Freitag, Februar 29, 2008

Neulich beim Frühstück...

Was macht man, wenn man am Frühstückstisch von seinem Tischnachbarn folgendes hört?
Allmächtige Butterdose!
ich komme mit dem heiligen Verlangen, das hohe Geheimnis des Leibes und Blutes deines Inhalts zu empfangen, um Dir dadurch alle mögliche Ehre und Anbetung zu erzeigen. Ich weiß keine bessere Weise, Dir nach Schuldigkeit meine Liebe und mein Lob darzubringen, als daß ich durch den Empfang dieses heiligen Frühstücksbrötchens alle meine Versäumnisse in deinem Dienste bestens ersetze. Dein Inhalt lobt und liebt Dich auf eine unendliche Weise: wenn ich Ihn daher in meinem Herz aufnehme, so wird Er durch seine Gegenwart Eins mit mir, und so wird Er Dich an meiner Statt lieben, loben und dein göttliches Wohlgefallen mir erwerben. Ich will auch den Marmeladengläschen dadurch zu Hilfe kommen, damit sie von ihrer Pein befreit , Dich am Frühstückstisch für mich loben und deine Barmherzigkeit mir erlangen. Weil Du auch dein höchstes Wohlgefallen an diesem Werke hast, und von mir verlangst, daß ich es mit möglichster Andacht verrichte, so werfe ich mich Vor deiner Majestät mit der Bitte nieder, Du wollest mir um deiner eigenen Ehre willen verleihen, daß ich nun deinen Inhalt würdig empfange. Ich bekenne, o Butterdose! daß ich dieser Gnade gänzlich unwürdig bin, deinen lieben Inhalt in mein Herz aufzunehmen. Sieh’, o Butterdose! ich habe mich freiwillig der Sünde hingegeben. Ich bereue es zwar von ganzer Seele, allein alle meine Reue vermag das Geschehene nicht ungeschehen zu machen oder die Schuld von meiner Seele hinweg zu nehmen. Darum nehme ich meine Zuflucht zum Blute und zu den Verdiensten deines Inhalts, daß sie meine Unwürdigkeit bedecken mögen. Seine gute Streichfähigkeit und sein blutiger Schweiß mögen meine Seele von ihren Makeln reinigen, sein kostbares Blut möge meine Versäumnisse gut machen und seine Musterung und seine hl. Cremigkeit mögen mich zu diesem Genusse würdig machen. Blicke, o himmlische Butterdose! um seinetwillen versöhnt auf mich unwürdiges Geschöpf; nimm alles von mir, was den Segen dieses heiligen Mahls in mir schwächen oder verhindern könnte; und laß mich in deiner Gnade dieses hl. Frühstücks empfangen.

Amen.
  1. ignorieren
  2. tolerieren
  3. mitbeten
  4. ein Schisma beginnen und die Kaffeetasse anbeten
  5. psychiatrische Hilfe empfehlen

Donnerstag, Februar 28, 2008

Neulich beim Zumwinkeln...

Anscheinend hat die neo-liberale Redaktion von spiegel-online mal wieder die Abstimmung gewonnen, denn so haben diese ein Interview mit dem Linzer Wirtschaftsprofessor Schneider veröffentlicht, in welchem dieser behauptet "Normalbürger hinterziehen mehr Steuern als Reiche". Er lässt sich dabei über Schwarzarbeit aus und dass etwa dreiviertel aller Deutschen Steuerhinterziehung als Volkssport verstünden.


Doch was mich wirklich wundert ist, dass der gute Professor nicht den Finger mal in die Wunde legt, in der es wirklich weh tut. Bis vor dem zweiten Weltkrieg wurde die breite Masse so gut wie gar nicht besteuert. Steuern wurden i.d.R. nur dann erhoben, wenn es einen Krieg zu finanzieren galt. Mittlerweile sind die Hauptträger der Steuerlast die geringen und mittleren Einkommen. Und bzgl. Schwarzarbeit ist es ja wohl so, dass es sich hierbei um einen Schwarzmarkt handelt. Schwarzmärkte - und auch das sollte der Professor wissen - bilden sich ganz selbstverständlich dort, wo der normale Markt nicht mehr funktioniert. Und sieht man das Steuersystem als "Markt" an, so ist hier einiges im Argen.


