Mittwoch, April 30, 2008

Neulich beim Zahnarzt...

Zahnarzt:
"So, da spritze ich jetzt mal was von dem Betäubungsmittel hin. Das schmeckt zwar nicht, aber es wirkt."

Patient:
"Das ist ja genau wie mit Alkohol. Der schmeckt auch nicht, aber er wirkt."

Neulich in Terpunktion...

Welche Aussage trifft auf folgenden Satz zu:

Zehn finger hab ich an jeder Hand fünfundzwanzig an Händen und Füßen.

a) Das sagt ein Einbeiniger mit einer Fingermutation.
b) Wir haben es mit einer Person mit Dyskalkulie zu tun.
c) Der Satz ist völlig korrekt. Die Interpunktion ist es nicht.

Samstag, April 26, 2008

Neulich am Azon...

Man kennt das ja, der Ball ist rund, ein Spiel dauert 90 Minuten und ein Tag hat 25 Stunden... Huh? 25? Habe ich zuerst auch gedacht, aber das Tracking&Tracing kann ja nicht irren, oder?


Freitag, April 25, 2008

Neulich bei der Condemllnation...

Pat Condell hat wieder einen neuen Video herausgebracht und auf youtube eingestellt. Naja.. dort habe ich ihn mal geklaut. Viel Spaß!

Neulich in Somnia...

Gegenmaßnahmen (Zwischenbericht):

  • Rumbullion
    • Vorteile: gute Verfügbarkeit, schnelle Wirkung
    • Nachteile: geringer kulinarischer Genuß, Acetylsalicylsäure erforderlich
  • Merlot
    • Vorteile: gute Verträglichkeit, kulinarischer Genuß
    • Nachteile: hoher Verbrauch an caseinhaltigen Produkten, schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Sedativa (Betadorm-D)
    • Vorteile: schnelle Wirkung, geringer Preis, kongrade Amnesie
    • Nachteile: kongrade Amnesie, Abususgefahr

Dienstag, April 22, 2008

Neulich bei Lord Helmchen...

Es ist schon faszinierend zu sehen, wie eine Religion entsteht. Umso faszinierender, dass diese Religion sich genau dessen bedient, was eigentlich einmal als Gegengift gegen alte Mythen gedacht war: der Wissenschaft.


Ich bin zufällig auf diesen Blogeintrag gestoßen, in dem es um das Tragen von Sturzbekleidung auf dem Kopf - kurz Helm genannt - geht, wobei die anschließende Diskussion in den Kommentaren noch viel aufschlussreicher ist. Erich hat das mal sehr gut in seinem Blog zusammengefasst. Doch für einen Einstieg in die Fahrradhelmproblematik seien mal kurz folgende Punkte genannt:
  • Fahrradfahren ist von der Risikobewertung ca. doppelt so gefährlich wie Golfspielen aber nur ein Viertel so gefährlich wie Tennisspielen (wie man hier nachlesen kann), also prinzipiell eine eher ungefährliche Tätigkeit
  • Es ist nicht geklärt, wieviele schwere oder lebensbedrohliche Kopfverletzungen beim Fahrradfahren auftreten
  • Es gibt keine vernünftigen Standards, was ein Fahrradhelm alles leisten können muss (außer nicht vom Kopf zu fallen, wenn man radelt)
Doch jetzt passiert etwas sehr spannendes, was, wie ich offen zugeben muss, an mir vorbeigegangen ist. Wir haben ein Vorurteil, eine Prägung, dass immer dann, wenn etwas gefährlich wird, ein Helm eine praktische Sache ist. So z.B. auf der Baustelle, beim Klettern, in der Formel 1 oder auch im Krieg. Wir nehmen aber nicht nur stillschweigend an, dass die jeweilige Kopfbedeckung den Anforderungen genügt, sondern auch, dass die Gefahr vor der geschützt werden soll eine gewisse Eintrittswahrscheinlichkeit hat. D.h. der Helm der Infantrie soll Gewehrkugeln bis zu einem bestimmten Kaliber aufhalten können, der Baustellenhelm einen Ziegel, der aus einer bestimmten Höhe runterfällt oder der Kletterhelm die Steine, die sich immer mal aus einer Wand lösen oder vom Vordermann losgetreten werden usw..


Nun ist der Mensch aber auf der anderen Seite von Natur aus irrsinnig schlecht in Statistik. Unsere statistische Risikobewertung der Umwelt ist darauf ausgelegt, Dinge die um uns herum passieren in den Kontext unseres Weltbildes zu setzen und dieses ggf. abzuändern. Wir sind uns z.B. bewusst, dass Autofahren eine gefährliche Sache ist. Wir schnallen uns an, achten beim Autokauf auf passive Sicherheit, kaufen Kindersitze usw.. Auf der anderen Seite missachten wir aber das Risiko bei einem Haushaltsunfall zu sterben. Die Letalität ist aber in beiden Fällen ähnlich hoch (ca. 6.500 Tote p.a. in .de -> pi*Daumen ein Risiko von 1:12.500). D.h. obwohl wir eigentlich genausoviel Angst vor dem Frühjahrsputz haben müssten, wie vor der Fahrt zur Arbeit, scheint für uns das Autofahren eher gefährlich, der Haushalt eher ungefährlich. Um den Haushalt gefährlich erscheinen zu lassen müsste zum einen diese Statistik stärker publiziert werden und zum anderen noch ein Fall in unserem nähren Umfeld an uns herangetragen werden. Ich bin mir sicher, jeder kennt jemanden aus seiner nähren Umgebung, der schon mal in einen Autounfall verwickelt war. Genauso wahrscheinlich ist es aber, dass man jemanden kennt, der schon mal in einen Haushaltsunfall verwickelt war. Nur werden letztere nicht in gleicher Weise an die große Glocke gehängt.


