Sonntag, September 28, 2008

Das Wort zum Sonntag #57

Thema heute:
Warum die christliche Position zur Abtreibung biblisch unhaltbar ist.

Abtreibung scheint, wenn man der christlichen Propaganda folgen will, wohl das Schlimmste überhaupt zu sein und anstatt sich dem ethischen Dilemma zu stellen, nämlich zwischen dem Leid des Fötus und dem Leid der abtreibungswilligen Mutter abzuwägen, wird dogmatisch propagiert, dass mit der befruchteten Eizelle das menschliche Leben beginnt. Man hängt sich teebeutelartig in jedwede Diskussion, behauptet Abtreibungen seien das Hauptproblem (siehe hier) und selbst Mutter Teresa, deren "Werke" völlig unverdient mit dem Friedensnobelpreis gewürdigt wurden, sprach bei ihrer Rede in Stockholm von genau diesen "Morden". Auffällig auch das Vokabular, so ist z.B. vom "Babycaust" zu lesen oder vom "(ungebornenen) Kinder-Mord" usw.. Ich habe dieses Thema ohnehin schon hier und hier angerissen.

Heute soll es aber darum gehen, was zum Thema im hl.Märchenbuch steht. Ich möchte an dieser Stelle auch noch auf den kath. Katechismus verweisen, der bekräftigt, das "die Christen ... das Alte Testament als wahres Wort Gottes [verehren]". Abtreibung war schon in der Antike (übrigens neben Verhütung) und sehr wahrscheinlich auch weit davor bekannt, d.h. sowohl Skeptiker als auch Gläubige können davon ausgehen, dass wenn sich Gott (oder wer auch immer der heilige Ghostwriter war) dazu äußern wollte, es bestimmt auch getan hätte.

Das erste interessante Faktum ist, dass an keiner Stelle Abtreibung explizit verboten wird (obwohl ansonsten ja für so ziemlich jeden Blödsinn ein "Gesetz" erlassen wurde). Doch noch viel interessanter sind die Aussagen über Föten bzw. deren "Wert" im Verhältnis zu anderen Mitgliedern der Gesellschaft, so liest man in 2. Mose 21,22-24:
Wenn Männer miteinander streiten und stoßen dabei eine schwangere Frau, so dass ihr die Frucht abgeht, ihr aber sonst kein Schaden widerfährt, so soll man ihn um Geld strafen, wie viel ihr Ehemann ihm auferlegt, und er soll's geben durch die Hand der Richter. Entsteht ein dauernder Schaden, so sollst du geben Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Brandmal um Brandmal, Beule um Beule, Wunde um Wunde.

Hier wird explizit das Leben der Frau höher gewertet als das Leben des Fötus. Es ist nicht von Mord die Rede, sondern nur von einem Schaden, welcher durch Geld auszugleichen ist, obschon bei Erwachsenen das "Auge-um-Auge"-Prinzip anzuwenden sei (abgesehen davon, dass das ja schöne Raufbolde gewesen sein mussten). Dass aber hierbei nicht der Wert des Kindes ausgeglichen werden soll, sondern eher das Leid der Frau legt die nächste Stelle nahe (3. Mose 27,1ff):
Und der HERR redete mit Mose und sprach: Rede mit den Israeliten und sprich zu ihnen: Wenn jemand dem HERRN ein Gelübde getan hat, das abgelöst werden soll, und es sich um einen Menschen handelt, so soll das deine Schätzung sein: Einen Mann von zwanzig bis sechzig Jahren sollst du schätzen auf fünfzig Lot Silber nach dem Gewicht des Heiligtums, eine Frau auf dreißig Lot Silber. Von fünf Jahren bis zwanzig Jahren sollst du, wenn es ein Mann ist, schätzen auf zwanzig Lot Silber, eine Frau aber auf zehn Lot Silber. Von einem Monat an bis auf fünf Jahre sollst du, wenn es ein Knabe ist, schätzen auf fünf Lot Silber, ein Mädchen aber auf drei Lot Silber. Bei sechzig Jahren und darüber sollst du, wenn es ein Mann ist, schätzen auf fünfzehn Lot Silber, eine Frau aber auf zehn Lot Silber.