Im krankhaften Wahn alles irgendwie steuern und regulieren zu müssen wird der Preis des Treibstoffs verdreifacht, der der Zigaretten vervierfacht. Die meisten Waren sind fast 20% teurer als nötig und ein Angestellter verliert (Krankenversicherung und den ganzen anderen Quatsch reingerechnet) schon fast 50% des Gehalts bis es auf seinem Konto ist. Zum Ausgleich jammern die Eliten, wie schlecht es uns doch allen geht, die Unternehmen stimmen mit ein und jammern über die hohen Kosten für deutsche Wertarbeit, und dass man doch ganz dringend bis 67 Jahren arbeiten muss, sonst ist Polen Deutschland in Not.


Doch im Großen und Ganzen basiert das dt. Steuermodell auf dem Grundsatz: warum einfach, wenn es auch kompliziert geht. Es gibt die Ausnahme, der Ausnahme, der Ausnahme. Je mehr man verdient, desto größer ist die Chance eines der tollen Steuersparmodelle nutzen zu können und je bekannter man ist, desto weniger wird man wegen eines solchen Vergehens hinter schwedische Gardinen gesetzt.


Was wir drigend brauchen sind nicht noch ausgefeiltere Steuern oder noch mehr Kontrolle, sondern mehr Vereinfachung, mehr Gerechtigkeit und mehr Transparenz. Wenn jemand 1.000 Euro verdient und davon 100 € abführen muss, dann sollte man ja wohl erwarten, dass ein Konzern wie Daimler-Chrysler des gleichen tut:
.....als zweiter Extremfall, bezahlte [Anm.: Daimler-Chrysler] von 1997 bis 2002 auf sein (in der Handelsbilanz ausgewiesenes) Weltergebnis durchschnittlich 9 Prozent Steuern: ein wahrhaft steueroptimierter Konzern.

Des weiteren sollte der Staat und seine Bediensteten sich endlich mal als Diener des Volkes verstehen, das sie gewählt hat und mit den Resourcen eben dieses Volkes möglichst schonend umgehen. Das Schwarzbuch des Bunds der Steuerzahler zeigt aber, dass dem nicht wirklich so ist. Wieviel dann hinter verschlossenen Türen noch gemauschelt, geschoben und gedrückt wird, wieviele Lobbyisten in Berlin reinmeiern um das eine oder andere rauszuholen, lässt sich meist nur erahnen und die wenigen publik gewordenen Fälle stellen imho nur die Spitze des Eisbergs dar.



Solange die "Vorbilder" und Eliten wie Zumwinkel, Ackermann & Co. das Bescheißen im großen Stil vormachen (und damit meist noch durchkommen!), muss man sich nicht wundern, wenn der Normal-Sterbliche dies im kleinen Stil und mit seinen bescheidenen Mitteln nachmacht. Nicht eine höhere Bestrafung oder mehr Kontrolle führt zu mehr Steuerehrlichkeit, sondern das Ausnutzen des egoistischen Prinzips in uns allen. Wir sind von Natur aus zwar soziale Wesen, aber bei weitem keine Altruisten. Somit könnte ein möglicher Ausweg sein, freiwillige Steuerehrlichkeit aus der Sicht des Individuums lukrativer zu gestalten als Steuerunehrlichkeit. Steuerunehrlichkeit ist spieltheoretisch gesehen eine stabile Strategie und kann (wie z.B. das Doping) nur über 100%ige Kontrollen in Verbindung mit brachialen Strafen verhindert werden, was aber imho der falsche Ansatz ist. Der Bürger müsste von sich aus gerne Steuern zahlen wollen, anstatt dies aus Angst vor Strafe zu tun, denn Strafe halte ich aus einer ethischen Sicht für äußerst fragwürdig.
Der Satz des Pythagoras umfaßt 24 Worte, das Archimedische Prinzip 67, die Zehn Gebote 179, die amerikanische Unabhängigkeitserklärung 300 - und allein Paragraph 19a des deutschen Einkommensteuergesetzes 1862 Worte.
(Erwin Huber)

Montag, Februar 25, 2008

Neulich in Berlin...

Gerüchten zu Folge soll das Ministerium Vonderleyens bei erfolgreicher Indizierung des Ferkelbuchs in
"Bundesministerium für alle, außer ledige Männer mittleren Alters"
erfolgen.
Aber wie gesagt, das ist nur ein Gerücht...

