Menschlich ist das nur allzu verständlich, denn es stellt sich unweigerlich die Frage warum so etwas passieren konnte. Nur kann man (wie so oft) die Geschehnisse nicht auf einen Grund auf eine Ursache zurückführen. Folglich wird in o.g. Brief natürlich auch ein ganzes Paket geschnürt, was sich denn so alles in der Gesellschaft verändern müsse, damit die Wiederholung eines solchen Amoklaufs unwahrscheinlicher werde. (Dabei sollte man aber immer im Hinterkopf bewahren, dass es bei weitem wahrscheinlicher ist, bei einem Haushaltsunfall zu sterben, als durch einen Amokschützen ums Leben zu kommen - wieso finden sich so wenig offene Briefe bzgl. dieser großen Gefahr?)
Hier nun die Vorschläge der Angehörigen:
- Wir wollen, dass der Zugang junger Menschen zu Waffen eingeschränkt wird. Die derzeitige gesetzliche Regelung ermöglicht die Ausbildung an einer großkalibrigen Pistole bereits ab dem 14. Lebensjahr. Bedenkt man, dass ein junger Mensch gerade in dieser Zeit durch die Pubertät mit sich selbst beschäftigt und häufig im Unreinen ist, so ist die Heraufsetzung der Altersgrenze auf 21 Jahre unerlässlich.
- Wir wollen weniger Gewalt im Fernsehen. Das Fernsehen, als noch wichtigste Informations- und Unterhaltungsplattform, hat einen sehr großen Einfluss auf die Denk- und Gefühlswelt unserer Mitbürger. Das Fernsehen setzt heute die ethischen und moralischen Standards. Wenn wir es zulassen, dass unseren Mitbürgern weiterhin täglich Mord und Totschlag serviert werden, ist abzusehen, dass die Realität langsam, aber stetig dem Medienvorbild folgen wird. Von den Sendern muss verlangt werden, dass sie ein ausgewogenes Programm anbieten und die Zurschaustellung von Gewalt reduziert wird. Eine „Gewaltquote“, der Anteil von Sendungen mit Gewalt in Relation zur Gesamtsendezeit pro Sender, sollte eingeführt werden.
- Wir wollen, dass Killerspiele verboten werden. Spiele, ob über Internet oder auf dem PC, die zum Ziel haben, möglichst viele Menschen umzubringen, gehören verboten. Gleiches gilt für alle Gewalt verherrlichenden Spiele, deren Aufbau und Darstellung sehr realistisch sind und bei denen viel Blut fließt.
- Wir wollen mehr Jugendschutz im Internet. In der virtuellen Welt werden heute anonym und gefahrlos Gedankengänge artikuliert und diskutiert, die eine Bedrohung für unsere Gesellschaft darstellen. Wie diese Aktivitäten eingedämmt werden können, wissen wir nicht. Es darf aber nicht sein, dass sich junge Menschen anonym gegenseitig aufhetzen und zu Gewalteskalationen auffordern.
- Bei Gewaltexzessen wie in Winnenden müssen die Medien dazu verpflichtet werden, den Täter zu anonymisieren. Dies ist eine zentrale Komponente zur Verhinderung von Nachahmungstaten.
Vielleicht sollten sich die Angehörigen fragen, warum Amokläufe nie in Militärkasernen oder Polizeistationen stattfinden, sondern immer an Schulen oder Universitäten? Jemand der Amoklaufen will, wird sich natürlich einen Ort aussuchen, bei dem er möglichst sicher gehen kann, dass er auf keine Gegenwehr stößt. Und jemand der Amoklaufen will, wird sich auch illegal eine Waffe besorgen können (wie z.B. Erfurt zeigte). Kriminellen ist es nämlich i.d.R. egal ob Waffenbesitz strafbar ist oder nicht, da sie so oder so vorhaben gegen geltendes Recht zu verstoßen - die Waffe ist nur das i-Tüpfelchen.
Insofern möchte ich die Angehörigen dazu aufrufen, mal ein bisschen mehr in der Realtität anzukommen und aus ihrer persönlichen Trauer und ihrem persönlichen Leid nicht eine kollektive Verurteilung der Gesellschaft zu basteln. Was .de wirklich nicht braucht sind noch mehr und noch schärfere Gesetze, sondern weniger Staat und mehr Eigenverantwortung der Bürger.
Ich warte ja nur noch darauf, dass irgendeiner auf die glorreiche Idee kommt Amokläufe bundesweit zu verbieten um das Problem zu beheben...
4 Kommentare:
Die Idee mit dem Fernsehen ist eine echte Clownidee. Weil, wenn man will, dass nicht ständig Gewlat gesendet wird gibt es eine einfache Methode das zu erreichen.
Das Zeug nicht ankucken. Wenn es keine Quote bringt wird das Zeug abgesetzt. Das Zeug bringt aber Quote. Daraus könnte man den Schluss ziehen, dass die Leute das Kucken wollen.
Es gibt ein Publikum für Gewalt und deshalb will man die Darstellung von Gewalt verbieten. Eine echte Clownlösung. Erwarten die, dass das Publikum sich spontan auflöst? Oder vom Actionfilm sofort auf Gartenbaufachmagazine und Tierdokumentationen (aber nur von friedlichen, lethargischen Tieren ohne natürliche Feinde) umsteigt? Das ist Clownlogik.
Wenn man nicht so sehr ein Clown ist könnte man ja vermuten, dass die extremen Gewaltkonsumenten dann statt im Fernsehen und in der Videothek das zu konsumieren, was man für da vorzeigbar hält einfach auf illegale Kopien umsteigt, wie immer sie da rankommen, aber Wege dafür werden sich dann immer finden lassen. Man könnte ja annehmen, dass es besser ist, wenn die sagen wir man starken Gewaltkonsumenten das jetzt legale zeug konsumieren, als wenn sie dann aus dem grossen Angebot dessen auswählen, was alles illegal ist. Aber manwill scheinbar plakativ eine einfache Lösung fordern. Die Welt ist aber gemein, deswegen existieren selten funktionierende einfache Lösungen für komplexe Probleme.
"Das ist Clownlogik."
Vielen Dank, Oberclown, für die Ausarbeitung dieses Punktes - volle Zustimmung. Interessant vielleicht auch an dieser Stelle, dass ein Verbot noch nie funktioniert hat (zumindest nicht so, wie sich das die Verbotaufsteller vorstellten): Drogenverbot, Prohibition in den USA, Sex außerhalb der Ehe, Homosexualität usw.usf..
Solange der Amoklauf vorher angekündigt wird, kann man bereits jetzt nach §126 StGB anklagen. Vielleicht sind die bis zu drei Jahre Haft aber noch viel zu gering, um abschreckende Wirkung zu zeigen.
"Als Anstifter wird gleich einem Täter bestraft, wer vorsätzlich eine rechtswidrige Tat ankündigt."
Wenn das nicht hilft, dann muss wohl Art. 102 GG abgeschafft werden damit wir alle wieder in Ruhe schlafen können ;)
@Andreas
In meinen Augen beruhen auch Regierungen auf Letztbegründungen, denn wenn man §126 liest, so müsste sich der Gesetzgeber selbst verurteilen, da er hier genau die Verbrechen androht, die er mit selbigem bestrafen will (Androhung von Freiheitsentzug als Stichwort).
Ich vermute, dass nicht mehr oder schärfere Gesetze die Lösung sind, sondern eher das Gegenteil - weniger Verbote und mehr Eigenverantwortung.
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