Montag, Mai 12, 2008

Das Wort zum Sonntag #45

Thema heute:
Warum hat Gott ein Kommunikationsproblem?

Ist es nicht erstaunlich? Alle Naselang kommt irgendein allmächtiger Gott daher, der aber, trotz seiner Allmacht (nur so als Anmerkung: er kann also alles, alles tun), immer nur zu ein paar ganz ausgewählten Leuten spricht, die man - so man die Gottevorstellung nicht teilt - i.d.R. von einem gewöhnlichen psychisch Kranken, der Stimmen in seinem Kopf hört, nicht unterscheiden kann.

Wieso überlegt sich Gott (welcher sei mal dahingestellt), nicht eine Methode, mit der er alle Menschen gleichzeitig erreicht. Z.B. könnte er sich überall auf der Welt gleichzeitig in alle Fernsehkanäle einklinken und dort in der jeweiligen Landessprache seine Botschaft verkünden. Man könnte dann zwar immer noch zweifeln, denn vielleicht ist das nur ein technischer Trick, aber es wäre mal ein schlagkräfigerer Beweis als alle heiligen Bücher zusammen.

Apropos heilige Bücher. Mal abgesehen vom Buch Mormon, dass erst im 19 Jh. erschienen ist (und selbst den meisten Gläubigen zu unglaubwürdig), datieren alle anderen hl.Bücher auf das Frühmittelalter oder noch davor. D.h. der jeweilige Gott hat anscheinend seit damals eine Schreibblockade oder hat bzgl. Ziegen- und Sklavenhaltung schon alles wesentliche mitgeteilt, so dass es keines Updates bedarf.

Das nächste Problem, das sich stellt, ist die Interpretation. Die hl.Schriften sind keineswegs eindeutig, sondern höchst zweideutig oder komplett unbedeutend. Man kann z.B. fast jede Bibelstelle aufschlagen und findet ähnlichen Schwurbel wie diesen hier (Eph 4,17ff):
So sage ich nun und bezeuge in dem Herrn, dass ihr nicht mehr leben dürft, wie die Heiden leben in der Nichtigkeit ihres Sinnes. Ihr Verstand ist verfinstert, und sie sind entfremdet dem Leben, das aus Gott ist, durch die Unwissenheit, die in ihnen ist, und durch die Verstockung ihres Herzens. Sie sind abgestumpft und haben sich der Ausschweifung ergeben, um allerlei unreine Dinge zu treiben in Habgier. Ihr aber habt Christus nicht so kennen gelernt; ihr habt doch von ihm gehört und seid in ihm unterwiesen, wie es Wahrheit in Jesus ist. Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet. Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.
Abgesehen davon, dass Paulus hier mal wieder seinen Chauvinismus, um nicht zu sagen Rassismus, raushängen lässt, so sind doch diverse Dinge unerklärt. Der Text ist voll von willkürlichen Behauptungen, Unschärfen und Allgemeinplätzen, so dass er ohne Interpretation überhaupt nicht anwendbar ist. Die Heiden wurden von den Katholiken schon lange ausgerottet, es wird nicht gesagt, was der "alte Mensch" war, geschweige denn, wie der "neue Mensch" nun genau sein soll. Falls das wirklich ein Gott geschrieben oder inspiriert haben sollte, so ist er maßgeblich schuld an allen Folgen, die aus der Interpretation dieser Texte folgen.

Doch wenn man es mal vom anderen Gesichtspunkt aus betrachtet, so erklären sich all diese "wunderbaren" Texte von selbst. Ein religiöser Spinner, evtl. noch schizophren (oder mit einer anderen geistigen Störung ausgestattet), zieht sich in eine Höhle zurück, schläft wenig, isst wenig, haluziniert ein bisschen und kommt zurück mit einer ganz tollen Geschichte von Engeln, die ihm erschienen sind, von Dämonen, die er bekämpft hat und mit ganz tollen Anweisungen, die ihm eine "göttliche Macht" mitgeteilt hat (dumm nur, dass die göttliche Macht nicht über den Horizont eines Ziegenhirten hinausblicken konnte).

Fatal wird es dann, wenn heutzutage Leute dieses Geschreibsel für bare Münze nehmen, wenn sie einen tieferliegenden Sinn darin erkennen wollen und (dank der Schwammigkeit) diesen dann auch noch finden. Dann haben unsere Vorfahren ja doch irgendwie recht gehabt (egal wie oft sie sich sonst auch irrten), hatten ein höheres Wissen, eine höhere Spiritualität, ähnlich wie man den Ureinwohnern Amerikas oder anderen Naturvölkern eine höhere Erkenntnis der Welt zugesteht (was aber in Wirklichkeit auf der Legende des "edlen Wilden" beruht).

Insofern kann man als aufgeklärter Mensch nur sagen, dass wenn Gott (welcher auch immer) ein Interesse daran hat, dass seine merkwürdigen Gebote hier befolgt werden, so sollte er sich schleunigst auf seinen Hosenboden setzen und sich mit uns unterhalten. Andernfalls haben wir, so es zum jüngsten Gericht (oder etwas ähnlichem) kommen sollte, einen schwarzen Peter, dem wir ihm ohne zu überlegen zuschieben können. Der Stärkere muss auf den Schwächeren eingehen - und nicht umgekehrt!
Die Bibel mag immer die richtige Quelle sein, um ein Zitat zu finden, mit dem literarisch oder rhetorisch Staat zu machen ist. In ihrer Gesamtheit jedoch wird sie auch von Gläubigen inzwischen als der Versuch kritisiert, Erwachsenen mit Kinderbüchern beizukommen.
(Klaus Brandstetter)

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