Samstag, Februar 23, 2008

Das Wort zum Sonntag #39

Thema heute:
Der göttliche Diktator

Wer hat noch nicht davon gehört, von all den Diktaturen, die sich im Laufe der Menschheitsgeschichte etabliert haben und (zum großen Teil) auch wieder zerfallen sind: das 3. Reich, der Stalinismus, die Franco-Diktatur, die Pinochet-Diktatur oder, aktuell noch bestehend, der angeblich in seinem Sohn reinkarnierte Kim Il-Sung in Nordkorea.

All diese Regime kennzeichnet eine extreme Verfolgung andersdenkender. Andersdenken ist nicht erwünscht, stellte dies doch die Autorität und Entscheidungen des Diktators in Frage. Wird der Diktator in Frage gestellt, so ergeben sich ganz natürlich berechtigte Zweifel an dessen Führerschaft. Insofern leisten sich solche Diktaturen i.d.R. einen Ausgedehnten Überwachungsapparat, der jeglichen Protest möglichst im Keim zu ersticken sucht, wie man dies von der GESTAPO bei den Nazis oder der STASI in der DDR kennt.

Die nächste Qualität dieser Präventivmaßnahme stellte George Orwell in "1984" vor. Nicht ein sich formierender Widerstand wird zerschlagen, sondern man packt das Übel an der Wurzel und bekämpft bereits die Gedanken an einen solchen. Das Ausmerzen der "Gedankenverbrechen" als ultimativen Erstschlag gegen jegliches Abweichen von der Norm, jegliches ausscheren aus dem völkischen Verband. Und man kann sicher sein, wenn solche Möglichkeiten in einer der o.g. Diktaturen existiert hätten, sie wären angewendet worden.

Doch ist diese Idee nicht wirklich neu, steht doch schon in Mt 5,28

Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.
Nachdem es lt. Bibel bereits Sünde ist, gedanklich etwas durchzuspielen, z.B. das Haus seines nächsten gedanklich zu begehren, wie es in den 10 Geboten steht oder die Frau, wie es JC exlizit herausstellt, bestraft Gott offensichtlich eben diese Art von Gedankenverbrechen. Somit unterwirft sich der Gläubige einer 24/7/365, also eines ganzjährlichen Screenings seiner Gedanken 24 Stunden am Tag. All dies wird natürlich feinsäuberlich notiert und einem dann beim jüngsten Gericht unter die Nase gehalten, was in etwa so aussehen könnte: "Mit 12 Jahren: Lehrerin lüstern angeschaut - Ab in die Hölle!". Denn interessanterweise stürzen sich speziell Religionen auf Ge- und Verbote, die von den Betroffenen kaum oder nur unter größter Anstrengung einzuhalten sind, d.h. die Verfehlung ist in der Anlage des Gebots schon vorprogrammiert (speziell die auf Sexualität abzielenden Restriktionen sind so ein Fall).

Jetzt kann ich natürlich nur von mir sprechen, aber ich vermute auch der Großteil meiner Leser wird sich nicht wünschen in einem STASI-Staat leben zu müssen, schon gar nicht, wenn der oberste Staatssicherheitsbeamte eine direkte Verbindung zum Gehirn des Betroffenen hat und lächerliche Gedanken wie "ich finde meinen Nachbarn geil" (Frauen und Gays sind schließlich gleichermaßen betroffen!) sanktioniert.

Die bei weitem spannendere Frage ist jedoch, wieso so viele Menschen sich dieser göttlichen Diktatur unterwerfen wollen. Und auch hier zeigen sich ganz offenkundig dieselben Parallelen wie bei menschgemachten Diktaturen. In Japan wurde Hiro Hito als Gottkaiser verehrt, doch anstatt dass seine Bevölkerung ihn nach dem verlorenen Krieg zum Teufel gejagt hätte (Götter die Kriege verlieren gehen meist unter), war die "Liebe", oder wahrscheinlich besser Hörigkeit, seiner Untertanen so groß, dass die US-Streitkräfte nicht wagten ihn vor ein Kriegsgericht zu stellen. In Nordkorea war es wirklich ein Tag der Trauer, als der Vater des durchgeknallten Sohnemanns Kim Jong-Il (überraschend) starb. Das nordkoreanische Volk heuchelte nicht Trauer, es trauerte wirklich, weil das Subjekt seiner "Liebe" (bzw. Hörigkeit) verschieden war.

Gleiches ist in Religionen zu beobachten, wo trotz Naturkatastrophen, Krankheiten und natürlichem Kindstod ständig behauptet wird, dass dieser ewige Überwacher einen doch zutiefst lieb habe, dass der Gläubige seiner Liebe bedarf (mehr als seines Verstandes offensichtlich). Alles Leid wird dann irgendwie zum Zeichen seiner allumfassenden Liebe umgemünzt. Nur mit diesem theologischen Doppeldenk kann man sich überhaupt vorstellen, dass sich jemand wünscht unter einer unsichtbaren Überwachungskamera bzw. göttlichen Käseglocke zu leben.