Und hier greift jetzt das Glaubenssystem "Fahrradhelm". Eine Gruppe von Fahrradfahrern fährt mit Helm und suggeriert damit zwangsläufig, dass es sich um eine gefährliche Tätigkeit handelt, d.h. unser (unzulänglicher) Sinn für statistische Risikobewertung ist geweckt. Und anschließend kommt noch die Verstärkung von denjenigen Helmfahrern hinzu, die stürzten und anschließend meist ohne eine genaue Auswertung behaupten, der Helm hätte sie vor Schlimmerem bewahrt (siehe auch Erichs Kommentar dazu). Hingegen hört man von all denen nichts, die zwar gestürzt sind, aber keinen Helm trugen (s. hier).


Insofern haben wir hier zwei falsche Meme, die sich aber gegenseitig verstärken und somit ihr Überleben sichern. Mem-1 sagt, dass Fahrradfahren gefährlich ist (was es aber de facto nicht ist, sondern Frühjahrsputz ist 10x gefährlicher), Mem-2 sagt, dass man es durch einen Helm (dessen Wirksamkeit weder genau spezifiziert noch nachgewiesen ist) ungefährlicher wird (obwohl ein gesehener Helm unterschwellig zu der Annahme verleitet es sei gefährlich).


Insofern vermute ich, dass sich der Fahrradhelm immer mehr und mehr durchsetzen wird, da es sich hier um ein System mit positivem Feedback handelt, je mehr Helmfahrer, desto gefährlicher erscheint das Radfahren, umso eher sind Menschen bereit sich vor dieser Gefahr zu schützen, was in noch mehr Helmträgern resultiert.


Nur noch zur Klarstellung: Ich spreche dem Fahrradhelm in keinster Weise seinen Sturzschutz ab, d.h. er kann vor kleineren Verletzungen wie Platzwunden o.ä. schützen. Auch will ich niemanden verleiten mit oder ohne Helm zu fahren, denn es steht mir nicht zu anderen Menschen Vorschriften zu machen. Ich möchte nur bewusst machen, dass das Tragen oder Nichttragen eines Helms aus der persönlichen und möglichst sachlichen Risikoabwägung resultieren sollte und nicht daraus, was wir uns zusammenreimen.


Und btw, ich bin auch Herrn Schwarzers Meinung, dass diese Helme richtig Scheiße aussehen ;-P

PS: Hier auch noch ein netter Radhelmflyer

Montag, April 21, 2008

Gerade im Stadtpark...

Ich hatte das Traurige vergnügen heute Zeuge zu werden, wie ein städteplanerischer Missgriff einen Knie- und einen Fahrradschaden verursachte. Die "Radrampe" auf der das passiert ist, ist im Bild unten dargestellt.

Man stelle sich nun folgendes vor. Eine (alleinerziehende) Mutter fährt mit ihren beiden Kids, die sie in einem Kinderwagenradanhänger chauffiert und kommt nun auf diese Stelle im Park zu. Über die Treppe geht gar nicht, da ihr Drahtesel schon etwas älter war und sie alleine nie den Kinderwagen hochbekommen hätte. Also blieb noch die Rampe. Doch die 90°-Kurve, die irgendein gehirnamputierter Städteplaner hier eingezeichnet hat (evlt. weil sich das so gut mit einem Geodreieck bewerkstelligen ließ), führte dazu, dass das Hinterrad des Kinderwagens an der Metall-Leitplanke (denn die Räder sollen ja nicht auf den Rasen!) hängenblieb und die Frau somit zum Sturz kam. Dabei verbog sich der Kinderwagen, das Hinterrad ihres Fahrrads und nachdem sie auf das Knie gefallen ist, wird sich auch hier ein schönes Hämatom (ähnlich diesem) ausbilden, wenn nicht noch Schlimmeres.

Das bittere an dieser Geschichte ist, dass ich auch schon fast einmal dort gestürzt wäre und das sogar ohne Anhänger. Ein Sturz an dieser Stelle ist sehr schmerzhaft und falls man unglücklich fällt (nämlich auf die gusseisene Leitplanke), so ist ein Knochenbruch vorprogrammiert. Hier hat man offenslichtlich aus rein optischen Gründen eine Fahrradfalle gebastelt, die ihresgleichen sucht, denn sie sieht weit weniger gefährlich aus, als sie ist. Da mag man noch so oft "Hamburg, meine Perle" singen, hier zeigt sich deine dunkle Seite.




PS: Zu helfen war natürlich eine Selbstverständlichkeit, aber angesichts der verfahrenen Situation und der Fahruntüchtigkeit des Rades war alles was ich machen konnte nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Sonntag, April 20, 2008

Neulich beim...

"In vino veritas"

Das mag ja stimmen, obwohl "in vino oblivio" zumindest kurzzeitig auch funktoniert... genauso wie "in vino somnus".

Das Wort zum Sonntag #44

Thema heute:
Welche Religion müssten wir erfinden?

