In Zeiten von CoVid19 ist das Sterben allgegenwärtig. Für mich in meiner selbstgewählten Quarantäne zwar nur durch Zahlen und Berichte zu greifen, aber doch spürbar präsenter als in einem "normalen Jahr". Deswegen steht heute zur Disposition:
Das ewige Leben (und seine Komplikationen)
Eines der wichtigsten Fundamente jeder Religion ist die (Schein)Beantwortung der Frage: was passiert nach dem Tod. Die möglichen Antworten sind vielfältig, die aller wahrscheinlichste Antwort, nämlich dass "nichts" passiere (außer dass man tot ist), gibt aber eigentlich keine. Man ist entweder ein verkappter Thetan (Scientology) oder wird wiedergeboren (Buddhismus, Hinduismus) oder ist einer von 140.000 die am Weltuntergangstag gerettet werden (Zeugen Jehova) oder erlangt das "ewige Leben" (Christentum).
Das erste Problem des "ewigen Lebens" ist schon mal die Ewigkeit, die in dem Begriff steckt. Man stellt sich ja Ewigkeit, etwas romantisch, als sehr sehr sehr langen Zeitraum vor, aber das trifft es nicht ganz. Ewig ist einfach unendlich lang. Nicht ein paar Milliarden Jahre, nicht Trilliarden oder Duzentilliarde (= 1*101203, also eine Eins mit 1.203 Nullen) sondern noch viel viel länger. Wir können uns Ewigkeit nicht vorstellen, weil es innerhalb unseres Universums eigentlich nichts gibt, was als ewig angenommen werden kann. Selbst das Weltall ist erst ca. 14 Mrd. Jahre alt, d.h. wir können von der Duzentilliarde 10 Nullen abziehen und landen bei einer Eins mit 1.193 Nullen - was aber immer noch keine Ewigkeit wäre.
Unser Geist ist einfach nicht dafür ausgelegt unendliche Konzepte zu fassen. Unser Weltall ist nicht unendlich groß, sondern "nur" knapp 100 Milliarden Lichtjahre. Ein Lichtjahr, ist die Strecke, die Licht in einem Jahr zurücklegt. Licht kann in einer Sekunde die Erde fast viermal umrunden. Licht benötigt ca. 8 Minuten, um von der Sonne zur Erde zu gelangen. D.h. in einem Jahr könnte ein Lichtstrahl 65.700 mal die Strecke Erde -> Sonne zurücklegen, das bedeutet 180 mal an jedem Tag des Jahres. Wir sprechen hier noch von etwas, was man sich zumindest ansatzweise vorstellen kann.
Das nächste Problem mit der Ewigkeit ist, dass ein Leben in selbiger eigentlich nicht das ist, was wir uns unter Leben vorstellen. Leben bedeutet Veränderung. Wir entwickeln uns weiter, wir werden besser, wir altern, wir pflanzen uns fort usw.. All das ist in der Ewigkeit belanglos... lerne ich heute Chinesisch oder in 500 Jahren oder in 5 Millionen Jahren - es ist einfach egal. Gerade die Begrenztheit ist das, was unser Leben lebenswert macht. Dadurch, dass wir Prioritäten setzen müssen, weil wir nicht alles machen können, nicht alles lernen, nicht jeden Menschen kennenlernen, nicht jeden Beruf ausüben, lässt uns das wenige was wir erreichen können umso mehr schätzen.
Das "ewige Leben" beinhaltet auch einen Widerspruch in sich. Denn wer ewig lebt, stirbt nie, ist also somit unsterblich. Konsequent zu Ende gedacht bedeutet dieses "Geschenk des ewigen Lebens" aber auch, dass man nicht sterben kann - selbst wenn man wollte. Man ist dazu verdammt, zur Rechten oder Linken Gottes zu sitzen, 72 Jungfrauen bis in alle Ewigkeit zu vögeln oder was den Glaubensrichtungen sonst noch für ein Schwachsinn eingefallen ist. Was, wenn man des ewigen Lebens mal überdrüssig wird? Es gibt keinen Ausweg mehr.
Fazit: das ewige Leben ist die Hölle 😈
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