Hier beginnt die "Schätzung" erst mit einem Monat nach der Geburt, d.h. Neugeborene und Föten haben gar keinen Wert. Das passt auch hevorragend zum historischen Kontext, denn in kinderreichen Familien in vorindustrieller Zeit war es "normal" dass von einem Dutzend nicht alle die Pubertät erreichten und tote Mütter im Kindbett sowie Todgeburten waren an der Tagesordnung.

Dies wird noch an anderer Stelle (4. Mose 3,15) bestätigt, da hier Kinder unter einem Monat noch nicht mal als Person gewertet werden, somit als nicht zählenswert erachtet:
Zähle die Söhne Levi nach ihren Sippen und Geschlechtern, alles, was männlich ist, einen Monat alt und darüber.

Doch auch hier ist das Ende der Fahnenstange götlichen Ratschlusses noch nicht erreicht, denn er selbst befiehlt (implizit) Schwangere und somit deren Föten umzubringen oder bringt diese gleich selbst um:
Zähle die Söhne Levi nach ihren Sippen und Geschlechtern, alles, was männlich ist, einen Monat alt und darüber. (4. Mose 31,15)

Auch wenn sie gebären würden, will ich doch die ersehnte Frucht ihres Leibes töten. (Hos 9,16)

Samaria wird wüst werden; denn es ist seinem Gott ungehorsam. Sie sollen durchs Schwert fallen und ihre kleinen Kinder zerschmettert und ihre Schwangeren aufgeschlitzt werden. (Hos 14,1)

Weiters bestraft er auch noch Schwangere durch einen Tod des Neugeborenen oder verflucht sie dazu:
Aber weil du die Feinde des HERRN durch diese Sache zum Lästern gebracht hast, wird der Sohn, der dir geboren ist, des Todes sterben. (2. Sam 12,14)

Wenn du aber deinem Mann untreu geworden bist, dass du unrein wurdest, und hat jemand bei dir gelegen außer deinem Mann, - so soll der Priester mit einem Verwünschungsschwur die Frau beschwören und zu ihr sagen: Der HERR mache deinen Namen zum Fluch und zur Verwünschung unter deinem Volk, dadurch, dass der HERR deine Hüfte schwinden und deinen Bauch schwellen lässt. So gehe nun das fluchbringende Wasser in deinen Leib, dass dein Bauch schwelle und deine Hüfte schwinde! Und die Frau soll sagen: Amen! Amen! Dann soll der Priester diese Flüche auf einen Zettel schreiben und mit dem bitteren Wasser abwaschen und soll der Frau von dem bitteren, fluchbringenden Wasser zu trinken geben. Und wenn das fluchbringende, bittere Wasser in sie gegangen ist, soll der Priester von ihrer Hand das Eifersuchtsopfer nehmen und als Speisopfer vor dem HERRN schwingen und auf dem Altar opfern, nämlich: er soll eine Hand voll vom Speisopfer nehmen als Gedenkopfer und es auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen und danach der Frau das Wasser zu trinken geben. Und wenn sie das Wasser getrunken hat und unrein ist und sich an ihrem Mann versündigt hat, so wird das fluchbringende Wasser in sie gehen und ihr zum Verderben werden, dass ihr der Bauch schwellen und die Hüfte schwinden wird, und es wird die Frau zum Fluch werden unter ihrem Volk. Hat sich aber eine solche Frau nicht unrein gemacht, sondern ist sie rein, so wird's ihr nicht schaden und sie kann schwanger werden. (4. Mose 5,20ff)
(Letztere Passage ist auch noch mal sehr anschaulich bei "The Brick Testament" dargestellt.)

Wie gezeigt lässt sich die christliche Extremposition gegen Abtreibung nur dadurch halten, indem man stark exegiert, d.h. Bibelstellen interpretiert oder unterschiedlich gewichtet (z.B. "du sollst nicht töten" auch auf Föten ausweitet). Die Strategie dahinter ist recht simpel. Unter Missachtung aller biologischen Fakten (bis zur 7. Woche hat ein Fötus noch kein Nervensystem entwickelt, ist also per definitionem nicht leidensfähig) werden Frauen dazu verdonnert alles auf die Welt zu bringen, was man auf die Welt bringen kann. Und das alles nur, weil eben Föten so schön menschenähnlich aussehen (klar, was auch sonst?) und hier so schön ein biologisches Prinzip ausgenutzt werden kann, nämlich dass Erwachsene auf das Kindchenschema anspringen (Erwachsene, die das nicht in dem Maße taten, sind eh ausgestorben).