Wie schon in meinem letzten Wort zum Sonntag angeklungen ist, sollte eine Beschäftigung mit dem Universum dazu führe, dass wir uns als Menschheit einander näher kommen. Leider ist dies bzgl. eines Spiritualitätsbedürfnisses auf Dauer nicht ausreichend. D.h. man müsste das Ganze noch in eine metaphysische Hülle stecken und mit einem System versehen. Dies will ich jetzt mal versuchen:

Die Religion, die ich hier vorstellen möchte, hat als Kernaussage, dass die Menschheit als ganzes einen "Astralleib" bildet, d.h. wir sind alle Teil einer übergeordneten Metaebene - selbstredend, dass alle Lebewesen auf der Erde ebenfalls in diese Metaebene eingehen, da wir mit diesen gemeinsame Vorfahren haben. Wie die Zellen eines Körpers oder die Neuronen des Gehirns tradiert jeder Mensch die menschliche Erbinformation sowie dessen Gehirn die menschliche Kulturinformation über die Generationen weiter und weiter. Ziel ist es, möglichst lange in diesem Universum zu existieren, so dass die Menschheit ihr Wissen über dessen Existens in irgendeiner Art und Weise (die wir noch entdecken werden) weitergibt. Dabei ist die einzelne menschliche Existenz zwar unwichtig, aber nicht unbedeutend.

Alle Abläufe innerhalb dieses "Astralleibes" sollten mithilfe kritisch-rationaler Methoden getroffen werden. Dogmen oder andere Denkbeschränkungen schaden dem hehren Ziel des Überlebens als Ganzes (die "Astralleibhypothese" stellt sich dieser auch, wird aber eben aus der rationalen Erwägung aufrechterhalten, dass ein gewisser Bedarf an spirituellem Überbau besteht). So wie sich ein politisches System oder ein Organismus über die Zeit weiterentwickeln kann, so muss sich auch der "Astralleib" weiterentwickeln können. Unumstößliche Schriften stören hierbei nur. Wir haben mittlerweile eine gewisse Fähigkeit erreicht über unser eigenes Leben hinauszublicken, ähnlich wie sich in den ersten Lebewesen lichtempfindliche Schichten oder Augen bildeten. Je besser wir diese Sicht entwickeln, desto mehr müssen wir sie für unsere aktuellen Handlungen berücksichtigen.

Jedes einzelne Individuum innerhalb dieser Metaebene ist wertvoll und es sollte unser Ziel sein die uns umgebenden Teile der Metaebene, sprich, die uns umgebenden Individuen so gut wie möglich zu behandeln bzw. so gut zu behandeln, wie wir auch behandelt werden möchten, da dies ebenfalls das hehre Ziel des langen Überlebens der Menschheit sichern hilft.


Das soweit mal als grobe Skizze und als Diskussionsgrundlage. Was mir jetzt noch in meinem Vorschlag fehlt ist ein vernünftiger Ansatz um spirituelle Erlebnisse (z.B. Meditation) und soziale Veranstaltungen zu integrieren. Ein vernünftiger Name fehlt natürlich ebenfalls. Aber wie gesagt, es darf diskutiert werden...

Neulich, völlig unbegründet...

Es ist doch immer ein gutes Gefühl, wenn sich eine Sorge als unbegründet herausstellt. So habe ich in diesem Artikel bzgl. der Lebensdauer von fernsehkritik.tv geschrieben
Meine Sorge ist allerdings, dass es evtl. nur bei diesen drei Folgen bleiben wird - wäre schade drum.

Nunja, mittlerweile sind es nicht mehr 3, nicht 6, sondern bereits 11 Folgen und die zwölfte ist bereits in Arbeit.

Weiter so!

PS: Sehr sehenswert ist Folge 8, bei der Mario Barth (vielleicht daher ja auch der Ausdruck "der Witz hat einen Barth"?) den ersten Platz in der Top-Ten der schlechtesten Comedians erringt - völlig zurecht, wie ich meine.

PPS: Wer kennt die Titel- und Schlussmelodie von den fernsehkritik.tv Beiträgen? Ich komm da nicht drauf...

Donnerstag, April 17, 2008

Neulich beim Schwurbeln...

Der metaphysische Schwurbler fährt nach Washington und der Spiegel hat nichts besseres zu tun als zu titeln "Benedikt liest Bush die Leviten". Doch schauen wir mal an, was er damit so genau meint:
Es sind Sätze, die viel Spielraum für Interpretation lassen. Doch wer hören will, der höre: "Ich bin zuversichtlich, dass das amerikanische Volk in seinem religiösen Glauben eine wertvolle Quelle der Einsicht finden wird und Inspiration, einen vernünftigen, verantwortungs- und respektvollen Dialog anzustreben im Bemühen, eine humanere und freiere Gesellschaft zu erbauen." Offenbar meint der Papst hier einen Mangel festzustellen. "Die Kirche ist überzeugt,… , dass Demokratie nur blühen kann, wenn die politischen Führer sich von der Wahrheit leiten lassen und ihre Weisheit auf moralische Grundsätze aufbauen." Die verlogene Begründung des Irak-Kriegs - Vizepräsident Dick Cheney und Außenministerin Condoleezza Rice sitzen unter den Ehrengästen in der ersten Reihe - kann damit nicht gemeint sein.
Das jemand in seinem "religiösen Glauben" eine "wertvolle Quelle der Einsicht finden wird" mag ja noch irgendwie plausibel erscheinen, jedoch nicht in dem Zusammenhang "einen vernünftigen, verantwortungs- und respektvollen Dialog anzustreben" und schon gar nicht eine "humanere und freiere Gesellschaft" zu schaffen, da ein religiöser Glaube weder die Vernunft fördert (sondern die Unvernunft), die Verantwortung gegenüber den Mitmenschen ausblenden kann und nur seiner eigenen Gottesvorstellung und den Mitgliedern seiner eigenen Mischpoke den Respekt zollt, den der katholische Vorbeter hier wohl meint. Eine humanere und freier Gesellschaft wurde genau dann geschaffen, als man es geschafft hat religiöse Mythen zu entzaubern, klerikale Machthaber zu entmachten und der Vernunft den Vorrang vor (palestinischen) Ammenmärchen gab.