Doch letztendlich stellen sich als Nutznießer dieser Vollzeitüberwachung auch wieder die irdischen Vertreter der himmlischen Mächte heraus. Hat doch z.B. die Catholica - wie praktisch - die Beichte erfunden, mit der jegliche Art von Verbrechen dem Priester mitgeteilt werden können (und die von diesem dann wiederum zur Stärkung seiner Position verwendet werden können, denn Wissen ist schließlich Macht). Doch auch ohne dieses Instrument beschert der geglaubte Big Brother eine Gemeinschaft von Gewissensbisslern, von furchtsamen Sündern, von obrigkeitshörigen Duckmäusern, kurz, eine Haltung, die sich mit Humanismus oder dem aufgeklärten Menschen nicht vereinbaren lässt und in der Konsequez einer göttlichen Unterwerfung, die Unterwerfung unter irdische Machthaber nicht nur plausibel, sondern auch höchst wahrscheinlich macht.

Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, nicht selbst zu existieren braucht. (Charles Baudelaire)

Sonntag, Februar 17, 2008

Das Wort zum Sonntag #38

Thema heute:
Warum sind Wissenschaft und Religion unvereinbar?

Man stelle sich einmal folgendes vor:
Auf einem Kongress der Astrophysiker wird die Delegation der Astrologen eingeladen um den Zusammenhang zwischen Tierkreiszeichen und Aszendent auf die Persönlichkeitsentwicklung darzustellen.

Oder folgendes:
Auf einem Geologenkongress werden Wünschelrutengänger gehört, die den Zusammenhang zwischen Bewegung der Rute und Erdstrahlen darlegen.

Oder dies:
Auf einem Gynäkologenkongress wird die vatikanische Delegation mit Spannung erwartet, die deren neueste Erkenntnisse zur Jungfrauengeburt veröffentlichen wird.

Wieso wohl haben wir eine solche Meldung noch nie vernommen? Glaube und Vernunft sind zwei Spieler, die nicht in derselben Liga spielen. Können wir mit der heutigen Erkenntnis noch "glauben", dass sich die Sonne um die Erde dreht? Vermutlich nicht. Wohl aber können einige Leute "glauben", dass es (trotz 250 kg Mondgestein hier auf der Erde!) die Amerikaner nie zum Mond geschafft haben. Kann ein Richter noch an die Schuld des Angeklagten "glauben", wenn für dessen Unschuld klare Beweise vorliegen?

Das menschliche Gehirn hat offensichtlich die Kapazität auch sich gegenseitig widersprechende Systeme zu kombinieren. So gibt es Wissenschaftler, die tagsüber die strengen Kriterien wissenschaftlicher Überprüfbarkeit anwenden, aber am Sonntag sich aus einem Buch vorlesen lassen, das diesen Kriterien nicht standhält. So gibt es Ärzte, die jeden Tag Babys auf die Welt zu bringen helfen, aber in einer seltsamen Zeremonie ein Plätzchen zu sich nehmen, das angeblich der Leib des Herrn ist, der von einer Jungfrau geboren wurde die danach noch "intakt" war.

Dass dies aber kein Dauerzustand ist, zeigen zwei Phänomene. Erstens sind intellektuelle Eliten (speziell was Wissenschaftler betrifft) weniger religiös als der Durchschnitt der Bevölkerung und zweitens - und das finde ich die fast bemerkenswertere Entwicklung - findet man alle Nase lang religiöse Gruppen, die ihre Glaubensvorstellungen mit der aktuellen Wissenschaft in Einklang bringen möchten.

So wird z.B. seitens der Kreationisten (intelligent Design - ID - ist nur eine pseudowissenschaftliche Variante davon) ständig versucht die Evolutionstheorie zu widerlegen, da nur eine Widerlegung wieder Platz für ein Schöpfungsmärchen ließe. So werden auf muslimischer Seite Koranverse wieder und wieder exegetisch behandelt, bis man herauslesen kann, dass Mohammed, ein epilieptischer, legasthenischer und evtl. pädophil veranlagter Viehirte aus dem Frühmittelalter, das Handy oder den Computer vorhergesagt hat. Man versucht Gott im Quant zu finden und verlegt dessen Schöpfungsakt vor den Urknall usw.usf.

