Mittwoch, Januar 09, 2008

Neulich bei den Reaktionären...

Maschinen sind irgendwie doof, Computer sowieso und die Software, die Google-Ads verlinkt kann anscheinend nicht zwischen pro-Kirche und Kirchenkritik unterscheiden, denn auf Herrn Schwarzers Seite bin ich unter eben diesen Anzeigen auf die Aktionsseite "Kinder in Gefahr" gestoßen.

Auf dieser Seite wollen ein paar christliche Fundamentalisten (Ähnlich wie der designierte Ministerpräsident in Bayern) den §166 StGB mit Hilfe einer Petition an den Bundesvortänzer Bundespräsidenten Horst Köhler aufbohren, was sich so anhört:

Es ist ein unglaublicher Skandal, daß man in dieser schändlichen Art und Weise das Christentum beleidigt und das Ansehen Deutschlands in diesem Maße ruiniert.

Diese Angelegenheit ist einfach ein Wahnsinn. Deshalb bitte ich Sie, sich in der Öffentlichkeit für folgende Ziele einzusetzen und gesetzgeberische Maßnahmen anzustoßen:


  • Absoluter Schutz christlicher Symbole vor Blasphemie durch eine Reform des§ 166 StGB: Die religiösen Empfindungen sollen respektiert, die Religionsbeschimpfung soll verboten werden.

  • Verbot und insbesondere keine staatliche Finanzierung von Gruppen, die Blasphemien wie „Messiah Game“ produzieren.
Der einzige Wahnsinn bei der Sache ist, dass der Paragraph 166 überhaupt noch existiert und es stand dort viel zu lange "Gotteslästerung" als Straftatbestand drin. Jetzt verweist der Gesetzestext lediglich auf den "öffentlichen Frieden", der, so er durch einen aufgebrachten, plündernden und brandschatzenden Mob, der sich (z.B. durch Mohammed-Karikaturen) in seinen religiösen Wahnvorstellungen Empfindungen angegriffen fühlt, gestört wird, zur Verurteilung des Karikaturisten führt - nicht jedoch, wie man erwarten könnte, zur Bestrafung eben dieses Mobs.

Weiters ist auch interessant, dass die staatliche Förderung von Kunst (denn unter die Freiheit der Kunst fällt eben dieses "Messiah Game"- s. Bild) dort beschnitten werden soll, wo es Fundi-Christen nicht in den Kram passt. Dem könnte ich sogar noch zustimmen, wenn parallel dazu die staatliche Subventionierung der christlichen Betgemeinschaften Kirchen mit jährlich ca. 14 Milliarden Euro (Kirchensteuer ist hier nicht enthalten) auch eingestellt würde. Soll doch jeder selbst schauen, woher er seine Kröten bekommt.

Ganz besonders widerlich aber finde ich, dass diese Aktionsgemeinschaft (mal wieder) die Kinder vorschiebt um ihre Interessen durchzudrücken. Die "Kinder sind in Gefahr", der Schmutz kommt aus dem Fernsehen usw.usf.. Wenn man es als Erwachsener nicht ertragen kann, dass jemand die Märchen um den arbeitslosen Nazarener künstlerisch aufarbeitet, dann soll man imho auch genug Eier in der Hose haben um das als seine eigene Gefahr darzustellen und nicht wieder kleine, wehrlose Kinder vorschieben, die i.d.R. nicht mal wissen, wozu sie hier missbraucht werden. Die Qualität einer solchen Vorgehensweise erinnert mich an Terroristen, die sich absichtlich in einem Krankenhaus oder Kindergarten einquartieren, weil sie so schlechter angreifbar werden.

Wie allmächtig kann ein Gott sein, der für die Bestrafung der Blasphemie deutsche Gerichte benötigt?

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