Sonntag, April 13, 2008

Das Wort zum Sonntag #43

Thema heute:
Warum bin ich machen Religionen egozentrisch?

Eigentlich ist dieses Thema meinem eigenen Egozentrismus geschuldet, denn ein Loch im Fahradschlauch, "Gott sei dank" noch auf den ersten zwei Kilometern, so dass der Rückweg nicht ganz so lange war, hat meinem Sonntagsausflug ein jähes Ende gesetzt. Bei solchen, und natürlich schwerwiegenderen Schicksalsschlägen, taucht unweigerlich die Frage auf "warum passiert das mir?".


Wir bzw. unsere "egoistischen Gene" haben eine ganz natürliche Ichbezogenheit, denn für uns sind natürlich die Fragen "wo bekomme ich etwas zu essen her?" oder "wo finde ich meinen Lebensabschnittsgefährten?" von essentieller Bedeutung (andernfalls wären wir schon ausgestorben). Jedoch werden wir andauernd mit Unwägbarkeiten des Lebens konfrontiert, die wir nicht einordnen können, deren Ursache-Wirkungsprinzip uns lange verborgen war oder noch immer verborgen ist. Warum bekomme ich eine schreckliche Krankheit, warum hat der Sturm die Ernte zerstört und warum habe genau ich das Loch im Reifen.


Jedoch sollte man sich immer dann, wenn man meint, dass es das Schicksal ganz böse mit einem gemeint hat ein paar Bilder von hubblesite.org anschauen, wie z.B. folgendes:



Und jetzt muss man sich das noch so vorstellen: in einem Universum, das so unglaublich groß ist, dass wir es uns nicht wirklich vorstellen können gibt es so viele Sonnensysteme mit Planeten, dass wir uns das genausowenig vorstellen können und zumindest einer dieser Planeten hat eine affenartige Spezies hervorgebracht, die sich darüber zumindest ansatzweise bewußt werden konnte (nachdem vorher 99% aller jemals lebenden Spezies dieses Planeten ausgestorben sind) und ich bin einer davon. Was habe ich doch für ein Riesenglück!


Und nun zum Vergleich, was man von theistischer Seite dazu sagen würde: Was ist das doch für ein toller Gott, der um mich (und alle Mitglieder meiner Glaubensgemeinschaft) diese unvorstellbare Menge an Universum geschaffen hat. Er hat für mich einen ganz speziellen Plan ausgetüftelt und wenn ich hier auf der Erde meine Pflicht erfüllt habe, dann darf ich im Jenseits/Nirwana/Paradies den Rest meiner Tage bis in alle Ewigkeit verbringen. Was habe ich doch für ein Riesenglück!


Und obwohl beide Weltanschauungen mit dem gleichen Ergebnis aufwarten, so führt doch die Erstere dazu, dass man immer bescheidener und zugleich staundender werden sollte, wohingegen die zweite sich selbst bestätigt und zu einer größeren Egozentrik führt. Ein Schicksalsschlag wird zur Prüfung uminterpretiert, ein Hurrikan über New Orleans als gerechte Strafe (innerhalb des Plans des Schöpfers) für die Unzucht und Homosexualität an diesem Ort ausgelegt.


Und so wie die Erkenntnis, dass wir in einer sehr dünnen Bioschicht eines unbedeutenden Planeten in einem unbedeutenden Arm einer unbedeutenden Spiralgalaxie leben und uns dessen bewusst sind, eigentlich alle Menschen mehr zueinander führen sollte, mehr dazu beitragen sollte, dass wir uns gemeinsame Ziele für die nächsten Jahrzehnte (und Jahrhunderte) stecken sollten (was z.B. Anstieg bzw. Rückgang der Weltbevölkerung betrifft), so führt der religiöse Ansatz eines unsichtbaren Planers dazu, dass man sein eigenes Leben als immer wichtiger erachtet und selbst Gräueltaten noch im Rahmen eines göttlichen Plans interpretieren kann.


Für das frühere Überleben von kleinen Gruppen, geplagt von unheilbaren Krankheiten, Erntemisserfolgen und hoher Kindersterblichkeit mag das ja noch eine sinnvolle Herangehensweise gewesen sein, jedoch sollten wir uns mittlerweile geistig so weit emanzipiert haben, dass wir derartige Krücken nicht mehr brauchen. Naja.. wir sollten, aber die Wirklichkeit sieht leider anders aus...

Wenn die meisten sich schon armseliger Kleider und Möbel schämen, wieviel mehr sollten wir uns da erst armseliger Ideen und Weltanschauungen schämen.
(Albert Einstein)

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