D.h wir haben neben dem Bedürfnis für Spiritualität und Sicherheit in einem unglaublichen und lebensfeindlichem Universum auch ein hohes Bedürfnis an intellektuelle Redlichkeit. Nur lässt sich irgendein Blumentopf gewinnen, wenn man irgendeinen Schöpfungsmythos als gleichberechtigt neben die Evolutionstheorie stellt? Gewinnen wir im Bereich der Astrophysik eine neue Erkenntnis, wenn man als Auslöser des Urknalls Fitzliputzli annimmt? Ich denke nicht!

Insofern ist für mich die einzige Beteiligung von Glaubensgemeinschaften am wissenschaftlichen Diskurs dann gegeben, wenn sie sich wissenschafltichen Kriterien (v.a. der Falsifikation) stellen. Gerade dies würde aber - wie man z.B. an der kritischen Bibelforschung erkennen kann - einige unliebsame Wahrheiten zu Tage fördern, die doch den einen oder anderen Kleriker um Lohn und Brot brächten. Aus diesen Gründen haben meines Erachtens Religionen in der Wissenschaft so viel bzw. wenig zu suchen, wie ein Haar in der Suppe oder Sand im Getriebe.

Die Wissenschaft, richtig verstanden, heilt den Menschen von seinem Stolz;
denn sie zeigt ihm seine Grenzen.
(Albert Schweitzer)


Religionen haben - trotz anderer Behauptungen - den gegenteiligen Effekt...

Samstag, Februar 16, 2008

Die Frage zum Samstag...

Warum wurde der Katholik Joseph Goebbels exkommuniziert?

a) Wegen seiner Beteiligung an einem der brutalsten faschistischen Regime des 20. Jh.?
b) Wegen seiner antisemitischen Hetztiraden?
c) Weil er eine Protestantin geheiratet hat?

Donnerstag, Februar 14, 2008

Neulich am Valendonnerstag...

Der Valentinstag geht (entgegen anderslautenden wikipedia-Aussagen) auf das römische Fest zu Ehren der Göttin Juno zurück (welches - Wunder, oh Wunder - am 14. Februar gefeiert wurde), die Beschützerin der Ehe und Familie. Wie (fast) alle heidnischen Feste, so wurde auch dieses vom Christentum vereinnahmt, der Legende nach der Märtyrer Bischof Valentin von Terni, der angeblich die Liebenden mit Blumen beschenkt haben soll, hinzugedichtet und fertig war die Laube.


Nachdem ich meine kleine aber feine Leserschar auch in gewisser Weise als "Familie" betrachte, an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für die treue und stete Wiederkehr.

Dienstag, Februar 12, 2008

Neulich beim Bilderraten...

Was zeigt dieses Bild?



a) einen missmutigen Rabbi im "Stürmer-Stil"
b) einen Fisch, der nach oben in einen Zylinder schwimmen will

Wer sich eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Stürmer-Vorwurf bzgl. des Ferkelbuchs durchlesen will, der klicke hier.

Sonntag, Februar 10, 2008

Neulich beim Sammeln...

JLT hat sich die Arbeit gemacht und eine kleine Sammlung "atheistischer" (besser wäre vielleicht "vernünftiger" oder "kritischer") Blogs gesammelt. Meine Wenigkeit hat die unglaubliche Ehre auch in dieser Liste aufzutauchen, deswegen an diese Stelle schon mal ein herzliches Dankeschön ;-)

Das Wort zum Sonntag #37

Thema heute:
Die Auferstehung Jesu - eine glaubwürdige Geschichte?

Karlheinz Deschner schreibt dazu in "Der gefälschte Glaube":

