtyrer« aus, obwohl keiner von ihnen Märtyrer war! Dabei hatten sie bereits zweihundert Jahre lang Seite an Seite mit den Kaisern residiert. Und doch lügt man auf katholischer Seite – mit kirchlicher Druckerlaubnis (und Widmung: »Der lieben Gottesmutter«) – noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts: »Die meisten Päpste sterben in jener Zeit als Märtyrer« (Rüger).

Freitag, August 22, 2008

Neulich bei der Fernsehkritik...

Naja.. ich habe ja hier und hier schon etwas über fernsehkritik.tv gesagt, insofern muss ich mich nicht wiederholen.

Jedoch wäre noch anzumerken, dass heute Folge 16 on-internet gegangen ist... :-)

Mittwoch, August 20, 2008

Neulich beim Bullenreiten...

Tammox hat sich dieser Aufgabe angenommen und einen Artikel zu Red-Bull verfasst, der an einigen Stellen einigen Leuten einige Augen öffnen sollte:
Vielleicht sollte man dem „Getränk“ neben Taurin auch noch Marcumar zusetzen -das verflüssigt das Blut wieder und senkt damit die Infarkt-Gefahr.Marcumar ist übrigens nichts anderes als Rattengift - aber wenn die Verbraucher schon drei Milliarden für Zuckerwasser übrig haben, das womöglich einen Schlaganfall auslöst, stören sie sich an ein bißchen Rattengift sicherlich auch nicht.

Dienstag, August 19, 2008

Neulich im Mittelalter...

Vieles aus dieser Zeit glaubt man überwunden zu haben, schließlich hatten wir doch die Aufklärung. Dummerweise haben wir aber auch die Sekte der ewig Gestrigen mitgeschleppt und einen ewig Vorgestrigen lässt das katholische Realsatiremagazin zu Wort kommen:
Der Geistliche [Anm.: Jeremy Davis] ist auch studierter Physiker und in seiner Diözese seit 1986 offiziell als Exorzist tätig. Kürzlich hat er ein Buch über das biblische und praktische Verständnis von Exorzismus veröffentlicht.

Was lernen wir hier als erstes? Selbst ein Physikstudium schützt nicht davor geistigem Dünnschiss zu verfallen. Doch es kommt noch besser, denn Davis hat ja schon alles identifiziert, was in der Gesellschaft falsch läuft:
Promiskuität, Homosexualität und Pornographie bezeichnet der 73-jährige Priester Jeremy Davies als Formen sexueller Perversion, die zu Besessenheit führen können. Auf die besondere Verbreitung der Homosexualität in den letzten Jahren angesprochen, meint er: „Unter den Gründen für die Homosexualität ist ein ansteckender dämonischer Faktor.“
[...]
„Auch heterosexuelle Promiskuität ist eine Perversion; und der Intimverkehr, der in den geheiligten Raum ehelicher Liebe gehört, kann zum Einfallstor nicht nur für Krankheiten, sondern auch für böse Geister werden“, führt Davies aus.

Wen wundert es, dass ein "Exorzist" alles als dämonisch brandmarkt, was normal ist, würde er sich doch andernfalls die Grundlage seiner Daseinsberechtigung entziehen.

Ein Staat, der tatenlos zusieht, wie dahergelaufene Pfaffen psychisch kranke Menschen "exorzieren", macht sich imho der Mittäterschaft schuldig. Solchen Menschen muss medizinisch-psychiatrisch geholfen und nicht ein Kreuz auf die Stirn gedrückt und lateinische Zaubersprüche gemurmelt werden, à la "Aberakadaberon - husch und weg ist der Dämon".

Natürlich kann man solchen Schwachsinn müde belächeln, wie so viele andere esoterische Praktiken (z.B. Ausrichten der Chakren o.ä. Schmarrn), jedoch ist die Gefahr für Leib und Leben des Betroffenen immanent, wie z.B. der Fall Anneliese Michel zeigt. Von den psychischen Schäden, die durch so ein katholisches Geisterheiler-Gedöhns verursacht werden mal ganz zu schweigen.

Doch das Problem ist nicht ein geistiger Schwachmat wie Davis, das Problem sitzt viel weiter oben, wie kath.net (wahrscheinlich unbeabsichtigt - oder sind sie sogar stolz darauf?) zugibt:
Das Amt eines Exorzisten in der katholischen Kirche kann nur ein Priester ausüben, der von seinem Bischof dafür eigens beauftragt worden ist, eine spezielle Ausbildung absolviert hat und Frömmigkeit, Kenntnisse, Klugheit und einen integren priesterlichen Lebenswandel vorweisen kann, wie das Kirchenrecht definiert. Einem offiziellen exorzistischen Ritus gehen medizinische und psychiatrische Untersuchungen voraus, um andere Ursachen der Störungen auszuschließen. Seit 2005 bietet der Vatikan Exorzismuskurse für Priester an.

