Thema heute:
Ist Atheismus (auch nur) ein Glaube?
Zur Beantwortung der Frage sollte man sich zunächst auf eine Definition von "Glaube" einigen. Glaube im Sinne von vermuten oder Vermutung kann hier nicht gemeint sein. Eine sinnvolle Definition von Glaube im Zusammenhang mit einer Weltanschauung könnte lauten:
Ist Atheismus (auch nur) ein Glaube?
Zur Beantwortung der Frage sollte man sich zunächst auf eine Definition von "Glaube" einigen. Glaube im Sinne von vermuten oder Vermutung kann hier nicht gemeint sein. Eine sinnvolle Definition von Glaube im Zusammenhang mit einer Weltanschauung könnte lauten:
Ich halte meine Weltanschauung für wahr und richte mein Leben danach aus.
Nun beinhaltet "Glaube" aber eben auch, dass gewisse geglaubte Parameter erfüllt sind und nicht, dass diese Parameter nicht erfüllt sind. Man kann z.B. einen Ufo-Glauben entwickeln, d.h. man glaubt dass eine Entität "UFO" existiert und diese UFOs irgendetwas machen (z.B. die Welt beobachten, Leute entführen und vergewaltigen, die Weltherrschaft an sich reißen1 etc.) .
Auf der anderen Seite käme aber kein Mensch auf die Idee einen Nicht-UFO Glauben ins Leben zu rufen. Rein semantisch, wäre nämlich ein Nicht-UFO alles außer einem UFO und somit all das, worauf wir uns ohnehin einigen können, denn ein Fernseher ist sicher ebensowenig ein UFO, wie ein Auto oder ein Wäschetrockner.
Eine Definition über "nicht" funktioniert einfach nicht:
"Was gab es heute zu Mittag?"
"Nicht-Schweinsbraten!"
"Ok, aber was gab es denn dann?"
"Nicht-Chickencurry!"
"Hmpf..."
Weiters ist es völlig unmöglich aus der Nicht-Existenz irgendeine Handlungsprämisse dieser abzuleiten. D.h. man kann nicht sagen, wie Nicht-Chickencurry schmeckt (einzig, dass es nicht wie Chickencurry schmeckt), genausowenig, wie man das Aussehen eines Nicht-UFOs beschreiben kann (abgesehen davon, dass man das Aussehen eines UFOs auch nicht beschreiben kann, denn sonst wäre es kein solches mehr). D.h. diese ganze "Nicht-Geschichte" führt nirgendwo hin und es lässt sich auch keine vermittelbare Weltanschauung oder irgendwelche Handlungsprämissen daraus ableiten ("Soll ich Nicht-Chickencurry oder Nicht-Schweinsbraten essen?").
Warum aber wird seitens unser theistischen Mitbürger so oft der Vorwurf erhoben Atheismus sei "auch nur ein Glaube", ein Glaube eben daran, dass es Gott nicht gäbe. Dies resultiert imho zum einen nur aus der äußerst begrenzten bzw. beschränkten Sicht, dass es eben genau nur diesen Gott (Allah, Jahwe, Fitzliputzli, Zeus etc.) gäbe, an den der Theist gerade zu glauben beliebt, d.h. es wird unterschwellig ein Dualismus ähnlich der Pascal'schen Wette ins Leben gerufen, entweder man glaubt an z.B. Jesus oder eben nicht. Zum anderen sähe sich der Theist aber auch gerne als pares inter pares, also als Gleicher unter Gleichen, denn damit könnte man jedes Argument gegen den Theismus in ein Argument gegen den Atheismus umdrehen.
Dass das nicht so funktioniert, lässt sich leicht verdeutlichen:
"Muslime sollten erst einmal einen nachprüfbaren Beleg bringen, dass deren Gott so existiert, wie sie sich das vorstellen."
Und jetzt mit Atheismus:
"Atheisten sollten erst einmal einen nachprüfbaren Beleg bringen, dass deren Nicht-Gott so existiert, wie sie sich das vorstellen."
Abgesehen davon, dass derartige Aussagen sinnlos sind, haben wir uns darauf geeinigt, dass Nicht-Existenzen niemals nachgewiesen werden müssen, sondern immer nur Existenzen. Die Nicht-Existenz ist der Normalfall. Wenn man z.B. die Existenz eines negativen Effekts von Handys behauptet, so ist man für dessen Nachweis zuständig und nicht alle anderen für den Nachweis der Nicht-Existenz eines solchen Effekts (mal ganz abgesehen davon, dass dies für die meisten Dinge ohnehin unmöglich ist). Wer Behauptungen aufstellt ist in der Beweispflicht und nicht derjenige, der Behauptungen ablehnt in der Gegenbeweispflicht.
