Mittwoch, Januar 07, 2009

Lord Helmchen revolution...

Prosit Neujahr!

Vermutlich hat jeder mitbekommen, dass Dieter Althaus, seines Zeichens CDU Ministerpräsident von Thürigen, am 1. Januar in einen Skiunfall auf österreichs Pisten verwickelt war. Bekannt ist derzeit folgendes:
  • Althaus trug einen Helm und überlebte schwerverletzt
  • die Frau trug keinen Helm und starb auf dem Weg ins Krankenhaus
Auf Grund dessen gibt es einen Run auf Skihelme, da man - wie beim Radfahren - in die Denkfalle tappt, dass ein Helm das Leben rette. Dabei ist der einzige Garant dafür eine umsichtige und vorsichtige Fahrweise, welche man leider immer weniger und weniger beobachten kann. Einer der wenigen, die die Faktenlage richtig einschätzen, ist der Ufallchirurg Christoph Kruis, der im SZ-Artikel so zitiert wird:
"Medizinisch betrachtet bietet ein Helm Schutz vor Gewalteinwirkung und bietet dem Individuum zweifelsfrei einen Vorteil." [...] "Im Bergsport ist immer wieder zu beobachten, dass ein Zusatz an objektiver Sicherheit durch bessere Ausrüstung sehr schnell egalisiert wird durch eine dadurch erst verursachte höhere Risikobereitschaft." [...] "Die Menschen müssen Eigenverantwortung übernehmen. Beim Sprung von einem 50 Meter hohen Kirchturm haben Sie beim Aufprall eine Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometern. Den gleichen Effekt haben Sie, wenn zwei Skifahrer mit 50 Stundenkilometern aufeinander prallen. Diese Dimension ist den meisten Skifahrern gar nicht klar."

Und speziell diese erhöhte Risikobereitschaft kann ich aus eigener Erfahrung nur bestätigen. Leute, die erst eine Woche auf den Brettern stehen, düsen die viel zu leichten Pisten in einem viel zu hohen Tempo hinunter. Ein Sturzhelm (denn wie beim Fahrradhelm ist vom Skihelm auch nicht viel mehr zu erwarten) erhöht die eigene gefühlte Sicherheit und zugleich aber auch das Risiko aller anderen Skifahrer durch die riskantere Fahrweise.

Und wenn man sich diesen Video ansieht, dann liegt bei mir die Vermutung nahe, dass die Frau (von der man immer weniger und weniger hört, war sie doch nur Hausfrau und 4fache Mutter, noch dazu aus Slowakei! - da ist ein Ministerpräsident natürlich wichtiger...) nur deswegen sterben musste, weil Althaus über seine Verhältnisse fuhr, evtl. nach vorherigem Genuss von 1-2 Jagertee - das wird die Blutuntersuchung zeigen, und ihrem ungeschützten Kopf noch mal ordentlich eins mit seinem Sturzhelm eingeschenkt hat (oder er hatte einfach den besseren Betonschädel?). Gestützt wird diese These vom ungewöhnlichen Unfallort, der tief in der Piste der Frau lag (wie man hier oder hier sehen kann) und von meinen persönlichen Erfahrungen. Um derartige Verletzungen auf beiden Seiten hervorzurufen muss man schon mit ordentlichem Tempo unterwegs sein - kontrolliertes Abschwingen genügt hier nicht. Wie passend auch, dass keine Zeugen aufzufinden sind, obwohl ich menschenleere Pisten seit 20 Jahren nicht mehr gesehen habe, und Althaus unter Amnesie leidet. Honi soit qui mal y pense...

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Einer der wenigen, die die Faktenlage richtig einschätzen, ist der Unfallchirurg Christoph Kruis, der im SZ-Artikel so zitiert wird:

"Medizinisch betrachtet bietet ein Helm Schutz vor Gewalteinwirkung und bietet dem Individuum zweifelsfrei einen Vorteil." [...] "Im Bergsport ist immer wieder zu beobachten, dass ein Zusatz an objektiver Sicherheit durch bessere Ausrüstung sehr schnell egalisiert wird durch eine dadurch erst verursachte höhere Risikobereitschaft." [...] "Die Menschen müssen Eigenverantwortung übernehmen. Beim Sprung von einem 50 Meter hohen Kirchturm haben Sie beim Aufprall eine Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometern. Den gleichen Effekt haben Sie, wenn zwei Skifahrer mit 50 Stundenkilometern aufeinander prallen. Diese Dimension ist den meisten Skifahrern gar nicht klar."

Anonym hat gesagt…

Ich muss hier doch anmerken, dass bei Christoph Kruis die Ausbildung zum Unfallchirurgen wohl nicht dazu beigetragen hat, dass er "die Faktenlage richtig einschätzen" kann.
Kruis:
"Beim Sprung von einem 50 Meter hohen Kirchturm haben Sie beim Aufprall eine Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometern. Den gleichen Effekt haben Sie, wenn zwei Skifahrer mit 50 Stundenkilometern aufeinander prallen. Diese Dimension ist den meisten Skifahrern gar nicht klar."
Und das ist richtig so, denn diese Dimension ist ja auch schlichtweg falsch!
Wenn zwei Skifahrer mit 50 km/h aufeinanderprallen, bremsen sie abrupt von 50 km/h auf 0 km/h ab. Man könnte auch zwischen beide eine massive Wand stellen, der Effekt wäre der gleiche.
Das ist eben nicht dasselbe, wie wenn man von 100 km/h auf 0 abgebremst wird.

Anonym hat gesagt…

Da hat der Anonymus vermutlich recht.

Dewegen hier Physik mit dem Oberclown:

Kinder gut aufgepasst das kommt im Test dran.

Wenn man mit einer Geschwindigkeit v auf ein Hinderniss Prallt das steht haben wir eine Relativgeschwindigkeit von v, die auf 0 abgebremst wird. Genauso bei einer Geschwindigkeit von v/2 bei einem Hinderniss, das mit v/2 entgegen kommt.

Aber hier lauert die Denkfalle. Die Verletzungen werden ja nicht von der Relativgeschwindigkeit verursacht, sondern von der kinetischen Energie.

Für die Kinetische Energie gilt:

E = 1/2 m * v²

Wenn also jemand mit der geschwindigkeit v auf ein stehendes Hindernis prallt ist die Energie, die ihn verletzt:
1/2 m * v²

wenn 2 Leute aneinanderprallen und wir annehmen ihre kinetische Energie wird direkt für Verletzungen verwendbar, sprich sie stehen dann (das klappt so nur bei einem frontalen Zusammenstoss und hinreichend ähnlicher Masse). Dann ist die Energie, die Verletzen kann die Kinetische Energie des Ersten + die des zweiten.

E1 + E2 = 1/2*m1*(v/2)² + 1/2*m2*(v/2)²

Wenn wir jetzt den schlimmsten Fall annehmen also m1 = m2 gilt:
E1 + E2 = 1/2*m*( (v/2)² + (v/2)² ) =
1/2*m*( 2* (v/2)² ) = 1/2*m*(2*v²/4) =
1/4 * m * v²

also halb so hoch wie beim Sturz vom Kirchturm.

Wer es haben will kann unter verwendung populärer Erhaltungssätze erklärt bekommen, warum die gleiche Masse und genau frontaler Aufprall wirklich der worst case sind.