Die Doppelmoral dahinter ist kaum zu übersehen: jahrhundertelang wurden Frauen zur heimlichen Abtreibung getrieben, weil außerehelicher (einvernehmlicher) Geschlechtsverkehr gem. kirchlicher Doktrin verboten und Sünde war, d.h. auf die seltsamen Moralvorstellungen des Klerus gehen ein guter Teil eben dieser Abtreibungen. Heute, wo alleinerziehende Mütter fast schon an der Tagesordnung sind, thematisiert man das natürlich nicht mehr sondern stürzt sich auf eine gesellschaftliche Extremposition (ähnlich auch mit der Sterbehilfe) um hier ein paar Extremisten abzugreifen (und das ohne vernünftige Argumente). Schlimmer noch, durch ein generelles Abtreibungsverbot würden all jene Frauen wieder in die Illegalität gedrängt, aus welcher sie die Aufklärung und der Humanismus erst jüngst befreiten.

Bezeichnend ist auch, was die europäischen Bischöfe zum Thema EU und Abtreibung zu sagen haben:
„Die Europäische Union hat keinerlei Entscheidungsbefugnis oder Kompetenz bezüglich Abtreibung oder irgendeiner Frage, die im Bezug zu Leistungen sexueller und reproduktiver Gesundheitsdienste steht“

D.h. der Gesamtheit der europäischen Bevölkerung, respektive ihrer politischen Vertreter, wird die Kompetenz abgesprochen über Derartiges zu entscheiden. Sehr interessant, dass sich im Gegenzug aber ein paar hauptamtliche sonntägliche Travestiekünstler mit alten Beduinenschriften hierbei für kompetent erachten. Man könnte auch sagen: das stinkt zum Himmel!
Inzwischen wimmelt das in den Slums aller Länder, die Knie der glücklichen Mütter werden von Geschöpfen umspielt, die später in den Kohlenbergwerken oder in den Ackergräben für den Profit der anderen verrecken dürfen... aber: es ist nicht abgetrieben worden. Der Kranz, der Kranz ist gerettet!
(Kurt Tucholsky)

Freitag, September 26, 2008

Neulich beim christlichen Marketing #5

Meister Eckhart (1260-1327)

Unique selling proposition: Wenn Gott nicht ist, dann ist nichts.

Reason why: Wenn das Sein nicht ist, ist nichts Seiendes oder nichts, so wie wenn die Weiße nicht ist, nichts Weißes ist.
Gott? Ohne ihn ist alles nichts!




Johannes Duns Scotus (1263-1308)

Unique selling proposition: Mit dem [Begriff des] Ranghöchsten ist unvereinbar, dass es etwas Vollkommeneres gibt.

Reason why: Dem Seienden widerstreitet Unendlichkeit nicht; also ist das Vollkommenste unendlich.
Nur das Beste. Gott!




Wilhelm von Ockham (1300-1349)

Unique selling proposition: Man muss entweder eine Kette bis ins Unendliche annehmen oder zu einer Größe kommen, die erhält und auf keine Weise erhalten wird.

Reason why: Alles, was real von etwas hervorgebracht wird, wird, solange es in der Realität bleibt, real von etwas erhalten.
Gott. Ewig haltbar ohne Zusatzstoffe.



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Sonntag, September 21, 2008

Das Wort zum Sonntag #56

Thema heute:
Warum sind Religionen tendenziell und systematisch Unruhestifter?

Angenommen in einem kleinen Dorf gibt es einen Tauben- und einen Kaninchenzüchterverein. Beide haben natürlich ständig das Problem der Überalterung, denn auf Grund des typisch menschlichen Pragmatismus bleiben zwar die Mitglieder (größtenteils) erhalten, doch ohne neue Vereinsmeier ist kein Staat zu machen. Expansion durch neue Mitglieder ist sinnvoll, da mehr Geld in der Kasse ist, man mehr Druck auf den Bürgermeister ausüben kann etc.etc..

