Allensbach führt eine Umfrage zum Thema Sterbehilfe durch und alle, alle druckten sie ab (oder so ähnlich). Nun ist es aber gerade interessant wie diese Meldung verwurstet wurde. Ich habe mal zwischen dem hpd (in blau) und der katholischen Realsatireseite (in rot) verglichen, teilweise mit erstaunlichen Einsichten:
Überschrift:
72 % der Bevölkerung für passive Sterbehilfe
Deutsche: Mehrheit für Euthanasie
Der Begriff Euthanasie (=guter Tod) hat an sich nichts verwerfliches, jedoch wurde dieser im dritten Reich missbraucht. Kath.net will anscheinend mit der bewussten Verwendung in der Überschrift genau diese Assoziation herstellen: Sterbehilfebefürworter = (verkappter) Nazi
Einleitender Satz:
Das Institut für Demoskopie Allensbach hat im Juli 2008 eine Umfrage zur Sterbehilfe durchgeführt und bestätigt die Ergebnisse früherer Umfragen: 72 % der Befragten sind für „passive Sterbehilfe" und 58 % für „aktive Sterbehilfe".
In einer Umfrage sprachen sich 58 Prozent für aktive Sterbehilfe aus. Unter Katholiken sind es rund 50 Prozent.
Gut, man muss sein Klientel im Auge behalten und anscheinend interessiert die katholische Seite eben nur oder vornehmlich, was die Katholiken machen - möchte man zumindest meinen.
Bild:
Auch hier wird durch das medizinische Gerät ganz klar eine negative Konnotation mit der Thematik aufgebaut. Man "spritzt" Leute in den Tod, Assoziationen zur amerikanischen Todesstrafenpraxis oder zu diversen Praktiken der Naziärzte kommen in den Sinn.
Anmerkung zur Konfessionalität:
Hinsichtlich der Konfessionszugehörigkeit sind die Unterschiede nicht gravierend und folgen auch nicht den Verlautbarungen ihrer Kirchen. Auch 56 % der Evangelischen und 50 % der Katholiken sprechen sich für eine aktive Sterbehilfe aus.
Bei den Protestanten liegt der Anteil der Befürworter mit 56 Prozent nur knapp unter dem Bevölkerungsschnitt. Von den Katholiken ist jeder zweite für aktive Sterbehilfe. Fast zwei Drittel (65 Prozent) der Menschen anderer Religionszugehörigkeit oder ohne Konfession befürworten aktive Sterbehilfe.
Dadurch, dass die Umfrage nur zwischen römisch-katholisch, protestantisch und allem anderen Unterscheidet, ist das Exponieren der "65%" wenig zielführend, da ohne weitere Angaben zur Streuung um diesen Wert pro Weltanschauungsgemeinschaft keine Schlüsse gezogen werden können. Dagegen kann man bei den beiden christlichen Konfessionen davon ausgehen, dass hier wirklich eine Mehrheit (bzw. fifty/fifty) die Sterbehilfe befürworetet, obwohl dies im Gegensatz zu deren Glaubensvorstellungen steht. D.h. man könnte hier von einer leichten Überinterpretation der Ergebnisse durch kath.net sprechen.
Fazit:
Insofern entsprechen diese Meinungsbilder früheren Umfragen (2002), die ebenfalls eine Zustimmung in den genannten Größenordnungen ermittelten.
- nichts -
Der hpd lässt hier den Leser nicht im Regen stehen und zeigt auf, dass sich nicht wirklich etwas geändert hat (trotz der evtl. unglücklich formulierten Frage Allensbachs).
Resümee:
Ausgewogene Berichterstattung ist ein seltenes Gut geworden. Umso erfreulicher zu sehen, dass es noch immer den einen oder anderen Pressedienst gibt, für den dies nicht nur eine hohle Phrase ist.
2 Kommentare:
Interessante Gegenüberstellung!
Für kath.net gilt eben auch die alte Weisheit, daß man keiner Umfrage trauen soll, die man nicht selbst gefälscht hat.
Nun ist Allensbach zwar schon erzkonservativ - aber eben noch nicht manipulativ genug, als daß KN dem Köcher-Institut traute.
Hehe... kann man das dann als erste Stufe zur Paranoia werten? Wenn ja, wäre es für mich ein gutes Zeichen ;-)
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