Montag, November 24, 2008

Damals in Liverpool...

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Im vorliegenden Fall kommt die Entschuldigung aus dem Vatikan mal wieder zu spät, doch Vergleichbares kennt man bereits von Galilei oder Giordano Bruno, bei denen dem Vatikan einfiel - hunderte Jahre später und nachdem diese gestorben waren bzw. man sie umbrachte - dass man sich ja auch mal entschuldigen könne, um nicht als der misanthrope reaktionäre Haufen alter Säcke dazustehen, welcher man nun mal ist.

So nimmt der Vatikan den 40. Jahrestag des Erscheinens des "White Album" der Beatles zum anlass um John Lennon sein Statement, die Beatles wären bekannter als Jesus Christus (womit er wahrscheinlich sogar recht hatte - zumindest kamen von JC nur moralinsaure Gleichnisse und zweifelhafte schwarz-weiß-Malerei, während wir den Beatles einige musikalische Highlights zu verdanken haben), zu vergeben (wie man hier lesen kann). Ganz großes Kino von B16.

Wie man dort auch lesen kann, ist ja mittlerweile (also nach 40 Jahren und diversen meistverkauften Singles/Alben) auch der Vatikan der Meinung, dass die Beatles gute Musik machten, wohingegen die aktuelle, also die zeitgenössische Pop- und/oder Rockmusik von eher "schlechterer Qualität" sei. Naja... ständig im Röckchen rumzulaufen macht halt Razinger noch lange nicht zum Rockpapst...

Dienstag, November 18, 2008

Suchen reloaded...

Ich schaue mir ja doch hin und wieder meine Statistik bzgl. der Schlüsselwörter (denglisch: Keywords) an, nach welchen gesucht wurde und zu welchen dann mein Blog als Suchergebnis präsentiert wurde (diesmal ohne Kommentar)...

Neulich beim christlichen Marketing #11

Auguste-Alphonse Graty (1805-1872)

Unique selling proposition: [...] der Hang und Trieb zum Wunderbaren und das Vorgefühl des Unendlichen: das ist die Quelle dieses erhabenen und einfachen Actes, der Gott beweist.

Reason why: Und diese Behauptungen, die vom endlichen Wirklichen zum unendlichen Wirklichen überschreiten, sind immer wahr, weil in der Metaphysik wie in der Geometrie jedes positive Endliche sein entsprechendes Undendliches hat.
Gott. Der wahre Antrieb.


Antonio Rosmini (1797-1855)

Unique selling proposition: Das ideale Wesen ist notwendig, ewig, unbegrenzt. Aber das ideale Wesen ist subjektiv, besser gesagt, real. Folglich gibt es ein reales notwendiges, ewiges, unbegrenztes Wesen, das Gott ist.

Reason why: Das essentielle Wesen ist in erster Linie ein Wesen. Aber das Wesen muss notwendigerweise subjektiv sein, um ein solches zu sein.
Mein Gott, dein Gott, unser Gott.


John Henry Newman (1801-1890)

Unique selling proposition: Der Gott der Schrift ist der Gott der Welt.

Reason why: Man lasse einen Mann nur die eine Lehre vom Dasein Gottes beherrschen, man lass ihn wirklich und wahrheftig und nicht mit Worten nur, oder durch anererbte Bekennung, oder durch Vernunftschlüsse, sondern durch eine direkte Erfassung einen Monotheisten werden [...], und er ist bereits dreiviertel auf dem Weg zum Katholizismus.
Gott. Wenn schon, dann katholisch.


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Freitag, November 14, 2008

Neulich in der Küche...

Den Seinen gibt's der Herr im Schlaf - oder beim Vorhangaufhängen:
Laut Medienberichten stellte sich bei der Untersuchung dann heraus, dass er eine Kartoffel im Anus stecken hatte. Der Geistliche aus Sheffield in England behauptete, er sei beim Aufhängen eines Vorhangs in der Küche unglücklich auf das Gemüse gefallen. (news.ch)
Auf metro.co.uk ist noch zu lesen, dass der Vicar ausdrücklich dementierte die Kartoffel bei irgendwelchen Sexspielchen eingeführt zu haben:
The clergyman, in his 50s, told medical staff at Sheffield's Northern General Hospital that the accident was definitely not due to a sex game.
Unbestätigten Meldungen zufolge könnte es sich bei dieser Killerkartoffel um den Übeltäter gehandelt haben... honni soit qui mal y pense.

