Sonntag, Dezember 02, 2007

Das Wort zum Sonntag #34

Da ist ja mal wieder jede Menge passiert in der letzten Woche. Der Papst hat seine neue Enzyklika herausgegeben, die nur so vor Anachronismen und frömmelnder Sinnfreiheit strotzt und in der er - wie sollte es anders sein - die Vernunft, also die "ratio", sowie die Freiheit unter die Obhut eines Glaubens bzw. seines Glaubens stellen will. Das so eine Vorgehensweise schon prinzipiell mit "Freiheit" nichts zu tun hat, muss hier eigentlich nicht extra erwähnt werden. Somit muss ich weiterhin auf ein intellektuelles Fortkommen Benedikts warten.

Tja, und dann war da noch die Bärengeschichte im Sudan, die sich mehr und mehr zu einem Politikum ausweitet. Lt. Zeitungsberichten sollen Tausende für eine härtere Bestrafung der Lehrerin demonstriert haben, 15 Tag sudanesischer Knast für einen Teddybären namens Mohammed sind offensichtlich für einige gläubige Muslime noch nicht genug. Ich persönlich finde den Namen Mohammed sowohl für Bären als auch für Kinder eine Beleidigung, denn wer wollte schon gern nach einem Kinderficker und Kriegstreiber benannt werden?

Im umgekehrten Fall, wenn man z.B. anmerkt, dass die fortwährenden Rezitationen aus inhumanen Schriften wie der Bibel oder dem Koran, die ad nauseam stilisiert vorgeführte Foltermethode der Römer oder das gesetzlich abgesegnete Kirchenglockengebimmel einem gehörig auf die Nerven gehen und man sich davon persönlich betroffen, gar (und sei's auch nur im guten Geschmack) beleidigt fühlt, so bekommt man vorgehalten, dass man doch gefälligst Respekt vor dem Glauben anderer Leute haben soll.

Respekt kann man nicht befehlen oder staatlich verornden, Respekt muss i.d.R. verdient werden. Ich kann bei keiner religiösen Weltanschauung, so ich mich mit ihr etwas näher beschäftligt habe, auch nur den geringsten Ansatzpunkt erkennen, warum ich diese a priori respektieren sollte. Dieses Ehrfurchts- und Respektsgeschwurbel soll nur darüber hinwegtäuschen, dass man es hier mit einer (bestenfalls) Wusch- bzw. (schlechtestenfalls) Wahnvorstellung zu tun hat, die in keinster Weise durch die Realität gedeckt wird und der "Respekt" soll diesem Konstrukt die Autorität verleihen, die es beim nüchternen Betrachten niemals erlangen würde. Wir haben trotz intensiver Beobachtungen noch keinen einzigen Hinweis darauf gefunden, dass es irgendeinen der hunderten von Göttern gibt, welche sich die Menschen auf Grund von zu viel Freizeit (oder Gehirnerweichung) ausgedacht haben.

Auf der anderen Seite sind aber jede Menge Fakten darüber vorhanden, zu welchen Gräueltaten religiöse Fanatiker im Stande sind und viele davon sind auch noch in sog. "heiligen Büchern" dokumentiert. Die Geschichte hat gezeigt, dass Menschen immer dann zum Unmenschlichsten fähig waren, wenn sie ihr Handeln unter einer Ideologie gedeckelt wähnten. War dies früher eher geistliche Ideologien (Katholizismus, Islam u.a.) so wurden diese noch durch weltliche im letzten und vorletzten Jahrhundert ergänzt (Faschismus, Stalinismus, Sozialdarwinismus, Führer-Kult in Nordkorea u.a.). Die profanen werden meist recht schnell überwunden, bei den "göttlichen" Ideologien dauert es bekanntermaßen immer etwas länger.

Wer sich an die Vergangenheit nicht erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.
(George de Santayana)


PS: An dieser Stelle noch ein Hinweis auf die Videos von Pat Condell, die das Thema aus einer britischen Sicht behandeln und auch ein Dankeschön an den Fischer, dass er mich darauf aufmerksam gemacht hat ;-)

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