Nun wäre das Maximum dann erreicht, wenn alle Dorfbewohner Mitglied beider Vereine wären, jedoch schmälerte dies wiederum die Macht jedes einzelnen Vereins, denn im Zweifel wüsste man natürlich nicht, für welchen Verein das Mitglied stimmt, wo es seine Spenden lässt etc.etc..

Aus dieser Situation ergeben sich mehrere Strategien:

1. Man macht nichts (passiv)
Hier hat man die größte Ruhe, jedoch auch den geringsten Mitgliederzuwachs, d.h. auch ohne Werbung o.ä. entscheiden sich immer wieder Leute zu dem Verein zu stoßen.

2. Man erzählt Gutes von sich (positive Propaganda)
Hier stellt man heraus, wie toll doch die Kaninchen-/Taubenfeste waren, die man feierte, wieviel Leistung doch das Mitglied für wie wenig Geld bekomme, wofür man sich alles einsetze und was man schon alles bewegt habe usw.usf.. Idee dabei ist, durch ein möglichst positives Image Leute zum Vereinseintritt zu bewegen.

3. Man erzählt Schlechtes über den anderen (negative Propaganda)
Hier lässt man wiederum nichts aus, den anderen durch den Kakao zu ziehen, was man doch für ein Weichei wäre, wenn man Kaninchen-/Taubenzüchter sei, wie armselig die Partys des anderen Vereins doch seien und wieviel Gestank/Lärm doch der andere Verein im Dorf verursache.

4. (vornehmliche) Kooperation
Man tut vordergründig so, als kooperiere man (um des lieben Friedens im Dorf Willen) mit dem anderen Verein, ist nach außen hin einmütig, aber streitet in der Sache bis aufs Blut. Oder man bildet ein Kartell und teilt den zu beackernden Markt unter sich genau auf, ohne dem anderen in die Quere zu kommen.

Kombinationen der Strategien sind natürlich vorprogrammiert, doch ich denke das Prinzip kann jeder nachvollziehen.

Gleiches kann man auf dem Markt der Religiositäten beobachten. Denn nachdem das Produkt (Allah, Zeus, Jahwe etc.) für das normale Mitglied nicht unterscheidbar ist und sich eine rationale Entscheidung kaum treffen lässt, müssen die zusätzlichen Vorteile herausgestellt bzw. die negativen Eigenheiten des anderen stigmatisiert werden. D.h. Religionen bzw. ihren Vertretern geht es nie um friedliches Miteinander, denn dann würde die Weltanschauung im Meer der Weltanschauungen untergehen, sondern immer nur darum, sich abzugrenzen, sich zu unterscheiden, heraustzustellen, dass man das beste Produkt habe (ähnlich wie mit der Waschmittelwerbung - Jesus wäscht weißer).

Somit ist die Unruhe vorprogrammiert und der einzige Ausweg ist, diese zu entmachten, Religion zur Privatsache zu machen. Kein Waschmittelkonzern kann auch mit noch so viel negativer oder positiver Propaganda einen Keil zwischen die Hausfrauen treiben und diese in Gruppen aufteilen, je nach Produktpräferenz. Gleiches sollte Religionen auch nicht mehr möglich sein, doch dazu bedarf es der Aufklärung und des Engagements jedes einzelnen.
"Wie kann es Frieden geben, wenn Trunkenbolde, Drogendealer, Kommunisten, Atheisten, New-Age-Anhänger, Satansanbeter, Säkulare Humanisten, unterdrückerische Diktatoren, geizige Geldwechsler, revolutionäre Attentäter, Ehebrecher, und Homosexuelle obenauf sind?"
(Pat Robertson, 1991)

Donnerstag, September 18, 2008

Neulich anno 33...

A: Wissen Sie schon das Neueste?

B: Nein, was ist passiert?

A: Die Welt ist erlöst!

B: Was Sie sagen!

A: Ja, der Liebe Gott hat Menschengestalt angenommen und sich in Jerusalem hinrichten lassen: dadurch ist nun die Welt erlöst und der Teufel geprellt.

