Sonntag, November 15, 2020

Neulich beim Klimaretten...

Extinction Rebellion (ER) hat sich auf die Fahne geschrieben in Deutschland bis zum Jahr 2025 "klimaneutral" zu werden (was auch immer das genau bedeuten soll), wie man in diesem Interview nachvollziehen kann. Wer die über 2 Stunden nicht investieren will (ca. 30% besteht aus "genau" und "toxischem System"), kann es sich gerne schenken, denn es wird nicht eine Lösungsmöglichkeit aufgezeigt, sondern nur, dass es so nicht weitergeht bzw. zur Rettung des Klimas im Zweifel die parlamentarische Demokratie abgeschafft werden müsste. Und das zu Gunsten einer Bürgerversammlung, also einer kleinen Auswahl (wer trifft die?) von Bürgern, die sich in das Thema einarbeiten und dann einen Lösungsvorschlag erarbeiten, der aber nur dann angenommen wird, wenn er #ER in den Krams passt (wie man hier sehen und hören kann).

Doch was würde diese Klimaneutralität bedeuten? In diesem Video kann man sich davon einen Eindruck verschaffen. Michael Bilharz (der u.a. das Buch "Klimaneutral leben - Verbraucher starten durch beim Klimaschutz" über das Umweltbundesamt herausgegeben hat und im Vorsitz der Klimawette ist) erzählt hier, wie man seinen CO2 Footprint reduzieren kann. Klar, er fährt Fahrrad, macht Carsharing, isst so gut wie kein Fleisch, hat einen Öko-Stromanbieter usw. und die letzten 5t CO2, die er halt leider auch noch produziert (ich weiß nicht, ob die Atmung da mit reingerechnet ist), gleicht er über einen jährlichen Betrag an Unternehmen wie myclimate oder Atmosfair aus (zumindest wurden die beiden genannt), die dieses Geld in irgendwas mit Klimaneutralität stecken. Der Betrag für den Durschnittsdeutschen beträgt ca. 250 € pro Jahr um seine 11t CO2 auszugleichen.

Wenn man sich den Geschäftsbericht der Atmosfair anschaut, dann ist dieser in meinen Augen etwas dubios. Ca. 80% der Mittel werden in Projekte gesteckt, die sich auf dem afrikanischen Kontinent befinden, der ja nachweislich eh schon zu den geringsten CO2 Produzenten weltweit zählt. Vermutlich macht man das deswegen, weil dort das Einsparungspotential am größten, die politischen Auswirkungen für die deutsche Klientel am geringsten sind, ist es doch diesen herzlich egal ob die Neger*innen jetzt an einem effizienten Ofen kochen können oder nicht </sarkasmus>. Der Geschäftsbericht wirft Verwaltungskosten von ca. 1 Mio. aus (bei Einnahmen von 22 Mio.), die sich auf 200 T€ Miete & Vewaltung und ca. 800 T€ Personal aufteilen. Atmosfair hat anscheinend 42 Mitarbeiter, d.h. im Schnitt hat dann jeder ein Einkommen von 19 T€ p.a. - das ist Sozialhilfeniveau. Meine Vermutung ist, dass in dieser "gemeinnützigen" GmbH quer Subventionierungen stattfinden, d.h. dass nur ein kleiner Teil der aufgeführten Mitarbeiter auch tatsächlich da beschäftigt ist. Wenn dann die Bilanz auch noch >90% der Summe als Kassenbestand und Guthaben ausweist, so drängt sich mir der Verdacht auf, dass hier v.a. eines gemacht wird, nämlich gespart. Bei myclimate sieht es hier auch nicht viel besser aus. Wer also meint, seine Euronen würden zum übermäßigen Teil in den Schutz des Klimas gesteckt werden, der täuscht sich und zahlt in eine CO2 Bank.

Wie genau dieser Klimaschutz dann aussieht, kann man hier nachlesen:

In dieser Situation helfen effiziente Brennholzkocher, die etwa 80% Holz einsparen. Dadurch werden weniger Bäume gefällt und es gelangen weniger Treibhausgase in die Atmosphäre. Durch die Einsparung wird den Familien aber auch finanziell geholfen und Atemwegserkrankungen durch häusliche Rußentwicklung werden reduziert. Im Rahmen des POrojekts werden rund 12.500 effizeinte Brennholzkocher zu günstigen Konditionen an Haushalte verkauft. Ohne eine Subventionierung wären die Brennholzkocher für die einkommensschwache Bevölkerung vor Ort zu teuer.

Der Wert eines solchen Kochers wird von Atmosfair mit ca. 100 € angegeben, was ich für dezent überzogen halt, da bei Amazon dererlei Gerätschaften für unter 30 € zu haben sind. Nichtsdestotrotz müssen die armen Eingeboren*innen diese Öfen ja trotzdem noch kaufen (wenn auch zu einem reduzierten Preis). Und - dificile satiram non scribere - egal wieviel Bäume die Schwarzen auf dem afrikanischen Kontinten für die Zubereitung ihrer Mahlzeiten fällen müssen, sie sind ja damit bereits klimaneutral, da sie nachwachsende Brennstoffe benutzen (egal wie ineffizient und umweltverschmutzend diese auch sein mögen). Noch dazu ist der CO2 Footprint in Afrika im Verhältnis zu Europa, Asien und Amerika so gut wie nicht vorhanden. Der gesamte Kontinent stößt nur 50% mehr CO2 pro Jahr aus, als Deutschland. Noch Fragen, Kienzle? 🤔

Der größte Fehler in dieser Weise zu denken ist jedoch die Verwechslung von Korrelation und Kausalität. Prof. Rieck hat das hier sehr schön dargestellt, dass nämlich kein Elektroauto mit grünem Strom fährt, aus jeder Steckdose in Deutschland der gleiche Strommix kommt und somit auch jede CO2 Kompensation, wie von Hr. Bilharz vorgeschlagen, nichts anderes ist, als Augenauswischerei. Wenn es eine gute Idee ist, den Wild*innen Brennholzkocher zukommen zu lassen, dann ist die Idee auch gut, egal wieviel CO2 ich verbrauche. Wenn ich das nur mache um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen, dann ist die Auswirkung eben genau das (+ Geschäftsführergehälter an Atmosfair und myclimate).

Doch um nun den Bogen zu #ER zu schlagen, echte Klimaneutralität bis 2025 würde z.B. folgendes auch bedeuten: Tötung von über 25 Mio. Haustieren (v.a. Hunde und Katzen, die durch ihren Fleischkonsum extrem klimaschädlich sind) in Deutschland allein. Weltweit gibt es etwa 700 Mio. Hunde und Katzen, die auch sehr kurzfristig eines gewaltsamen Todes sterben könnten um unser Klima zu retten. Wieso höre ich diesen Vorschlag nie? Evtl. weil er unpopulär ist? Evtl. weil man sich es dann mit seinen Anhängern verscherzt?

Es ist die Scheinheiligkeit und Bigotterie, die mir bei diesem Klima Aktivismus am meisten auf die Nerven geht. 😑



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