Sonntag, Juli 09, 2006

Neulich im Ackersenf...

Waffensen kennt wahrscheinlich keine Sau und bei der Stadt Rothenburg o.d.Wümme, neben der Waffensen liegt, ist es wahrscheinlich auch nicht viel besser (wenigstens bei mir war es so). Zumindest gibt es in Waffensen ein Highlight und das ist das TARANGA Hotel, auf deren Internetseite etwas marktschreierisch als "TARANGA Tagungszentrum und Hotelanlage zwischen Hamburg, Bremen und Hannover" angepriesen.

Ok, ich will es ihnen nicht verübeln, sagen sich doch in dem Bermudadreieck zwischen Hamburg, Bremen und Hannover die Füchse "Gute Nacht". Für eine Tagung oder ein Seminar ist es sogar recht gut geeignet, da man mangels Ablenkungsmöglichkeiten doch immer relativ früh im Bett ist.

So, jetzt aber genug Werbung gemacht. Was ich meiner geneigten Leserschaft (ich setze immer noch mehr auf Qualität denn auf Quantität, wie man an den unzähligen Kommentaren sehen kann *mitdemZaunpfahlwink*) nicht vorenthalten möchte sind die Zimmernamen. Jawohl, Zimmernamen, denn Nummern wären ja zu einfach! So ist jedes Zimmer nach einer lustigen Bachblüte (wem die Bach-Blüten nichts sagen, kann sich hier mal kurz informieren) benannt und es gibt da so lustige Namen wie eben "Ackersenf", "Einäugigerjähriger Knäul", "Drüsentragendes Springkraut", "Rotbuche" oder "Quellwasser".

Das Konzept ist ja ganz witzig und bricht auch gleich das Eis am ersten Abend ("Ich wohne in der Rosskastanie und Du?" "Doldiger Milchstern, was immer das auch ist!?"), birgt aber auch Probleme, die man sich in "normalen" Hotels nicht bewusst macht.

Die Zimmer sind alle mit Telefon ausgestattet, aber wo sonst die Zimmernummer als Durchwahl reicht, muss man sich hier mit dem Zimmernamen noch eine zusätzliche Zahl eingeprägen. Auch müssen die Bedienungen ständig Zimmernamen in Zahlen konvertieren, denn zum einen würde es ewig dauern, wenn man "Gefleckte Gauklerblume: 1 Bier" auf den Zettel schreibt, zum anderen sind moderne Kassensysteme nicht immer mit einer Schreibmaschinentastatur ausgestattet und gestatten meist nur die Eingabe einer Tischnummer/Gastnummer.

Was aber schon ein bisschen nervig ist - vor allem für mich - sind die blauen Zetteln auf dem Zimmer, in denen Informationen zu den jeweilgen Pflanzen enthalten sind. Dem aber nicht genug, nein, es muss auch noch irgendwelcher esotherische Blödsinn unter den Menschen - zumindest dem Teil der Menschheit die dort nächtigt - verbreitet werden. U.a. ist da zu lesen:

Affirmation zum Ackersenf:
In allen Dingen sollte die Fröhlichkeit angeregt werden und wir sollten uns weigern, uns von Zweifeln und Depression bedrücken zu lassen, sondern wir sollten vielmehr daran denken, dass diese nicht zu unserer Natur gehören, denn unsere Seele kennt nur Freude und Glück. [...]
Das positive Potential des Ackersenfs ist ein Gefühl des Getragenseins vorm Strom des Lebens. [...]Menschen, die das positive Potential des Ackersenfs verkörpern, sind gefühlsreiche, tiefempfindende Menschen.
Kraftformen des Ackersenfs:
"Ich bin leicht"
"Ich bin heiter"
"Ich gehe ins Licht"
Ackersenf - die Licht Blüte:
Vom Seelenschmerz zur Seelengröße.

Der Mensch ist voll von Zweifeln, denn nur die Zweifel haben uns weitergebracht. Ebenso, wie ich an der Wirksamkeit der Bachblüten ernsthaft zweifle, zweifle ich auch daran, dass mir TARANGA oder der alte Herr Bach erklären können, was das ganze Ackersenfgeschwafel soll. Was ist ein "postitives Potential"? Die Möglichkeit, dass der Ackersenf was positives macht? Und wenn ja was? Mein Zimmer um 10 € billiger? Die Bedienung hübscher?... ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass "Ich gehe ins Licht" sich für mich anhört, als wäre der Hotelgast kurz vorm abnippeln - wollen wir mal nicht das Schlimmste hoffen...

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