B: Ei, das ist ja ganz scharmant.

(Arthur Schopenhauer)

Neulich beim christlichen Marketing #4

Bonaventura da Bagnoregio (1221-1274)

Unique selling proposition: [Gott ist] das erste, ewige, einfachste, wirklichste vollkommenste und höchst eine Sein.

Reason why: Schau also, wenn du es vermagst, das reine Sein selbst, und du wirst finden, dass es nicht gedacht werden kann, als habe es das Sein von einem anderen empfangen. Damit aber wird es notwendig als absolut erstes erfasst, das weder aus dem Nichts, noch von einem anderen stammen kann [...] Du siehst weiter ein, dass es in keiner WEise etwas in sich trägt, das nicht das Sein selbst ist, und dass es darum mit keinem zusammengesetzt, sondern absolut einfach ist.
Gott. Sicher. Sauber. Einfach.


Thomas von Aquin (1225-1274)

Unique selling proposition: Es ist aber notwendig zu glauben, dass dieser Gott, der alles fügt und beherrscht, nur Einer ist.

Reason why: Das bedeutet, dass es um die Fügung der Menschengeschicke wohlbestellt ist: hier findet man das Viele gefügt und gelenkt durch den Einen.
Gott. Es kann nur einen geben.



Pietro di Giovanni Olivi (1248-1298)

Unique sellign proposition: Darin sieht man, wie groß die Präsenz Gottes ist.

Reason why: Wer das versteht, der erkennt, dass der Satz "Gott existiert" im höchsten Maße zwingend und notwendig ist.

Supporting evidence: Der Nachweis für dieses Argument wurde vom heiligen Anselm erbracht.
Gott? Muss man nicht drüber reden.



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Montag, September 15, 2008

Neulich, mitten im Wahlkampf...

Nunja.. man weiß ja mittlerweile, dass die nominierte Vizepräsidentin des republikanischen Kandidaten McCain die Gouverneurin Alaskas, Sarah Palin, ist1. Was man evtl. noch nicht weiß, dass sie neben einer religiösen Hardlinerin, Abtreibungsgegnerin, Heimschläferin und Nepotistin offensichtlich auch noch die Erfinderin des US-Pendants zum Knigge bzgl. Tischmanieren sein muss, wie folgende Bilder dokumentieren:

1: Gem. meinem vorurteilbelasteten Amerikaverständnis leben in Alaska eh nur Männer, die in der Ölindustrie arbeiten oder Männer, die in Fischindustrie arbeiten oder Männer, die in der Pelzindustrie arbeiten - kurz es leben dort nur Männer, was die Wahl einer ehemaligen Miss Irgendwas, die weder wie ein Ölfass, Fisch oder Biber aussieht, anscheinend enorm begünstigt. Denn an ihrem überragenden Intellekt kann es ja nicht gelegen haben.

Donnerstag, September 11, 2008

Neulich beim Requiem...

B16 hat für einen seiner Kardinäle, genauer Kardinal Innocenti (wie kath.net berichtet) - übrigens ein Widerspruch in sich, denn wann war je ein Kardianl "innocent", also unschuldig? -, ein Requiem gehalten, bei dem er die schwerwiegenden Worte sagte:


Der leibliche Tod sei mit einem Wort des heiligen Paulus kein Verlust, sondern ein Gewinn.

Wenn man sehr ketzerisch an die Sache herangeht, dann könnte man ihm nur recht geben, denn nur ein toter Pfaffe ist ein guter Pfaffe.

Doch selbst das stimmt nicht ganz, denn die katholische Kirche entblödete sich nicht, selbst einem toten Papst noch ein weltliches Tribunal, die sog. Leichensynode, zu bereiten (eine der vielen Stellen in der katholischen Historie, die man nicht so gerne an die große Glocke hängt). So schreibt Deschner in der "Kriminalgeschichte" dazu:

Der seit neun Monaten Bestattete [Anm.: Formosus] wurde jetzt, bereits stark angefault, von den Anhängern der Widonen aus dem Grab gerissen, in Pontifikalgewänder gesteckt und wohl im Januar 897 vor der »Leichensynode« in St. Peter auf den sogenannten Apostolischen Stuhl gesetzt. Darauf hielt man drei Tage in aller Form über die herausgeputzte Mumie Gericht, die drei Kläger, die Bischöfe Petrus von Albano, Silvester von Porto und Paschalis (mit unbekanntem Bistumssitz) sowie einen Diakon als Pflichtverteidiger an die Seite bekam, der mit zittriger Stimme und natürlich unbefriedigend für sie geantwortet hat.

