Donnerstag, April 17, 2008

Neulich beim Schwurbeln...

Der metaphysische Schwurbler fährt nach Washington und der Spiegel hat nichts besseres zu tun als zu titeln "Benedikt liest Bush die Leviten". Doch schauen wir mal an, was er damit so genau meint:
Es sind Sätze, die viel Spielraum für Interpretation lassen. Doch wer hören will, der höre: "Ich bin zuversichtlich, dass das amerikanische Volk in seinem religiösen Glauben eine wertvolle Quelle der Einsicht finden wird und Inspiration, einen vernünftigen, verantwortungs- und respektvollen Dialog anzustreben im Bemühen, eine humanere und freiere Gesellschaft zu erbauen." Offenbar meint der Papst hier einen Mangel festzustellen. "Die Kirche ist überzeugt,… , dass Demokratie nur blühen kann, wenn die politischen Führer sich von der Wahrheit leiten lassen und ihre Weisheit auf moralische Grundsätze aufbauen." Die verlogene Begründung des Irak-Kriegs - Vizepräsident Dick Cheney und Außenministerin Condoleezza Rice sitzen unter den Ehrengästen in der ersten Reihe - kann damit nicht gemeint sein.
Das jemand in seinem "religiösen Glauben" eine "wertvolle Quelle der Einsicht finden wird" mag ja noch irgendwie plausibel erscheinen, jedoch nicht in dem Zusammenhang "einen vernünftigen, verantwortungs- und respektvollen Dialog anzustreben" und schon gar nicht eine "humanere und freiere Gesellschaft" zu schaffen, da ein religiöser Glaube weder die Vernunft fördert (sondern die Unvernunft), die Verantwortung gegenüber den Mitmenschen ausblenden kann und nur seiner eigenen Gottesvorstellung und den Mitgliedern seiner eigenen Mischpoke den Respekt zollt, den der katholische Vorbeter hier wohl meint. Eine humanere und freier Gesellschaft wurde genau dann geschaffen, als man es geschafft hat religiöse Mythen zu entzaubern, klerikale Machthaber zu entmachten und der Vernunft den Vorrang vor (palestinischen) Ammenmärchen gab.

Auch bei seinem nächsten Satz merkt man ganz deutlich den Größenwahn Ratzingers, versteht er sich doch als das Sprachrohr von 1,2 Mrd. Katholiken und erzählt Bush wovon "die Kirche" überzeugt ist. Das tolle am katholischen Kirchenrecht ist, dass er mit dieser Einstellung sogar recht hat. Aber hat sich Bush bei seinem Irakkrieg nicht von der "Wahrheit" leiten lassen? Sagte er nicht selbst, dass ihm Gott den Krieg befohlen habe? Die Existens eines solchen mal vorrausgesetzt, wieviel näher an der göttlichen Wahrheit hätte Bush denn noch liegen können? Und wie stark blühte die Demokratie, als Tausende von Soldaten beider Seiten sich im Wüstensand gegenseitig den Kopf weggeschossen haben? Ebenso die "Weisheit" auf "moralische Grundsätze" zu bauen, ist der größte Käse den man vorschlagen kann, denn moralische Grundsätze bedeuten, dass man die Welt in gut und böse einteilen kann. Die richtige Forderung an dieser Stelle wären "ethische Grundsätze" gewesen, da diese zum einen eine Neubewertung zulassen und die Frage nach dem Fair bzw. Unfair stellen. Noch dazu ist das einzige, was man gerade aus der Bibel nicht ableiten kann Demokratie und gemäß der Organisation gerade der katholischen Kirche und dessen Zwergstaat in Mittelitalien auch das, was der (schein)"heilige Vater" will.

Somit hat Paparatzi mal wieder gezeigt, dass er ein Meister des Schwurbelns ist, dass er sich aus ein paar markigen Worten eine Rede zusammenbasteln kann, die das Papier nicht wert ist, auf welchem sie geschrieben steht und dass er immer noch willige Claqueure bei den deutschen Medien findet, deren Angestellte es anscheinend nicht für nötig erachten auch nur 2 Minuten über dessen Geschwätz nachzudenken. Ich muss langsam mein Abo kündigen...

1 Kommentar:

schokinux hat gesagt…

Ja, es gibt eben nur EINE Wahrheit.

Also, für jeden Menschen eine. Macht ca. 6 Milliarden, und natürlich fühlt sich jeder im Recht.

Aber Kirche und Demokratie ist eine lustige Kombination. Der nächste Papst wird dann auch demokratisch gewählt, und ein Misstrauensvotum wäre nicht schlecht...... :-D