"Nirgends aber und nicht zufällig sind die Widersprüche so häufig wie ausgerechnet beim größten Wunder des Christentums, bei der Auferstehung.
Beginnen wir mit der Kette von Ungereimtheiten. Bei Markus kaufen die frommen Frauen die Salben für Jesu Leichnam am Tag nach dem Sabbat, bei Lukas am Tag vorher. Bei Markus gehen drei Frauen ans Grab, bei Matthäus bloß zwei (eine Abweichung die vermutlich von der Auferstehungsgeschichte des Osiris herrührt, bei der nach der einen Fassung drei Personen ans Grab kommen, wie später bei Markus, nach der anderen Fassung aber nur zwei Frauen, wie später bei Matthäus; und auch in der Osiris-Auferstehungslegende bringen die Frauen, wie in der Bibel, Balsam). Hat doch noch das Schwanken der evangelischen Auferstehungsberichte zwischen dem dritten Tag und dem vierten - nach drei Tagen! - seine Ursache offenbar darin, dass man die Auferstehung des Osiris am dritten, die des Attis am vierten Tag nach seinem Tod beging. Markus schreibt von den Frauen und ihrer Entdeckung des leeren Grabes: "Sie sagten niemandem etwas davon." Bei Matthäus aber eilen die Frauen schnurstracks davon, um "seinen Jüngern die Botschaft zu bringen", die sie bei Lukas auch "allen übrigen" melden.
Ein Wunder für sich ist in der Auferstehungserzählung der Engel. Die Frauen treffen ihn bei Markus im Grab, bei Matthäus vor dem Grab auf dem weggewälzten Stein. Bei Lukas ist der Engel zunächst weder vor dem Grab noch darin, doch kommen dafür gleich zwei Engel. Sie stehen plötzlich neben den Frauen. Auch im vierten Evangelium sind es zwei Engel, allerdings sitzen diese bereits wartend im Grab. Der Auferstandene erscheint im Markus- und Johannesevangelium zuerst Maria Magdalena, bei Matthäus zuerst beiden Marien zugleich, bei Lukas zeigt er sich zuerst den beiden Emmausjüngern. Der Schauplatz der Erscheinungen aber war laut Markus und Matthäus in Galiläa, laut Lukas in Jerusalem."

Wie man es dreht und wendet, selbst die zentrale Botschaft des Christentums rund um das Auferstehungsgedöhns entpuppt sich bei genauer Betrachtung als fromme Legende. Auch hier muss der hl.Geist (so er dieses Buch inspiriert haben soll) wieder einen gehörigen Zacken in der Krone gehabt haben. Doch wie heißt es so schön: "credo quia absurdum" - ich glaube, weil es verrückt absurd ist.
Die Offenbarung Gottes in der Bibel folgt nicht einmal aus christlichen Begriffen. Wenn er sich offenbaren wollte, so hätte er vermöge seiner Liebe, die es ihm nicht erlaube, die Menschen irre zu führen, und vermöge seiner Allmacht, die es ihm möglich machte, ein Buch liefern zu müssen, welches über alle Mißdeutung erhaben war und von jedem erfaßt werden konnte.
(Friedrich Hebbel)

Dienstag, Februar 05, 2008

Neulich beim Rauchen...

Raucher haben es insgeheim schon immer gewusst, aber jetzt haben es niederländische Forscher bestätigt: das Argument, dass Raucher dem Gesundheitssystem mehr kosten als Nichtraucher ist schlicht falsch.
Das Ergebnis: Gesunde, schlanke Menschen sind für das Gesundheitssystem teurer als Raucher und Übergewichtige, schreiben van Baal und seine Kollegen in der Fachzeitschrift " Public Library of Science Medicine". Der Grund ist einfach: Die längere Lebenserwartung der Gesunden und Schlanken kommt den Staat letztlich teuer.

Und das verwundert eigentlich nur den, der schon seit Jahren keinen Krankenkassenfragebogen mehr ausgefüllt hat. Dort wird zwar explizit nach chronischen Krankheiten, Operationen usw. gefragt, aber Rauchen spielt nur marginal eine Rolle. Weiters wird der Krankenkassensatz (sowohl der gesetzlichen als auch der privaten Krankenkasse) durch die Angabe "Raucher" nicht beeinflusst. D.h. intern - davon gehe ich aus - wissen das Krankenkassen mit hoher Sicherheit schon seit langer Zeit, dass sie Raucher nicht teurer zu stehen kommen als Nichtraucher, Dicke nicht teurer als Schlanke.

Im Umkehrschluss werde ich mir aber den Chauvinismus ersparen und alle schlanken Nichtraucher angeifern, dass sie mit ihrem gesunden Leben das Gesundheitssystem über Gebühr ausbeutet.

PS: An dieser Stelle einen schönen Gruß an Herrn Schwarzer, der sich gerade anschickt ein nichtrauchender Apoll zu werden.

Sonntag, Februar 03, 2008

Wir basteln uns eine Verschwörung...

Es gibt immer wieder Menschen, denen ist die offensichtlichste oder naheliegendste Erklärung für einen Vorfall nicht gut genug, nicht bewiesen genug oder es ergeben sich zu viele Widersprüche. Bei diesen Menschen besteht die Gefahr, dass sie auf eine vermeintlich bessere Erklärung (in Form einer Verschwörungstheorie) hereinfallen oder (noch schlimmer) sich selbst eine solche basteln.