Im 21. Jahrhundert, etwa 1000 Jahre nach dem finsteren Mittelalter, bietet ein absolutistischer Zwergstaat in Italien weiterhin Dämonenaustreibungskurse an und ignoriert damit mehr als 100 Jahre psychologischer Forschungsarbeit. Ein Schlag ins Gesicht für jeden, der sich jahrelang an der Uni oder im Beruf mit dem Thema menschliche Psyche wissenschaftlich beschäftigt hat.

Noch widerlicher bei dieser Geschichte ist, dass man zwar die Gefahr des Terrorismus in den schillerndsten Farben zu schildern weiß, aber echte Gefahrenpotentiale, wie z.B. solche "Exorzisiten" nicht postwendend des Landes verweist inkl. Einreiseverbot. Doch für so einen Schritt haben Merkel & Co. wohl zu wenig Eier in der Hose...
Wenn man aber von den teufelsähnlichen Kindern erzählt ... so halte ich dafür .... daß es wahre Teufel sind.
(Martin Luther)

Sonntag, August 17, 2008

Das Wort zum Sonntag #53

Ok, ich bin bisschen faul z.Zt., aber ich bin auch im Urlaub. Deswegen habe ich mir einen Gastredner für das Wort zum Sonntag geholt:

Donnerstag, August 14, 2008

Neulich beim Papst-Song...

Wie das katholische Realsatiremagazin berichtet, hat doch tatsächlich ein Protestant ein papstkritisches Lied mit dem Namen "Mensch Benedikt" geschrieben. Wie zu erwarten war, ist die Haut religiöserseits immer recht dünn, v.a. dann wenn es um den Oberröckchenträger aus Rom geht. So steht in dem Artikel:

Wegen seines papstkritischen Liedes "Mensch Benedikt" habe er zahlreiche "wüste Beschimpfungen bis hin zur Gewaltandrohung" per E-Mail erhalten, sagte er gegenüber idea. Es sei das erste Mal gewesen, dass Polizisten eines seiner Konzerte geschützt hätten.
Tja, soviel (mal wieder) zum Thema tolerantes und pazifistisches Christentum bzw. Catholica.

Ein Blick auf den Text offenbart™ jedoch nichts wirklich neues und lässt auch vermuten, dass das Lied nicht allzu dolle ist:

Bittlinger fragt Benedikt XVI. in seinem Song:
"Warum schmähst du andere Christen? Warum suchst du offen Streit
und sagst: ,Ihr seid keine Kirche, weil ihr fehlerhaft seid!'?
Wer im Glashaus wirft mit Steinen, endet schnell im Scherbenmeer
und auch viele Katholiken decken diesen Stil nicht mehr."
Naja.. erinnert so ein bisschen an Streetworker "gekreuzt" mit Howard Karpfenteich Carpendale, also nichts was ich mir antun würde, ohne dafür fürstlich entlohnt zu werden.

Auf der anderen Seite muss man ja als Atheist schon für jedes bisschen Kritik am Wirsindpapst dankbar sein... insofern: Danke Clemens!

Sonntag, August 10, 2008

Das Wort zum Sonntag #52

Thema heute:
Stiftet Religion Sinn oder Unsinn?

Eine gern kolportierte Tugend von Religionen ist, dass diese so schön sinnstifend sein sollen. Das ganze Leben ist, wenn man es aus der Brille eines Wissenschaftlers betrachtet, größtenteils planlos ("der blinde Uhrmacher"), sinnlos und größtenteils voller Leid. Wie schön, dass man sich doch einfach durch eine Märchengeschichte einen Sinn hineinfabulieren kann.

Doch welchen Sinn vermitteln Religionen eigentlich? Ausgehend von den drei Monotheistischen Religionen könnte man diesen mal wie folgt subsummieren:
  1. Es steckt ein tiefer Sinn in allem, den wir nur nicht kennen (Gottes Plan o.ä.).
  2. Sinnloses Leid ist bestandteil dieses "Plans".
  3. Ein allmächtiges Wesen (aka Gott, Allah etc.) steht hinter allem und hat uns ganz schrecklich lieb.
  4. Mit dem Tod ist nicht alles aus, sondern je nach Betragen geht es unendlich weiter (auf die eine oder andere Art).
Der erste Punkt ist schon an sich recht hanebüchen, denn wie will man einen Sinn im Leben finden, wenn sich dieser auf einen prinzipiell unerschließbaren Plan gründet? So etwas mag vielleicht als Placebo-Beruhigung durchgehen, eine sinnstiftende Qualität hat ein Plan, den man nicht kennt, nicht.

