Mittwoch, Mai 20, 2009

Neulich beim Gutheißen...

Wie in diesem Artikel zu lesen ist, hat sich der Europäische Gerichtshof gegen den Markt entschieden. Das wäre ja an sich noch nichts besonderes, so könnte er sich ja mal z.B. gegen den staatlich organisierten Waffenmarkt entscheiden, d.h. EU-Länder sollten kein Kriegsgerät mehr exportieren, doch weit gefehlt, es geht um die Pille bzw. Pillen.

Was jeden stutzig machen sollte, der noch nicht komplett auf Linie gebürstet ist, ist die Tatsache, dass dies alle gutheißen. Allen voran Ulla Schmidt, die sich v.a. auf die Fahne schreiben kann das deutsche Krankenkassensystem weiter verschlimmbessert zu haben:
"Die Apotheke im Eigentum des Apothekers sichert in Deutschland eine von Kapitalmarktinteressen unabhängige Arzneimittelversorgung"

Dicht gefolgt von der Union, die verlauten lässt,
durch das Urteil der Luxemburger Richter könne der bewährte Weg "mit unabhängigen, inhabergeführten Apotheken in Deutschland im Interesse der Arzneimittelsicherheit und -verfügbarkeit" fortgesetzt werden.

Auch die Arzneimittelhersteller lassen durch ihren Verbandssprecher verlautbaren
"Es sorgt für den Erhalt des bewährten deutschen Apothekenvertriebswegs. Aus Sicht der Hersteller innovativer Medikamente werden so zwei besonders wichtige Punkte garantiert: Arzneimittelsicherheit und Versorgungsqualität für den Patienten"

Und ebenso der Apothekenverband ventiliert durch seinen Sprecher:
"Das ist ein guter Tag für den Verbraucher- und Patientenschutz in Deutschland und Europa."

Soviel Einigkeit und das im Gesundheitswesen? Potzblitz! Fast schon zynisch mutet es da an, dass der letzte Satz des Artikels lautet:
Mit einem Umsatz von gut 35 Milliarden Euro im Jahr zählt der deutsche Apothekenmarkt zu den weltgrößten.

Planwirtschaftlich organisierte Arzneimittelversorgung ist also das Nonplusultra für... hm... wahrscheinlich für den Apotheker, nehme ich mal an. Und wenn nicht für diesen, dann zumindest für die Pharmaindustrie, welche zu festgestetzen Arzneimittelpreisen ihr Zeug unter die Leute bringen kann. Konkurrenz schadet da ja nur, denn dann könnten Medikamente ja am Ende für den Verbraucher noch billiger werden (wo wir doch alle wissen, dass Bayer, Pfizer & Co. gemeinnützige Unternehmen sind, welche ausschließlich an der Gesundung des Patienten interessiert sind).

Wieder einmal zeigt die EU ihre hässliche Fratze, Binnenmarkt ja, ABER nur dort, wo es den Beteiligten in den Kram passt. Alles was nicht passt, wird passend gemacht und das mit den fadenscheinigsten Begründungen.


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