Somit kann man Atheismus unter der Rubrik "Sammelbegriff zur Ablehnung unbelegter Behauptungen" ablegen, aber eben nicht unter einer Glaubensrichtung.
Auf der anderen Seite käme aber kein Mensch auf die Idee einen Nicht-UFO Glauben ins Leben zu rufen. Rein semantisch, wäre nämlich ein Nicht-UFO alles außer einem UFO und somit all das, worauf wir uns ohnehin einigen können, denn ein Fernseher ist sicher ebensowenig ein UFO, wie ein Auto oder ein Wäschetrockner.
Eine Definition über "nicht" funktioniert einfach nicht:
"Was gab es heute zu Mittag?"
"Nicht-Schweinsbraten!"
"Ok, aber was gab es denn dann?"
"Nicht-Chickencurry!"
"Hmpf..."
Weiters ist es völlig unmöglich aus der Nicht-Existenz irgendeine Handlungsprämisse dieser abzuleiten. D.h. man kann nicht sagen, wie Nicht-Chickencurry schmeckt (einzig, dass es nicht wie Chickencurry schmeckt), genausowenig, wie man das Aussehen eines Nicht-UFOs beschreiben kann (abgesehen davon, dass man das Aussehen eines UFOs auch nicht beschreiben kann, denn sonst wäre es kein solches mehr). D.h. diese ganze "Nicht-Geschichte" führt nirgendwo hin und es lässt sich auch keine vermittelbare Weltanschauung oder irgendwelche Handlungsprämissen daraus ableiten ("Soll ich Nicht-Chickencurry oder Nicht-Schweinsbraten essen?").
Warum aber wird seitens unser theistischen Mitbürger so oft der Vorwurf erhoben Atheismus sei "auch nur ein Glaube", ein Glaube eben daran, dass es Gott nicht gäbe. Dies resultiert imho zum einen nur aus der äußerst begrenzten bzw. beschränkten Sicht, dass es eben genau nur diesen Gott (Allah, Jahwe, Fitzliputzli, Zeus etc.) gäbe, an den der Theist gerade zu glauben beliebt, d.h. es wird unterschwellig ein Dualismus ähnlich der Pascal'schen Wette ins Leben gerufen, entweder man glaubt an z.B. Jesus oder eben nicht. Zum anderen sähe sich der Theist aber auch gerne als pares inter pares, also als Gleicher unter Gleichen, denn damit könnte man jedes Argument gegen den Theismus in ein Argument gegen den Atheismus umdrehen.
Dass das nicht so funktioniert, lässt sich leicht verdeutlichen:
"Muslime sollten erst einmal einen nachprüfbaren Beleg bringen, dass deren Gott so existiert, wie sie sich das vorstellen."
Und jetzt mit Atheismus:
"Atheisten sollten erst einmal einen nachprüfbaren Beleg bringen, dass deren Nicht-Gott so existiert, wie sie sich das vorstellen."
Abgesehen davon, dass derartige Aussagen sinnlos sind, haben wir uns darauf geeinigt, dass Nicht-Existenzen niemals nachgewiesen werden müssen, sondern immer nur Existenzen. Die Nicht-Existenz ist der Normalfall. Wenn man z.B. die Existenz eines negativen Effekts von Handys behauptet, so ist man für dessen Nachweis zuständig und nicht alle anderen für den Nachweis der Nicht-Existenz eines solchen Effekts (mal ganz abgesehen davon, dass dies für die meisten Dinge ohnehin unmöglich ist). Wer Behauptungen aufstellt ist in der Beweispflicht und nicht derjenige, der Behauptungen ablehnt in der Gegenbeweispflicht.
Somit kann man Atheismus unter der Rubrik "Sammelbegriff zur Ablehnung unbelegter Behauptungen" ablegen, aber eben nicht unter einer Glaubensrichtung.
Alle von Menschen verursachten Katastrophen in der Weltgeschichte und in der Gegenwart, vom Holocaust bis zum Völkermord, haben ihre Ursache in der Abkehr der Völker von Gott.(Ingo Friedrich, CSU-Politiker)
1: Dieses ganze Weltherrschaftsgedöhns finde ich sehr lustig, da es immer impliziert, man risse diese von jemandem weg und dieser Jemand sei der Mensch. Die übliche Selbstüberschätzung des Homo Sapiens...