Die größte Herausforderung für ein Sinngebungsverfahren ist für uns der Anblick sinnlosen Leids. Ob jetzt Menschen, die wir lieben, von tödlichen Krankheiten dahingerafft werden oder uns Unbekannte bei Naturkatastrophen umkommen, die Frage nach dem Warum, nach dem Sinn, ist immer offen. Auch hier bietet Religion wiederum nur ein Placebo an, in dem Angehörigen (denn die Betroffenen haben es meist eh schon hinter sich) vermittelt wird, ihr Verstorbener wäre Bestandteil in diesem tollen Plan und hätte somit seinen wertvollen Beitrag zum Gelingen desselben geleistet. Wahrscheinlich kommt so eine Herangehensweise nicht nur mir zynisch vor, denn mit einer deraritigen Begründung, einer derartigen "Sinnstiftung" lässt sich jegliches menschgemachtes und nicht-menschgemachtes Gräuel rechtfertigen. Und auch hier gilt, eine nicht nachvollziehbare Begründung für Leid ist eben keine Begründung und darin lässt sich auch kein Sinn finden.

An der Idee, dass es irgendjemanden gibt, der allüberall ist und v.a. die Spezies Mensch ganz furchtbar doll liebhat, sollte man nach dem zweiten Punkt schon berechtigte Zweifel haben - diese Punkte schließen sich gegenseitig aus und lassen sich nur mit theologischem Doppeldenk auf einen Nenner bringen (oder man hat eine seltsame Definition von Allgüte & Liebe). Doch welchen Sinn stiftet das Wissen, dass man eine Entität rund um die Uhr um sich weiß? Also ich vermute mal selbst schwer ineinander Verliebte wollen den angebeteten Partner nicht jede Sekunde um sich wissen, mit ihm aufs Klo gehen, oder gemeinsam Zähneputzen, Fußnägelschneiden und Pickelausdrücken. Und genauso verkommt ja auch der jeweilige Gott zu einem unsichtbaren Freund, den man immer genau dann aus der Mottenkiste holt, wenn man gerade einsam ist, gedanklich Leerlauf hat oder gewisse Rituale anstehen. Die übrige Zeit, also beim Kacken, Fußnägelschneiden oder Pickelausdrücken ist Gott genauso ins Nebenzimmer gestellt, wie der jeweilige Lebensabschnittsgefährte. Doch welchen Sinn stiftet eine solches Wesen? Zum einen könnte es der Überwachungsgott sein, auf Grund dessen rund um die Uhr Überwachung sich der Gläubige nicht zu "sündigen" getraut, seinem Leben somit mehr Sinn bzw. ein besseres ethisches Verhalten verleiht (was bei den übrigen Menschen allerdings Nachdenken und ein gesundes Gewissen besorgt und die ethischen Maßstäbe von Religionen sind äußerst zweifelhaft, aber davon mal abgesehen), zum anderen könnte diese Allumarmung zu einem andauerden Geborgenheits- und Hochgefühl führen, was gut mit dem ersten Punkt harmoniert, denn man spielt ja eine außergewöhnliche Rolle im Plan und sieht den "Sinn" somit bestätigt (bei anderen Leuten besorgt das ein gesundes Selbstvertrauen bzw. -wertgefühl). Jedoch kann das alles nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass nicht tatsächliche Anwesenheit den Sinn stiftet, sondern nur die geglaubte. D.h. man kann genauso gut - wie Sam Harris es beschrieb - sich einen kühlschrankgroßen Diamanten in seinen Garten hineindenken und behaupten, dass das Leben erst richtig Sinn ergebe, seit man um diesen Diamanten (den man natürlich nie ausgraben würde) weiß. Dieser Diamant gibt so eine unglaubliche Beruhigung, dass man gar nicht weiß wie irgendein anderer Mensch ohne einen solchen überhaupt leben könne etc.blabla.