Auch bei seinem nächsten Satz merkt man ganz deutlich den Größenwahn Ratzingers, versteht er sich doch als das Sprachrohr von 1,2 Mrd. Katholiken und erzählt Bush wovon "die Kirche" überzeugt ist. Das tolle am katholischen Kirchenrecht ist, dass er mit dieser Einstellung sogar recht hat. Aber hat sich Bush bei seinem Irakkrieg nicht von der "Wahrheit" leiten lassen? Sagte er nicht selbst, dass ihm Gott den Krieg befohlen habe? Die Existens eines solchen mal vorrausgesetzt, wieviel näher an der göttlichen Wahrheit hätte Bush denn noch liegen können? Und wie stark blühte die Demokratie, als Tausende von Soldaten beider Seiten sich im Wüstensand gegenseitig den Kopf weggeschossen haben? Ebenso die "Weisheit" auf "moralische Grundsätze" zu bauen, ist der größte Käse den man vorschlagen kann, denn moralische Grundsätze bedeuten, dass man die Welt in gut und böse einteilen kann. Die richtige Forderung an dieser Stelle wären "ethische Grundsätze" gewesen, da diese zum einen eine Neubewertung zulassen und die Frage nach dem Fair bzw. Unfair stellen. Noch dazu ist das einzige, was man gerade aus der Bibel nicht ableiten kann Demokratie und gemäß der Organisation gerade der katholischen Kirche und dessen Zwergstaat in Mittelitalien auch das, was der (schein)"heilige Vater" will.

Somit hat Paparatzi mal wieder gezeigt, dass er ein Meister des Schwurbelns ist, dass er sich aus ein paar markigen Worten eine Rede zusammenbasteln kann, die das Papier nicht wert ist, auf welchem sie geschrieben steht und dass er immer noch willige Claqueure bei den deutschen Medien findet, deren Angestellte es anscheinend nicht für nötig erachten auch nur 2 Minuten über dessen Geschwätz nachzudenken. Ich muss langsam mein Abo kündigen...

Mittwoch, April 16, 2008

Neulich beim Selbstversuch...

Wie oft kann man wohl ein und dasselbe Lied hintereinander hören?




Zwischenstand: verdammt oft *grml*

Sonntag, April 13, 2008

Neulich bei Bill Maher...

...war Richard Dawkins zu Gast. Nachdem das noch nicht soo lange her ist, nämlich letzten Freitag, denke ich man kann das noch bringen.

Und hier noch die "Rules". Der "katholische" Teil beginnt ca. bei Minute 3:15...


Das Wort zum Sonntag #43

Thema heute:
Warum bin ich machen Religionen egozentrisch?

Eigentlich ist dieses Thema meinem eigenen Egozentrismus geschuldet, denn ein Loch im Fahradschlauch, "Gott sei dank" noch auf den ersten zwei Kilometern, so dass der Rückweg nicht ganz so lange war, hat meinem Sonntagsausflug ein jähes Ende gesetzt. Bei solchen, und natürlich schwerwiegenderen Schicksalsschlägen, taucht unweigerlich die Frage auf "warum passiert das mir?".


Wir bzw. unsere "egoistischen Gene" haben eine ganz natürliche Ichbezogenheit, denn für uns sind natürlich die Fragen "wo bekomme ich etwas zu essen her?" oder "wo finde ich meinen Lebensabschnittsgefährten?" von essentieller Bedeutung (andernfalls wären wir schon ausgestorben). Jedoch werden wir andauernd mit Unwägbarkeiten des Lebens konfrontiert, die wir nicht einordnen können, deren Ursache-Wirkungsprinzip uns lange verborgen war oder noch immer verborgen ist. Warum bekomme ich eine schreckliche Krankheit, warum hat der Sturm die Ernte zerstört und warum habe genau ich das Loch im Reifen.


Jedoch sollte man sich immer dann, wenn man meint, dass es das Schicksal ganz böse mit einem gemeint hat ein paar Bilder von hubblesite.org anschauen, wie z.B. folgendes:



Und jetzt muss man sich das noch so vorstellen: in einem Universum, das so unglaublich groß ist, dass wir es uns nicht wirklich vorstellen können gibt es so viele Sonnensysteme mit Planeten, dass wir uns das genausowenig vorstellen können und zumindest einer dieser Planeten hat eine affenartige Spezies hervorgebracht, die sich darüber zumindest ansatzweise bewußt werden konnte (nachdem vorher 99% aller jemals lebenden Spezies dieses Planeten ausgestorben sind) und ich bin einer davon. Was habe ich doch für ein Riesenglück!