Donnerstag, November 13, 2008

Neulich beim Dummschwätzen...

Die katholische Witzseite liefert (mal wieder) Artikel voller Fehler ab. So ist z.B. zu lesen:
Präsident George Bush hatte Gesetze erlassen, dass Embryonenforschung nicht aus Steuermitteln finanziert werden dürfe. Bei der Forschung an menschlichen embryonalen Stammzellen werden Embryonen, Menschen im frühesten Stadium, künstlich hergestellt und wieder zerstört.

Anscheinend ist es nicht zur Redaktion vorgedrungen, dass in Amerika der Präsident nicht die Gesetze erlässt, sondern der Senat in Verbindung mit dem Repräsentantenhaus. Weiters ist es schon recht dreist, Embryonen als "Menschen im frühesten Stadium" zu bezeichnen, besitzten diese doch noch nicht mal ein Nervensystem, d.h. jedes ausgewachsene Rindvieh ist dem Menschen ähnlicher als 2-3 Tage alte Zellhaufen, welche bei der Stammzellenforschung benötigt werden. D.h. erst wenn die religiösen Schreihälse alle Vegetarier geworden sind und das Schlachten von empfindungsfähigen Wesen in Schlachthäusern genauso verurteilen, wie die Entnahme von gefühlsunfähigen Zellklumpen, dann könnte man ihnen eine gewisse Glaubwürdigkeit bescheinigen.

Doch es geht noch weiter:
Kardinal Javier Lozano Barragán, der Hauptzuständige des Vatikans für Gesundheitsfragen, bekräftigte am Dienstag die Haltung des Vatikans, der die verbrauchende Forschung an menschlichen Embryonen grundsätzlich ablehnt. Der Heilige Stuhl werde sich Obamas Vorhaben widersetzen.

Das ist ja ganz großes Kino. Der Vatikan, der seine Frauen ohnehin nur in der Rolle von Dienstmägden sieht und keinerlei medizinische Forschung betreibt, lehnt verbrauchende Forschung an Embryonen ab. Das ist ungefähr genau so sinnvoll, wie wenn die Niederlande die Forschung an der Höhenkrankheit ablehnen.

Und ob sich der Vatikan mit seinen ca. 500 Einwohnern sich Obama "widersetzt" oder nicht, sollte dem Präsidenten von 320 Millionen Amerikanern, gelinde gesagt, am Arsch vorbeigehen. Aber schön, dass wir darüber gesprochen haben.

Dienstag, November 11, 2008

Neulich beim Baker...

Apage, Josephine, apage!

In Wien zuckte neulich die Baker mit ihrem Popo,
denn es zieren die Kugeln ihrer Brüste manch schönes Revue-Tableau.
Auch tanzt sie bald auf dem rechten, bald auf dem linken Bein –
und schielen kann sie, daß das Weiße nur so erglänzt in ihren Äugelein.

Dies haben die Zentrums-Schwarzen, die jungen und die alten,
leider für eine Anspielung auf ihre Kirche gehalten.
Auch fühlten sie sich bedroht in ihrer Sittlichkeit,
und sie ließen die Glocken läuten, ganz wie in schwerer Zeit.
Drei Sühnegottesdienste stiegen auf zum österreichischen Himmel,
und die Bußglocke gefiel sich in einem moralischen Gebimmel.

Denn:Wenn eine Tänzerin gut gewachsen ist
und einen Venus-Körper hat, der nicht aus Sachsen ist;
und wenn sie tanzt, daß nur der Rhythmus so knackt,
und wenn sie ein ganzes Theater bei allen Sinnen packt;
und wenn das Leben bunt ist hierzulande –
das ist eine Schande.

Wenn aber Christus, der gesagt hat: »Du sollst nicht töten!«,
an seinem Kreuz sehen muß, wie sich die Felder blutig röten;
wenn die Pfaffen Kanonen und Flugzeuge segnen
und in den Feldgottesdiensten beten, daß es Blut möge regnen;
und wenn die Vertreter Gottes auf Erden
Soldaten-Hämmel treiben, auf daß sie geschlachtet werden;
und wenn die Glocken läuten: »Mord!« und die Choräle hallen:
»Mord! Ihr sollt eure Feinde niederknallen!«
Und wenn jemand so verrät den Gottessohn –
Das ist keine Schande.
Das ist Religion.