Und letztlich noch die "Überwindung" des Todes. Meist wird dies unterschwellig mit der Frage eingeleitet, welchen Sinn denn unser ganzes Dasein überhaupt habe, wenn doch mit dem Tod sowieso alles vorbei ist, wenn alle Gefühle, alle Gedanken, Freundschaften, Beziehungen und all das, was uns im Leben wichtig war, mit dem Tod sein Ende findet. Eine derartige Betrachtung erscheint auf den ersten Blick offensichtlich sinnlos. Doch jetzt zieht man religiöserseits das Kaninchen aus dem Hut und beginnt das "Leben nach dem Tod" (an dieser Stelle sei angemerkt, dass die Wenigsten an ein "Leben vor der Geburt" glauben - Reinkarnationsgläubige ausgenommen, aber das ist eh ein Kapitel für sich - genausowenig wie an ein "Leben nach dem Leben nach dem Tod" oder an ein "Leben nach dem Leben nach dem Leben nach dem Tod" usw.). Willkürlich wird hier die Annahme getroffen, dass unsere Existenz nicht mit unserem physischen Körper verschwindet, sondern dass wir Menschen (hier ist man nämlich sehr chauvinistisch, müsste man doch ansonsten den Himmel mit Stechmücken, Spinnen und sonstigem Getier teilen) noch über eine "unsterbliche Seele" o.ä. verfügen (die natürlich auch wie der Gott unsichtbar und nicht erkennbar ist...), welche das Wesentliche aus dem irdischen Leben mitnimmt und bis in alle Ewigkeit fortlebt - wo, das entscheidet selbstverständlich der entsprechende Gott. Der einzige Sinn in dieser eschatologischen (=jenseitsgerichteten) Betrachtungsweise, den ich erkennen kann, lautet: bringt alle kleinen Kinder um, damit sie so schnell wie möglich zu ihrem tollen ewigen Leben gelangen können. Das wäre aber nicht im Sinne des Erfinders, und so hat jede eschatologisch ausgerichtete Religion Verbote zur Selbsttötung und Tötung anderer aufgestellt. Doch lassen wir diese Betrachtung mal außen vor, so stiftet auch ein jenseitsgerichtetes Leben im Diesseits wenig bis gar keinen Sinn. Es besteht sogar die Gefahr, diesseitigen real greifbaren Sinn (z.B. Gründung einer Familie, Selbstverwirklichung, Erkundung des Planeten etc.) zu Gunsten eines jenseitigen zu opfern.

Aus den gezeigten Beispielen lässt sich leicht erkennen, dass den Menschen innerhalb der Religion nicht wirklich ein Weg der Sinnsuche aufgezeigt, wohl aber abgeschmackte Sinntheorien vorgesetzt werden, die einer kritischen Prüfung nicht standhalten. Es werden durch die Religionen nur die Sinnfragen beantwortet, die von selbigen vorher aufgestellt wurden unter der Prämisse, dass die jeweilige Religion die absolute Wahrheit™ gepachtet habe.

Fazit aus dieser kleinen und selbstverständlich unvollständigen Analyse:
Wer auf billige Pseudosinnstiftung steht, der wähle Religion!
Leben, das Sinn hätte, fragte nicht danach.
(Theodor Adorno)

Samstag, August 09, 2008

Lieber SWR,

Ihr habt Freitag vergangener Woche die "lange Nacht des Übersinnlichen" gebracht. Angefangen habt Ihr diese mit der Wiederholung des Nachtcafés vom 11. Januar, bei dem mit Colin Golnder wenigstens noch ein kritischer Kopf (der, btw, neben dem Moderator das einzigen Highlights der Sendung war) in der Runde saß und den ganzen Hexen, Geistersehern und Engelsschwätzerinnen Paroli bieten konnte. Doch im Anschluss ging es gleich weiter mit der Dauerwerbesendung für Scharlatane aller Couleur.


Als nächstes brachtet Ihr einen dreiviertelstündigen Beitrag über "Rätselhafte Heilung", in welchem die Reporter völlig unkritisch und mit staunenden Augen durch einzelne Fälle spontaner Heilung stolpern und Betroffene mit ihrem Krebs ein "Abkommen schließen" und ähnlicher Schwurbel mehr. Hier vermittelt ihr eindeutig falsche Hoffnungen, denn die zig Todkranken, die eine derartige Behandlung nicht überlebt haben, habt ihr nicht aufgeführt.


Danach war noch "Die Geistheilerin von Lustadt" dran, sowie "Die Stimme in meinem Kopf" und noch, als wäre das noch nicht genug gewesen "Die Wahrsager von Mainz". Erneut drei Werbeplattformen, in denen die Protagonisten Behauptungen über ihren Scheiß hinausposaunen konnten, ohne dass auch nur ein Reporter eine kritische Frage gestellt hätte, jeder auch noch so abstruse Blödsinn wird als (gott)gegeben hingenommen. Einfach widerlich.