Und nun zum Vergleich, was man von theistischer Seite dazu sagen würde: Was ist das doch für ein toller Gott, der um mich (und alle Mitglieder meiner Glaubensgemeinschaft) diese unvorstellbare Menge an Universum geschaffen hat. Er hat für mich einen ganz speziellen Plan ausgetüftelt und wenn ich hier auf der Erde meine Pflicht erfüllt habe, dann darf ich im Jenseits/Nirwana/Paradies den Rest meiner Tage bis in alle Ewigkeit verbringen. Was habe ich doch für ein Riesenglück!


Und obwohl beide Weltanschauungen mit dem gleichen Ergebnis aufwarten, so führt doch die Erstere dazu, dass man immer bescheidener und zugleich staundender werden sollte, wohingegen die zweite sich selbst bestätigt und zu einer größeren Egozentrik führt. Ein Schicksalsschlag wird zur Prüfung uminterpretiert, ein Hurrikan über New Orleans als gerechte Strafe (innerhalb des Plans des Schöpfers) für die Unzucht und Homosexualität an diesem Ort ausgelegt.


Und so wie die Erkenntnis, dass wir in einer sehr dünnen Bioschicht eines unbedeutenden Planeten in einem unbedeutenden Arm einer unbedeutenden Spiralgalaxie leben und uns dessen bewusst sind, eigentlich alle Menschen mehr zueinander führen sollte, mehr dazu beitragen sollte, dass wir uns gemeinsame Ziele für die nächsten Jahrzehnte (und Jahrhunderte) stecken sollten (was z.B. Anstieg bzw. Rückgang der Weltbevölkerung betrifft), so führt der religiöse Ansatz eines unsichtbaren Planers dazu, dass man sein eigenes Leben als immer wichtiger erachtet und selbst Gräueltaten noch im Rahmen eines göttlichen Plans interpretieren kann.


Für das frühere Überleben von kleinen Gruppen, geplagt von unheilbaren Krankheiten, Erntemisserfolgen und hoher Kindersterblichkeit mag das ja noch eine sinnvolle Herangehensweise gewesen sein, jedoch sollten wir uns mittlerweile geistig so weit emanzipiert haben, dass wir derartige Krücken nicht mehr brauchen. Naja.. wir sollten, aber die Wirklichkeit sieht leider anders aus...

Wenn die meisten sich schon armseliger Kleider und Möbel schämen, wieviel mehr sollten wir uns da erst armseliger Ideen und Weltanschauungen schämen.
(Albert Einstein)

Samstag, April 12, 2008

Die po8ische Rezension #10

Gott ist tot - Ronald F. Currie
(Goldmann Verlag - ISBN: 978-3-442-31152-1)

Das ist eine der Rezensionen, bei der ich mir wirklich schwer tue. Zwar hat das Buch einen Titel, der mir sehr gut gefällt und auch die Quelle aus der es kam würde die Bewertung stark nach oben treiben, doch leider hat Currie es - wie man in Hamburg sagt - ziemlich verbaselt. Das Buch hat einen sehr zwiespältigen Eindruck in mir hinterlassen, v.a. deswegen weil gute Ansätze nicht konsequent zu Ende gedacht wurden. Und auch wenn der Weg das Ziel sein mag und in englischer Literatur das Wie des Erzählens einen größeren Stellenwert genießt, als das Was, das man erzählt hat, so rettet es das Gesamtwerk doch nicht vor der Mittelmäßigkeit.

Leseprobe:
Aber wir schrieben schlechte Zeiten, das Ende eines Jahrzehnts wirtschaftlicher Krisen mitsamt den dazugehörigen sozialen Misständen: Massenarbeitslosigkeit, ein besorgniserregender Anstieg bei Drogenmissbrauch, häuslicher Gewalt und Eigentumsdelikten, dazu Rassenunruhen, Arbeitskämpfe und, im Zuge der mittlerweile legendären Übernahme des Veteranen-Hospitals in Cleveland durch erboste Golfkriegs-Heimkehrer, organisierte und gewalttätige Insubordination.
Dann erfuhr die Welt von Gottes Tod im Sudan. Soweit sich die Vorfälle rekonstruieren ließen, hatte er menschliche Gestalt angenommen, um den bewaffneten Konflikt zwischen der islamischen Regierung des Sudan und dem christlichen Nuer-Stamm im Süden hautnah mitzuerleben. Er hatte versucht, mit einer Gruppe von Nuer-Flüchtlingen nach Kenia zu gelangen, un sich dabei in einem Nato-Draht-Zaun verfangen, der an ein Minenfeld angrenzte. Ein paar der anderen wollten ihn befreien, mussten aber fliehen, als Kampfflugzeuge der Regierung sie bombardierten. Sein Leichnam, von Dieben nackt ausgezogen und von der Äquatorsonne versengt, wurde nahe der Grenzstadt Kapoeta aufgefunden.
Sein Tod, dieser eine kleine Tod unter Tausenden, wäre unbemerkt geblieben, hätten nicht ein paar Wildhunde, die von seinem Kadaver fraßen, plötzlich begonnen, einen Mischmasch aus Griechisch und Hebräisch zu sprechen und auf den Wassern des Weißen Nils zu wandeln, als wäre er aus Glas.
Die Nachricht vom Tod Gottes, wie könnte es anders sein, traf die Welt wie ein Keulenschlag. Eine Welle von Panik, gesellschaftlichem Aufruhr und allgemein schlechtem Benehmen schwappte über den Erdball. Das Kriegsrecht wurde ausgerufen, und in allen größeren amerikanischen Städten ging die Nationalgarde in Stellung. Die Selbstmordrate bei Nonnen und Geistlichen nahm epidemische Ausmaße an, ebenso wie die Gier nach Seelentröstern wie Kinderschokolade und Yes-Torties, die zu Ladenplünderungen im großen Stil führte. Die meisten, ich inbegriffen, glaubgten das Ende nahe, und eine Zeitlang versteckten wir uns in unseren Häusern, schreckhaft und geduckt, jeden Moment darauf gefasst, mit einem Knall in Fetzen gerissen oder stillschweigend ausgelöscht zu werden.
Und dann geschah etwas Seltsames: gar nichts. Mit der Zeit gestanden wir uns ein, dass die Sonne unverändert morgens auf- und abends unterging, dass die Gezeiten immer noch pünktlich wechselten und dass wir und alle, die wir kannten (die meisten jedenfalls) nach wie vor quicklebendig waren. Fernsehkommentatoren und selbsternannte Experten sonderten Theorien in Hülle und Fülle ab, aber unterm Strich - und die Mehrzahl begriff das intuitiv - sah es einfach so aus: Gott hatte die Welt erschaffen und sie auf ihre Bahn gesetzt, und in dieser Bahn zuckelte sie weiter, auch wenn er nun nicht mehr da war und Ordnung hielt.