Dienstag, September 09, 2008

Neulich beim christlichen Marketing #3

Boethius (480-524)

Unique selling proposition: So zeigt Vernunft, dass Gott das wwahre Gute ist, indem sie beweist, dass auch das vollkommene Gute in ihm enthalten ist.

Reason why: Überhaupt kann die Natur keines Dinges besser sein als ihr eigener Ursprung.
Gott. Total Quality.



Johannes Damasezenus (645 - ca. 750)

Unique selling proposition: Da also der Schöpfer ungeschaffen ist, so ist er sicherlich auch unveränderlich.

Reason why: Alles, was [...] geschaffen [wurde] ist sicherlich auch veränderlich. [...] Der Schöpfer aber muss ungeschaffen sein.
Gott - Da weiß man, was man hat.



Anselm von Canterbury (1033 - 1109)

Unique selling proposition: "Das, über dem Größeres nicht gedacht werden kann", [kann] nicht im Verstande allein sein.

Reason why: Denn wenn es wenigstens im Verstand allein ist, kann gedacht werden, dass es auch in Wirklichkeit existiere - was größer ist. Wenn also "das über dem Größeres nicht gedacht werden kann", im Verstande allein ist, so ist eben "das über dem Größeres nicht gedacht werden kann", über dem Größeres gedacht werden kann. Das aber kann gewiss nicht sein.
Think big. Gott.


Hier zu Teil 2
Hier zu Teil 1

Montag, September 08, 2008

Neulich beim Rekord...

Rekorde die keiner braucht:

Unter
http://www.llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch.com/
hat sich die nordwalisische Stadt (lt. eigenen Angaben) die längste Ein-Wort-.com-Domain gesichert.

Abgesehen davon, dass eh kein Tourist diese Stadt fehlerfrei aussprechen kann (hier eine kleine Aussprachehilfe), wurde dieser Marketing-Gag erst im 19. Jh. erfunden. Davor hieß die Stadt schlicht "Llanfair Pwllgwyngyll", was soviel bedeutet wie "Die Marienkirche am Teich neben den weißen Haselsträuchern". Ein findiger Kopf veränderte das dann zu "Die Marienkirche in der Senke der der weißen Haselsträucher nahe dem schnellen Wirbelstrom und der Kirche von St. Tysilio von der roten Höhle".

Ich halte mich da lieber an andere englische Zungenbrecher, wie z.B. diese hier:
Three swiss witch-bitches, which wished to be switched swiss witch-bitches, wish to watch three swiss Swatch watch switches. Which swiss witch-bitch, which wishes to be a switched swiss witch-bitch, wishes to watch which swiss Swatch watch switch?

I'm not the fig plucker,
Nor the fig plucker's son,
but I'll pluck your figs
till the fig plucker comes.
Die sind auch schwer auszusprechen, aber man muss dafür wenigstens kein Walisisch können...

Donnerstag, September 04, 2008

Neulich bei den armen Diskriminierten...

Das katholische Witzblatt berichtet über Äußerungen eines Erzbischofs Mamberti zur "Christianophobie", also der Angst vor Christianisierung oder vor Christen an sich, die ja historisch gesehen (Missionierung der Neuen Welt, Hexen-, Junden-, Ketzerverfolgung usw.) nicht ganz unbegründet ist:

Dieser angstvollen Ablehnung des Christentums, der „Christianophobie“, müsse man ebenso kraftvoll entgegen wirken wie dem Antisemitismus und der „Islamophobie“, betonte Erzbischof Mamberti beim Rimini-Treffen. Christianophobie bestehe aus drei Hauptproblemen: aus einer falschen Information über das Christentum, aus Intoleranz und Diskriminierung sowie aus Gewalt und Verfolgung. „Leider sind Vorurteile noch immer eine brennende Sorge.”
Seltsam nur, dass man dem guten Herrn Mamberti genau dasselbe vorwerfen könnte, denn Christen haben über etliche Jahrhunderte hinweg andere Weltanschauungsgemeinschaften auf Grund von falschen (oder gar keinen) Informationen, aus Intoleranz und Diskriminierung mit Gewalt und Verfolgung heimgesucht. Diese Heimsuchung war teilweise so effektiv, dass man von den Betroffenen nichts mehr hörte (z.B. Abligenser).

