Samstag, Juni 03, 2006

Neulich in einer Theokratie Polen...

Auf meiner lieblings Realsatireseite musste ich glatt folgendes lesen (Hervorhebung von mir):
„Neu in Polen ist, dass politische Parteien ihren Katholizismus ausdrücken möchten“, erklärte der polnische Soziologe Pawel Spiewak. [...] „Vor einigen Jahren war ein typischer Pole katholisch in seinem privaten Umfeld. Jetzt drückt er das offen aus.“. Dies sei „untypisch für Europa“. In den letzten Jahren begann eine politische Bewegung in Polen, die christlichen Werte wieder in der EU zu verankern. [...] Einer britischen Zeitung sagte der ehemalige Kommunist [Aleksander Kwasniewski Präsident von Polen]: „Es gibt keine Entschuldigung dafür, dass auf das antike Griechenland, Rom und die Aufklärung verwiesen wird, ohne sich auf christliche Werte zu beziehen, die so wichtig für die Entwicklung Europas sind.“

Nunja... zuerst einmal ist man, ob solch klarer Äußerungen, erst einmal der Meinung im falschen Film zu sein, denn wir schreiben das Jahr 2006 und nicht 1496 (als "God's-Own-Country" gerade erst entdeckt wurde). Weiters sollte man Spiewak einmal fragen, wie "neu" es wirklich ist, dass sich ein Regime zum Glauben, speziell zum Katholizismus, bekennt. Soweit mir bekannt, hat sich schon im 4. Jhd. unserer Zeitrechnung Kaiser Konstantin zum Glauben bekannt und seinen "Katholizismus" ausgedrückt - was, wie landläufig bekannt sein sollte, in Mord, Todschlag, Genozid und dem Papsttum endete.

Schön, dass die Polen diese alte Tradition wiederentdeckt haben. Die erste Bemerkung eines soziologischen Psychopathen Soziologen könnte ich ja noch so stehen lassen, aber dass der polnische Präsident "Aufklärung" und "christliche Werte" ohne rot zu werden in einem Atemzug nennt und diese v.a. noch gleichberechtigt erscheinen lassen will, das wird alle, die während der Aufklärung ihr Leben für mehr Freiheit gelassen haben, zu schnellen Rotationsbewegungen in ihren Ruhestätten veranlassen. Dafür gibt es wirklich "keine Entschuldigung"!

Schön, dass die Polen nach einer mehr als 10-jährigen Phase der Freiheit, wieder unter das Joch einer Macht wollen - allerdings keiner weltlichen, sondern einer, die das ewige "Heil" verspricht.

Vielleicht sollte ich Herrn Kwasniewski mal folgendes Zitat von Karheinz Deschner per Em@il schicken - evtl. ist ja noch was zu retten:
"Denn nie erstrebt die christliche Kirche, zumal die katholische, Freiheit, grundsätzliche Freiheit, sondern stets nur Freiheit für sich. Nie erstrebt sie die Freiheit der anderen! Angeblich des Glaubens, tatsächlich ihrer Herrschsucht wegen, zerstört sie vielmehr jedes Freiheitsbewußtsein und -bedürfnis, sobald immer sie kann, drängt sie jeden Staat, ihre "Rechte" zu schützen, die Menschenrechte zu ruinieren, und dies durch alle Jahrhunderte."
Wehret den Anfängen!

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