Aus der Leseprobe wird auch schon mein größter Kritikpunkt deutlich, denn ich bin der Meinung, dass sich Currie nicht wirklich fundiert mit dem Gottglauben auseinandergesetzt hat. Denn wieso z.B. sollten die Wildhunde Hebräisch sprechen? Ginge es wirklich um die Gegebenheiten am Beginn unserer Zeitrechnung in Palestina, so müsste zumindest Aramäisch die Sprache der Wahl sein. Weiters unterstellt Currie mehr oder weniger stillschweigend den christlichen Gott ohne auf das Problem mit dem Judentum einzugehen. Ebenso geht er nicht im Geringsten darauf ein, wie Gott denn "Ordnung gehalten" hätte.

Das Buch wirft in meinen Augen mehr Fragen auf, vor allem Fragen, was sich der Autor denn dabei gedacht hat. Andererseits umschmeichelt er den Leser mit einem kurzweiligen Schreibstil und teilweise genialen Einfällen für die unterschiedlichen Szenairen, die er anführt, aber selten befriedigend abschließt. Dem Autor ist anscheinend immer wichtiger, wie er etwas erzählt, anstatt was er erzählt. Insofern kann ich dieses Buch eigentlich nur dem empfehlen, der an religionskritischer Literatur so ziemlich alles gelesen hat und sich einfach langweilt.

4 von 8 möglichen Punkten

Donnerstag, April 10, 2008

Die po8ische Rezension #9

Der Herr ist kein Hirte - Christopher Hitchens
(Karl Blessing Verlag, ISBN: 978-3-89667-355-8)

"Religion vergiftet alles", das ist das zentrale Thema von Hitchens Buch und man gewinnt auch den Eindruck, dass er recht haben könnte. Seiner allseitsbekannten Eloquenz, die er bei verschiedenen Debatten, die auch auf youtube verfügbar sind, unter Beweis stellte, wurde durch die deutsche Übersetzung kein Abbruch getan und so kann man Argument für Argument verfolgen, wie Hitchens Argument Kapitel für Kapitel belegt wird. Klar, dass man bei ihm, wie aus seinen Debatten bekannt, mit scharfen Formulierungen zu rechnen hat.

Hitchens ist keiner, der ein Blatt vor den Mund nimmt und so nennt er z.B. die Beschneidung, wie sie von Juden oder Muslimen praktiziert wird, eben auch eine Verstümmelung. Er ist (wie auch ich) der Meinung, dass das Neue Testament eigentlich alles noch schlimmer statt besser gemacht hat und sieht, wie Dawkins auch, die Kinder durch dieses "Gift" misshandelt.