Bei weitem erstaunlicher ist aber, was der röckchentragende Prälat noch von sich gibt und zwar im selben Artikel:
Eine andere Form von “Christianophobie” sprach ein britischer Parlamentsabgeordneter vergangenes Jahr an: Der radikale Säkularismus gebe in Medien und Politik seines Landes den Ton an und dränge die traditionelle christliche Kultur an den Rand, beklagte Mark Pritchard. Das Diskriminierungsverbot aufgrund sexueller Orientierung durch die Labour Party im Vorjahr habe katholische Adoptionsagenturen gezwungen, entweder zuzusperren oder sich zu fügen und Kinder praktizierenden Homosexuellen anzuvertrauen.
D.h. wir haben hier wieder die übliche Geschichte, dass zwar der Splitter in anderer Leute Augen operativ entfernt werden will, der Diskriminierungsbalken im eigenen Auge aber gar nicht als solcher wahrgenommen wird. Solange sich die katholische Praxis nicht ändert, immer dann laut "Feurio" zu rufen, wenn man (wie z.B. in Indien) wenig Einfluss hat und sich unterdrückt fühlt, aber auf der anderen Seite in den säkularen Gesellschaften Europas weiterhin versucht Minderheiten wie z.B. Homosexuelle, geschiedene Frauen usw. zu diskriminieren, solange werden die "brennenden Sorgen" nur als das entlarvt, was sie sind: scheinheiliges Geschwätz!

Mittwoch, September 03, 2008

Neulich beim christlichen Marketing #2

Gregor von Nazianz (ca. 330 - ca. 390)

Unique selling proposition: Wenn du davon ausgehst, dass es vor Gott nichts gibt und dass er keine Ursache hat, die älter ist als er selber, dann hast du ihn als "ursprungslos" und "ungezeugt" bezeichnet.

Reason why: Wenn Du davon ausgehst, dass Gott nicht aufhören wird zu sein, dann hast du ihn als "unsterblich" und "unvergänglich" bezeichnet.


Gott. Gemacht für die Ewigkeit.



Pseudo-Dionysius (6. Jh. n.u.Z.)

Unique selling proposition: [...] die Übergottheit, die über alles überwesentlich entrückt ist. Es gibt keinen Namen und keinen Begriff von ihr [...]

Reason why: [...] sie ist in das Überwesentliche enthoben.

Supporting evidence: Nicht einmal den Namen Güte glauben wir ihre zutreffend beizulegen; nur aus Verlangen, über jene unaussprechlihce Natur etwas zu erkennen oder zu sagen, weihen wir ihr in erster Linie den ehrwürdigsten aller Namen.
Gott. Das Wort sagt alles.



Augustinus von Hippo (354-430)

Uniqute selling proposition: Sei dem wie ihm wolle: dass Gott trotzdem ist, wirst due nicht leugnen können [...]

Reason why: Gibt es etwas noch Vorzüglicheres, so ist es um so eher Gott, wenn nicht, so ist die Wahrheit selbst bereits Gott.

Gott - Schön zu wissen, dass es ihn gibt.



Hier geht's zu #1

Dienstag, September 02, 2008

Das Wort zum Sonntag #55

Thema heute:
Warum Religion nur willkürliche Moral liefern kann.


Dank des klerikalen Marketing hat sich die (Wahn)Vorstellung in vielen Köpfen festgesetzt, dass Religion bzw. religiöse Erziehung zu mehr Moral bzw. zu moralischerem (und damit impliziert) besserem Verhalten führe, als ein Aufwachsen in einer gottlosen Umgebung. Hier werden auch meist die beiden "atheistischen Gespenster", nämlich Nazi-Deutschland oder der sowjetische Stalinismus, vorgebracht, unbesehen der Tatsache, dass die 5% Atheisten in der Bevölkerung damals Hitler gar nicht an die Macht bringen konnten und dass die russisch-orthodoxe Kirche auch keine Probleme hatte mit den Stalinisten zu kooperieren.


