Sonntag, März 23, 2008

Das Wort zum Sonntag #41

Thema heute:
Warum eigentlich "Würdenträger"?

Wer kennt es nicht, Meldungen die Anfangen wie "die Würdenträger der XY Kirche haben sich zusammengefunden" etc.blablubb. Das interessante dabei ist, dass wir kritiklos hinnehmen, so hier jemand ohne ersichtlichen Grund als "Würdenträger", also als Person, die eine "hohe, ehrenvolle Stellung bekleidet" (DWDS), bezeichnet wird.

Doch woher kommt die irrige Annahme, dass die Vertreter einer Religion besonders ehrenvolle Stellungen bekleiden? Unter normalen Umständen belächeln wir z.B. einen Mann, der in Frauenkleidern herumläuft, in Bezug auf Religion aber begegnen wir einem solchen Typen mit "Respekt". Doch dies resultiert einzig und allein aus der Tatsache, dass die klerikalen Transvestiten ihre Parade - im Gegensatz z.B. zum Christopher-Street-Day - mit einem unglaublichen Ernst durchziehen.

Während eines Gottesdienstes oder einer Prozession wird nicht gelacht. Spaß, Humor oder Lebensfreude müssen draußenbleiben, denn zerstörte man einmal den Nimbus des "Heiligen", des "Würdevollen" oder "Ernsthaften", so könnte die Schar der Gläubigen vielleicht draufkommen, dass die Handlungen totaler Blödsinn sind. Jemand der morgens seine Cornflakes mittels eines griechischen Zauberspruchs in den Leib von Julius Caesar verwandelt empfinden wir als durchgeknallt. Jemand der am Sonntag einen Keks mittels eines lateinischen Zauberspruchs in den Leib Jesu Christi verwandelt, den betrachten wir als Würdeträger?

Viele religiöse Handlungen sind einfach lächerlich, manche (wie z.B. die Beschneidung) sogar gefährlich. Trotzdem werden diese toleriert, also geduldet. Doch warum sollte eine Genitalverstümmelung mit mehr "Respekt" behandelt werden, als das Abschneiden des kleinen Fingers? Welche "Würde" liegt im offen praktizierten Antisemitismus bzw. Rassismus z.B. der Muslime oder der Catholica, verglichen mit dem offen praktizierten Rassismus einer Rechtspartei wie der NPD?

Nun, meine Erklärung dafür ist ein vorauseilender Gehorsam verbunden mit einer jahrhundertelangen Gehirnwäsche und Geschichtsfälschung. D.h. jedem wird von Klein auf eingeimpft, dass z.B. das Christentum eine "Religion der Nächstenliebe" sei, obwohl sich das weder aus dessen Schriften, noch dessen Verhalten eindeutig ableiten lässt oder dass Geistliche irgendwie bessere Menschen seien als der nicht-klerikale Rest der hominum sapientium, was sich aber ebenfalls weder aus den Schriften, noch der Geschichte nachweisen lässt - eher sogar das Gegenteil.

Es wird meines Erachtens Zeit, dass man den Herren "Würdenträgern" den Respekt zollt den sie verdienen, nämlich gar keinen.
Je mehr Würde man für eine Sache aufwendet, desto würdeloser ist sie gewöhnlich.
(Karlheinz Deschner)

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