Wie der Bombenentschärfer beim basteln einer eigenen Bombe am besten lernt, was Bomben so gefährlich macht, will ich nun an einem Verschwörungsbeispiel aufzeigen, wie dieser Mechanismus funktioniert.

Als erstes sucht man sich eine Begebenheit, die nicht alle Menschen sofort verstehen oder mit dem sie in der Praxis nicht allzuviel zu tun haben, das ihnen aber zumindest vom Hörensagen bekannt ist. In meinem Beispiel soll das die Zeitungsanzeige sein (denn auch wenn man diese recht gut aus der Zeitung kennt, so kennen die wenigsten die Mechanismen, die dazu führen, warum genau diese Anzeige auf dieser Seite in dieser Größe platziert wurde usw.).

Nun bastelt man sich daraus eine Verschwörungsthese, die ein dunkles Geheimis birgt:
"Die Zeitungsanzeigen stehen anstelle von Artikeln die zensiert wurden!"

Natürlich funktioniert keine gute Verschwörungstheorie komplett ohne Begründung, deswegen geht es so weiter:
"Oder wie erklärst du dir, dass die Anzeigen genau so groß sind, dass auch ein Artikel an dieser Stelle stehen könnte?"

Und dann noch weiter, um dies zu untermauern:
"Die Bundesregierung weiß längst bescheid über Außerirdische/Erdstrahlen/terroristische Schläafergruppen/die Mainzelmännchen, wie erklärst du dir, dass da noch nie ein Artikel darüber erschienen ist?"

Was jetzt noch unweigerlich folgen muss, ist eine Immunisierungsstrategie gegen Kritik. Egal was ein Kritiker der These vorbringen kann, die These darf nicht angreifbar sein bzw. muss sich da rausmanövrieren können. Und das geht auf zwei Arten, die ich hier beide mal zur Verdeutlichung anwende:

1. Man schwächt die These ab und entzieht dieser ein prüfbares Kriterium:
"Natürlich sind nicht alle Anzeigen einer Zeitung zensierte Artikel, denn von etwas müssen ja auch die Werbeeinnahmen kommen, aber viele der gerade brisanten Artikel werden zensiert und mit Anzeigen ausgetauscht."

2. Die ultimative Verschwörungstheoriekeule, nämlich alle Belege gegen die These in Belege für die These umzumünzen:
"Du hast noch nie von einer Zensurstelle bei Zeitungen gehört? Na da kannst du mal sehen wie geheim das alles ist!"
"Wieso das Zensurthema noch nie in einem Artikel thematisiert wurde? Ja glaubst du wirklich dieser hätte es durch die Zensurstelle geschafft?"
usw.

Wie man leicht erkennen kann, ist das einzige, was ich für diese Verschwörungstheorie brauche, eine starke Behauptung ein paar scheinbar offene Fragen und Phantasie. Insofern habe ich für mich folgende Relgen festgelegt, sozusagen das Gegengift, nach denen ich Verschwörungstheorien behandle:
  1. Die Verschwörungstheorie muss den Sachverhalt besser erklären als die offizielle Version
  2. Die Verschwörungstheorie muss für ihre Glaubwürdigkeit Beweise vorlegen. Spekulieren ist zu wenig.
  3. Die Verschwörungstheorie muss in sich logisch sein und im Einklang mit der Realität.
  4. Die Verschwörungstheorie muss eine exakte Falsifizierungsmöglichkeit mitbringen, d.h. muss selbst ein Kriterium nennen, das, wenn es bestätigt wird, die Theorie scheitern lässt.

Samstag, Februar 02, 2008

Neulich auf amazon...

Nachdem das Ferkelbuch ziemliche Wellen geschlagen hat, habe ich mir gedacht, ich schaue mal nach, was amazon.de sonst noch so unter der Rubrik "Kinderbücher - Religion & Philosophie" zu bieten hat (man beachte vor allem schon mal die Stellung der beiden Worte, Religion kommt vor Philosophie!).

Insgesamt finden sich hier 2.102 Einträge. Positiv fällt auf, dass besagtes Ferkelbuch auf Platz 1 ist und gleich danach "Sophies Welt" auf dem zweiten Platz rangiert. Doch wie geht es weiter?