Kurt Tucholsky

Montag, November 10, 2008

Mutige Frauen reloaded...

Ok, ich muss mich korrigieren, nicht nur die Frauen der SPÖ sind in Linz mutig, nein, auch der Bürgermeister Dobusch. Dieser will nämlich den von der ÖVP angezettelten Streit über die Folterdarstellung in Klassenzimmer und Kindergärten vom österreichischen Verfassungsgerichtshof klären lassen (wie der Standard berichtet).

Nach dem Motto "wenn man schon nichts zu sagen hat, dann kann man immer noch etwas Dummes sagen" verfuhr wohl der ÖVP Klubobman Stelzer, was sich so anhört:

ÖVP-Klubobmann Thomas Stelzer empfindet das Handeln des Linzer Bürgermeisters als "höchst bedenklich". Wie er in einer Presseaussendung am Sonntag sagte, würde Dobusch gegen 127.000 Linzer und Linzerinnen "zu Felde ziehen". Im Großen und Ganzen sehe die ÖVP der Gesetzesanfechtung aber gelassen entgegen: "Paradox sei nur, dass Dobusch ein Gesetz in Frage stellt, dass von seiner Partei im Landtag mitbeschlossen wurde und in ganz Oberösterreich selbstverständlich umgesetzt wird."
Hier wird ganz offensichtlich ein Strohmann abgefackelt, denn entweder gibt es in Linz wirklich 127.000 fundamentale Christen, die sich allein schon deswegen einen heiligen Krieg ausrufen wollen, weil der Bürgermeister Kruzifixe nicht aufhängen will, oder er dichtet diesen Linzer Bürgern ein Interesse an dem Thema an, das diese gar nicht haben. Eine sachliche Diskussion sieht anders aus und ist offenbar vom gestelzten Klubobmann nicht gewollt.

Weiters kann man auch schön die reaktionäre Durchseuchung dererlei politischer Hallodri erkennen, die nämlich der Meinung sind, alles was man mal vor 25 Jahren als gut und/oder richtig befunden habe, müsse das auch für alle Zeit sein - klar, wer ein Buch zur Grundlage hat, das sich angeblich seit 2000 Jahren nicht geändert hat der kommt selbst auf diese schmalen Bretter.
Die Kirche lehrt uns, in dem Kreuz ein Symbol für die Leiden Jesu Christi zu sehen.Ich hingegen sehe in dem Kreuz ein Symbol für die Leiden Unzähliger, die im Namen des Kreuzes ihr Leben lassen mussten: Sei es durch das Feuer des Scheiterhaufens, durch die Hand der Folterknechte oder durch sogenannte 'heilige Kriege'.
(Markus Gansel)

Mittwoch, November 05, 2008

Neulich beim christlichen Marketing #10

Christian Wolff (1679-1754)

Unique selling proposition: Die ganze Welt und was in derselbigen wirklich ist, ist in Absicht auf die Zufälligkeit ein Spiegel von der nothwendigen Wirklichkeit Gottes.

Reason why: Denn in so ferne die Welt und was in derselbigen wirklich ist, ein zufälliges Ding ist; so hat sie den zureichenden Grund ihrer Wirklichkeit nicht in sich selbst, sondern in etwas andern, welches von ihr unterschieden ist, nehmlich in Gott, dessen Wirklichkeit unumgänglich nothwendig ist.
Gott. Unverzichtbar, wenn man's bedenkt.




Immanuel Kant (1724-1804)

Der Königsberger Philosoph verfasste gleich eine zweistufige Teaser-Kampagne. Die erste stellte die Freidenker zufrieden und die zweite fand auch bei den Gläubigen Anerkennung. Ein Meisterwerk, an das im Laufe der Jahrhunderte kein zweites heranreichte.

Erste Stufe:

Unique selling proposition: Nehme ich nun das Subjekt (Gott) mit allen seinen Prädikaten zusammen, und sage: Gott ist, oder es ist ein Gott, so setze ich kein neues Prädikat zum Begriffe von Gott, sondern nur das Subjekt an sich selbst mit allen seinen Prädikaten, und zwar den Gegenstand in Beziehung auf meinen Begriff.

