Samstag, September 07, 2019

Neulich an der Grenze...

Man kann an seine Grenzen gehen, Grenzen überschreiten, Mauern einreißen und sich in die Schranken weisen lassen. Was man aber i.d.R. nicht kann: den Zoll vermeiden.

Geschichtlich gesehen, hat der Zoll als Wegezoll, also eine Art Maut angefangen - boshaft könnte man hier auch von Wegelagerei sprechen, so es sich nicht um einen Weg bzw. Straße handelte, die unterhalten werden muss, bis er dann später zu dem ausgebaut wurde, als das wir ihn heute kennen: ein "Steuerungsinstrument" für alles mögliche.

I.d.R. sprechen Politiker gern von "Schutzzöllen" (die ja auch Donald Duck Trump erhoben hat, angeblich um die eigene Industrie zu stärken), was suggerieren soll, dass hier etwas geschützt wird. Ebenso spricht man von "Strafzöllen", durch die scheinbar etwas bestraft werden soll. Insgesamt bekommt man als unbeteiligt Außenstehender den Eindruck, dass diese ganze Zollerheberei prinzipiell etwas gutes sei, das genaue Gegenteil ist jedoch der Fall.
Angenommen Firma X produziert im Inland ein Produkt A zum Preis von a. Gleiches macht Firma Y mit Produkt B zum Preis von b. Gesetzt den Fall A und B sind in etwa gleichwertig (also z.B. gleich gute T-Shirts nur in anderen Farben o.ä.). B wird mit seinem Produkt im Land von X nur dann auf den Markt kommen wenn gilt (angenommen beide wollen den gleichen Gewinn einstreichen):
  • a + Gewinn = b + Transportkosten + Gewinn
Kommt jetzt noch ein Einfuhrzoll auf Produkt b, dann sieht das so aus:
  • a + Gewinn = b + Transportkosten + Zoll + Gewinn
Daraus folgt, dass ein Produkt nur dann am Markt im Land von X erscheint, wenn gilt:
  • b <= a - Zoll - Transportkosten
D.h. sind die Zölle zu hoch, gibt es weniger Vielfalt auf den Märkten im Land von X.

Was noch hinzukommt - und dieser Denkfehler wird auch häufig begangen bzw. suggeriert - dass Y die (Straf-/Schutz-)Zölle bezahlt. Das ist nicht der Fall, denn entweder das Produkt kommt auf den Markt, weil obenstehende Preisregel gilt, dann zahlt der Konsument den Straf-/Schutzzoll oder es ist eben gar nicht auf dem Markt. D.h. Zölle wenden sich immer gegen die eigene Bevölkerung und nie gegen den Produzenten im Ausland oder gar ein anderes Land.

Besser wäre eine Eingangskontrolle auf Grundlage anderer Kriterien, wie z.B. des Herstellungsprozesses o.ä..

Hier noch mal eine (unvollständige) Aufstellung, was an Zöllen erhoben wird. Hinzu kommt natürlich noch die Einfuhrumsatzsteuer von 19%.

Wie man deutlich erkennen kann, hat hier ein Beamter aus dem Zoll- und/oder Finanzministerium mit einem Zwanzigerwürfel die Zollsätze erwürfelt errechnet. Warum kosten Klamotten aus Stoff 14%, Klamotten aus Leder nur 4% aber ein Gürtel wiederum 5% und ein Rucksack dann 3%? Wahrscheinlich muss man hier Zolloberamtsrat sein, um das nachvollziehen zu können.

Doch wer der Meinung ist, das wäre so einfach, der hat sicherlich noch nicht die Bekanntschaft mit den Zolltarifnummern gemacht...
Möchte man z.B. Kartoffelchips einführen, dann schlagen diese folgendes vor:
D.h. man kann "Chips" sagen oder "Kartoffeln in dünnen Scheiben, in Fett oder in Öl gebacken, auch gesalzen oder aromatisiert, in luftdicht verschlossenen Verpackungen, zum unmittelbaren Genuss geeignet, ungefroren".
Auf der anderen Seite, wer gerne ein bisschen Plutonium einführen möchte (ohne Uran! ganz wichtig!), der kann es mit der 28442099 (die ersten 4 Stellen sind m.W. international standardisiert) versuchen "Plutonium und seine Verbindungen; Legierungen, Dispersionen, einschl. Cermets, keramische Erzeugnisse und Mischungen, die Plutonium oder Verbindungen dieses Erzeugnisses enthalten (ausg. Mischungen von Uran und Plutonium)" - Falls nicht genug Arbeit vorhanden ist, dann muss man sich halt welche machen... 😜

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