Dabei ist die Problematik über die göttliche Begründung der Moral schon seit Platon bekannt. Er formulierte dies, wenn auch nicht vollständig durchdacht, in dem Dialog Euthyphron, welcher zu folgendem Dilemma führt:

Angenommen Gott erscheint und erteilt folgenden Befehl:
Szenario 1: Schenke einem Bedürftigen 100 €
Szenario 2: Foltere deinen Nachbarn

Der Befehl aus Szenario 1 erscheint offensichtlich als eher positiv, egal ob er von einem Gott, dem Vorgesetzten oder der Ehefrau/dem Ehemann kommt.


Beim Befehl aus Szenario 2 ist die Lage schon erheblich schwieriger. Hier widerspricht der Befehl offensichtlich dem allgemeinen moralischen Standard, dass nämlich Folter inhuman ist. Wird diese nun von einem Gott befohlen ergeben sich mehrere Möglichkeiten:

a) Gott ist ein Sadist
b) Gott verfügt über mehr Wissen (z.B. dass der Nachbar die Welt in die Luft sprengen will und nur unter Folter seinen teuflischen Plan gesteht)
c) Gott will nur den Glauben testen
d) ...

D.h. egal welcher Befehl von Gott kommt, man sollte in höchstem Maße vorsichtig sein. Noch dazu zeigt dieses Dilemma auch, dass egal welcher Befehl von Gott kommt, es immer einer moralischen Beurteilung des Menschen bedarf, bevor man diesen umsetzt.


Welcher Weg könnte nun aus diesem Dilemma führen? Nun, wenn Gott keinen Befehl, sondern eine Regel aufstellen würde, d.h. eine Regel ist eine Kombination aus einem Verhaltensvorschlag mit einer zusätzlichen Begründung. Z.B. könnte Gott folgende Regel aufstellen:
Verhalte dich fair gegenüber deinem Nächsten und deinem Fernsten! Du wirst nicht alle Menschen lieben können, aber du solltest respektieren, dass jeder Mensch – auch der von dir ungeliebte! – das Recht hat, seine individuellen Vorstellungen von „gutem Leben (und Sterben) im Diesseits“ zu verwirklichen, sofern er dadurch nicht gegen die gleichberechtigten Interessen Anderer verstößt.

Eine solche Regel ist aus sich heraus verständlich. Das Problem dabei ist nun, dass es zur Aufstellung solcherlei Regeln keines Gottes bedarf (der Vorgesetzte oder der Lebensabschnittsgefährte hätte etwas vergleichbares von sich geben können), denn die Begründung macht eine göttliche Autorität (welche dem Befehl oder Gebot den nötigen Nachdruck verleiht) völlig überflüssig. Schlimmer noch, jeder unbegründete Befehl Gottes erscheint höchst willkürlich und weckt massive Zweifel.

Als weitere Erschwernis kommt hinzu, dass die allermeisten von uns noch keine göttlichen Befehle empfangen haben, sondern absolut alles, d.h. Bibel, Koran, Veden usw.usf wurde von Menschen aufgeschrieben (auch wenn sie diese Befehle evtl. durch göttliches Diktat empfangen zu haben glauben). Somit sollte man bei dererlei Befehlen oder Geboten zusätzlich auf der Hut sein, denn ein Gebot, dass von einem Menschen unter den göttlichen Diktus gestellt wurde, nur um seine eigenen Ziele zu verfolgen, lässt sich nicht von einem Gebot unterscheiden, das ein Gott zur Verfolgung seiner eigenen Ziele (oder zum Wohl der Menschheit) aufstellt.

Fazit: Moral kann kann aus einer Religion heraus kommen, doch wenn diese nicht willkürlich sein will (d.h. eine Regel liefert), so ist die Religion überflüssig. Mutatis mutandis gilt das natürlich ebenso für den dahintestehenden Gott/Götter.