Reason why: Und so enthält das Wirkliche nichts mehr als das bloß Mögliche. Hundert wirkliche Taler enthalten nicht das mindeste mehr, als hundert mögliche.

Gott: Zu schön um wahr zu sein...

Zweite Stufe:

Unique selling proposition: Gleichwohl wird in der praktischen Aufgabe der reinen Vernunft, d.i. der notwendigen Bearbeitung zum hächsten Gute, ein solcher Zusammenhang als notwendig postuliert: wir sollen das höchste Gut (welches also doch möglich sein muss) zu befördern suchen.

Reason why: Da es [das höchste Gut] nur unter der Bedingung des Daseins Gottes stattfindet, die Voraussetzung desselben mit der Pflicht unzertrennlich verbindet, d.i. es ist moralisch notwendig, das Dasein Gottes anzunehmen.

... man muss ihm einfach glauben.





Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831)


Unique selling proposition: In der christlichen Religion wird es gewusst, dass sich Gott geoffenbart hat, und Gott ist gerade dieses, sich zu offenbaren.


Reason why: Das Bewusstsein des endlosen Geistes ist das konkrete Sein, das Material zur Realisierung des Begriffs Gottes.
Gott. Eine Frage des Bewusstseins.



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Montag, November 03, 2008

Das Wort zum Sonntag #59

Thema heute:
Warum Gott nicht perfekt sein kann.

Perfektion. Ein schönes Wort und wie viel Emotion ist doch damit verbunden. Wer ist (oder war) nicht auf der Suche nach dem "perfekten" Partner, wer hat sich noch nicht einen "perfekten" Tag ausgedacht, wer hätte noch nie überlegt, wie der "perfekte" Job oder der "perfekte" Urlaub auszusehen hätte? Dabei wird aber eine grundlegende Problematik stillschweigend ausgeblendet: die Subjektivität.

Solange es nicht quantifizierbare Maßstäbe gibt, anhand derer wir den Grad der "Perfektion" bestimmen können, ist diese eine höchst Willkürliche Luftnummer. So mag z.B. der "perfekte" Wagen für einen 25jährigen ein Porsche Carrera CS sein, für einen verheirateten 45jährigen mit zwei Kids ist die "perfekte" Karre ein SUV von Mercedes-Benz und für den Umweltschützer ist das "perfekte" Auto dasjenige, welches erst gar nicht produziert wurde.

Diese Problematik völlig ignorierend, posaunen alle Religionen hinaus, dass ihre Gottheit nunmal diese Perfektion gepachtet hätte - klar, denn wer z.B. allwissend ist, hat die höchste Perfektion an Wissen erreicht, wer allgütig ist, hat höchstwahrscheinlich auch die Güte perfektioniert und mit der Allmacht verhält es sich gleichermaßen. Dumm nur, dass hier dann die Position aufgegeben werden muss, dass so ein Gott auch "perfekt" zur vorhandenen Welt passt. Ein Gott der perfekt in diese Welt passt ist ein emotionsloser, hinterhältiger Schlächter, der nicht davor zurückschreckt schwangere Frauen und kleine Babys mit Naturgewalten über den Jordan zu schicken.

Doch das ist noch bei weitem nicht alles. Ein "perfekter" Gott ist nur genau für eine Person perfekt, nämlich für die, welche diesen gerade denkt. D.h. selbst unter 1,2 Milliarden Katholiken haben wir 1,2 Milliarden verschiedene Vorstellungen vom perfekten christlichen Gott. Man mag nun gerne die Schriften als Belege anführen, doch sind deren Aussagen so wischi-waschi, dass sich darauf keine verünftige Definition der göttlichen Perfektion aufbauen lässt. Schlimmer noch, die vollkommene Subjektivierung des Perfektionsbegriffs ist extrem kontraproduktiv bzgl. all der Absolutheitsbehauptungen (wie z.B. absolut gerecht, absolut gut usw.).
Und ich werde mich bis in den Tod hinein weigern, die Schöpfung zu lieben, in der Kinder gemartert werden.
(Albert Camus)