4 Kommentare:
Sehr schön herausgearbeitet. Das Essensbeispiel ist aber nicht so glücklich gewählt, ich bin z. B. ziemlich sicher, dass es bei uns in der Mensa manchmal Nicht-Chickencurry gibt....
;)
Tja, die Mensa folgt Gesetzen die sich nicht immer mit unserem Raum-Zeit-Kontinuum vereinbaren lassen. Das hätte ich noch erwähnen sollen ;-)
Das ist eine sehr schöne Veranschaulichung.
Aber ich möchte anfügen, daß genau aus dieser Irrealität des Begriffs „Atheismus“ nach einer neuen Vokabel gesucht wird.
Michael Schmidt-Salomon bezeichnet sich zum Beispiel selbst NICHT als Atheist - auch weil er das Antagonistische an einer Selbstdefinition ablehnt.
Es wird einem bei dem Begriff „Atheismus“ immer unterstellt, man sei hauptsächlich GEGEN GOTT.
Was aber logisch gesehen unmöglich ist.
So entstand der Begriff BRIGHTS zu denen sich u.a. Schmidt-Salomon und Richard Dawkins zählen.
http://brights-deutschland.de/index.php?option=com_frontpage&Itemid=1
Was ist ein Bright?
• Ein Bright ist eine Person mit einem naturalistischen Weltbild.
• Das Weltbild eines Bright ist frei von übernatürlichen und mystischen Elementen.
• Die Ethik und Handlungen eines Bright basieren auf einem naturalistischen Weltbild.
MEIN Persönliches Augenmerkt liegt dabei darauf der Unterstellung entgegen zu wirken, daß Brights oder Atheisten unmoralisch wären - wie es Kirchenvertreter aller Konfessionen immer unterstellen.
Ich halte dem entgegen:
Mit Gott sind ist die größte Unmoral überhaupt entstanden.
Beispiel Zweiter Weltkrieg – von Deutschland angezettelt – mindestens 60 Millionen Tote fordernd:
---Deutschland war damals eine Nation, die zu 99 % aus Christen bestand.
---Hitler war Katholik – er ist nie exkommuniziert worden.
---Mit der Einführung des Koppelschloß fand auch das Wort “Gott mit uns!” Eingang in das deutsche soldatische Brauchtum. Das Koppelschloß wurde in der deutschen Wehrmacht mit der Devise “Gott mit uns!” versehen, die dann bis 1945 beibehalten wurde.
---Die katholische Zentrumsparte stimmte FÜR das Ermächtigungsgesetz, um sich damit bei Hitler einzuschleimen, der mit der Kirche 1933 das Reichskonkordat vereinbarte. In ihm wurde das Verhältnis zwischen dem Deutschen Reich und der Katholischen Kirche geregelt. Es ist auch heute noch für die Bundesrepublik Deutschland gültig, so daß bis heute im Jahr 2007 die Bischöfe finanziell von diesem Geschäft mit dem Satan profitieren.
---Als dann endlich 1945 der Spuk vorbei war – erkämpft gegen die christlichen Truppen Deutschlands von den eher atheistischen Russen, die den allergrößten Blutzoll entrichteten (man spricht von mindestens 20 Millionen getöteten Russen) – wurde die katholische Kirche dann doch endlich aktiv und sorge von Rom aus durch den Bischof Hudal dafür, daß die schlimmsten NS-Schergen nach Südamerika flüchten konnten und so von der Justiz unbehelligt blieben.
(Hudal* 31. Mai 1885 in Graz, Steiermark; † 19. Mai 1963 in Rom, Italien) war ein katholischer Theologe und Titularbischof sowie Fluchthelfer zahlreicher Kriegsverbrecher des Zweiten Weltkriegs.)
@TAMMOX
Vollkommen richtig. Ich kenne z.B. auch keinen, der sich als Arassist bezeichnet um klarzustellen, dass er kein Rassist ist.
Das Problem der negativen Begriffsbesetzung von Menschen, die metaphysischem Schwurbel nichts abgewinnen können ist immanent: Ungläubiger, Ketzer, Gottloser usw.
Der einzige Ausweg ist (und das habe ich auch schon oft betont), dass Religion endlich Privatsache wird. So nämlich nicht mehr Pfaffen durch die Gegend laufen und vernünftige Menschen als unvernünftig und ohne Moral betitieln, nur weil man ihren Märchenglauben nicht teilt, so alte Mythen die Gemeinschaft kein Geld mehr kosten und so man auch endlich die Kinder in Ruhe lässt, dann wird auch keine Kritik und Begriffsdefinition mehr nötig sein, denn man wird sich darum nicht mehr kümmern müssen.
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