Montag, November 03, 2008

Das Wort zum Sonntag #59

Thema heute:
Warum Gott nicht perfekt sein kann.

Perfektion. Ein schönes Wort und wie viel Emotion ist doch damit verbunden. Wer ist (oder war) nicht auf der Suche nach dem "perfekten" Partner, wer hat sich noch nicht einen "perfekten" Tag ausgedacht, wer hätte noch nie überlegt, wie der "perfekte" Job oder der "perfekte" Urlaub auszusehen hätte? Dabei wird aber eine grundlegende Problematik stillschweigend ausgeblendet: die Subjektivität.

Solange es nicht quantifizierbare Maßstäbe gibt, anhand derer wir den Grad der "Perfektion" bestimmen können, ist diese eine höchst Willkürliche Luftnummer. So mag z.B. der "perfekte" Wagen für einen 25jährigen ein Porsche Carrera CS sein, für einen verheirateten 45jährigen mit zwei Kids ist die "perfekte" Karre ein SUV von Mercedes-Benz und für den Umweltschützer ist das "perfekte" Auto dasjenige, welches erst gar nicht produziert wurde.

Diese Problematik völlig ignorierend, posaunen alle Religionen hinaus, dass ihre Gottheit nunmal diese Perfektion gepachtet hätte - klar, denn wer z.B. allwissend ist, hat die höchste Perfektion an Wissen erreicht, wer allgütig ist, hat höchstwahrscheinlich auch die Güte perfektioniert und mit der Allmacht verhält es sich gleichermaßen. Dumm nur, dass hier dann die Position aufgegeben werden muss, dass so ein Gott auch "perfekt" zur vorhandenen Welt passt. Ein Gott der perfekt in diese Welt passt ist ein emotionsloser, hinterhältiger Schlächter, der nicht davor zurückschreckt schwangere Frauen und kleine Babys mit Naturgewalten über den Jordan zu schicken.

Doch das ist noch bei weitem nicht alles. Ein "perfekter" Gott ist nur genau für eine Person perfekt, nämlich für die, welche diesen gerade denkt. D.h. selbst unter 1,2 Milliarden Katholiken haben wir 1,2 Milliarden verschiedene Vorstellungen vom perfekten christlichen Gott. Man mag nun gerne die Schriften als Belege anführen, doch sind deren Aussagen so wischi-waschi, dass sich darauf keine verünftige Definition der göttlichen Perfektion aufbauen lässt. Schlimmer noch, die vollkommene Subjektivierung des Perfektionsbegriffs ist extrem kontraproduktiv bzgl. all der Absolutheitsbehauptungen (wie z.B. absolut gerecht, absolut gut usw.).
Und ich werde mich bis in den Tod hinein weigern, die Schöpfung zu lieben, in der Kinder gemartert werden.
(Albert Camus)

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