Sonntag, Februar 09, 2020

Das Wort zum Sonntag #73

Thema heute: Religionskritik

Aktueller Anlass zu diesem Thema sind die Morddrohungen gegen eine 16jährige Französin die, wie z.B. hier zu lesen ist, folgendes gesagt haben soll:

„Ich hasse Religion, der Koran ist voller Hass… Eure Religion ist Scheiße“

Gut, das ist jetzt nicht besonders fundiert, aber es ist halt ihre Meinung (meine übrigens auch). Ich denke, dass (fast) alle Religionen die Menschen eher spalten, als sie zusammenzubringen und bei (fast) allen Religionen muss man sich als gemäßigter Gläubiger mit einem gehörigen Doppeldenk über die Hasstiraden, die sowohl in der Bibel, als auch im Koran (oder der jeweiligen heiligen Schrift) zu finden sind, hinwegsetzen.

Auch ist es ein natürliches, evolutionsbedingtes Verhalten, dass wir unsere Ansichten nicht so schnell ändern. Wer immer schon der Meinung war, dass Wünschelrutengehen oder Homöopathie funktioniert, der lässt sich nicht durch ein paar kritische Argumente davon abbringen. Jeder vermeintliche Beleg für die Wirksamkeit (ich habe Wasser entdeckt! ich wurde durch Globuli vom Schnupfen geheilt!), bestärkt den eigenen Glauben mehr, als er durch ein Argument (Wünschelrutengehen wurde noch NIE unter Laborbedinungen bestätigt. Homöopathika enthalten keinen Wirkstoff und konnten noch nie eine Wirkung über dem Placeboeffekt belegen) erschüttert werden könnte.

Schlimmer noch, wenn man in so einem Glaubenssystem verhaftet ist, ist jede kritische Betrachtung natürlich auch in gewisser Weise ein Angriff gegen die eigene Person, weil man sich ja mit dem System identifiziert, ein Teil von diesem ist. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Christen sich sehr wohl der Islamkritik bewusst sind und diese zum großen Teil auch akzeptieren, sobald man aber die gleichen Kritikpunkte für das Christentum anwendet (zirkuläre Logik, ein behaupteter Gott & Gottessohn, keine externen Quellen, logische Fehler), wird diese rigoros abgelehnt.



Unser Zusammenleben basiert aber leider nicht auf Wünsch-Dir-Was, sondern auf Fakten. Folgende Punkte müssen von allen in einer zivilisierten Gesellschaft eingehalten werden:
  1. Wer eine Existenz (Gott, Wirksamkeit der Homöopathie usw.) behauptet, ist auch für die Belege zuständig. Die Belege müssen prüfbar sein (Stimmen im Kopf zählen z.B. nicht).
  2. Aus einer unprüfbaren Existenzbehauptung dürfen keine allgemeingültigen Regeln oder ethische Prinzipien abgeleitet werden (z.B. für Gott ist Homosexualität eine Abscheulichkeit oder gegen Krebs hilft Nux Vomica C30)
  3. Wenn eine Existenzbehauptung nach außen propagiert wird oder sogar missioniert wird, dann darf diese auch kritisiert werden.
D.h. (und das habe ich schon mehrfach betont) wenn Religion Privatsache ist, wenn Homöopathie nicht vom Solidarsystem finanziert wird, dann besteht auch kein Grund das öffentlich zu kritisieren, einfach weil es nicht mehr öffentlich ist. Ob sich Erwachsene ein Loch ins Knie bohren, sich Metall unter die Haut schieben oder Beilagscheiben in die Ohrlöcher stopfen, ist mir egal und deren Privatvergnügen. Wenn aber plötzlich Forderungen auftauchen, wir müssten alle einen Nasenring tragen, weil es der große Schwupsdibubsdi so vorgeschrieben hat, dann muss man das hinterfragen, kritisieren und auch ins Lächerliche ziehen dürfen. Wenn Kinder, deren physische und psychische Misshandlung durch die Eltern wir mittlerweile sogar per Gesetz verbieten, mit Höllendrohungen drangsaliert oder ihre Genitalien auf Grund barbarischer religiöser Traditionen "zugeschnitten" werden, dann müssen wir uns einmischen, dann müssen wir aufstehen und diese Riten, diese Praktiken und diese Weltanschauungen hinterfragen.

Eine Weltanschauungs- oder Glaubensgemeinschaft, die sich dem nicht stellt, die nicht bereit ist, solche Praktiken zu überdenken und ihre Religion in Einklang mit dem Grundgesetz bzw. der Verfassung und der allgemeinen Menschenrechte zu bringen, die hat in meinen Augen in unserer Gesellschaft nichts verloren. Stellte sie doch ihre religiösen Werte damit über die höchsten Werte, die der Rest der Gesellschaft anerkennt. Und Religionsfreiheit heißt eben nicht, dass alles erlaubt, dass Polen offen ist, sondern dass die freie Religionsausübung vom Staat geschützt wird, aber nur solange bis keine Rechte dritter beeinträchtigt werden. Wäre dem nicht so, so könnte man das Ermorden der Ungläubigen durch gläubige Muslime (wie es im Koran steht "und tötet sie, wo immer ihr sie findet" Sure 4,89) einfach mit der freien Ausübung ihres Glaubens rechtfertigen.

In einer pluralistischen, rechtsstaatlichen Gesellschaft muss es Grenzen geben, verbindliche Grenzen, die für alle ungesehen ihrer Weltanschauung, Hautfarbe oder Geschlecht gelten. Kinderschutz ist eine solche Grenze, wenn auch aktuell in Deutschland noch mit einem Mal der Schande belegt. Rechtsstaatlichkeit, demokratische Prinzipien und Menschenrechte wären weitere nicht verhandelbare Grenzen, unter die sich Weltanschauungen unterzuordnen haben.
Und wenn man gegen diese Grenzen eine Religion wie den Islam laufen lässt, dann führt der Faktencheck dazu, dass es sich bei "Allah" offensichtlich um einen ohnmächtigen Gott handelt, der religiöser Fanatiker bedarf, die seinen Namen verteidigen und von dessen Existenz uns angeblich von einem kriegstreibenden, pädophilen Arschloch Analphabeten berichtet wurde, der Stimmen im Kopf hörte.
Diese Sätze muss man immer und immer wieder sagen können, ohne dass Morddrohungen ausgesprochen werden und ohne dass man am nächsten Baum gesteinigt wird. Jemand der in diesem Land lebt und gläubig ist, muss das aushalten können, so wie ich als Atheist die Kirchenglocken, die Pfarrbriefe in meinen Briefkasten und die Durchseuchung des "christlichen Abendlands" mit einem Filz aus Politik und den beiden Großkirchen aushalten muss. Das zeichnet uns aus, und wem das nicht passt, der kann sich einen Wohnsitz in Saudi-Arabien oder dem Vatikanstaat suchen.

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