Leseprobe:
Auch die anderen menschgemachten Dummheiten und Grausamkeiten der Gottesgläubigen sind schnell festgemacht. Die Folter ist so alt wie dei Garstigkeit der Menschheit, ist der Mensch doch die einzige Spezies mit der nötigen Fantasie, sich vorzustellen, wie es sich anfühlt, wenn man jemand anderem etwas antut. Wir können der Religion diesen Impuls nicht vorwerfen, aber wir können sie dafür verurteilen, dass sie die Folter institutionalisert und perfektioniert hat. Die Mittelaltermuseen Europas von Holland bis in die Toskana sind vollgestopft mit Instrumenten und Geräten, mit denen fromme Männer austesteten, wie lang sie einen Menschen am Leben erhalten konnten, während er über dem Feuer briet. Wir müssen hier nicht weiter ins Detail gehen, doch es gibt sogar religiöse Bücher, die in diese Kunst einführen und zeigen, wie man mittels Schmerz Ketzerei aufspürt. Wer nicht das Glück hatte, sich an einem Autodafé zu beteiligen, also einem "Glaubensgericht", wie die Folter auch genannt wurde, durfte sich nach Gutdünken Schauermärchen und Albträume ausdenken und sie dem unwissenden Volk verbal verabreichen, um es in einem Zustand permanenter Angst zu halten. In einer Ära, in der es so gut wie keine öffentlichen Vergnügungen gab, entsprach eine nette öffentliche Verbrennung oder das Verstümmeln und Rädern von Menschen in etwa der Dosis an Zerstreuung, die man dem Volk vonseiten der Kirche zu gestatten wagte. Nichts macht deutlicher, dass die Religion vom Menschen erschaffen wurde, als das kranke Hirn, das sich die Hölle ausdachte, dicht gefolgt von dem arg beschränkten Hirn, dem nichts Besseres einfiel, als den Himmel als Ort weltlicher Behaglichkeit oder ewiglicher Langeweile zu beschreiben.
Schon die vorchristlichen Höllen waren sehr unangenehm und vom gleichen sadistischen Einfallsreichtum gezeichnet. Einige der früheren Höllen, die uns bekannt sind - hier vora llem die der Hindus -, hatten eine zeitliche Begrenzung. Ein Sünder wurde beispielsweise zu einer bestimmten Anzahl von Jahren in der Hölle verurteilt, wo jeder Tag sechstausendvierhunder Menschenjahren entsprach. Hatte er einen Priester erschlagen, entsprach die Strafe 149504000000 Jahren. Danach durfte er ins Nirvana einziehen, was wohl mit der Vernichtung gleichzusetzen war. Es blieb den Christen vorbehalten, eine Hölle zu erfinden, aus der es kein Entrinnen gibt - eine Vorstellung, die übrigens auch gern abgekupfert wird: Ich habe einmal gehört, wie Louis Farrakhan, Anführer der häretischen "Nation of Ilsam" mit ausschließlich schwarzen Mitgliedern, der Menge im Madison Square Garden ein entsetzliches Gebrüll entlockte, indem er den Juden voller Verachtung zurief: "Und denkt daran - wenn Gott euch in die Öfen steckt, dann AUF EWIG!"

Hitchens nahm in Kauf, dass im, ob seiner - im Vergleich zu Dawkins - umfangreicheren Islamkritik, der eine oder andere beschränkte Mullah eine Fatwa verehre. Ein umfangreiches Buch in dem argumentativ aber nicht undifferenziert Tacheles gesprochen wird.

8 von 8 möglichen Punkten

Tantum religio potuit suadere malorum. (So viel Übel vermochte die Religion
den Menschen einzureden.)

Lukrez, De rerum natura

Mittwoch, April 09, 2008

Neulich in Süddeutschland...

Die Süddeutsche hat einen erfreulich kritischen Artikel zum Dalai Lama herausgebracht und stellt sich damit gegen den in .de vorherrschenden Mainstream, dass es sich bei diesem Kalendersprücherezitierer um eine Art Gottkönig handelt:
Die europäische Philosophie, das westliche Denken, alle Religion ist leider Gottes von der nördlichen Blässe des Gedankens angekränkelt. Keiner hat das deutlicher ausgesprochen als der melancholische Pfarrerssohn Friedrich Nietzsche, wenn er Zarathustra den christlichen Priestern ins Gewissen predigen lässt: "Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster müssten mir seine Jünger aussehen!"

Daran fehlt es den Freunden des Dalai Lama nicht. Viel zu lange mussten die Europäer und die Amerikaner an den "schwarzen Teichen" leben, "aus denen heraus die Unke ihr Lied mit süßem Tiefsinne singt" (Nietzsche). Der Dalailamismus hingegen macht - endlich - gedankenfrei und ist damit die ideale Religion für den daseinserschöpften Westler. Sie verpflichtet den Gläubigen, dem
die Füße schon beim Gedanken an den Jakobsweg wehtun, zu nichts mehr, als sich einen inneren Gebetsraum einzurichten und ansonsten möglichst viel zu lächeln.

Sonntag, April 06, 2008

Neulich beim Landeanflug...

Grml... einmal ist was los am - ansonsten verschlafenen - Hamburger Flughafen und ich war nicht da.

Das Wort zum Sonntag #42

Thema heute:
Wie unterscheidet man Islamisten von gemäßigten Muslimen?

Geert Wilders, ein holländischer Politiker, hat einen Film veröffentlicht, der den Namen "Fitna" (arab. f. "Chaos") trägt und den islamischen Terrorismus in Verbindung zu den jeweiligen Suren und Versen im Koran setzt. Den Video gibt es hier zu sehen, liveleak hatte ihn zunächst wegen Morddrohungen, später wegen Copyrightverletzungen Wilders' von der Plattform entfernt. Einen der wenigen guten Artikel zu dem Film und vor allem zu dem, was mit ihm erreicht werden sollte hat Henryk M. Broder geschrieben:
Wilders ist so "einseitig" wie jeder Dokumentarist, der die Wirklichkeit verdichtet. Sein Film ist so "islamfeindlich" wie die Filme von Michael Moore "kapitalismusfeindlich" sind. Die Feindschaft liegt nicht im Auge des Betrachters, sondern in der Natur des betrachteten Gegenstands. Zu den festen Ritualen, mit denen Sprecher der muslimischen Gemeinden auf die Feststellung reagieren, der Islam sei nicht unbedingt und nicht immer eine Religion des Friedens, gehört die Androhung von Gewalt, falls diese "Beleidigung" nicht zurückgenommen werde - egal ob es sich um den Papst, einen Politiker oder einen Poeten handelt.
Doch soll es heute hier nicht um den Film gehen, sondern um die Reaktion darauf bzw. den Standardspruch, dass man ja den Terror und die Gewalt von Islamisten erkenne, gemäßigte Muslime aber doch friedlich seien und man nicht alle undifferenziert in einen Topf werfen dürfe.

