Präsident George Bush hatte Gesetze erlassen, dass Embryonenforschung nicht aus Steuermitteln finanziert werden dürfe. Bei der Forschung an menschlichen embryonalen Stammzellen werden Embryonen, Menschen im frühesten Stadium, künstlich hergestellt und wieder zerstört.
Anscheinend ist es nicht zur Redaktion vorgedrungen, dass in Amerika der Präsident nicht die Gesetze erlässt, sondern der Senat in Verbindung mit dem Repräsentantenhaus. Weiters ist es schon recht dreist, Embryonen als "Menschen im frühesten Stadium" zu bezeichnen, besitzten diese doch noch nicht mal ein Nervensystem, d.h. jedes ausgewachsene Rindvieh ist dem Menschen ähnlicher als 2-3 Tage alte Zellhaufen, welche bei der Stammzellenforschung benötigt werden. D.h. erst wenn die religiösen Schreihälse alle Vegetarier geworden sind und das Schlachten von empfindungsfähigen Wesen in Schlachthäusern genauso verurteilen, wie die Entnahme von gefühlsunfähigen Zellklumpen, dann könnte man ihnen eine gewisse Glaubwürdigkeit bescheinigen.
Doch es geht noch weiter:
Kardinal Javier Lozano Barragán, der Hauptzuständige des Vatikans für Gesundheitsfragen, bekräftigte am Dienstag die Haltung des Vatikans, der die verbrauchende Forschung an menschlichen Embryonen grundsätzlich ablehnt. Der Heilige Stuhl werde sich Obamas Vorhaben widersetzen.
Das ist ja ganz großes Kino. Der Vatikan, der seine Frauen ohnehin nur in der Rolle von Dienstmägden sieht und keinerlei medizinische Forschung betreibt, lehnt verbrauchende Forschung an Embryonen ab. Das ist ungefähr genau so sinnvoll, wie wenn die Niederlande die Forschung an der Höhenkrankheit ablehnen.
Und ob sich der Vatikan mit seinen ca. 500 Einwohnern sich Obama "widersetzt" oder nicht, sollte dem Präsidenten von 320 Millionen Amerikanern, gelinde gesagt, am Arsch vorbeigehen. Aber schön, dass wir darüber gesprochen haben.
3 Kommentare:
Zu dumm für die Katholiken - da hatten die US-Bischöfe klar für McCain und Palin plädiert, aber die Wähler haben leider anders entschieden.
Offensichtlich kann man Wahlen nicht mehr von der Kanzel aus entscheiden.
Zum Glück.
Man höre und staune - kritische Stimmen zur Betonhaltung der amerikanischen Bischöfe kommen AUS ROM! So erklärt Ferdinand Oertel auf Radio Vatican:
http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=242510
Da sehe ich auch eine Chance für einen kleinen Wandel innerhalb der Kirche, insbesondere der Bischöfe, wenn sie sich mehr in diesem Sinn freiheitlicher Auffassungen zur Eigenverantwortung ihrer Gläubigen im Sinne des Lehramtes äußern, als punktuell ein Thema herauszugreifen, wie jetzt die Abtreibung, (wonach die Mehrzahl der Katholiken sich ja nicht gerichtet hat, denn die haben auch Obama gewählt) und wenn sie sich nicht zu oft in allzu kleinlichen Fragen traditioneller Art verfangen, wie jetzt auch wieder in der breit aufgefächerten kontroversen Diskussion, ob man die Kommunion einem Politiker verweigern müsse, der nicht streng die katholischen Lehren vertritt. Allerdings ist die Mehrzahl der Bischöfe da auch schon offener gewesen, insofern sie gesagt hat, auch nach Kirchenlehre muss jeder einzelne entscheiden, ob er zur Kommunion geht oder nicht. Wenn die Bischöfe und die Kirche sich nicht in diesen Dingen weiter verlieren, sondern sich auf das konzentrieren, was sie jetzt auch auf der kommenden Bischofskonferenz in zehn Tagen beraten wollen – Probleme der Armenversorgung, der Fürsorge für die Einwanderer, der Wohnungsunterstützung, das würde eher den sozialen Zielen dienen, die auch Obama verfolgt.
Offenbar hat man selbst unter den Kurienmitglieder eingesehen, daß es PR-mäßig etwas schlecht rüber kommt, wenn man erst mit dem Verbrecher und Hundertausendfachen Mörder Bush kuschelt und dann diejenigen, die antreten um Kriege und Folter zu beenden mit Verweigerung der Kommunion bedroht.
Nur bei kath.net ist das noch nicht durchgedrungen.
Aber, daß dort die Intelligenz zuhause wäre, hat ja auch niemand behauptet.
Zu dem Teil mit den Gesetzen noch:
Stammzellenforschung, welche mit öffentlichen Mitteln unterstüzt wird ist möglich, jedoch nur mit Einschränkungen. Verbot ist sie nicht. Außerdem hat Bush lediglich ein Veto eingelegt gegen ein Gesetz, welches diese Einschränkungen aufheben sollte. Also auch hier nix mit Gesetzen (eigentlich ist es sogar andersrum, er hat Gesetze verhindert, nicht erlassen)
@Emerald
Vielen Dank für die Klarstellung.
@Tammox
Natürlich auch hier wieder mal vielen Dank für die (wie immer) ausführliche Bereicherung des Artikels. ;-)
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