Montag, November 13, 2006

Lasset die Kindlein zu mir kommen... II

Und nun, der mit Spannung erwartete zweite Teil der Geschichte. Die Anmerkungen sind mal wieder von mir (und Teil I. - Grundschule - gibt es hier):

Gymnasium (6. Klasse) - Die Schülerinnen und Schüler

  • wissen, dass das Bekenntnis zum Schöpfergott eine Antwort auf die Frage ist, woher alles kommt und wohin alles geht;
    (jo, aber eine Scheinantwort, die mehr Fragen aufwirft als sie beantwortet; z.B. wo kam der Schöpfergott her, wo geht der Schöpfergott hin, warum hat der Vollkommene so mangelhaft geschöpft?; das Problem um eine Ebene nach hinten zu verschieben heißt nicht es zu lösen!)
  • wissen, dass Religionen von Gott in Bildern und Symbolen sprechen, und können ein biblisches Bild für Gott erläutern;
    (wieso wird hier nicht gelehrt, dass Religionen komplett widersprüchliche Aussagen über ihren Gott treffen und dann Kindern dermaßen das Gehirn verdrehen bis diese diesen Blödsinn glauben - Beispiel: Theodizee)
  • kennen Lebensgeschichten von Menschen, die mit Gott ihren Weg gegangen sind.
    (wenn diese Menschen schon mit Gott gegangen sind (was geschichtlich so gut wie nie etwas Gutes bedeutete), warum haben sie dann nicht einen Schnappschuss gemacht oder einen seiner Fußabdrücke mitgenommen?)
Gymnasium (8. Klasse) - Die Schülerinnen und Schüler

  • das besondere Gottesbild in den Gleichnissen Jesu herausarbeiten;
    (ein wahrer Gott, der keine Zwietracht sähen will und keine Missverständnisse schüren, der drückt sich wahrlich in nichtssagenden Gleichnissen aus...)
  • einige Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Gottesvorstellungen im Islam und im Christentum benennen;
    (hmm.. Gemeinsam: Wahnvorstellung - Unterschied: der Islam ist bis jetzt für die Abschlachtung nicht ganz so viele Leute verantwortlich, wie das Christentum)
  • erklären, warum der Glaube der Muslime an Allah dem biblischen Gottesglauben sehr nahe steht.
    (beide Religionen haben ein menschenverachtendes Weltbild - zumindest was Menschen außerhalb dieser geistigen Zwangsjacke betrifft - deswegen auch das große Verständnis füreinander)
Gymnasium (10. Klasse) - Die Schülerinnen und Schüler

  • können an einem Beispiel Möglichkeiten des Redens von Gott erläutern und seine Grenzen aufzeigen;
    (wahrscheinlich wird hier der pawlowsche Reflex eingeübt: unser Gott ist ein Gott der Liiiiebe und hasst alle, die ihn nicht auch liiiieben)
  • können an biblischen Texten zeigen, wie Geschichte als Weg Gottes mit den Menschen gedeutet wird und wie Nähe und Abwesenheit Gottes erfahren werden;
    (können zeigen, dass es heute noch Menschen gibt, die dumm genug sind, auf Texte von Ziegenhirten mehr zu geben als auf das Leid ihres nächsten Mitmenschen (sofern dieser kein Christ ist))
  • verstehen, dass nach christlichem Verständnis Gott sich den Menschen bedingungslos zuwendet und dass dieses Angebot ernst zu nehmende Konsequenzen hat (unter anderem Weisungen und Normen)
    (häää? "bedingungslos" heißt ohne jede Bedingung, aber noch ist der Satz nicht zu Ende, ist schon wieder von "Weisungen und Normen" zu hören - wie ich dieses scheinheilige Geschwätz verabscheue...)
Gymnasium (Kursstufe 2/4-Stunden) - Die Schülerinnen und Schüler

  • verschiedene Zugänge zum Gottesglauben reflektieren;
    (Kirchenvordertür, Kindergarten, Grundschule, Gymnasium, Bild-Zeitung, Um-die-Wette-wichsen mit dem Dorfpfarrer... hab ich noch was vergessen?)
  • ausgehend von biblischer Tradition und menschlicher Erfahrung zentrale Aspekte des christlichen Gottesglaubens erläutern, zum Beispiel Schöpfer, Befreier, Retter und Vollender;
    (ok, das ist einfach: bei der Erbschleicherei haben sie aus dem Vollen geschöpft, die Seelen der Ketzer wurden durch den Scheiterhaufen befreit, durch Zwangstaufen wurden die verirrten Schafe gerettet und mit den Diktaturen des 20. Jh. haben sie die Ausrottung der Juden (zu der Paulus schon aufrief!) fast vollendet)
  • darlegen, dass Gott im jüdisch-christlichen Verständnis der ganz Andere ist und darum grundsätzlich unverfügbar bleibt;
    (aha... hier lernt man also den Trick, wenn einem die Argumente ausgehen, zu sagen "Gott ist unergründlich")
  • sich mit anderen Vorstellungen auseinandersetzen, zum Beispiel Atheismus, Agnostizismus, nicht-christliche Religionen.
    (das ist wohl der Abschlusstest. Werden nach 13 Jahren christlicher Indoktrination, zu den Häresien und Ketzereien die richtigen Antworten gegeben? Wer's nicht schafft bleibt sitzen...)
Nicht nur, dass die obigen Punkte von einem umfassenden Bild der Religion weit, weit entfernt sind, ich wage zu behaupten, dass folgender, für diese Vaterreligion typischer, Spruch aus dem heiligen Märchenbuch gerade nicht behandelt werden wird:
»Harret aus in der strengen Zucht, denn als Söhnen begegnet euch Gott! Wo wäre der Sohn, den der Vater nicht in seine Zucht nähme? Würdet ihr ohne Strafe bleiben, wie sie doch alle kosten müssen, so wäret ihr unechte Kinder, keine Söhne. Und wenn wir unsere irdischen Väter zu strengen Erziehern hatten und ihnen Ehrfurcht erwiesen, sollen wir uns da nicht gehorsam unterordnen dem Vater unserer Seelen, um das ewige Leben zu sichern?«
(Heb 12, 7-9)

Ich will niemandem Vorschriften machen, aber sollte unser Nachwuchs nicht erst dann mit einem mythischen Zauberkult (aka Religion) in Berührung kommen, wenn er diesen einigermaßen kritsch beurteilen kann?
Weil Wissen das Glauben übersteigt, deswegen ist Gottlosigkeit immer noch die höchste Kulturstufe.
(Dieter Nuhr)

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