Ich möchte - obwohl im Titel aus Provokationsgründen anders dargestellt - dies eigentlich auf alle Religionsgemeinschaften erweitern, denn wie bei politischen Parteien gibt es immer einen gewissen Anteil von Mitgliedern, die radikaler sind als andere. So teilte man z.B. lange Zeit die Gründen in "Fundis" und "Realos" ein, die SPD hat ein linkes Spektrum, die CDU ein rechtes usw..

Doch wenn man schon so eine Einteilung innerhalb einer Gruppe vornimmt, so sollte man auch Kriterien nennen können, anhand derer sich diese Untergruppen unterscheiden lassen. Somit stellt sich die Frage ab welchem Zeitpunkt ein Gläubiger (z.B. Muslim) der Gruppe der "Fanatiker" (Islamisten) zu zuordnen ist. Die nächste Frage ist, ob wir diese Einteilung im Vorhinein vornehmen können und letztlich welche Tendenz innerhalb des Systems zu erwarten ist.

Bei näherer Beschäftigung mit dem Islam zeigt sich sehr schnell in Bezug auf obige Fragen, dass sich "gemäßigte Muslime" von ihren fanatischen Brüdern v.a. dadurch unterscheiden, dass sie sich oft unislamisch verhalten. So achten z.B. gemäßigte Muslime in .de viele der Menschenrechte, obwohl diese der Sharia diametral entgegenstehen. Man könnte somit folgende Faustformel aufstellen, dass je "unislamischer" ein Mensch ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er der Gruppe der radikalen Gläubigen angehört. Somit wird den gemäßigten Muslimen seitens der Islamisten zurecht vorgeworfen, zu wenig "muslimisch" zu sein.

Kann nun aber im Vorhinein beurteilt werden, wer ein potentieller Islamist ist? Ich denke nein, denn selbst wenn jemand als gemäßigter Gläubiger seine Glaubenskarriere beginnt, so birgt diese immer die Gefahr den Gläubigen zu radikalisieren. Umgekehrt besteht natürlich genauso die Möglichkeit, dass ein radikalisierter Gläubiger wieder vom Glauben abfällt. Letztendlich kann man a priori nur sagen, dass die Islamisten eine echte Teilmenge der muslimischen Glaubensgemeinschaft (auf die starke Diversifikation will ich hier mal nicht eingehen - die größte homogene Gruppe hat 12 Millionen Mitglieder) darstellen. Somit gilt: Jeder Islamist ist ein Muslim aber nicht jeder Muslim ist ein Islamist. In ähnlicher Weise verhielt es sich im dritten Reich: nicht alle Mitglieder der NSDAP waren Kriegsverbrecher, aber alle Kriegsverbrecher Mitglieder der NSDAP.


Und letztlich noch die Frage, welche Tendenz innerhalb des Systems zu erwarten ist. Nun, wenn man andere Glaubensrichtungen wie z.B. die Catholica betrachtet, so unterliegen die Strömungen zwei Faktoren, zum einen dem allgemeinen Zeitgeist (so schwammig dieser Begriff auch ist) und zum anderen der Macht innerhalb des politischen Systems. Im Mittelalter, als die Macht der katholischen Kirche groß war und durch jahrhundertelange Verdummung der Zeitgeist ebenfalls "katholisch", hat sie mit Inquisition, Kreuzzügen und Verfolgungen Andersgläubiger eine ihrer hässlichsten Fratzen gezeigt. Als der "Zeitgeist" in der Renaissance wieder humanistisches Gedankengut der Antike aufgriff, erfolgten die ersten faktischen Anpassungen, das System blieb aber vom Prinzip her das gleiche (und ist es heute noch!). D.h. sollten Machtposition und Zeitgeist es wieder erlauben, so fällt auch die katholische Kirche wieder in die mittelalterliche Barbarei zurück - wie z.B. in Kroatien unter Pavelic geschehen.


Ähnlich verhält es sich mit dem Islam. Dort wo er politisch und aus der Sicht des Zeitgeistes schwach ist (wie z.B. in Westeuropa), halten sich seine Auswirkungen in Grenzen, selbst radikalere Gläubige tolerieren den einen oder anderen aufklärerischen Wert (z.B. Gleichberechtigung von Mann und Frau). In islamischen Ländern, mit einer starken politischen Macht des Islams, verbunden mit einem starken islamischen Zeitgeist, beobachtet man eine Stagnation in bezug auf Aufklräung, Humanismus und freiheitlichem Denken.


Insofern bin ich der Meinung, dass "man" Islamisten (oder radikalisierte Gläubige) nicht von gemäßigten Gläubigen unterscheiden kann. Dies hat zur Folge, dass die einzigen, die solche Leute erkennen könn(t)en, die Mitglieder der jeweiligen Gruppe sind. Solange diesen Gemäßigten aber nicht bewusst ist, dass sie durch ihre eigene Handlungsunfähig oder -willigkeit eben diesen Elementen, die nicht nur anderen Weltanschauungsgemeinschaften schaden wollen sondern in nächster Konsequenz auch die eigene miskreditieren, ein Biotop, einen sicheren Hafen bieten, aus welchem diese geschützt und unbehelligt agieren können, solange hat "man" gegen Islamisten bzw. radikale Gläubige keine Chance.
Die Hand, welches das Schwert führt und würget, ist nicht mehr Menschen Hand, sondern Gottes Hand, und nicht der Mensch, sondern Gott hänget, rädert, enthauptet, würget, krieget.
(Martin Luther)