Als letzten Beitrag habt ihr dann noch über "Das Geschäft mit den Sternen" berichtet. Von der Dreiviertelstunde waren mindestens 30 Minuten Selbstdarstellung von seltsamen Sterndeutern (u.a. ein "Wirtschaftsastrologe" - viel blöder ging es nicht mehr!) gegen Ende hin vermischt mit einigen kritischen Stimmen v.a. gegen anonyme Astrologieanschreiben. Eine prinzipielle Kritik, dass Astrologie weder erklärt ist, es keine Studien gibt, die das "Funktionieren" von Astrologie bestätigen oder ein paar Anmerkungen, dass die These Millionen Lichtjahre entfernte Sonnen hätten Einfluss auf unser Leben jeglicher Vernunft widerspricht, suchte man vergebens. Stattdessen wieder nur Behauptungen, Behauptungen, Behauptungen.


Kritischen oder aufklärerischen Journalismus scheint ihr nicht ernst zu nehmen oder nicht zu kennen und wenn die Berichterstattung in einem Gebiet schon so miserabel ist, in welches ich mich ein bisschen eingelesen habe, wie unterirdisch ist es dann wohl in anderen Bereichen, denen ich noch nicht so viel Aufmerksamkeit widmen konnte? Das Nachtcafé war sehenswert (aber wiederholt), bei den restlichen Sendungen waren ca. 10 Minuten von über 3 Stunden einigermaßen gehaltvoll. Somit bewegt ihr euch langsam aber sicher auf das Niveau von Sendern wie Astro-TV (hier wird gezeigt, wie dieser funktioniert) & Co. nur unter dem Deckmäntelchen einer "öffentlich-rechtlichen Berichterstattung".


Doch ich muss euch dankbar sein, weiß ich doch wieder einmal, warum ich keine Fernsehgebühren bezahle.


Mit unesoterischen und -freundlichen Grüßen,


Po8

Freitag, August 08, 2008

Gerade bei der Selbstbeweihräucherung...

Hm... nach zweieinhalb Jahren habe ich es ja doch zum meinem 500. Beitrag geschafft. Ich denke niemand ist darüber verwunderter als ich selbst...


Neulich beim Vergleichen...

Allensbach führt eine Umfrage zum Thema Sterbehilfe durch und alle, alle druckten sie ab (oder so ähnlich). Nun ist es aber gerade interessant wie diese Meldung verwurstet wurde. Ich habe mal zwischen dem hpd (in blau) und der katholischen Realsatireseite (in rot) verglichen, teilweise mit erstaunlichen Einsichten:

Überschrift:

72 % der Bevölkerung für passive Sterbehilfe
Deutsche: Mehrheit für Euthanasie
Der Begriff Euthanasie (=guter Tod) hat an sich nichts verwerfliches, jedoch wurde dieser im dritten Reich missbraucht. Kath.net will anscheinend mit der bewussten Verwendung in der Überschrift genau diese Assoziation herstellen: Sterbehilfebefürworter = (verkappter) Nazi

Einleitender Satz:

Das Institut für Demoskopie Allensbach hat im Juli 2008 eine Umfrage zur Sterbehilfe durchgeführt und bestätigt die Ergebnisse früherer Umfragen: 72 % der Befragten sind für „passive Sterbehilfe" und 58 % für „aktive Sterbehilfe".
In einer Umfrage sprachen sich 58 Prozent für aktive Sterbehilfe aus. Unter Katholiken sind es rund 50 Prozent.
Gut, man muss sein Klientel im Auge behalten und anscheinend interessiert die katholische Seite eben nur oder vornehmlich, was die Katholiken machen - möchte man zumindest meinen.

Bild:

hpd zeigt eine Verkleinerung der Umfragegrafik
kath.net zeigt eine medizinische Spritze
Auch hier wird durch das medizinische Gerät ganz klar eine negative Konnotation mit der Thematik aufgebaut. Man "spritzt" Leute in den Tod, Assoziationen zur amerikanischen Todesstrafenpraxis oder zu diversen Praktiken der Naziärzte kommen in den Sinn.