  1. Ich bin das Licht!
  2. Hinter verzauberten Fenstern. ( Ab 8 J.). Eine geheimnisvolle Adventsgeschichte.
  3. Die große Kinderbibel
  4. Neukirchener Kinder-Bibel. (15. A. ohne Hör-CD). Mit einer Einführung in die Bibel und ihre Geschichten
  5. Arche Noah (Bilderbücher)
  6. Rica erlebt Ostern
  7. Hoffnung für alle. Die Bibel. Trend Edition. Altes und Neues Testament
  8. Die große Ravensburger Kinderbibel. Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament
  9. Meine erste Kinderbibel
  10. Die Bibel für Kinder und alle im Haus
  11. Sein wie keine andere. Simone de Beauvoir - Schriftstellerin und Philosphin
  12. Du bist einmalig
  13. Komm, freu dich mit mir. Die Bibel für Kinder erzählt
  14. Wohnst du jetzt im Himmel? Ein Abschieds- und Erinnerungsbuch für trauernde Kinder
  15. Die Kinder des grossen Königs. Und andere Geschichten
  16. Die Ostererzählung
  17. Wieso? Weshalb? Warum? Unsere Religionen. (empfohlen ab 4 Jahren)
  18. Du bist einmalig
  19. Das große Bibel-Bilderbuch
  20. Meine Bibel. Mit über 45 überraschenden Einblicken (Bilderbücher)
  21. Die Weltreligionen. 5 CDs
  22. Sebastians Weihnachtskrippe. Geschichten und Gedichte für Advent und Weihnachten
  23. Der Anschlag in Wittenberg und andere Rätsel- und Gaukelspiele
D.h. von 25 Plätzen werden 21 von mehr oder weniger offensichtlich religiösen Büchern belegt. Besonders perfide geht dabei ein gewisser Max Lucado vor, der Pastor in der amerikanischen Gemeinde-Christi ist. Unter unverfänglichen Titeln wie "Du bist einmalig" oder "Die Kinder des großen Königs" wird hier evangelikaler (Schöpfungs)Glaube unters Kindervolk gebracht.
Wenn man sich dann einmal anschaut, was die Rezensenten über z.B. Kinderbibeln schreiben, kann einem schon fast schlecht werden:

Wir haben mehrere Kinderbibeln, aber diese ist der absolute Favourit unseres 6-jährigen Sohnes. Er möchte sehr oft aus seiner "goldenen" Bibel vorgelesen bekommen. Die Bibel erzählt 30 Geschichten aus dem Alten Testament (es gibt z.B. auch eine kurze Geschichte über den Propheten Jesaja) und 35 Geschichten aus dem Neuen Testament. Sie ist reich und detailliert illustriert, es gibt keine grausamen oder bedrohlichen Bilder - wie leider in manchen anderen Kinderbibeln.

Wunderbar finde ich sowohl für Kinder als auch Erwachsene, wie diese Geschichten erzählt werden. Ob es die Entstehung der Welt ist, die Sintflut, die Geschichte Jakobs oder Josefs und seiner Brüder, der Verführungsversuch durch Potifars Frau an Josef in Ägypten: man findet alles wieder in so einfache aber anschauliche Worte gekleidet, dass es eine Freude ist, sich einmal in dieser Weise mit den biblischen Geschichten zu befassen .
Der grausame Gott des AT wird in seinem Ärger durchaus verständlich (sic!), wenn er die Menschen bestraft.
Schon im Vorschulalter bekommen Kinder die barbarischen Geschichten vorgesetzt und als bare Münze verkauft (natürlich nicht ohne dass man vorher die brutalen Stellen rausgekürzt hat - das könnte ja die Kleinen verschrecken!). Es wird Kindern beigebracht, dass es speziell auserwählte Menschen gibt und gab, die unter Gottes besonderem Schutz standen und stehen sollen (während er die übrigen mal eben schnell entsorgte) und das obwohl Chauvinismus (egal ob politischer oder religiöser Art) eine der wichtigsten Ursachen von Konflikten ist. Es wird kleinen Kindern von einem Gott der Liebe vorgeschwafelt, obwohl dieser höchst eigenhändig die Plagen über Ägypten schickte und mit der letzten alle Erstegeborenen, also sehr viele Menschen, darunter etliche Kleinkinder und Säuglinge, meuchelte und ein solcher Gott mit dem Anspruch unvereinbar ist.

Man erstickt den Verstand der Kinder unter einem Ballast unnützer Kenntnisse.
(Voltaire)