Donnerstag, August 17, 2006

Neulich in der Ökumene...

Seltsam, ihren Keks ...pardon ihre Hostie können Katholiken und Protestanten nicht zusammen essen aber im Eindreschen auf Minderheiten zeigen sie wieder Geschlossenheit. Wie - wie üblich - im kath.net zu lesen war, protestiert Hartmut Steeb (Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz und - nur ganz nebenbei erwähnt - Vater von 10 Kindern) wie so oft gegen den Christopher-Street-Day in Stuttgart. Die Qualität des Protestes erreicht aber ungeahnte Dimensionen.

Man kann eine Sache persönlich gut finden oder nicht. In .de darf man sogar öffentlich sagen, dass man sie nicht gut findet - so etwas nennt man Meinungsfreiheit. Dass aber Steeb jetzt frech bei Merkel & Co. (die sich für den CSD ausgesprochen haben) anmerkt, "dass diese Art aktiver Unterstützung von Homosexualität und Lesbentum weder für die Zukunft unseres Landes gut ist, noch das Vertrauen in die Politik stärkt", finde ich schon ein starkes Stück. Schätzungen zufolge beträgt die Zahl der Homosexuellen in diesem Land ca. 4 Mio.. Dagegen stehen >40 Mio Christen die (nicht Gott sei Dank) immer weniger werden.

Aber dem nicht genug, Steeb greift jetzt in die theologische Trickkiste und schreibt der Kanzlerin "Es wäre fatal, wenn Sie sich der Ideologie dieser Bewegung ergeben würden". Welcher Ideologie? Alle Macht den Schwulen? Lesben heim ins Reich? Homosexualität gibt dem Homo-Sapiens erst die Existenzberechtigung? Also so sehr ich mich bemühe, beim besten willen finde ich keine Ideologie, die zu gleichgeschlechtlichen Paaren passt - wohl aber eine archaisch inhumane Einstellung auf Steebs Seite, die man die christliche Ideologie nennen kann!

Wer jetzt schon meint, das wäre alles gewesen, nein, weit gefehlt! Hat man die schmutzige Wäsche erst ausgepackt, dann kann man gleich noch ein bisschen mit Schlamm werfen. So zitiert Steeb in seinem Brief noch einen Pfaffen im Ruhestand, nämlich Hans Lachmann. Sein Brief muss sich dann - lt. kath.net - folgendermaßen angehört haben:


"Aus einem Programm einer Minderheit, die vor Diskriminierung durch die gesellschaftliche Mehrheit zu schützen ist, wurde ein Problem der Mehrheit, die sich dem Lebensgefühl einer Minderheit anzupassen hat." Konservative Christen würden von der Homosexuellenbewegung als "Homo-Hasser, Nazis, Faschisten" verunglimpft.

Nicht die Mehrheit, die der Minderheit keinen Schutz gewährt, die lieber "das Böse aus [ihrer] Mitte wegtun" (5Mos 22,24) will und wenn es erlaubt wäre, solche Leute einsperren oder so lange psychiatrisch behandeln ließen, bis sie auch 10 Kinder mit einem Heteropartner in die Welt setzten, eben nicht dieser Mehrheit werden faschistoide Züge vorgeworfen, nein, der Minderheit! Die Minderheit unterdrückt die Mehrheit, also darauf muss man doch erst mal kommen. Wenn es nach der Kirchengeschrichtsschreibung ginge, dann wurden damals wohl auch die +90% Christen in Deutschland von ein paar atheistischen Nazis unterdrückt und sind gezwungen worden sich anzupassen. So wie Konrad Gröber, Erzbischof von Freiburg 1944 dem Papst Pius XII. schrieb:
"Wir verkennen manches Gute der neuen Weltanschauung nicht. Wir finden aber bei näherem Zusehen, daß es in ihrem Besten Kopie des Christtums [!] ist." (wenn der Mann nur geahnt hätte, wie recht er hat!)

Was diese scheinheiligen Heuchler dabei übersehen, dass die jahrhundertelange Intoleranz der "Religion der Nächstenliebe und des Friedens" gegen alles was nur kreucht und fleucht und dabei unchristlich war (also alles was anders war, alles was neu war... fast alles eben), dieser abgrundtiefe Hass der Christen, Juden und Muslime v.a. gegen Homosexuelle die "conditio sine qua non", d.h. die notwendige Bedingung, den kausalen Zusammenhang zu einem Christopher-Street-Day darstellt!

Die Ironie bei der Sache ist, dass diejenigen, denen die Liebe von Mann zu Mann "ein Gräuel" (Lev 18,22) ist, selbst ihr Leben lang im Röckchen ..pardon der Soutane rumlaufen, sich (fast) nur mit Männern treffen und voll von Liebe an den Vatergott und dessen Sohn (auch beides Männer & Jesus hatte nur Jünger und war unverheiratet... sehr verdächtig!) sind, genau dieses Verhalten im profanen Zusammenhang verurteilen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Solange sie es nicht gegenseitig sind, herrscht ja herrlich einträchtige Einigkeit über die Feindbilder...


PS: Zu etwas ganz anderm: Hast du auf kath.net einen Forenaccount? Man braucht einen, um die Suchfunktion zu benutzen und ich hab da etwas Respekt davor, mich da anzumelden :-X

Po8 hat gesagt…

hehe.. das mit dem Account habe ich mir auch schon überlegt. Ich denke, dass man, bevor man dort freigeschalten wird, zuerst die hl.Inquisition über sich ergehen lassen muss - christlich-liberal eben, mit der Meinungsfreiheit als höchstem Gut *fg*.

Die Frage ist halt auch, worüber man sich in dem Forum unterhalten sollte. Bei den meisten Themen dort bekomme ich ohnehin Kopfschmerzen ;-)