Anmerkung zur Konfessionalität:

Hinsichtlich der Konfessionszugehörigkeit sind die Unterschiede nicht gravierend und folgen auch nicht den Verlautbarungen ihrer Kirchen. Auch 56 % der Evangelischen und 50 % der Katholiken sprechen sich für eine aktive Sterbehilfe aus.
Bei den Protestanten liegt der Anteil der Befürworter mit 56 Prozent nur knapp unter dem Bevölkerungsschnitt. Von den Katholiken ist jeder zweite für aktive Sterbehilfe. Fast zwei Drittel (65 Prozent) der Menschen anderer Religionszugehörigkeit oder ohne Konfession befürworten aktive Sterbehilfe.
Dadurch, dass die Umfrage nur zwischen römisch-katholisch, protestantisch und allem anderen Unterscheidet, ist das Exponieren der "65%" wenig zielführend, da ohne weitere Angaben zur Streuung um diesen Wert pro Weltanschauungsgemeinschaft keine Schlüsse gezogen werden können. Dagegen kann man bei den beiden christlichen Konfessionen davon ausgehen, dass hier wirklich eine Mehrheit (bzw. fifty/fifty) die Sterbehilfe befürworetet, obwohl dies im Gegensatz zu deren Glaubensvorstellungen steht. D.h. man könnte hier von einer leichten Überinterpretation der Ergebnisse durch kath.net sprechen.

Fazit:

Insofern entsprechen diese Meinungsbilder früheren Umfragen (2002), die ebenfalls eine Zustimmung in den genannten Größenordnungen ermittelten.
- nichts -
Der hpd lässt hier den Leser nicht im Regen stehen und zeigt auf, dass sich nicht wirklich etwas geändert hat (trotz der evtl. unglücklich formulierten Frage Allensbachs).

Resümee:
Ausgewogene Berichterstattung ist ein seltenes Gut geworden. Umso erfreulicher zu sehen, dass es noch immer den einen oder anderen Pressedienst gibt, für den dies nicht nur eine hohle Phrase ist.

Mittwoch, August 06, 2008

Neulich bei der Liebe zur Überwachung...

Dass das Christentum eine Religion der Liebe sei wird ja allenthalben gerne kolportiert, obwohl "Gehorsamskult" wohl eher den Kern der Wahrheit trifft. Nicht nur, dass der (eingebildete) Gott schon eine 24stündige Überwachung aller Menschen vornimmt, nein, natürlich überwachen sich auch die Schäfchen untereienander und werden selbstvernatürlich auch von ihrem Hirten genauestens beäugt. Welche perfiden Züge dies annimmt zeigt ein Fall aus den USA, wo ein (angeblich technikfeindlicher) Priester seinen Gläubigen über das Internet nachrecherierte und die so gewonnenen Informationen in seiner Predigt verwendete (spiegel online & Larknews):
Der eine kauft lieber ein Boot als zu beten, die andere treibt sich in Bars rum und ein Elternpaar weiß nichts von den College-Sünden ihrer Tochter. Wie aus dem Himmel schallen da die Ermahnungen des Pastor Alton direkt ins Herz der Finsternis: "Es war so, als ob der Heilige Geist direkt zu mir gesprochen hätte," staunt der Bootkäufer. Die Bar-Besucherin bittet um Vergebung: "Ich weiß, ich hätte nicht in dieser Umgebung herumlungern dürfen." Die anderen holen ihre arme Tochter heim vom College, um ihr statt Partyskills "Gutes Benehmen" beizubringen.
In seiner Gemeinde gilt der Stalking-Pastor als Technik-Feind. Das World Wide Web nennt er World Wide Waste (weltweiter Müll), die E-Mail schlicht Sündenmail. Doch Alton speichert 170 Bookmarks, surft wöchentlich stundenlang seinen Schäfchen hinterher – um doch noch eines ihrer Vergehen aufzuspüren und in seine Sonntagspredigt einzuarbeiten.
Das scheint zu wirken, die Gemeinde ist baff, glaubt an höhere Mächte. Pastor Alton ist da bodenständiger: "Wenn sie die Verbindung zwischen dem, was sie von sich im Netz preisgeben und dem, was ich sage, nicht hinbekommen, dann könnte ja wirklich Gott zu ihnen sprechen." Jedenfalls behandelten sie Alton nun mit "viel mehr Respekt."

D.h. zukünftig wird man bei Geistlichen, neben dem sexuellen Missbrauch auch noch Stalking auf die Liste der Vergehen setzen, auf die man vermehrt sein Augenmerk richten sollte.

Sonntag, August 03, 2008

Das Wort zum Sonntag #51

Thema heute:
Warum "Inpfkritiker" eher "Krankheitsgläubige" heißen müssten.

