Mittwoch, Oktober 14, 2009

Neulich bei der Fristenlösung...

Zur Zeit stürzt sich die österreichische Kirche mal wieder auf das Dauerthema Abtreibung. Schade eigentlich, dass auch das ef-magazin ins gleiche Horn bläst und in verschwörungstheoretischer Manier einen Bezug zwischen dem unverdienten Nobelpreis Obamas und dem ebenso unverdienten Nobelpreis Mutter Teresas herstellt, deren "noch heute zu Tränen rührenden Dankesrede" nämlich vor allem eines war, religiöser Schwurbel vermischt mit Anti-Abtreibungspropaganda.

Doch zurück zu Österreich und dem Bischof Küng, der im profil ein Interview gab, welches in vollem Wortlaut auf kath.net veröffentlicht wurde. Darin sagt er folgendes:
Wie könnten strafrechtliche Maßnahmen aussehen? Zu bedenken ist, dass schwangere Frauen in Konfliktsituationen oft unter großem Druck stehen. Auch Frauen haben natürlich ihre Verantwortung - Abtreibung ist und bleibt immer ein Strafbestand, auch in der jetzt geltenden Regelung ist das so -, aber es kann auch mildernde Gründe geben, die insbesondere bei betroffenen Frauen zu berücksichtigen sind. Ich würde bei jenen ansetzen, die auf eine schwangere Frau Druck ausüben, das Kind abtreiben zu lassen. Das kann der Kindesvater sein oder andere Personen; bezüglich Arbeitgeber gibt es schon Strafbestimmungen. Die Ärzte müssen in die Pflicht genommen werden. Die Kirche fordert seit Jahren, verschiedene Punkte gesetzlich festzulegen und bei Nichtbefolgung zu bestrafen; z. B. Einhalten einer Bedenkfrist, umfassende Informationspflicht über alle Folgen einer Abtreibung, verpflichtender Hinweis auf angemessene psychosoziale Beratung, verpflichtende Aufforderung zur Konsultation eines anderen Arztes. Das wären jedenfalls erste kleine Schritte in die richtige Richtung.

Der Bischof möchte natürlich nur diejenigen hinter Gitter sehen, die eine Frau zur Abtreibung überreden (oder diese durchführen), da hier der wirre Gedankengang dahintersteckt, dass eine Schwangerschaft gottgewollt und somit per se gut ist. Würde der St.Pöltener Röckchenträger aber das was er sagt ernst nehmen, so müsste er auch Strafen für all jene fordern (also quasi auch für sich), die auf eine abtreibungswillige Frau Druck ausüben, den Fötus auszutragen.
Die Kirche fordert, das dürfte aus meinen Antworten klar geworden sein, nicht so sehr die strafrechtliche Verfolgung schwangerer Frauen, als vielmehr den Schutz wehrloser Kinder und dann auch den Schutz schwangerer Frauen vor dem Druck außenstehender Personen. Außerdem gehören Verantwortungslosigkeit und Geschäftemacherei mit dem Leben bestraft. Und ich wage zu behaupten, die Kirche muss sich bei diesem Thema immer wieder einmischen, es ist ihre Pflicht, zum Wohle der Menschen und der ganzen Gesellschaft ihre Stimme zu erheben. Denn wie schon Kardinal König wiederholt sagte, die Abtreibung hinterlässt eine tiefe Wunde in der Gesellschaft.
Auch hinter dieser leidigen Abtreibungsdiskussion steckt wieder mal die Annahme, dass Menschen nicht fähig sind selbst Entscheidungen für ihr Leben zu treffen und dass somit andere Leute wie Politiker oder Bischöfe (die aber gemäß dieser Denke ja auch keine Entscheidungen für ihr eigenes Leben treffen können, geschweige denn für das anderer) entscheiden müssen, was diese zu tun oder zu lassen haben. Vorgeblich wird ad nauseam von "Schutz" (des ungeborenen Lebens, der Mutter etc.) gesprochen, faktisch handelt es sich aber nur um einen weiteren Ansatzpunkt Zwangsmaßnahmen vorzunehmen und über das Leben anderer Leute bestimmen zu wollen.

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