Glücklicherweise ist für die meistn Menschen Impfen noch der Normalfall, d.h. man ist sich der Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen Impfserum und beimpfter Krankheit bewusst. Das Prinzip ist ja auch recht einfach erklärt. Es gibt Krankheitserreger, welche nach einer "Sonderbehandlung" nicht mehr in der Lage sind die Krankheit hervorzurufen. Von denen wird dem zu Impfenden eine Dosis verabreicht und fertig ist die Laube. Den Rest erledigt das körpereigene Immunsystem, welches schon mal vorsichtshalber sein Equipment auf diese Krankheit hin ausrichtet. Kommt dann tatsächlich mal ein aktiver Vertreter vorbei, so wird dieser schneller eleminiert oder kann sich nicht so entfalten wie er gerne möchte.

Nun gibt es aber selbsternannte "Impfkritiker" bzw. Krankheitsgläubige, die die Faktenlage ignorieren. Gem. deren Darstellung ist es nämlich nicht den Bemühungen der Ärzte zu verdanken, dass die meisten und früher oftmals tödlich verlaufenden Krankheiten so gut wie nicht mehr existenz sind, sondern diese haben sich ihr eigenes System gebastelt welches in groben Zügen so aussieht:

  • Impfen ist böse und unnatürlich
  • Kinder müssen gewisse Krankheiten durchstehen (positiver Effekt)
  • Am Impfen verdient nur die Schulmedizin und die Pharmakonzerne
  • Die Gefahr der Impfnebenwirkungen wird hochgespielt
  • Die Gefahr der impfbaren Krankheiten wird heruntergespielt
Der Kenner merkt gleich, dass es sich hier um eine Variation der Verschwörungstheorie handelt, die (abhängig vom Enthusiasmus des Verschwörungstheoretikers) nicht widerlegbar ist, denn alles kann irgendwie in Zweifel gezogen werden und, als letzten Ausweg, der Raffgier der Ärzte und Pharmazie angekreidet werden. Harte Fakten werden weitestgehend ignoriert, uminterpretiert oder verfälscht.

Hier der Vorher-Nachher Vergleich bei Einführung der Impfung (aus wikipedia):
D.h. wir haben es hier mit einer zeitlich unabhängigen Verbesserung für unzählige Menschen zu tun, die neben temporärem Leid, nämlich der Krankheit an sich, auch Komplikationen und Sterbefälle auf Grund der Erkrankung vermeiden konnte. Die Wirksamkeit von Impfungen ist unter Medizinern unbestritten, was jedoch ein paar Unverbesserliche nicht daran hindert, dies anzuzweifeln. Jedoch stellen sie eben keine eigenen Nachforschungen an, sondern benutzen Statistiken und Beipackzettel um ihren Glauben aufrechtzuerhalten.

Hier kommen wir auch gleich zum stärksten Argument der Impfkritiker: Impfungen haben Nebenwirkungen. Das verwundert nicht wirklich, denn alles hat eine Nebenwirkung, selbst Wasser kann - im Übermaß genossen - zum Tod führen. Für die Masernimpfung lauten die Nebenwirkungen wie folgt:
Als Ausdruck der normalen Auseinandersetzung des Organismus mit dem Impfstoff kann es häufig (bei bis zu 5 % der Impflinge) innerhalb von 1–3 Tagen, selten länger anhaltend, an der Impfstelle zu Rötung, Schmerzhaftigkeit und Schwellung kommen; gelegentlich auch verbunden mit einer Schwellung der zugehörigen Lymphknoten sowie häufigen Allgemeinsymptomen wie leichter bis mäßiger Temperaturerhöhung (5–15 %), Kopfschmerzen, Mattigkeit, Unwohlsein oder Magen-Darm-Beschwerden. Im Abstand von 5–14 Tagen nach der Impfung können bei etwa 2 % der Impflinge Symptome im Sinne einer leichten „Impfkrankheit“ auftreten: Fieber verbunden mit einem schwachen masernähnlichen Ausschlag. In der Regel sind diese genannten Lokal- und Allgemeinreaktionen vorüber gehender Natur und klingen rasch und folgenlos wieder ab.

Komplikationen
Im Zusammenhang mit einer Fieberreaktion kann es beim Säugling und jungen Kleinkind selten einmal auch zu einem Fieberkrampf (in der Regel ohne Folgen) kommen. Allergische Reaktionen (meist auf im Impfstoff enthaltene Begleitstoffe wie Gelatine oder Antibiotika) sind sehr selten; über allergische Sofortreaktionen anaphylaktischer Schock) wurde nur in Einzelfällen berichtet. Eine Allergie gegen Hühnereiweiß ist grundsätzlich keine Gegenanzeige gegen die Impfung, da heutige auf Hühnerfibroblasten hergestellte Impfstoffe keinerlei Ovalbumin bzw. nur noch eine kaum mehr nachweisbare und damit nicht signifikante Menge Ovalbumin enthalten. Nach Masern-Erkrankung ist die Masern-Einschlusskörperchen-
Enzephalitis (Krämpfe, Herdsymptome, Halbseitenlähmung) bei schwer Immundefizienten nicht selten. Nach Masern-Impfung sind in der Weltliteratur nur wenige Fälle beschrieben, darunter 1998 die Erkrankung eines Kindes im zeitlichen Zusammenhang mit einer Masern-Mumps-Röteln-Impfung, bei dem durch Hirnbiopsie Masern-RNA nachgewiesen wurde; die Sequenzierung gestattete die Identifikation als Impfvirus. Die Komplikation tritt 5 Wochen bis 8 Monate nach der Impfung bei schwer immunsupprimierten Individuen auf und verläuft meist tödlich.
Auf Grund unserer miserablen Risikobetrachtungsweise wird jetzt natürlich der eine oder ander sagen, dass ja doch ein Gesundheitsrisiko durch die Impfung besteht. Dies ist auch unbestritten, nur ist das Risiko ohne Impfung an Masern zu erkranken 100%, wohingegen der Horrorverlauf bei einer Masernimpfung nur dann eintritt, wenn man an seinem Immunsystem herumgespielt hat! Die Komplikationen ohne Masernimpfung hat der Assistenzarzt ausführlich beschrieben, deswegen sei hier nur folgender Satz erwähnt:
50% der Kinder mit einem komplikationslosen Verlauf haben anschließend EEG-Veränderungen, soll heißen dass sie potentiell gefährdet sind, Krampfanfälle zu bekommen.
Auch bringt die Impfkritikermeschpoke vor, dass ja unzählige geimpfte Kinder impfschäden davontrugen, welche sie ihren Kindern ersparen möchten. Zu den Impfschäden kann man sich beim Robert-Koch-Institut schlau machen (was diese Impfkritikdeppen aber nicht machen, denn das RKI steckt ja mit der Pharmalobby unter einer Decke und derartige Dokumente sind alle gefälscht). Hier wiederum ein Auszug zum Thema Masern:
In der Öffentlichkeit werden insbesondere Komplikationen nach Verwendung von Masern-Mumps-Rötelnimpfstoff (MMR-Impfstoff) diskutiert. Nur 3% (sieben Fälle) der von sechs Bundesländern gemeldeten Komplikationen betreffen diese Impfung.Ausgehend von einer vorsichtigen Schätzung und bei einer angenommen Durchimpfungsrate für die erste Masern-Mumps-Rötelnimpfung von circa 75 bis 80%, sind in diesen Bundesländern 1,7 bis 1,9 Millionen Dosen Impfstoff im Jahr verimpft worden. Dies entspräche einer maximalen Rate von sieben Komplikationen/16 Millionen Impfstoffdosen. Die berichteten Gesundheitsstörungen dieser sieben Kinder betreffen: eine vollständig ausgeheilte Meningitis, einmal Impfmasern, einen unklaren fortschreitenden Hirnabbauprozess, eine spastische Diplegie und eine Halbseitenlähmung mit Gangstörung (zwei ohne nähere Angaben). Eine nachträgliche kausale Bewertung dieser Ereignisse ist nicht möglich. Systematische Analysen oder Kausalitätsbewertungen anhand der von der WHO definierten Kausalitätskriterien sowie epidemiologische Analysen erlaubt das vorhandene Datenmaterial ebenfalls nicht. (Link)
D.h. bei Prüfung der Faktenlage und unter der Annahme, dass keine weltweite Verschwörung von Millionen von Ärzten und allen Pharmazieunternehmen vorliegt, löst sich die "Impfkritik" in eine reine Luftnummer auf, die meist nur von der Spezies Eltern "geglaubt" wird, die eh schon den ganzen anderen Schwachsinn, wie Homöopathie, Bachblüten, Reiki usw., glauben.

Dabei bleibt festzuhalten, dass sich die "Impfkritiker" als Sozialschmarotzer gerieren, denn sie profitieren von der hohen Durchimpfungsrate in der Bevölkerung, sind aber nicht bereit ihren Teil dazu beizutragen und tragen noch aktiv dazu bei, dass diese weiter sinkt. Nachdem es keine gesetzlich vorgeschriebene Impfung gibt, kann man nur auf das Rückgrat der Kindergärtenleitungen und Schulen hoffen, die sich z.B. dafür einsetzen könnten, nur geimpfte Kinder aufzunehmen und zwar mit der Begründung, dass eine beabsichtigte und billigend in Kauf genommene Körperverletzung durch Nichtimpfung in einer Sozialgemeinschaft nicht tolerierbar ist.